Astrologie Heute - Themen der Zeit

 


Neptun: Unklarheiten, Überschwemmungen, Geheimdienste und der "gläserne Bürger"

von Claude Weiss

 17. Juni 2013

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Fig. 1
Vollmond vom 25. Mai
25. 5. 2013, 4:24:55 GT

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Fig. 2
Schweizer Bundesrat informiert
29. 5. 2013, 12:20 LT, 10:20 GT
Bern, CH (7E26, 46N57)
Koch

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Fig. 3
Schweiz
12. 9. 1848, 11:12 LT, 10:42 GT
Bern, CH (7E26, 46N57)
Koch

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Fig. 4
Edward Snowden
21. 6. 1983, 12:00 LT
Elizabeth City, USNC (76W13, 36N18)
Ohne Häuser

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Fig. 5
USA
4. 7. 1776, 16:47 LT, 21:47 GT
Philadelphia/PA, USA (39N57, 75W10)
Koch

 

Wer nach dem Vollmond vom 25. Mai, der im Orb von etwas mehr als 1 Grad im Quadrat zum Neptun auf 4 Grad Zwillinge/Schütze stattfand (s. Fig. 1), nach Neptunentsprechungen Ausschau hält, muss nicht lange suchen. Diese drängen sich bereits jedem Astrologieschüler der Anfängerklasse auf: verregneter Frühling, Hochwasserdeiche, die den Fluten nicht mehr standhalten und brechen, Unklarheiten in der Schweiz um die „Lex USA“, Abhörskandale, Geheimdienste, die sich in Friedenszeiten seltsamer Methoden bedienen und Helden – oder Verräter, je nach Sichtweise –, die deren Machenschaften aufdecken. Den einen nimmt das Wasser alles, was sie haben, während andere Gefahr laufen, durch staatliche Schnüffelei ihrer Privatsphäre beraubt zu werden. Letzteres geschieht im Namen der Sicherheit und als Massnahme gegen die stets vorhandene Gefahr des Terrorismus – eine weitere Neptunentsprechung. Doch der Reihe nach:

 

Verwirrung um die „Lex USA“

Am 29. Mai 2013 beschliesst der Schweizer Bundesrat um 12.15 Uhr, dem Parlament ein „Bundesgesetz über Massnahmen zur Erleichterung der Bereinigung des Steuerstreits der Schweizer Banken mit den Vereinigten Staaten“ vorzulegen – mit dem Antrag auf Zustimmung. Die Aszendent/Deszendent-Achse des Moments steht Ende Löwe/Wassermann, im exakten Quadrat zum Mars. Fünf Minuten später informiert Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf über das dringliche Bundesgesetz, das bereits am 1. Juli 2013 in Kraft treten soll (Fig. 2). Die AC/DC-Achse des Moments hat soeben das Zeichen gewechselt und der laufende Deszendent steht nach dem Quadrat zum laufenden Mars auf dem Neptun der Schweiz (Fig. 3) und steuert auf den laufenden Neptun im 7. Haus zu. Im 10. Haus befindet sich mit Sonne, Jupiter, Venus, Merkur und Lilith ein reich besetztes Zwillingezeichen, welches jedoch eingeschlossen ist. Wen wundert es unter solchen Umständen, dass aus dem erwarteten „Deal“ niemand so recht schlau wird. Das vorgeschlagene Bundesgesetz wird am gleichen Tag von der Neuen Zürcher Zeitung als „Marschbefehl aus Washington“, von anderen als „Lex USA“ bezeichnet. Man spricht von einem „Ablasshandel“, den man angeblich schnellstens abschliessen soll, weil „der Geduldsfaden auf amerikanischer Seite sonst zu reissen drohe“. Ein wirklicher Deal ist das Ganze aber wiederum nicht, denn es gibt von amerikanischer Seite keinerlei Zusicherungen. Wie zu erwarten, misslingt die Kommunikation gründlich, und es gibt, als diese Zeilen geschrieben werden (16. Juni), noch keinen Konsens des Parlaments zum vorgeschlagenen Bundesgesetz. Erst der Ständerat hat sich zustimmend geäussert, während eine positive Entscheidung des Nationalrats fraglich erscheint.

