Astrologie Heute Nr. 147 (Oktober 2010)
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Astrologie Heute Nr. 147
Oktober 2010

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 147 bestellen
Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 
«Ich krieg gleich ’ne Krise …»

 
von Barbara Egert
 

 
Moni ist nicht krisenfest, das weiss ich. Um ehrlich zu sein, halte ich sie für hysterisch, aber das darf man höchstens denken und niemals aussprechen, noch nicht mal so gucken, als ob man es denkt. Eine Wespe nähert sich ihr bis auf 100 Flügelschläge, und sie schreit wie am Spiess. Ich frage sie nach ihrer Wespenerfahrung. «Keine», krakeelt sie um sich schlagend. Ich sage ihr, sie solle sich ruhig verhalten, denn das Wespenauge nähme nur schnelle und keine langsamen Bewegungen wahr. So würde sich das Tierchen nicht bedroht fühlen, und die Stechchancen sänken. Aber sie hampelt und zappelt, und ich denke: «Die macht das arme Tier (na ja) ganz konfus, und mich gleich mit.» Die Wespe entschwindet dann durch das geöffnete Fenster, und Moni sinkt erschöpft in den Sessel.
 
Wieso wundere ich mich eigentlich? Ihr Mond/Uranus-Quadrat stürzt sie regelmässig in tiefe Krisen und warnt durch ihren abgedrehten Blick ihr Umfeld schon vor: «Ich krieg gleich ’ne Krise!» Immerhin hat Moni keine Spinnenphobie. Wenn sie allerdings dieses harmlose Tierchen, womöglich noch in dessen Netz, sichtet, ruft sie voller Emphase: «Iiiih, eine Spinne!», beäugt sie von Ferne und hat Angst, dass sie zu der Beute gehören könnte, die Spinnen mit ihrem Netz einfangen. Meine Beschwichtigung, dass sie doch kein Insekt sei, fruchtet wenig. Spinnen scheinen viele Gemüter zu erregen, fand ich doch im Internet die ernst gemeinte Frage, ob Spinnen im Staubsauger sterben. Daraufhin entwickelte sich eine Debatte über diverse Staubsaugertypen und die Überlebenschancen von Spinnen. Diese Diskussion gehört sicher ins sechste Haus, da sind ja unter anderem unsere alltäglichen Pflichten und eben auch Haustiere angesiedelt: Experimente mit Spinnen und Staubsauger.
 
An eine tierische Krise erinnere ich mich mit Grausen noch sehr gut: Als wir einst im Herbst nach einem heissen Sommer in unser Domizil auf Mallorca kamen, hatten Hunderte – oder, wie’s schien, Tausende – von Maden die ganze Küche bevölkert. Sie klebten in allen Schränken, Töpfen, in Gewürzgläsern, im Backofen … einfach überall, und krochen von der Küchendecke bereits zielstrebig ins Wohnzimmer («schuld» waren zurückgelassene Haferflocken). Mein Mann schnappte sich den Staubsauger, um wenigstens die sichtbaren Maden einzufangen. Wir hatten alsbald den Beweis, dass Maden im Staubsauger überleben, denn als wir diesen im Treppenhaus abstellten, befanden sie sich bereits nach kurzer Zeit wieder im Vormarsch. An diesem Tag stand der laufende Uranus aus dem vierten Haus genau im Quadrat zu meinem AC und in der Halbsummendistanz zu Mars/Saturn.
 
Es ist ja bekannt und meistens auch nicht zu übersehen oder besser zu überhören, dass jemand mit einem Spannungswinkel von Merkur/Uranus nicht sehr krisenresistent ist. Manchmal kündigt schon ein nervöser Tic die Spannung an, und die ist ansteckend. Schliesslich fängt man ebenfalls an, sich zu kratzen, plinkert mit den Augen, hüstelt und räuspert sich, läuft etwas irre hin und her und möchte sich einfach nur schütteln – die krisenhaften Erscheinungen abschütteln. Wenn man Merkur/Uranus vorwirft: «Ich krieg gleich ’ne Krise», sagt der mit sich überschlagender Stimme: «… und ich hab sie schon!» Das Beste ist, man nimmt Reissaus …
 
Aber auch Saturn mit seiner TÜV-Funktion kann uns in Krisen stürzen. Stellen wir uns einen Widder mit Mars-Quadrat zur Sonne vor, und über diese Konstellation geht nun, gemächlichen Schrittes, Saturn, und wenn wir Pech haben, bleibt er sogar noch stehen. Da hilft kein «Mit dem Kopf durch die Wand» (dann landen wir im Krankenhaus) oder «Angriff ist die beste Verteidigung». Vielleicht sollte sich Mars lieber an manchem Tierverhalten orientieren, wo der Unterlegene dem Rivalen durch «Beschwichtigungsgebärden» zeigt, dass er sich geschlagen gibt – dadurch werden weitere Angriffe verhindert.
 
Und wenn Mars unsere Sonne, den Mond, Uranus, Neptun oder Pluto transitiert? Wir stehen morgens schon mit dem linken Bein zuerst auf. Es droht Ungemach, denn nach der Aberglaubenregel ist links die Seite, von der das Unheil kommt. Da hilft auch kein Seufzen: «Ach, wäre ich doch mit dem rechten Bein aufgestanden …!» Beim Öffnen der Milchtüte macht es platsch, die Verpackung des Kaffees ist nur mit Messer und Schere zu öffnen, und das Pulver landet bei der Milch auf dem Küchentisch, der Honig trieft, die Toastscheibe brennt an, weil jemand (ich jedenfalls nicht!) an der Skala gedreht hat usw. usf. Einen Schuldigen für dieses morgendliche Inferno müssen wir ja finden! Am liebsten würden wir die Verpackungsindustrie verklagen, denn die haben wir schon lange auf dem Kieker. Aber näher würde es vielleicht liegen, einen Blick in die Ephemeriden zu werfen. «In der Krise beweist sich der Charakter», sagte Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt einmal. Tja, und der Charakter lacht uns ja aus unserem Radix entgegen.
 

 
Barbara Egert,
geprüfte Astrologin DAV; jahrzehntelange Astrologie-Erfahrung; astrologische Beratungen und Kurse in D-Berlin; diverse Fachpublikationen; ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE; Autorin von Galiastro-Texten; Buch: «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (E-Mail: Barbara Egert)