Astrologie Heute Nr. 171 (Oktober 2014) - Reflexe/Reflexionen
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Astrologie Heute Nr. 171
Oktober 2014

Inhaltsverzeichnis
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Stanislav Grof in Prag

Workshop «Vorschlag für eine radikale Revision von Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie», 30./31. August 2014 in Prag
 

Es sind über 50 Jahre her, seit Stanislav Grof seine klinischen Forschungen über psychedelische Wirkstoffe wie LSD in Prag aufnahm. 1967 setzte er diese Studien in den USA fort, und ab 1973 erweiterte er zusammen mit seiner Frau Christina und einem interdisziplinären Team am Esalen Institut, Big Sur/Kalifornien, sowie Mitarbeitern auf der ganzen Welt sein Forschungsfeld auf weitere Gebiete aussergewöhnlicher Bewusstseinszustände. Dies führte zu bahnbrechenden Erkenntnissen über die Psyche und die Spiritualität des Menschen und zu ganz neuen Forschungsgebieten wie Transpersonale Psychologie und Holotropes Atmen.

 
Stanislav Grof in Prag:
Visionen für eine bessere Zukunft

(FOTO: Mei Ling N. Lee)
 
 

Ende August wurde diese Arbeit in Prag anlässlich eines zweitägigen Workshops mit rund 400 Teilnehmern aus zahlreichen Ländern gewürdigt. Stanislav Grof unternahm dabei in mehreren Vorträgen eine umfassende und tiefgründige Analyse unserer Zeit hinsichtlich der Situation von Psychologie, Psychiatrie, Psychotherapie, Religion, Philosophie, Mythologie, Esoterik, Alchemie, Astrologie, Spiritualität, Transpersonaler Psychologie, Medizin und Naturwissenschaften. Grofs zentrales Thema ist die Seele und ihre persönlichen Krisen und wie diese massgeblich zu den heutigen kollektiven Krisen beitragen. In den zwei aufregenden Tagen stellte er die Quintessenz seiner jahrzehntelangen Forschungen zu den genannten Themen vor und beleuchtete auch seine Visionen für eine bessere Zukunft. Im folgenden Kasten (Klick darauf = vergrösserte Ansicht) sind seine diesbezüglich wichtigsten Anschauungen zusammengefasst.

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Mit Blick auf die heutigen bedrohlichen Kriegssituationen in der Welt wurde ein Schwerpunkt dieses Workshops auf die Hintergründe von Aggression und religiösem Fanatismus sowie die Psychopathologie von Menschen mit Macht und deren Opfer gelegt. Grof pendelte in seinen Ausführungen zwischen Beispielen von dramatischen spirituellen Krisen und kollektiven Konflikten, die ihm grosse Sorgen machen, und solchen von geheilten Klienten, die ihm Hoffnung geben. Positiv vermerkte er, dass die psychedelische Forschung heute eine Art Renaissance an den Universitäten erfährt.

Bei seinen Vorträgen schöpfte Grof aus seinem reichen Schatz an interessanten Fallbeispielen. Illustriert wurden diese mit Fotos, Schilderungen von persönlichen Begegnungen, Anekdoten und vielen eindrücklichen archetypisch geprägten Zeichnungen von Klienten, im Weiteren mit politischen Karikaturen und Bildern von Künstlern wie HR Giger, die die Tiefen der menschlichen Seele ausloten. Ein Höhepunkt war auch Grofs Vorstellung von drei neueren Publikationen: seine DVD «Heilung unserer tiefsten Wunden» und sein Buch «HR Giger and the Zeitgeist of the Twentieth Century» (beide Nachtschatten Verlag) sowie das berührende Selbsterfahrungsbuch «The Eggshell Landing» (Livingston Books) zum Thema Vergebung und ganzheitliches Heilen seiner vor Kurzem verstorbenen Frau Christina – das einzigartige Vermächtnis eines Menschen, der die Bewältigung der eigenen Krisen zu einer fabelhaften, kreativen Therapiemethode entwickelte.

