Astrologie Heute Nr. 157 (Juni 2012) - Bücherschau
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Astrologie Heute Nr. 157
Juni 2012

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 157 bestellen

 


B Ü C H E R S C H A U

 




Für eine streng wissenschaftlich konsistente Theorie reicht es nicht
 
Ulrike Voltmer, Reinhardt Stiehle (Hg.)
Astrologie & Wissenschaft


Pb., 328 S., €-D 29,90 / €-A 30,80 / sFr. 34.90 fPr
Chiron Verlag, D-Tübingen 2011

     

Diese Aufsatzsammlung mit dem Titel Astrologie & Wissenschaft – herausgegeben von Ulrike Voltmer und Reinhardt Stiehle – wurde schon vor einer Reihe von Jahren geplant – und nun erscheint sie zu einer Zeit, da es um das Thema der «wissenschaftlichen Erforschung» der Astrologie etwas stiller geworden ist. Die Wissenschaftler hatten noch nie viel Vertrauen in die Forschungswürdigkeit der Astrologie, und die Astrologen ziehen sich mehrheitlich darauf zurück, dass Astrologie eine Kunst, ein mehr oder minder spiritueller Ansatz zum Verständnis von Mensch und Welt sei. Diese Haltungen dominieren heute umso mehr. Vor diesem zeitgeistigen Hintergrund ist die Lektüre dieses Buchs ausgesprochen spannend – es enthält trotz der gegenseitigen Sprachlosigkeit zwischen akademischer Wissenschaft und dem Randfach Astrologie ein faszinierendes, breites Spektrum an Ideen, Ansätzen und Testdesigns, mit denen die Autoren versuchen, sich des Fachs Astrologie zu vergewissern.

Das Buch spricht in einigen Beiträgen auch die Erfahrungen an, die Astrologie und Astrologen einerseits und Wissenschaftler andererseits miteinander machen – nicht immer die Erfahrung des zugewandten und vorurteilslosen Interesses. So kann man dieses Buch eben auch lesen: Als ein Dokument des gegenseitigen Ärgernisses, und vorwiegend auch des Ärgers von Astrologen über akademische Vorurteile. Hierfür stehen vor allem die Beiträge von Michael Harding, Martien Hermes und Rudolf H. Smit, zum Teil sehr persönlich geschrieben. Das grosse Problem der Astrologie ist, dass es zwar genügend Belege für das Vorhandensein von Entsprechungen zwischen Himmel und Erde gibt, dass das aber nicht für eine streng wissenschaftlich konsistente Theorie reicht, aus der sich die lebenspraktischen Aussagen von Astrologie ableiten lassen. Es bleiben Fragen: Ist nun die Wissenschaft zu streng? Ist die Astrologie von vornherein «wissenschaftsuntauglich»? Gibt es überhaupt bereits den wissenschaftlichen Zugang, den es braucht, um der Astrologie forschend gerecht zu werden?

Am Ende steht ein nüchternes Fazit: «… dass wir nichts wissen können», wie es im Faust-Monolog heisst. Es bleiben mehr oder weniger gut begründete Vermutungen. Diese allerdings versammelt der Band auf allerbestem Niveau!

Christoph Schubert-Weller




Mit Freude, üppiger Erfahrung und Begeisterung
 
Sabine Bends / Holger Fass
Astrologische Hausbesichtigung
Die zwölf Häuser im Horoskop


Pb., 144 S., 13 Abb., €-D 17,90, D-Tübingen 2012
nur erhältlich bei: www.astronova.de

 

Von Sabine Bends und Holger Fass, den kreativen wie produktiven Astrologen mit Basis in Köln, erschien kürzlich ein Buch mit dem sprechenden Titel Astrologische Hausbesichtigung, illustriert mit reizvollen motivischen Zeichnungen.

Schon die Einleitung nimmt den Leser, die Leserin an die Hand der inneren Bilder, wenn Bends und Fass als Startpunkt die Verschiedenartigkeit der echten Häuser unserer äusseren Welt vorführen, vom Hochhaus über die Villa bis zum billigen Reihenhaus. Leicht verständlich skizzieren sie dabei gleich noch die Grundlagen der Horoskophäuser und gehen auf zwei bekannte Häusersysteme kurz ein.

Die Ideen der vier Quadranten des Horoskops, der Elementenlehre der Tierkreiszeichen sowie der Qualitäten von kardinalen, fixen und variablen Zeichen bilden die substanzreiche Basis für den Einstieg in die nachfolgende «Reise» durch die zwölf Horoskophäuser. Dass einzelne Kapitel bereits vor Publikation des Buches in Zeitschriften veröffentlicht worden waren und sich zum Teil deutlich voneinander unterscheiden, Bends und Fass sich aber dafür entschieden haben, die Unterschiede stehen zu lassen – als Zeugnis organisch gewachsener Kreativität –, erfahren wir am Ende ihrer Beiträge.

Diese organisch gewachsenen zwölf «Hausbesichtigungen» im Buchhauptteil überzeugen tatsächlich durchweg. Es ist eher ein glücklicher Umstand, dass sie nicht nach einem bestimmten Muster streng durchkomponiert wurden, wie sonst üblich. Diese Kapitel zeichnen sich durch die reiche Erfahrung der beiden Autoren und der spürbaren Freude bis Begeisterung an der Astrologie und den interessierten Mitmenschen aus. Die meist verblüffend charakterisierenden Titel für die Häuser wird man sich leicht merken. Bends und Fass überschreiben das zweite Haus zum Beispiel mit «Innerer Sicherheit» oder das zwölfte Haus mit «Am Ende kommt der Anfang».

Eine grössere Anzahl der Häuserbeschreibungen kombiniert die Häuserzuordnungen entweder mit den möglichen Tierkreiszeichen oder den Planeten – oder mit beidem. So entstand auf rund 140 Seiten ­eine erstaunliche Deutungsbreite im Bereich einer psycholo­gischen und entwicklungsori­entierten Astrologie, niedergeschrieben in häufig treffenden wie einleuchtenden Beschreibungen oder Schlagworten, bei denen auch Humor anklingt. Im sechsten Haus zum Beispiel, dem «Aschenputtelhaus», würde man, nachdem man sich im fünften Haus für einen grossartigen Maler gehalten hätte, erkennen, dass die realen Fähigkeiten noch nicht dafür reichten …

Die Autoren zeigen uns dabei die möglichen Entwicklungspotenziale, die vielleicht noch nicht ausreichend gesehen bzw. erkannt oder in der Projektion auf andere sogar mehr problematisch erlebt werden. Souverän umgehen die beiden zudem unergiebige Festlegungen zu üblichen Streitfragen wie die Hauszuordnung von Vater und Mutter. Nur ihre Zuordnung von Rolle bzw. Maske zum Aszendenten passt für mich nicht ganz ins sonst plausible Gefüge der Quadranten- und Elementenlehre, der anderen Häuserbeschreibungen und Zeichenqualitäten wie ihrer Analogien zum ersten Haus.

Fazit: Ein rundum gelungenes, anziehendes Einsteigerbuch zum Thema Horoskophäuser, mit Freude, üppiger Erfahrung und Begeisterung für die Astrologie geschrieben. Und ein Buch für Fortgeschrittene, die Kreativität und neue Ideen wie Formulierungen lieben. Holger Fass wird als neuer DAV-Vorsitzender trotz knapperer Zeit hoffentlich weiterhin mit Sabine Bends Bücher schreiben.

–Andreas Schmitt