Astrologie Heute Nr. 163 (Juni 2013)
Bild vergrössern
Astrologie Heute Nr. 163
Juni 2013

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 163 bestellen

 

Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 

«Ruhe da oben …!
 
von Barbara Egert
 


 

Ich bin beim Bügeln, und alle reden durcheinander. Nicht dass mir irgendwer beim langweiligen Bügeln zuschaut und es kommentiert, nein: In MIR ist der Affe los, und alle anderen Zooinsassen auch. Unverkennbar die Stimme von Mars: «Nun mach schon, was bügelst du hier rum!?» Mein Saturn, der Oberaufseher, mahnt zur Disziplin und droht mit einem schlechten Gewissen. Ich seufze laut auf und bügele weiter, bis zum bitteren Ende. Wer bügelt schon gerne, wo doch alles wieder Falten kriegt? Genauso geht es mir mit Fensterputzen. Nach vielen Ausflüchten schliesse ich mit Saturn und Mars einen Kompromiss, die Scheiben werden nur von innen geputzt, da es sowieso bald wieder regnet. «Gut», kommentiert Saturn: «Kleine Taten, die man ausführt, sind besser als grosse, die man plant.»

Mit den beiden komme ich schon irgendwie klar, ich kenne sie ja über Jahrzehnte und habe mich mit ihnen arrangiert. Aber dann geistert’s weiter durch meinen Kopf: Am Wochenende kommen Bekannte, und es soll ein Gericht mit Nudeln oder Reis geben. Ja was denn nun? Krebs-Mond im Verbund mit Neptun sagt Reis, weil Leonie Gewichtsprobleme hat, und Nudeln für extreme Dickmacher hält. Habe ich ihr nicht schon mal gesagt, dass es nicht die Nudeln sind, die dick machen, sondern das, was sie darüber anhäuft, nämlich dicke, fette Käsesaucen? Empathisch entscheiden sich die beiden für Reis.

«Mach bloss nicht wieder so viel», sagt Saturn in mir, du kochst immer Mengen, die für eine ganze Fussballmannschaft reichen würden. Jupiter protestiert: «So geht das nicht, stell dir vor, der Reis reicht dann nicht! … also lieber mehr als weniger.» Ich gebe ihm recht, ich werde den zu erwartenden Rest, wie immer viel zu viel, einfrieren, oder es gibt einige Tage lang eben Reis zum Essen …

Uranus findet das alles langweilig: «Immer Reis, Nudeln oder auch noch Kartoffeln; kannst du dir nicht mal was ganz Ausgefallenes ausdenken?» Er hat ja recht, aber was? Ganz elektrisiert schwirren Merkur/Uranus durch meinen Kopf, und dann kommt der intuitive Geistesblitz: Käsefondue. Ich frage einen, der nicht zu meinem inneren Zoo gehört, meinen Mann, was er davon hält. Nicht viel, er möchte Nudeln. Hilfe, ich werd’ noch irre! Thema vorerst beendet, ich entscheide später spontan.

Meine Kolumne für ASTROLOGIE HEUTE wird fällig, da gibt es jetzt keine Ausrede mehr. Neptun beschwichtigt: «Du hast doch noch Zeit, nun hetze dich doch nicht.» Aber natürlich meldet sich sogleich Saturn mit seiner mahnenden Stimme, meine Pflicht zu tun. Kann man nicht mal die Oberaufseher in einen Käfig sperren und die Tiere stattdessen frei rumlaufen lassen? Nun sitze ich vor dem Computer und will loslegen, Merkur/Mars/Neptun sind schon voll konzentriert und beraten über mögliche Themen: Da klingelt das Telefon! Ich gehe da jetzt nicht ran, meine Saturn/MC-Konjunktion weigert sich. Uranus ist schon ganz neugierig, und Jupiter braucht auch eine Abwechslung – sie sind dafür. Merkur/Pluto wollen sich nicht durch einen Anruf zu etwas zwingen lassen und drohen: «Wenn du jetzt den Hörer abnimmst und es ist Susi, dann bist du mindestens für die nächste Stunde blockiert!» Merkur/Uranus haben die Lösung: «Warte ab, der Anrufer kann ja auf den AB sprechen.» Danke, gute Idee! Nun bitte ich um Ruhe da oben, ich muss mich konzentrieren. Mein mentaler Zoo diszipliniert sich, eine Wohltat!

Nach einer Stunde geht es wieder los: Mond mault: «Immer haben die anderen Vorrang, ich werde gar nicht beachtet, ich will Kuchen oder zumindest ein grosses Stück Nougat.» – «Au ja!», rufen Jupiter und Venus, wir auch. Mars zeigt ihnen einen Vogel: «Seid ihr verrückt geworden, jetzt gibt’s höchstens einen Kaffee.» Ich beende das Geschnatter – und trinke Tee.

Der Tag ist geschafft, ich lösche das Licht und will mich Morpheus’ Armen und seinen Träumen überlassen. Aber wahrscheinlich ist der gerade beschäftigt oder nicht in der Lage, meine inneren Gestalten einzuschläfern. Mars ist nachtaktiv und zählt auf, was er morgen alles tun muss, was der Nachbar vorhin für eine blöde Bemerkung gemacht hat, wieso Gitta nicht wie versprochen angerufen hat – und ich werde immer wacher. Moment mal, sagen Merkur/Uranus, Morpheus ist doch nur für die Träume zuständig, du musst Hypnos, den Gott des Schlafes anrufen. Die beiden sind echt clever. In mir denkt es munter weiter: «Hypnagogische Träume, Hypnose, Schäfchenzählen – ach ja, und der Sandmann. Es gibt doch ein Sandmännchen-Lied?» (Ruhe da oben …!!!) «Sandmann, lieber Sandmann, es ist noch nicht so weit! Wir sehen erst den Abendgruss, ehe jedes Kind ins Bettchen muss …» Wie geht das denn noch mal weiter? Nun summt auch noch dieses Lied in meinem Kopf: «Sandmann, lieber …»

Neptun erbarmt sich meiner, und langsam fällt auch mein Zoo in tiefen, erholsamen Schlaf – alle sammeln Kraft für den nächsten Tag!
 


Barbara Egert, geprüfte Astrologin DAV; jahrzehntelange Astrologieerfahrung; astrologische Beratungen und Kurse in Berlin; diverse Fachpublikationen; Autorin von Galiastro-Texten; Bücher: «Hochsensibilität im Horoskop» (2012), «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Barbara Egert)