Astrologie Heute Nr. 155 (Februar 2012) - Bücherschau
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Astrologie Heute Nr. 155
Februar 2012

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 155 bestellen

 


B Ü C H E R S C H A U

 

Aus der Quelle des weiblichen Prinzips
 
Verena Bachmann
Die Macht des Weiblichen
Astrologische Symbolik im Spiegel des Wandels
 
brosch., 136 S., €-D 19,00 / €-A 19,60 / sFr. 25.00 fPr
Edition Astrodata, Wettswil 2011

     

Das Thema des Weiblichen ist schon längere Zeit im Umbruch. Eigentlich hat es gegen Ende des 19. Jahrhunderts angefangen, als Frauen kollektiv auf die Strasse gingen, um Gleichberechtigung zu fordern. Damals erschien auch das Buch «Sie» von Henry Rider Haggard, und später sein «Ayesha – Sie kehrt zurück». Das sind zwei Bücher, die sowohl von Freud wie auch von Jung erwähnt worden sind. Sie beschreiben in Form einer Novelle das Ewig-Weibliche in ihrer dunklen und ihrer hellen Seite, aber vor allem magisch und voller Kraft, als ewige Königin und Zauberin. Seit der Publikation von «Sie» 1887 sind diese Bücher immer in Buchhandlungen präsent gewesen, was ein Zeichen dafür ist, dass die Rolle und das Bild des Weiblichen sich ändern sollten … Aber solche Prozesse dauern lange.

Im April 1987, also genau ein Jahrhundert später, publizierte Dr. Barbara Black Koltuv, eine jungsche Analytikerin, ein faszinierendes Buch: «The Book of Lilith». Anhand von Träumen ihrer Klienten hatte sie bemerkt, wie stark die ursprüngliche, kräftige weibliche Energie sich rührte und im Leben von Frauen und Männern einen Platz suchte. Sie hat darum intensiv die ursprüngliche Bedeutung von Lilith im «Zohar» und anderen alten Quellen studiert und das im ersten Teil ihres Buches beschrieben. Der zweite Teil enthält ihre Erfahrungen aus der Praxis.

Auch ich habe in meiner Praxis diese Bewegungen in der kollektiven Psyche beobachten können, und ich habe es auch in mir selber gespürt. Ich denke, es ist seit einem halben Jahrhundert tatsächlich in den meisten von uns aktiv und wird immer stärker. Wenn man nicht weiss, was es ist, spürt man vor allem nur eine gewisse gefühlsmässige Unruhe, ohne zu wissen, woher diese kommt und was sie bedeutet. Es braucht Vorläufer, um uns zu helfen, diese unterschwellige, aber wichtige Zeitqualität zu verstehen.

Verena Bachmann ist so eine Vorläuferin, sowohl als Mensch wie als Astrologin, und sie hat schon früh diese Energie gespürt, hat erfahren, dass Feminismus allein nicht befriedigend ist, und grössere Tiefe gesucht. Diese hat sie gefunden, in derselben Richtung wie Barbara Black Koltuv. Seitdem hat sich Verena intensiv mit Lilith im Horoskop beschäftigt. Und nicht nur das: Sie beschränkt ihre Erfahrungen und Ansichten nicht auf die astrologische Deutung, sondern bettet diese ein in eine gleichberechtigte Schau auf das Weibliche und das Männliche: dass diese sich ergänzen und nicht das Eine das Andere dominiert. Und dies alles ist nachzulesen in ihrem neuen Buch Die Macht des Weiblichen.

Immer mehr sehen wir, dass Themen und Energien der alten Grossen Göttin zurückkehren, sowohl in persönlichen Beziehungen wie in unserem Verhältnis zur Natur oder in der Wirtschaft. Verena zeigt uns, dass wir im Horoskop die Energien und Tendenzen der Grossen Göttin erkennen können – im Schwarzen Mond: Lilith. Ja, wir sehen, dass wir Lilith nicht verstehen können ohne uns die Gesetze und Rhythmen der Grossen Göttin anzuschauen.

Wir lernen aus diesem Buch etwas über die Kräfte und Gesetze der Grossen Göttin anhand der Tierkreiszeichen, in denen Lilith steht. Ihre Erscheinungsformen und archetypischen Muster kommen in den Mythen zum Ausdruck, und diese Energien entfalten sich auch in unserem Leben stark. Im Bereich der Häuser, in denen Lilith steht, erfahren wir ihre starke Magnetenergie, sowohl als Anziehungs- als auch Abstossungskräfte. Verena deutet die Lilith-Energie auch in den Elementhäusern und den Aspekten. – Dies alles natürlich, wie bei ihr gewohnt, aufgebaut auf ihrer reichen Erfahrung.

