Astrologie Heute - Themen der Zeit

 

Saturn/Neptun und der Kampf der Kulturen

Zur Symbolik des Anschlags auf Charlie Hebdo

von Claude Weiss

13. Januar 2015

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Fig. 1
Frankreich 5. Republik
5. 10. 1958, 0:00 LT, 23:00 GT
Paris, F (48N52, 2E20)
Koch
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Fig. 2
Anschlag auf Charlie Hebdo
7. 1. 2015, 11:30 LT, 10:30 GT
Paris, F (48N52, 2E20)
Koch

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Fig. 3
Frankreich, 5. Rep.: Progress.
10. 1. 2015
5. 10. 1958, 0:00 LT, 23:00 GT

Paris, F (48N52, 2E20)
Koch


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Fig. 4
Michel Houellebecq
26. 2. 1956, 13:00 LT, 9:00 GT

Saint-Pierre, REU (21S19, 55E29)
Koch

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Fig. 5
Charlie Hebdo
23. 11. 1970, 12:00 LT

Paris, F (48N52, 2E20)
Ohne Häuser

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Fig. 6
Said Kouachi
7. 9. 1980, 1:40 LT, 6.9.1980, 23.40 GT

Paris, F (48N52, 2E20)
Koch

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Fig. 7
Chérif Kouachi
29. 11. 1982, 22:20 LT, 21:20 GT

Paris, F (48N52, 2E20)
Koch

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Fig. 8
Amedy Coulibaly
27. 2. 1982, 0:25 LT, 23:25 GT (26. 2.1982)

Juvisy sur Orge, F (48N41, 2E23)
Koch

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Fig. 9
Islam: Hedschra
16. 7. 622 (jul.), 18:44 LT, 16:05:30 GT

Medina, SA  (24N28, 39E36)
Koch

Seit dem Übergang des Saturn ins Schütze-Zeichen am 23. Dezember 2014 rückt die Thematik des bevorstehenden Saturn/Neptun-Quadrates näher. Im Januar 2015 beträgt der Orb zum exakten Aspekt noch 3–4 ½ Grad und diese Situation dauert bis April an. Ende November wird das Quadrat dann erstmals auf 7 Grad Schütze/Fische exakt und dies wiederholt sich danach bis September 2016 zwei weitere Male auf 12 bzw. 10 Grad Schütze/Fische. Mit dieser Konstellation sind Revolten, Aufstände und Anschläge von Aussenseitern und Zukurzgekommenen gegen das Establishment möglich, bei denen sich angestaute Gefühle der Frustration aggressiv entladen. Dies kann innerhalb eines Landes in Form eines Kampfes gegen die Obrigkeit zum Ausdruck kommen oder im Staatengefüge über Gruppierungen, die sich gegen die herrschende Weltordnung wenden. Der Auflehnung gegen das bestehende System liegt häufig das Gefühl zugrunde, man sei in der bestehenden Ordnung bisher schlecht weggekommen und über den Tisch gezogen worden und/oder die eigenen kulturellen oder religiösen Werte würden von der Gegenseite systematisch missachtet. Im Extremfall kann man den Eindruck haben, das, was einem heilig ist, werde von den anderen lächerlich gemacht und durch den Dreck gezogen.