 

Sintflutartige Regenfälle

Die nächste Neptunentsprechung lässt nicht auf sich warten. Sintflutartige Regenfälle des Wochenendes vom 1./2. Juni sind die Ursache von Hochwassern, die zwar in der Schweiz glimpflich ablaufen, jedoch bereits am 3. Juni in Deutschland, Österreich und Tschechien zu extremen Notlagen führen. Zunächst ist Bayern betroffen, aber die Fluten suchen danach mit noch grösserer Wucht weiter nördlich gelegene Gebiete heim und man spricht von einer Katastrophe, die die Überschwemmungen des Jahres 2002 hinsichtlich Schadensbilanz in den Schatten stellt. Die beinahe grenzenlose Solidarität, die in diesen schwierigen Zeiten unter den betroffenen Menschen zu beobachten ist, gehört aber auch wiederum zu den bekannten Neptunentsprechungen: Man hält in der Not zusammen, und jeder hilft dem anderen (s. Artikel Jupiter/Neptun: Hochwasser und Überschwemmungen).

 

Auf dem Weg zum gläsernen Bürger

Auf dem Höhepunkt der Sorgen um die Menschen, die dem Hochwasser und den Überschwemmungen ausgesetzt sind, veröffentlicht am 5. Juni der Guardian, eine britische Zeitung, einen Bericht, wonach der amerikanische Auslandgeheimdienst National Security Agency (NSA) die Telefonate von Millionen von Amerikanern, die keinerlei Vergehens verdächtigt werden, aufzeichnet. Einen Tag später berichtet die Washington Post über ein Programm mit dem Codenamen PRISM, unter welchem die NSA eine unbekannte Zahl von E-Mails, Internet-Telefonaten, Fotos, Videos und Daten von sozialen Netzwerken sammelt. Seit 2007 soll die NSA direkten Zugang zu den Rechnern der wichtigsten amerikanischen Internetfirmen haben. Die Zusammenarbeit startete mit Yahoo und es folgten Microsoft, Google, Facebook, PalTalk, Youtube, Skype und AOL. Apple kam im Oktober 2012 – ein Jahr nach dem Tod seines Mitgründers und langjährigen CEO Steve Jobs – dazu. Gemäss dem geleakten Geheimdokument soll der Zugriff jeweils „direkt auf den Servern der Unternehmen“ stattfinden.

Die Unternehmen bestritten zwar gleich am Freitag, 7. Juni diese Version der Dinge und es hiess von Regierungsseite, dass es Datenströme aus dem Ausland sind oder solche, die aus Amerika ins Ausland gehen, die spezifisch überwacht würden. So erlaube ein Gesetz aus der Zeit der Bush-Regierung, das von der Obama-Regierung im Dezember 2012 verlängert wurde, die Überwachung aller Nutzer von Google, die nicht in Amerika leben, sowie der Kommunikation von US-Bürgern mit dem Ausland. Eine Weisung vom Foreign Intelligence Surveillance Court (FISC), dem geheimsten US-Gericht, zuständig für jede Form von Bespitzelung im Namen der nationalen Sicherheit, weist im Weiteren Telefongesellschaften an, dem US-Geheimdienst NSA die Verbindungs- und Positionsdaten sämtlicher In- und Auslandsgespräche zu übergeben und damit die Information, wer wen wann wo angerufen hat. Der Schock des 7. Juni: Die amerikanische Regierung von Barack Obama, die angetreten war, um Transparenz und Offenheit durchzusetzen, treibt die Überwachung weiter als die Vorgängerregierung von George W. Bush. Ein fusioniertes Porträtfoto beider Präsidenten mit dem Titel „George W. Obama“ macht die Runde.