Wie sehr unsere Welt sich im Moment auch verändert, wir leben doch immer noch in einer Gesellschaft, deren Gesetze und Paradigmen männlich geprägt sind. So müssen wir immer bedenken, dass auch die Beschreibungen von Zeichen, Planeten und Häusern aus dieser patriarchalen Sicht entstanden sind. Darum hat sich Verena die weiblichen Planeten näher angeschaut, und sie wirft in diesem Buch einen neuen Blick auf ihre Deutung. Sie beschreibt Mond und Venus tiefgehend, in Metaphern, Mythologie, der Psychologie des Planetenprinzips, die Wege zum bewussten Umgang, die Fähigkeiten und Kräfte der entwickelten Energien. Aber nicht nur Mond und Venus, sondern auch Saturn und Neptun vermitteln weibliche Energien, obschon sie männliche Namen haben. Zum Schluss zeigt Verena uns, dass auch die männlichen Planeten energetisch-weibliche Funktionen haben können, und wie sich das äussert.

Bei diesem Buch spürt man, dass es aus der Quelle des weiblichen Prinzips selbst geschrieben wurde, aber mit einer männlichen Klarheit, die uns einen neuen Blick auf bekannte astrologische Faktoren erlaubt. Es wird uns sicher stimulieren, uns die Welt und die Astrologie wieder neu anzuschauen!

–Karen Hamaker-Zondag



Bestimmende Schalter
 
Rolf Freitag
Neptun und Uranus in der Horoskopdeutung
 
Pb., 160 S., € 18,90, D-Tübingen 2011

nur erhältlich bei: www.astronova.de
 

Gleich zu Anfang: Dieses Buch sei allen Astrologen dringend empfohlen. Das Ergebnis ihrer Lektüre wird massgeblich darüber entscheiden, wie sie ihren Klienten weiterhin beispielsweise zu einer «Flexibilität oder Veränderung im Denken» raten können, wenn sie selbst die vorgestellten Analysen in Zukunft ignorieren. Warum? Weil der Autor Rolf Freitag in Neptun und Uranus in der Horoskopdeutung unter anderem mit der herkömmlichen Interpretation der Zeichen Waage, Schütze, Wassermann gründlich und richtungweisend aufräumt. Wie einleuchtend er bisherige Zuordnungen scheinbar auf den Kopf und damit aber richtig stellt, sei an einem von vielen Beispielen zitiert: Stichwort: Gerechtigkeit: «Überhaupt nicht Schütze, sondern Waage (Ausgleich) + Jungfrau (Einsicht) + Fische (Ideal).» Da heisst es: Weitermachen wie bisher (falsch) oder umdenken (richtig).

Vor dem Hintergrund der Konzepte der Transaktionsanalyse kommt der Autor darüber hinaus zu einer überzeugenden Gliederung des Tierkreises nach dem Yang-Yin-Prinzip, zu einem nicht unbedingt neuen, aber ­sinnvollen «Herrscher-Alphabet» (Ce­res Herrscher von Stier, Chiron Herrscher von Jungfrau) und durch die sinnvolle Einbindung der sensitiven Punkte Lilith und Priapus zu einer differenzierten Darstellung des energetischen Schwingungsmodells und der unterschiedlichen «Rollen-Spiele» der einzelnen Planetenenergien. Es ist astro-«logisch» folgerichtig, dass Uranus (Yang/Extroversion) und Neptun (Yin/Introversion) dadurch zu den eigentlich bestimmenden und strukturierenden «Schaltern» der fünf unterschiedlichen Ich-Zustände und vier neurotischen Lebensrollen eines Menschen werden, die von Pluto in der Tiefe der Persönlichkeit verankert werden.

Zahlreiche tabellarische Zusammenstellungen bieten eine konzentrierte Übersicht über die jeweiligen Aussagen. Am Beispiel von zehn Biografien und Horoskopen bekannter Persönlichkeiten (Dalai Lama, Goethe, Che Guevara, Karl Marx, Ulrike Meinhof, Alice Schwarzer u. a.) und seinem eigenen (Respekt, das ist mutig) gibt der Autor einen detaillierten und überzeugenden Einblick in seine Analysemethoden. Also, bitte lesen und sich – selbst wenn’s schwerfällt – in Zukunft vielleicht daran orientieren.