Als sich letztmals vor dem exakten Aspekt ein Spannungsaspekt zwischen Saturn und Neptun bis auf wenige Grade Orb herausbildete, war dies im November 2005, als zwischen Saturn und Neptun eine erste annähernde Opposition zwischen 11 Grad Löwe und 15 Grad Wassermann im Abstand von ca. 4 Grad gebildet wurde. Damals brannten in Frankreich die Vorstädte (siehe Artikel Frankreich: Brennende Vorstädte, vom 30. November 2005). Grössere Gruppen Jugendlicher mit Migrationshintergrund, die in ghettoähnlichen Siedlungen lebten und keinen Einlass in die französische Gesellschaft fanden, fühlten sich bei Arbeitslosigkeitsraten von 40 % und mehr ausgegrenzt und revoltierten gegen diese Situation, indem sie Autos anzündeten und die staatliche Ordnung störten und infrage stellten. Damit forderten sie Respekt für ihre Eigenart und Dialog auf Augenhöhe ein, umso mehr als sie der damalige Innenminister Sarkozy soeben als „Gesindel“ („racaille“) bezeichnet hatte, welche „wie Schmutz oder Ungeziefer mit dem Hochdruckreiniger entfernt oder weggefegt werden müsse“ (AH Nr. 118, Seite 8). Dieser rabiate Umgang mit den Aufständischen durch den Innenminister empörte zwar Frankreichs Linke, aber er verhalf gleichzeitig Sarkozy zum Ruf eines anpackenden Politikers, womit er nicht nur rechts, sondern auch beim Mittelstand punktete, was für ihn gute Voraussetzungen schuf, um in den Präsidentschaftswahlen des Jahres 2007 den Sieg davon zu tragen.

Man kann sich vorstellen, dass sich seither hinsichtlich der Situation der ausgegrenzten – und sich teilweise selbst ausgrenzenden – Nachkommen Zugewanderter aus Nordafrika und ehemaligen afrikanischen Kolonien nicht viel verbessert hat.[1] Die meisten haben wenig Aussichten, aus ihren Ghettos herauszukommen, „denn sie sind nachweislich benachteiligt bei der Stellensuche und bei der Wohnungssuche, sitzen also in einer Armutsfalle. Seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise noch mehr als früher.“ (NZZ vom 10./11. Januar 2015.) Einigen erscheint die Situation derart trostlos, dass sie von vornherein ganz darauf verzichten, sich in die Gesellschaft zu integrieren, wobei die öffentlich gezeigte Religionszugehörigkeit dazu dient, Distanz zur Mehrheit zu markieren. Dabei schrecken einige auch nicht vor aggressiven Ausdrucksformen ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit zurück, was zeigt, dass die Werbung von al Kaida sowie der Vorläuferorganisationen des Islamischen Staates und des jetzigen Kalifats bei der Gruppe von frustrierten mohammedanischen Einwandererkindern auf fruchtbaren Boden fällt. In diesem Lichte ist zu befürchten, dass wir mit dem Saturn/Neptun-Quadrat von 2015/2016 eine weitere Eskalationsstufe aggressiver, religiös und frustgeprägter Saturn/Neptun-Entsprechungen erfahren, die eine Fortsetzung von Themen der Zeit vom Herbst 2005 bis Sommer 2007 darstellen. Aufgrund des Horoskops der 5. Republik scheint Frankreich dabei eine besondere Rolle zuzukommen.

 

Das Horoskop der 5. Republik

Die von General Charles de Gaulle in die Wege geleitete, in der Abstimmung vom 28. September mit grossem Stimmenmehr gutgeheissene und am 5. Oktober 1958 in Funktion getretene Verfassung der 5. Republik entspricht den Forderungen, die de Gaulle damals stellte, um in einer Phase grosser allgemeiner Verunsicherung die Führung zu übernehmen. Sie gewährt dem Staatspräsidenten weitgehende Vollmachten und war die Voraussetzung, um der Riege rasch wechselnder Regierungen, die Frankreich seit dem Ende des Krieges erlebte, ein Ende zu setzen und stabile Strukturen zu implementieren. Das entsprechende Horoskop ist in Fig. 1 für den 5. 10. 1958 um 0.00 Uhr in Paris aufgezeichnet, jenem Zeitpunkt, ab welchem die neue Verfassung Gültigkeit erlangte. Wir haben dieses Horoskop bereits im oben erwähnten Internetartikel vom 30. November 2005 besprochen und dabei auf die unaspektierte Sonne/Merkur-Konjunktion auf 11 Grad Waage hingewiesen, die damals durch die Sonnenfinsternis vom 3. Oktober 2005, die auf der Sonne des Staatshoroskops stattfand, ausgelöst wurde. Diese Stellung der Sonne auf 11.12 Grad Waage wird seit 2013 ebenfalls ausgelöst und zwar durch Uranus/Pluto-Quadrate, wovon das letzte am 15. Dezember auf 12.36 Grad Widder/Steinbock stattfand.