Was jedoch erstaunt: Während die normalerweise obamafreundliche New York Times heftig protestiert und von Verrat von Seiten der Obama-Regierung an den Wählern spricht, scheint ein grosser Teil der Bevölkerung die Empörung nicht zu teilen. Eine aktuelle Studie des Pew Research Center ergibt, dass 45 Prozent der Befragten dafür sind, dass die Behörden ohne Verdacht die e-Mails aller Nutzer im Kampf gegen den Terror überwachen dürfen, während 52 Prozent dagegen opponieren. Bei der Sammlung von Telefondaten auf Vorrat sprechen sich gar 56 Prozent der Befragten dafür aus, während 41 Prozent dagegen sind.

Viele Amerikaner scheinen zuversichtlich, dass sie nicht selbst unter den Folgen einer Überwachung zu leiden haben. Vielleicht glauben sie den Beteuerungen von James Clapper, Direktor der „National Intelligence“ und damit oberster US-Geheimdienstchef, wonach das Programm PRISM (Überwachungsprogramm der NSA) nur eingesetzt werden kann, um Nichtamerikaner oder nicht in den USA wohnhafte Personen auszuspähen. Allerdings führt die Washington Post aus, dass Analysten, die das Programm PRISM einsetzen, bei ihrer Eingabe lediglich auf 51 Prozent Sicherheit vorhandener „Auslandqualitäten“ stossen müssen, bevor sie Daten sammeln. Ist diese Hürde überwunden, soll es möglich sein, vollen Zugang zu der Suchfunktion von Facebook und dem darin dokumentierten sozialen Umfeld zu erhalten. Im Zusammenhang mit Skype können Audio, Video, Chat und sämtliche verfügbaren Files transferiert werden. Bei Google kann PRISM auf „G-Mail, Voice- und Video-Chat, Fotolibraries bis zur direkten Überwachung gegenwärtiger Eingaben zugreifen. Damit kann in Echtzeit beobachtet werden, was die Person gerade auf ihren Computer eintippt.

Auch wenn in den USA wohnhafte Personen mit viel gutem Willen glauben mögen, dass ihr E-Mail-Verkehr, solange dieser in den USA stattfindet, nicht aktiv überwacht wird, setzen sie sich jedoch dieser Gefahr aus, sobald sie mit dem Ausland kommunizieren. Dies gilt natürlich unbeschränkt für Ausländer und nicht in den USA wohnhafte Personen, die keinerlei Schutz geniessen. Man versteht, dass die Europäer entsprechend empört sind und die EU-Justizkommissarin Vivian Reding sich veranlasst sah, beim amerikanischen Justizminister zu intervenieren. Umso beunruhigter müssen EU-Bürger sein, wenn sie zusätzlich erfahren, dass einige Staaten direkten Zugang auf die NSA-Datenbank haben. Noch nie wurde den Bürgern von Demokratien so sehr bewusst, dass es eine undurchsichtige Instanz gibt, die jede ihrer Handlungen beobachtet.  Sogar wenn ihre nationalen Behörden ihnen zusichern, dass nur Ausländer bespitzelt werden und dies gar einhalten, besteht die Gefahr, dass von ausländischen Nachrichtendiensten ihre Telefonate und ihr E-Mail-Verkehr ausgehorcht werden und ihren Behörden gemeldet wird. Wenn also die deutschen Behörden keine Informationen über unverdächtige Bundesbürger sammeln, können solche Daten dennoch über einen Zugang der deutschen Geheimdienste auf die NSA-Datenbanken eingeholt werden. Solches scheint jedenfalls bereits zwischen USA und Kanada sowie USA und Grossbritannien zu laufen.