–Peter Schlapp
 


Göttlich-rhythmi­sches Prinzip
 
Silke Schäfer

Der Kuss ist weg, aber die Liebe bleibt
Über den Rhythmus der Schöpfung

Pb., 328 S., € 22,90 / sFr. 32.90 fPr
Books on Demand, D-Norderstedt 2011

 

Bei Silke Schäfers Buch Der Kuss ist weg, aber die Liebe bleibt geht es um den grossen Rhythmus, in den wir eingebunden sind. Durch einen Kuss ihrer Tochter und vom Musical «König der Löwen» inspiriert, hat sie in diesem Buch ihre Sichtweise von den Rhythmen, in die wir eingebunden sind und in denen wir uns verwirklichen können, dargestellt. Herausgekommen ist ein sehr gut strukturiertes Buch mit der inhaltlichen Reise durch den Tierkreis. Hierbei legt sie den Schwerpunkt auf den Bewusstseinsprozess, die drei Stufen des Bewusstseins, die archetypische Betrachtung und die göttliche Idee eines jeden Tierkreiszeichens.

Ihr Mann, der Kunstmaler Felix Joy, hat zu jedem Tierkreiszeichen ein Kunstwerk geschaffen, welches die Aussagen der Autorin auf das Wesentliche reduziert. Die Druckqualität der Kunstwerke ist gut, und in dieser familiären Konstellation von Astrologin und Künstler wird das Zusammenwirken zur Inspiration, die Astrologie auf verschieden Ebenen auf sich und die Seele wirken zu lassen.

Die Autorin betont hier auch die Wirksamkeit und Wichtigkeit von Meditation und vermittelt verschiedene Techniken, die dabei behilflich sein können, sich selbst und seine Ausdrucksform zu finden. Durch das tiefe Schauen und die Meditation ist die Göttlichkeit jedes Lebewesens zu erkennen, und man erfährt das göttlich-rhythmische Prinzip in sich selbst und in anderen: im ewigen Kreis des Lebens.

–Lydia Wentzel
 



Die Mission, die wir übernehmen 
 
Jacob van Slooten & Erik van Slooten

Die Mondphase der Geburt
Eine astro-psychologische Charakterkunde


geb., 124 S., €-D 17,90 / €-A 18,40 / sFr. 25.90 fPr
Chiron Verlag, D-Tübingen 2011
 

Der bekannte Stundenastrologe Erik van Slooten legt ein besonderes Buch vor, das sich auf die Forschung seines Vaters Jacob van Slooten über den Einfluss der zwölf Mondphasen bezieht: Die Mondphase der Geburt.

Die Mondphase bei der Geburt verrät die Mission, die wir in der Welt übernehmen. Sie zeigt ein Potenzial in Form jener sozialen Aktivität, wofür wir uns am besten eignen. Die psychologische Prägung einer bestimmten Lebensphase wirkt während des ganzen Lebens eines Menschen, der unter dem Mondphasensektor geboren ist, der mit dieser Lebensphase übereinstimmt. Deswegen befassen sich die beiden Autoren in jedem Deutungsabschnitt zuerst mit der Stufe der menschlichen Entwicklung, der zur jeweiligen Mondphase gehört, und danach beschreiben sie die Charaktereigenschaften jedes Mondphasentypus. So gehört der Wegbereiter zum Beispiel zu den Menschen, die in der Neumondphase geboren wurden., denn diese Menschen sind in ihrem Wesen Pioniere (etwa Samuel Hahnemann oder Reinhold Messner).

Erik van Slooten hat diese Arbeit mit Kurzbeschreibungen von bekannten Persönlichkeiten der Gegenwart bereichert, die die verschiedenen Charaktere betonen und erläutern. Eine Tabelle im hinteren Teil des Buches ermöglicht mit einem einfachen Verfahren, jede individuelle Mondphase zu berechnen.

Dieses Buch bietet nicht nur dem geschulten Leser, sondern auch dem Laien viele interessante Anregungen und Erkenntnisse über bestimmte wesentliche Antriebe des eigenen Charakters und über die Eigenschaften seiner Mitmenschen. Bei der Lektüre ist man permanent versucht, die Mondphase aller Freunde, Bekannten und Familienmitglieder nachzuschlagen, und so wird das Buch zu einem aktiven Lebensbegleiter und einer grossen Bereicherung für den Alltag.

Lianella Livaldi Laun
 

 
Menschheitsge­schicht­lich einmalig
 
Andreas Höschen
Atem des Kosmos
Astrologie und Wendezeit


kat., 347 S., €-D 26,00 / €-A 26,80 / sFr. 36.50 fPr
Books on Demand, D-Norderstedt 2011
 

Andreas Höschen, Astrologe aus Hamburg, beschäftigt sich in seinem neuen Buch Atem des Kosmos mit der vermuteten aktuellen Wendezeit. Vier zentrale Aussagen aus der Masse der begeistert vertretenen Perspektiven und Einsichten möchte ich kurz vorstellen.