Eine durch zeitliche Auslösungen, insbesondere dramatischer Art wie jene von Uranus und Pluto, aktivierte unaspektierte Sonne/Merkur-Konjunktion kann bedeuten, dass dem Volk die Staatsführung als nicht zugänglich erscheint und die Entscheidungen des Präsidenten schwer nachvollziehbar sind. Dabei wird ein akuter Mangel an Führung wahrgenommen und dies lässt sich an den katastrophalen Umfragewerten des 2012 gewählten Präsidenten Hollande nachvollziehen. Man erinnert sich auch daran wie vor ziemlich genau einem Jahr die erotischen Eskapaden des Staatschefs für Gesprächsstoff sorgten, die Bevölkerung jedoch ziemlich unbeteiligt liessen, wie wenn viele den Amtsträger ohnehin abgeschrieben hätten und von ihm kaum etwas Bedeutungsvolles erwarteten. Da die Aspektierung der Sonne durch Uranus und Pluto bereits seit 2013 andauert, kann sie aber kaum für die gegenwärtige Zuspitzung der Situation verantwortlich gemacht werden. Am ehesten liesse sich argumentieren, dass die Tatsache, dass der Mondknoten im Februar 2015 (wahrer Mondknoten) bzw. März (mittlerer Mondknoten) eine Konjunktion mit der Sonne bildet, läute hinsichtlich Führung und (Un)Sicherheit im eigenen Lande (Ballung im 4. Haus mit Venus, Merkur, Sonne und Mondknoten in Waage) eine besondere Phase ein.

 

Eine kritische Mars/Pluto-Quadratur Anfang veränderlich

Wichtiger dürfte im Zusammenhang mit den Herausforderungen, denen Frankreich zurzeit ausgesetzt ist, jedoch eine andere Konstellation des Horoskops der 5. Republik sein: Die Mars/Pluto-Quadratur von 2–3 Grad Zwillinge/Jungfrau, die zurzeit (7. Januar) durch ein T-Quadrat zwischen Saturn auf 1.30 Grad Schütze, Lilith auf 4.31 Grad Jungfrau und Neptun auf 5.33 Grad Fische aktiviert wird (siehe Fig. 2 für die Konstellationen des Anschlags vom 7. Januar auf Charlie Hebdo). In dieser Transitkonstellation von Saturn in Spannung zu Neptun und Lilith entdecken wir die Macht religiöser Antriebe und Bilder, die dazu dienen können, ein lädiertes Selbstbewusstsein durch machohafte Aktionen über den Kanal des aggressiven und rachsüchtigen Mars/Pluto-Quadrates des Horoskops der 5. Republik auszuagieren. In Verbindung mit Saturn/Neptun/Lilith stellt dieser Aspekt ein Sammelbecken dar für Ausdrucksenergien Benachteiligter und Zukurzgekommener, die in einem – in ihren Augen – heroischen Märtyrerakt vermeintliche Demütigungen ihrer Gruppe rächen.

Dabei muss man ergänzen, dass kurz nach dem Anschlag vom Mittwoch, 7. Januar, der laufende Mars bereits am Montag, 12. Januar, ins Fische-Zeichen wechselte und bis zum Sonntag, 18. Januar, die starken Spannungen, die aufgrund der Radixkonstellation und des Transitgeschehens im Bereich von 0–5 Grad veränderlich existieren, zusätzlich aufheizt.