Unter diesen Umständen erstaunt es nicht, dass die Verkäufe des Buches „1984“ von George Orwell – einer beängstigenden Zukunftsvision eines Staates, welcher seine Bürger lückenlos überwacht – zurzeit in die Höhe schnellen. Mit Hilfe von ausgeklügelten Computerprogrammen und riesigen Datenbanken ist es heute möglich, sämtliche Bewegungen eines jeden Einzelnen, der ein Handy und/oder ein portables Notebook benutzt, inklusive Internetabfragen und Einkaufsverhalten sogar in Echtzeit mitzuverfolgen. Dies besorgt mit der NSA eine Behörde mit 55 000 Mitarbeitern und einem Jahresbudget von 10 Milliarden Dollar. Stündlich soll die NSA weltweit eine Datenmenge von 2 Petabyte aus dem Internet und fremden Computern abschöpfen (dies sind 2 Millionen Gigabyte oder 500 Milliarden Seiten Text). Die dafür erforderlichen Kapazitäten werden laufend ausgebaut und dazu dient auch die neueste Anlage der NSA, welche südlich des grossen Salzsees mit einem Budget von 2 Milliarden Dollar diesen Herbst in Betrieb genommen werden soll. Dann wird es möglich sein, das gigantische Datenvolumen von mindestens 5 Billionen Gigabyte speichern zu können. In einem Interview vom März mit dem Spiegel meint der ehemaliga NSA-Mitarbeiter Bill Binney, Mathematiker und einst einflussreicher Analytiker der NSA, dass die Server gross genug sind, um die gesamte elektronische Kommunikation der Menschheit in den nächsten hundert Jahren speichern zu können. Fazit: „In Utah haben sie alles über dich.“ Gus Hunt, Technologiechef der CIA, ergänzt: „Grundsätzlich versuchen wir, alles zu sammeln und für immer zu speichern… Wir stehen kurz davor, alle von Menschen generierten Informationen verarbeiten zu können.“

Geht es nach den amerikanischen Geheimdiensten, hätte dies nie publik werden sollen. Dass dennoch Informationen über die NSA – die sich gemäss ihren Initialen gerne scherzhaft mit „No such agency“ definiert – an die Öffentlichkeit gelangten, ist einer Reihe von Insidern zu verdanken, die ihre Geheimnisse mit den Medien teilen.

 

Die Stimme des Gewissens

Zum Bereich des Neptun gehören sowohl subversive Tätigkeiten als auch die Arbeit von Geheimdiensten, deren Ziel es ist, solchen zuvor zu kommen, indem diese in ihrer Planungsphase aufgedeckt werden. Dabei kommt das Prinzip der Täuschung, der Unterwanderung und der heimlichen Beobachtung von potenziellen Feinden zum Tragen. Diktaturen haben damit kein Problem, solche Tätigkeiten vor ihren Bürgern geheim zu halten, weil sie sich nicht verpflichtet fühlen, diesen gegenüber Rechenschaft abzulegen. In Demokratien ist dies anders, und die Grundsätze, nach welchen Geheimdienste arbeiten, müssen vom Parlament – oder noch besser vom Volk – genehmigt sein. Trotz allem kann man immer wieder beobachten, dass im Falle erlebter Bedrohung wie durch Terrorismus solche hehren Absichten über Bord geworfen werden und das Volk dies häufig auch hinnimmt. Dann kann es zu seltsamen Verschiebungen von Prioritäten kommen, wie ein Interview des Handelsblatts mit Rainer Wendt, Vorsitzender der deutschen Polizeigewerkschaft in der ersten Junihälfte offenbarte. Dieser meinte, das „wertvollste Bürgerrecht“ sei der „Schutz vor Terror und Kriminalität“ (Spiegel online vom 11. Juni 2013: „Das Recht, vor dem die anderen verblassen“). Kommt es zu einer derartigen Verschiebung von Prioritäten bei den Menschen, die für die Aufrechterhaltung der Bürgerrechte verantwortlich sind, ist es nur noch ein kleiner Schritt zum Überwachungsstaat. Umso wichtiger ist es, dass die Diskussion um die Aufgaben der Geheimdienste gerade in Zeiten verspürter Bedrohung im Rahmen eines demokratischen Prozesses lebendig gehalten wird.

