Astrologie Heute Nr. 160 (Dezember 2012)
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Astrologie Heute Nr. 160
Dezember 2012

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 160 bestellen
Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 

Einfach loslassen! – leicht gesagt
 
von Barbara Egert
 

 

Benno, ein gutmütiger, treuer, anhänglicher Mann Mitte 40, Steinbock mit Stier-AC, erhielt von seiner Ex gleich nach der Scheidung den Rat, sie für immer zu vergessen, nicht aber den monatlichen Unterhalt … und sich überhaupt doch einfach mal im Loslassen zu üben. Leicht gesagt, doch Benno nahm sich der Sache sogleich mit grosser Strenge und Sorgfalt an, übte sich zunächst im Loslassen der süssen Gifte, zu denen er auch seine Frau zählte, aber dann wurde er praktisch, sodass er bereits eine Woche später seinen Kaffee von Zucker auf Süssstoff umgestellt hatte. Und Ende des Monats trank er ihn schwarz.

Ein voller Erfolg also, von dem Benno seinem Freund Ulli, einem umtriebigen Experten auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, stolz berichtete. Diesem Wassermann mit einer Jupiter/Uranus-Konjunktion war die Idee des Loslassens natürlich nicht unbekannt, doch – stets allem Neuen zugetan – experimentierte er bereits mit dessen Gegenteil, dem Festhalten. Dennoch bestärkte er Benno darin, seine Erlebnisse aufzuschreiben und den philosophischen Unterbau nicht zu vergessen, beginnend bei den Vorsokratikern. Eine Beschäftigung, die Benno oder besser sein Merkur/Pluto-Trigon so in den Bann zog, dass er das Loslassen leider gänzlich loslassen musste, zumal er auch den Alltag unter Extrembedingungen ebenso einbezog (Verlust des Handys, Crash des Laptops) wie das Loslassen im Urlaub, wenn die Dusche streikte, Kakerlaken, Weltmeister der Tarnung, durch das Bad flitzten oder Fluglotsen streikten.

Zwar trank er seinen Kaffee wie früher, drang aber immer tiefer in die Theorie des Loslassens ein, und bald dämmerte ihm, warum Eltern ihre Kinder, Kinder ihre Teddybären, ja warum selbst Ruth, seine Ex, ihn hatte loslassen müssen. Ruth mit Venus/Jupiter-Dominanz ihrerseits war in dieser Hinsicht ein Naturtalent: Drei Ehen in zehn Jahren waren für sie ebenso normal wie Kaffee mit oder ohne oder gar nichts, wenn man nur alles positiv sieht.

Je mehr Benno sich in die Idee des Loslassens vertiefte, desto erstaunter verfolgte Ulli das Projekt, erkannte er doch erste Anzeichen jenes Festhaltens, das er selbst favorisierte, da es ihm eine universelle Konstante zu sein schien. Denn vergässe die Sonne auch nur einen Augenblick ihre Anziehungskraft und liesse los, wären die Planeten auf und davon. Und was universell okay ist, ist es auch im Irdischen. Also von nun an immer Kaffee mit viel Zucker. – «Ja, ja, ja», meinte Benno und erwog eine Erweiterung seiner Forschungen: Die Kunst des Festhaltens inmitten des alltäglichen Loslassens. Oder umgekehrt, meinte Ulli.

Und so schlagen wir uns alle durchs Leben, einmal müssen wir festhalten, dann wieder loslassen, und beides müssen wir – wie Ruth – positiv sehen: alles zu seiner Zeit! Aber wann ist die richtige Zeit für das eine und die falsche für das andere? Um wirkliche Erfolge zu erzielen, sollte man unter Saturn- und Pluto-Transiten das Loslassen und bei Uranus-Übergängen das Festhalten üben. – Hilfe: Pluto geht über meine Venus, und mein Partner eröffnet mir, dass er sich trennen will! – Waas!? Nur über meine Leiche! Ich manipuliere und trickse was das Zeug hält, aber alles ist umsonst, und ich werde krank und kränker. Aber ich hab’s geschafft – er ist noch da und muss sich jetzt um mich kümmern, so schlecht wie es mir geht … Warnung: Beim nächsten Pluto-Transit über die Venus wird’s noch schlimmer!

Eine Bekannte zog, als ihr Uranus in Konjunktion (!) über ihren Merkur wirbelte, nach Rom. Dort tatsächlich angekommen, was gar nicht so einfach war, gesellte sich Pluto im Quadrat zum MC dazu. Am liebsten hätte sie alles rückgängig gemacht: das Haus eine Baustelle, der Freund nach Unfall im Krankenhaus, die Arbeitsstelle ein Desaster. Dann liess sie München los und hielt Rom – trotz allem – fest. Und wenn sie einfach in Deutschland geblieben wäre, was dann? Vielleicht geht es ja um etwas ganz anderes, viel Essenzielleres?

Der Mönch Ajahn Chah: «Wenn du etwas loslässt, bist du etwas glücklicher. Wenn du viel loslässt, bist du viel glücklicher. Wenn du ganz loslässt, bist du frei.» Auch von der Zumutung, mit der Saturn, Uranus & Co. manchmal über uns herfallen … Apropos Mönch: Am besten man zieht sich in ein Kloster zurück, die Mönche kennen sich da aus: loslassen, sich lösen, Erlösung … vielleicht ist man da ja auch vor den Sternen sicher.

 


 
Barbara Egert,
geprüfte Astrologin DAV; jahrzehntelange Astrologieerfahrung; astrologische Beratungen und Kurse in Berlin; diverse Fachpublikationen; Autorin von Galiastro-Texten; Bücher: «Hochsensibilität im Horoskop» (2012), «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Barbara Egert)