Astrologie Heute Nr. 171 (Oktober 2014) - Editorial
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Astrologie Heute Nr. 171
Oktober 2014

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Heft Nr. 171 bestellen

 E  D  I  T  O  R  I  A  L  

 

 

Armando Bertozzi

Unsere inneren Bilder: ein ewiges Theater aus Gestalten, Szenen und Requisiten. Meist mit ständig wechselnden Hauptdarstellern. Oftmals ein wildes Durcheinander von Emotionen, Stimmen, Erinnerungen und Zwängen. Jeder trägt so seinen eigenen wirbelnden Kosmos in sich, wo Ideen geboren werden und Wünsche verglühen. Gegner und Retter zugleich sind es, diese Kräfte in uns: überwältigt werden vom Drama auf der inneren Bühne, dann wieder eine hilfreiche Eingebung. Diesem Chaos werden wir Herr durch die Konvention unseres Denkens, durch die Normierung unserer Wahrnehmung, die eingrenzende Vereinfachung. Das Ich vermag sich vom Unbezähmbaren, Verschlingenden in uns abzusetzen, indem es diesem die Beschränktheit der äusseren Welt überstülpt. Bewusst und unbewusst. [S. 54 ff.] Dieses Ich: unsere Insel im Meer der Wahrnehmungen. Aber was ist es, das wahrnimmt? Was sagt Ja und was sagt Nein?

Nein, auch im Inneren der Grossen und Mächtigen dieser Welt sieht es nicht anders aus. Wenn sich das Ich einmal nicht absetzen kann oder will von den übermächtigen Kräften der Psyche, von seinen grenzsprengenden Wünschen und Visionen, kann Geniales oder Wahnsinniges herauskommen. Oft sind es genau jene engen äusseren Grenzen, Konventionen und Vorgaben, welche die Talentierten zu grossen Werken treiben. [S. 38 f., S. 42 f.] Doch Erfolg und Macht können auch blenden und das Ich aufblasen wie einen Ballon, dann werden aus Volksführern Demagogen. [S. 24 ff.] Die Gattung des Menschen insgesamt entspricht ja dem inneren Chaos jedes Einzelnen.

Das Chaos ist nicht kontrollierbar, und doch entsteht Ordnung aus ihm. Das Nichtwissen gebiert das Wissen. Nur in der Nacht sieht der Mensch die Sterne am Himmel, und aus der unendlichen Anzahl der Lichter hat er die Ordnung des astrologischen Systems herausgelesen, durch eingrenzende Vereinfachung. Eine geniale Eingebung. Damit aber fängt die Arbeit erst an: die Frage nach dem Ich und seinen Schöpfungen, nach dem Woher und Wohin, nach dem Warum.

Wer sind wir? Wenn ich mein Horoskop betrachte und seine Zeichen zu deuten trachte, das heisst das Abstrakte in die den Symbolen zugesprochene Bedeutung zu übersetzen suche, komme ich manchmal mit und manchmal überhaupt nicht mit. Da blitzen Einsichten auf und gehen Selbsteinschätzungen unter. Die wohlfeile Meinung beispielsweise, ich wüsste doch, wer ich bin. Doch das Ich wechselt schnell einmal sein Kleidchen. [S. 40 f.] Mal top, dann wieder flop.

So geht es rauf und runter. Die Zahl der Erde ist die Vier, sagen die Alten. Sie haben die Zeichen und Planeten in die irdische Dimension gebracht, indem sie sie in die vier Elemente eingekleidet haben. [S. 29 ff.] Dort finden die den Raum, der ihnen das Bühnenbild und die Requisiten für ihr eigenes Schauspiel vorgibt: ob Drama, Komödie oder Lehrstück.
 

Armando Bertozzi
Redaktor

  


Armando Bertozzi, von 1976 bis 1981 Kurse in Astrologie, Alchemie und Kabbala; 1980 bis 1988 Redaktor und Mitherausgeber von «Essentia – Zeitschrift für evolutionäre Ideen»; seit 1989 Chefredaktor von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Armando Bertozzi)