Glücklicherweise gibt es auch immer wieder Persönlichkeiten, die aufbegehren, wenn sie für Dinge eingespannt werden, die ihrem Verständnis von Demokratie, Gerechtigkeit und Aufklärung der Bürger zuwiderlaufen. Innerhalb eines Systems, in welchem nicht mehr nach dem Rechten gefragt, sondern der Devise „Der Zweck heiligt die Mittel“ nachgelebt wird, erheben sie ihre Stimme und sind dabei bereit, grosse soziale Nachteile auf sich zu nehmen, und vielleicht gar ihr Leben zu riskieren. Sie geraten in Aussenseiterrollen und werden zu politischen Flüchtlingen. So geschehen mit dem US-amerikanischen Whistleblower Edward Snowden, einem ehemaligen technischen Mitarbeiter der amerikanischen Geheimdienste CIA und NSA, der zuletzt als IT-Techniker für die der NSA nahestehende Beratungsfirma Booz Allen Hamilton arbeitete, bevor er sich mit einer grossen Menge von Dokumenten nach Hongkong absetzte. Im Rahmen seiner Tätigkeit hatte er Zugang zu Informationen, über die streng geheimen Programme zur Überwachung der globalen Internetkommunikation PRISM und „Boundless Informant“, die er Anfang Juni dem Guardian übergab und sich einem Videointerview stellte, welches er zur Veröffentlichung am 9. Juni freigab. Seither gilt er in Kreisen von Bürgerrechtlern als Held, in konservativen amerikanischen Kreisen jedoch als Verräter und meistgesuchter Mann der Welt. Einige seiner Kernaussagen im Interview, welches am 6. Juni aufgenommen und am 9. Juni ausgestrahlt wurde, lauten:

„Ich will nicht in einer Welt leben, in der alles, was ich tue oder sage, aufgezeichnet wird… Auch Menschen, die nichts getan haben, werden überwacht, ihr Internet-Verkehr aufgezeichnet und gespeichert.“

Hinsichtlich seiner Zukunft macht er sich keine Illusionen. Er erwartet nicht, „sein Zuhause je wiederzusehen“. Aber er kann nicht weiter mitansehen, wie der US-Staat die Privatsphäre und Freiheit im Internet durch einen Überwachungsapparat zerstört.

 

Vom Mittäter zum Ankläger: Mars Opposition Neptun

Snowden weiss, wovon er spricht. Und wir können davon ausgehen, dass seine Wandlung zum Gegner des Systems, welches er anfänglich in seiner 9-jährigen Tätigkeit für die CIA bejahte, einem tiefgreifenden Persönlichkeitsprozess entspricht. Ein Auslöser für seine Wandlung war gemäss seinen Aussagen ein Einsatz in Genf, wo er als der US-Botschaft zugeteilter CIA-Mitarbeiter Zeuge wurde, wie die CIA einen Banker betrunken machte, um ihn anschliessend dazu zu ermuntern, ins Auto zu steigen. Die Tatsache, dass er dann von der Polizei angehalten und verhaftet wird, liefert einem CIA-Mitarbeiter die Gelegenheit, dem im Gefängnis sitzenden Mann seine Hilfe anzubieten und ihn zu rekrutieren, um an geheime Schweizer Bankinformationen zu gelangen. Diese Methoden hätten ihn entsetzt, meint Snowden.

Deutlicher kann die Neptunthematik, in Spannung zu aktiven Planeten, kaum zum Ausdruck kommen: Aus einem Wunsch, sich nützlich zu erweisen und das Subversive zu bekämpfen, lässt man sich selbst zu Handlungen verleiten mit denen man den Rahmen der Rechtmässigkeit verlässt. Es kommt danach zur allmählichen Realisierung, dass man das, was man tut, nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Der Leidensdruck wird so stark, dass man nicht mehr so weitermachen kann und sich absetzt, um aus einem Standort, an dem hofft, nicht gleich verhaftet oder umgebracht zu werden, die Öffentlichkeit zu informieren und sich damit vom schweren Dilemma und den Gewissensbissen, denen man sich ausgesetzt fühlt, zu befreien – dies unter Inkaufnahme erheblicher Nachteile.

