Astrologie Heute Nr. 164 (August 2013) - Editorial
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Astrologie Heute Nr. 164
August 2013

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 E  D  I  T  O  R  I  A  L  

 

 

Armando Bertozzi

Das Problem der guten Menschen ist, dass wenn sie sich nicht selber hinterfragen, sie das Böse auf andere projizieren müssen. (Irgendwo muss der Teufel schliesslich stecken.) Diese Guten führen gerne das scharfe Schwert des Rechthabens mit sich. Sie wissen ja, was richtig ist – natürlich auch für die anderen. Gerechtigkeit schlägt in Selbstgerechtigkeit um. Der Müsterchen in der Geschichte der Menschheit sind Legion. Jüngstes Beispiel ist der amerikanische Präsident. Mit Aszendent Wassermann hat er eine hohe Affinität zum amerikanischen Traum von der kapitalistisch untermauerten Chancengleichheit für alle und den technischen Segnungen des Internetzeitalters. Seine Lilith am gegenüberliegenden Löwe-Deszendent birgt jedoch die Gefahr einer feindseligen Schattenprojektion auf jene, die diesen Traum und den eigenen Wohlstand gefährden. Insofern passt Barack Obama ganz gut in das traditionelle Kostüm des Weltpolizisten. Kampf den Terroristen, das rechtfertigt mittlerweile alles, was die modernen Gerechtigkeitsritter auf ihrem Kreuzzug gegen die Widersacher ihrer Weltordnung anstellen. [S. 25 ff.] Da reizt man naturgemäss alle technischen Möglichkeiten (Uranus) aus und schreckt auch vor hinterhältigen Methoden (Pluto) nicht zurück.

Das Bespitzeln und Aushorchen (Pluto) sämtlicher elektronischer Kommunikation (Uranus) auf der Welt und das Horten (Pluto) und schnelle Auswerten (Uranus) dieser Daten schien mir bis vor Kurzem noch unmöglich. Wenn man bedenkt, was da weltweit alles geplappert und geklappert wird an den Handys und auf den Tastaturen!? Doch welche Überraschung (Uranus): Genau das ist der perfide Plan (Pluto), und er steht kurz vor der Verwirklichung. [S. 12 f.] Pluto wühlt im Verborgenen, und Uranus bringt die Kälte des Kalküls. Immerhin ist Obama uns dadurch menschlicher geworden, indem er vom hohen Sockel gezerrt wurde [S. 18 ff.] und wir uns endlich über ihn ärgern können. Natürlich denke auch ich: Ich hab doch nichts zu verbergen, die dürfen doch alles von mir wissen, ich bin doch ein Guter. Aber Achtung: Schon dieses Editorial könnte die Stichworte enthalten, die das intelligente Spähprogramm der NSA automatisch zum Feindbild (Pluto) eines gefährlichen Terroristen (Uranus) zusammensetzt.

Die mundane Quadratur von Uranus und Pluto drückt auf das Zeitgeschehen dieser Jahre. Sie wirkt auf mannigfaltige Weise und in unberechenbarer Art. Naturgemäss sind die positiven Seiten grosser Umwälzungen meist erst im Rückblick zu erkennen. Uranus steht derzeit im Quadrat zur Sonne der USA, und Pluto schickt sich zur Opposition an. Damit ist das Land wieder einmal Vorreiter in Sachen Zeitgeist. Sein unbedingter Machtanspruch (Pluto) und die strategisch eingesetzte Dominanz des technischen Wissensvorsprungs (Uranus) beherrschen die Welt und sorgen für den eigenen materiellen Reichtum (Pluto). Natürlich sind auch wir Teil und Nutzniesser dieses westlichen Dogmas. Nun zu glauben, wir seien die guten Bürger, die nur ihre persönliche Freiheit wollen, und die Amis seien die Bösen, die diese verhindern, wäre naiv. Schattenprojektionen passieren auch uns andauernd. Seien wir also besser bewusst ein bisschen böse und schimpfen wir auf die Hässlichkeit (Pluto) der modernen Zeit (Uranus) und ihre monströsen Auswüchse.

Armando Bertozzi
Redaktor

  


Armando Bertozzi, von 1976 bis 1981 Kurse in Astrologie, Alchemie und Kabbala; 1980 bis 1988 Redaktor und Mitherausgeber von «Essentia – Zeitschrift für evolutionäre Ideen»; seit 1989 Chefredaktor von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Armando Bertozzi)