Astrologie Heute Nr. 162 (April 2013) - Editorial
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Astrologie Heute Nr. 162
April 2013

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 E  D  I  T  O  R  I  A  L  

 

 

Armando Bertozzi

Der Moment, als auf dem Balkon des Petersdoms der Name des neuen Pontifex Maximus bekanntgegeben wurde, war einer der Verwirrung und Verblüffung. W e r war zum neuen Papst gewählt worden? – Keiner der Favoriten, wie man schnell einmal merkte. Die Menge auf dem Platz, in Wind und Regen zusammengeströmt, verharrte ein paar Augenblicke in stummer Aufgeregtheit. Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio überraschte dann mit einem recht bewegenden und unkonventionellen Auftritt, welcher Bescheidenheit und Demut demonstrierte, wie auch der von ihm gewählte Name Franziskus. «Betet für mich», sprach er zum wartenden Volk. Für einen Augenblick wollte man glauben, dass dieser unaufdringliche Mann wirklich anders war und etwas Neues initiieren könnte. An jenem Abend des 13. März, als weisser Rauch die geglückte Wahl signalisierte (habemus Papam), mittelten in Rom Mars und Uranus in Widder den Deszendenten und bestrahlten die überraschende, kraftvolle Begegnung. Das Feuer der Begeisterung war entfacht. Eine Ballung von fünf Fische-Planeten reflektierte gleichzeitig die Spiritualität des Augenblicks und das höhere Leitbild dieser Zusammenkunft. Sonne und Chiron im selben Zeichen gemahnten an die Botschaften des christlichen Religionsstifters, und Jupiter in Höchstform sprach in Zwillinge von Glauben und Hoffnung.

Enttäuschte Hoffnung und Verirrung im Weg begleiten den Menschen länger als der 2000 Jahre alte christliche Glaube an den Erlöser. Mit Saturn in Fische Opposition Neptun in Jungfrau spiegelt der neue Papst den Spannungsbogen seiner Kirche zwischen einer demutsvollen Fleischwerdung des Spirituellen und einer überholten, an erstarrten Dogmen haftenden Präpotenz. Der katholischen Baustellen sind ja viele. [S. 6 ff.] Das generelle Problem des Glaubens liegt aber darin, dass er den Unglauben impliziert, und der ist immer bei den Anderen. Das führt zu Zwist und Krieg bei den Menschen, zur Zwietracht der Welt.

Je näher die Menschen zusammenrücken in ihrer globalisierten Welt, desto angewiesener sind sie aufeinander, desto mehr aber wollen sie sich voneinander abgrenzen. Doch die Unterschiede nivellieren sich. Ein Horoskop der ganzen Menschheit kann die Entwicklungen angesichts der immer mehr voneinander abhängigen und sich angleichenden Völker gut beschreiben. Die Wurzel für diese Entwicklung liegt astrologisch gesehen im April 1892. Damals konstellierte sich mit der Konjunktion des grössten Planetenzyklus von Neptun und Pluto der Beginn der Moderne. [S. 18 ff., S. 22 ff.] Der Zyklus dieser beiden Planeten markierte schon in uralter Zeit, vor Tausenden von Jahren, die Evolutionssprünge des Menschen. [S. 40 ff.] Mit Neptun und Pluto reiben sich die treibenden kollektiven Energien seit Urbeginn: die visionäre Wandlungskraft des Menschen mit seiner faustischen Verblendung. Uranus als Einzelgänger der Wasserzeichen im modernen Menschheitshoroskop funkt hier dazwischen und sorgt immer mal wieder für Verwirrung und Verblüffung – ob eines aufregend neuen, inspirierenden Moments hoffentlich.

Armando Bertozzi
Redaktor

  


Armando Bertozzi, von 1976 bis 1981 Kurse in Astrologie, Alchemie und Kabbala; 1980 bis 1988 Redaktor und Mitherausgeber von «Essentia – Zeitschrift für evolutionäre Ideen»; seit 1989 Chefredaktor von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Armando Bertozzi)