Das Horoskop Edward Snowdens für den Tag seiner Geburt (ohne Zeit, für 12 Uhr Mittag berechnet) ist in Fig. 4 ohne Häuser aufgezeichnet. Mit Neptun am absteigenden Mondknoten in gradgenauer Opposition zum Mittelwert von Mars und Sonne am aufsteigenden Mondknoten, erkennen wir verschiedene der oben genannten Themen, insbesondere in Form einer Mars/Neptun-Spannungskonstellation, die sich als Quadrat auch im Horoskop der USA (Fig. 5) wiederfindet: Das Horoskop einer Nation, die von hohen Idealen und einem beflügelnden Traum („American Dream“) angetrieben, die Kraft fand, sich von der britischen Kolonialherrschaft zu befreien, um später Europa in schwierigen Zeiten zur Hilfe zu eilen und vor dem Nationalsozialismus zu bewahren – in der Rolle der Supermacht jedoch den Anspruch erhebt, der ganzen Welt das eigene Rechtssystem und das eigene Verständnis von Gerechtigkeit aufzuzwingen. In einer Zeit, in welcher sich die USA vom aufstrebenden China bedrängt fühlen, ist es nicht verwunderlich, dass das Heil darin gesehen wird, auf elektronischem Wege durch Kontrolle der Kommunikation auf der ganzen Welt die amerikanische Vorherrschaft zu sichern. In dieser Situation dürfte es als besonders schmerzlich empfunden werden, dass jemand, der die Geheimnisse des amerikanischen Überwachungsapparats genauestens kennt und öffentlich macht, sich ausgerechnet nach Hongkong, das seit über 15 Jahren zu China gehört, absetzt, dies im Glauben, sich nur auf diese Weise dem langen Arm der amerikanischen Jurisdiktion und ihrer Geheimdienste entziehen zu können.

Ein Blick auf das Horoskop des Vollmondes vom 25. Mai (Fig. 1), jenes Edward Snowdens (Fig. 4) und der USA (Fig. 5) zeigt im Übrigen anschaulich, wie die Zeitqualität Reizthemen zwischen Snowden und den USA auslöst: Mit einer Konjunktion zwischen Jupiter und Uranus im Schützezeichen, die er auf den Aszendenten der USA setzt, hat Snowden für sein Land andere Vorstellungen von Recht und Freiheit, als es die Staatsraison diktiert, die den Kampf gegen den Terrorismus (Uranus am Deszendenten als unberechenbare Handlungen von Feinden) als eine ihrer wichtigsten Aufgaben betrachtet. Unter einem Vollmond (Fig. 1) auf der AC/DC-Achse des US-Horoskops (Fig. 5) und auf der Jupiter/Uranus-Konjunktion von Snowden (Fig. 4), treten diese Differenzen offen zutage. Dies geschieht mit Neptun im Quadrat zum Vollmond auf eine Weise, die die Einen dazu veranlasst, den Mut des heldenhaften Märtyrers zu feiern, der seine Karriere opfert, um seine Überzeugungen nicht verraten zu müssen, während die anderen darin bloss die feige Tat eines Verräters erblicken. Zur Tat schritt Snowden übrigens, als der Neumond vom 8. Juni auf dem Mars der USA stattfand, der im Quadrat zu Lilith und Neptun steht, und auf welchen er seinen eigenen Mars setzt.



Claude Weiss, beschäftigt sich seit über 45 Jahren mit Astrologie; Herausgeber der Zeitschrift ASTROLOGIE HEUTE; gründete 1978 die ASTRODATA AG, welche astrologische Textanalysen anbietet; Präsident des Schweizer Astrologenbundes (SAB); Autor der Bücher «Horoskopanalyse» Bd. 1 & Bd. 2 (der zweite Band «Aspekte im Geburtsbild» ist im Dezember 2008 in einer überarbeiteten und stark erweiterten Neuauflage erschienen), «Karmische Horoskopanalyse», Bd. 1 & Bd. 2, «Pluto – Eros, Dämon und Transformation» (mit Verena Bachmann), «Die Lilith-Fibel» (mit Alexandra Klinghammer), sowie im Oktober 2009 "Wendezeit 2010 - 2012" (Co-Autor mit Alexandra Klinghammer). (E-Mail: Claude Weiss)