Beim Bereich «Zeitenwende 21. 12. 2012» und dem Maya-Kalender, als Teil einer Wendezeit, führt Höschen den Leser zurück auf – nachvollziehbar – gesicherte, plausible Grundlagen. So macht er deutlich, dass grosse Zyklen, in denen sich zum Beispiel der Maya-Kalender bewegt, nie nur an einem einzigen Tag oder Monat bzw. in einem einzigen Jahr kulminieren können. Weiter notiert der Autor, dass alle Mythen und Endzeitvisionen – sehr wahrscheinlich – nicht die konkrete, physikalisch-materielle Welt im heutigen Verständnis meinen. Vielmehr betreffen diese die spirituelle Welt, enthalten zentrale spirituelle Botschaften, wie Höschen entlang eines archetypisch-symbolischen Verständnisses der Astrologie und des Kosmos eindringlich aufzeigt.

Wo Höschen auf das legendäre Wassermann-Zeitalter – als Teil einer Wendezeit – zu sprechen kommt, stellt er diverse Spekulationen auf eine seriöse Grundlage. Sein bekannter Tenor: Grosse, kollektive Änderungen erfolgen allmählich, wenn auch manche «Spots» schon ein helles Licht auf die Zukunft werfen. So geht der Autor nüchtern auf die astronomischen Realitäten der ungleich grossen Sternbilder ein, durch die sich der rücklaufende Frühlingspunkt bewegt. Da zwischen Fische und Wassermann (Sternbild) zudem eine Lücke besteht, geht Höschen von einem gleitenden Übergang zwischen den Zeitaltern aus, den er ja sowieso vertritt. Den Beginn der Übergangszeit legt er auf die Entdeckung von Uranus 1781, dem Eintritt in die eigentliche moderne Menschheitsentwicklung. Das Ende der Übergangszeit sieht er jenseits des Jahres 2300 und unsere Gegenwart mitten im Übergangsgeschehen.

Die grosse Wendezeit, die Höschen sieht, vereint die Entwicklungen der Wassermann-Ära, des Mayakalenders und weiterer bedeutsamer Zyklen. So fallen der galaktische Äquator wie das galaktische Zentrum bald bzw. seit etlichen Jahren ungefähr auf die Ekliptikposition 0 Grad Steinbock, der Wintersonnenwende – ein Zusammentreffen von Zyklen Anfang Steinbock, das nach Höschen menschheitsgeschichtlich einmalig ist und sich eben längerfristig bemerkbar macht. Weiter ergänzt er die Wendezeit um den Eintritt Plutos in Steinbock und die erstmalige Konjunktion von Neptun und Uranus seit ihrer Entdeckung (1993) – ebenfalls in Steinbock.

Dieses plausible Wendezeit-Szenario betrifft nach Höschen klar das kardinale Tierkreiszeichen Steinbock mit seinen Qualitäten und Herausforderungen: Materie, Rohstoffe, gesellschaftliche und politische Strukturen, Sicherheiten und bisherige Normen, Grenzen und Verhärtungen. Die überkommenen Strukturen sieht er vor bzw. in einem grossen Wandel auf Basis weiterer spiritueller Entwicklungen wie konkreter, physischer Herausforderungen – ob durch Schuldenkrise, Ungerechtigkeiten, Endlichkeit der Ressourcen, Natur- und technische Katastrophen oder veraltete Abgrenzungen in einer zusehends globalisierten Welt.

Höschen verbindet in riesigen Schritten zahllose weitere Sichtweisen, Geschehnisse und Fakten. Wo er zur Ruhe kommt und nichts beweisen möchte, gelingen ihm neue und eigene, spannende wie plausible Gesamtperspektiven (s. o.). Dafür knüpft sein geistiger Feuereifer manchmal zu grosse und zu viele Maschen, sein Überschwang reiht im Buch oft viele dringliche Überschriften und Superlativen aneinander, was weniger überzeugt. Folgerichtig mangelt es eher an klarer, hierarchischer Gliederung, nicht nur zwischen wichtig und weniger wichtig. Die Textdarstellung zerfällt öfter regelrecht in aneinandergereihte Text-Module, Abschnitte und Einschübe, was das Lesen mühsam macht. Fazit: Ein sympathischer, manchmal zu gewollter und anstrengender Gesamt-Entwurf, in dem sich einige Perlen und viele Anregungen finden.

–Andreas Schmitt