Zum Schluss des Workshops hatte ich Gelegenheit, Dr. Grof noch zur aktuellen Situation zu befragen: «Wie sehen sie die Stellung der verschiedenen Religionen und spirituellen Lebensphilosophien sowie der Transpersonalen Psychologie in der heutigen Welt?» – Stanislav Grof: «Sie sind eine wunderbare Bereicherung – ähnlich wie die verschiedenen Spezies und Ökosysteme. Die Welt wäre langweilig mit nur einer Spezies, einem Ökosystem oder einer spirituellen Lehre. Die Welt der Psyche und der Spiritualität ist nicht allein mit dem Intellekt greifbar, wir brauchen die inneren Erfahrungen und Entwicklungsprozesse dafür. Diese werden umso wichtiger, je mehr die digitale Technologie und die virtuelle Realität weiterentwickelt werden, bei denen praktisch alles ins Äussere projiziert wird; daraus entsteht ja eine Art Pseudospiritualität, ähnlich dem ‹Maya› des Hinduismus. Wir haben eben angefangen, nur so einen ganz kleinen Teil der psychischen Dimension des Menschen zu erfassen. Wir müssen begreifen, dass das Reich der Psyche und der Spiritualität immens ist …»

–Dr. Mei Ling N. Lee
 

Hinweis: Die Veranstaltung in Prag ist auf DVD festgehalten: Link Bestellung
Am 24./25. Oktober 2014 findet am California Institute of Integral Studies (CIIS) in San Francisco/USA das Symposium «Expanding and Reenchanting the Psyche: The Pioneering Thought of Stanislav Grof» mit Stanislav Grof, Richard Tarnas, Fritjof Capra u. v. a. statt:  Link Infos

 



Zum Tod der Fernsehlegende Joachim Fuchsberger
  

 
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Fig. 1
Joachim Fuchsberger
11. 3. 1927, 14:45 LT, 13:45 GT
Stuttgart, D (48N46, 9E10)
Koch (GZQ: Rodden, Astro-Databank, C)

Am 11. September 2014 ist in Grünwald bei München der deutsche Schauspieler und Moderator Joachim Fuchsberger gestorben. Wegen des Krieges konnte er keinen Schulabschluss machen. Aus der Kriegsgefangenschaft zurück, ging er verschiedenen Jobs nach, bis er 1950 Hörfunksprecher beim Sender München wurde. Nach unbedeutenden Nebenrollen wurde er 1954 populär als Hauptdarsteller in dem Filmdreiteiler «08/15»: Im Film konnte er seinen Neptun im ersten Haus und seine starken Fische-Stellungen (Fig. 1) ausleben, was ihm mehr entgegenkam als frühere Tätigkeiten wie etwa als Bergmann oder Monteur (keine Erde-Besetzung im Horoskop). Nach einigen Heimatfilmen entdeckte man ihn in den 60er-Jahren als Idealbesetzung des cleveren Verbrecherjägers (Zwillinge-Mars in zehn Opposition Saturn), vor allem die Edgar-Wallace-Filme machten ihn berühmt.

Ab den 70er-Jahren konzentrierte sich Fuchsberger auf TV-Shows und Talk-Sendungen. Populär etwa waren seine Samstagabendshow «Auf Los geht’s los (1977–86) und seine Talkshow «Heut’ abend» (1980–91). Von 1988 bis 2005 drehte er für den Bayerischen Rundfunk 20 Filme der Reportagereihe «Terra Australis», in denen er Menschen und Landschaften seiner «zweiten Heimat» porträtierte. Über sechs Jahrzehnte war Joachim Fuchsberger Teil der deutschen Kino- und Fernsehprominenz. Für sein Lebenswerk erhielt er die Goldene Kamera, den Deutschen Fernsehpreis und einen Bambi.

–Armando Bertozzi