Wem dies nicht genügt, um starke Spannungen im Horoskop der 5. Republik auszumachen, wird ein Blick auf deren progressives Horoskop (in Fig. 3 für den 10. Januar 2015 aufgezeichnet) empfohlen. In diesem Horoskopbild lässt sich erkennen, dass der progressive Aszendent vor kurzem (2012) über den Radix-Pluto ging und Mitte 2013 den progressiven Pluto erreichte, womit tiefgreifende Transformationen anstehen, die, wenn sie nicht angegangen werden, in einem Ausbruch von Gewalt ausmünden können. Seit 2012 steht im Weiteren der transitäre Neptun auf dem progressiven Deszendenten des Frankreichhoroskops, in Opposition zum Pluto und im Quadrat zur progressiven Sonne. Unter solchen Konstellationen erstaunt es nicht, dass das Land einen Präsidenten hat, den es als schwach und richtungslos erlebt, was dazu führt, dass das Land von Partnern (7. Haus) als unentschlossen und wenig verlässlich und von Feinden wiederum als angreifbar und verwundbar erlebt wird.

 

Der gespenstische 7. Januar 2015

In diese Zeit neptunischer Richtungslosigkeit platzt das Attentat vom 7. Januar 2015 und dieses wird zum Bestandteil einer seltsamen Kulisse, die durch das neueste Buch des französischen Erfolgsschriftstellers Michel Houellebecq, „Soumission“ („Unterwerfung“), geprägt wird. So beginnt der Mittwoch, 7. Januar 2015, mit der Auslieferung des neuen Buches Houellebecqs an die Buchhandlungen. Um sicher zu gehen, dass das provokative Werk, welches davon handelt, dass Frankreich im Jahre 2022 (in 7 Jahren, dem Viertel eines Saturn-Zyklus) eine islamische Republik wird, die nötige Aufmerksamkeit findet, beginnt der Tag mit einem Interview mit Michel Houellebecq, in welchem dieser seine 14 Jahre früher (2001) geäusserte These, wonach der Islam „die dümmste Religion sei“ – womit er sich prompt eine Klage einhandelte – revidiert und meint, „man könne darüber diskutieren und es gebe Raum für Verhandlungen“. Dass Frankreich einen muslimischen Präsidenten erhalte, sei nicht das grösste Problem – viel problematischer sei die Geringschätzung, die in Frankreich Politikern, Richtern und Journalisten entgegengebracht werde. Michel Houellebecqs Karikatur prägt das Titelbild der neuesten Ausgabe von Charlie Hebdo und seine Ausführungen stehen immer noch im Raum, als um 11.30 Uhr zwei schwer bewaffnete Männer in den Redaktionsraum der Zeitschrift eindringen und 12 Menschen töten (Fig. 2). Unter ihnen befindet sich der 47-jährige Chefredaktor Stéphane Charbonnier, die Karikaturisten Jean Cabut (77), Bernard Verlhac (58), Philippe Honoré (73) und Georges Wolinski (80) sowie der Ökonom und Mitinhaber des Blattes, Bernard Maris (68), zwei weitere Journalisten, eine Psychologin und zwei Polizisten.

 

Beunruhigendes Wechselspiel zwischen Saturn und Neptun

Ohne in die Details zu gehen lässt sich feststellen, dass bei praktisch allen vom Attentat betroffenen Personen, für die Geburtsdaten vorliegen, der Bereich von Anfang veränderlich im Radix-Horoskop besetzt und zurzeit durch entsprechende Transite tangiert ist. Dies mag darauf hinweisen, wie stark das gegenwärtige transitäre T-Quadrat zwischen Lilith in Jungfrau, Saturn in Schütze und Neptun in Fische bei Handlungen im Zusammenhang mit religiös/politischem Fanatismus zum Ausdruck kommt.

 

Das Horoskop Michel Houellebecqs

Solche Zusammenhänge lassen sich aber auch im Horoskop des Autors Michel Houellebecq beobachten, der – astrologisch betrachtet – zeitlich und thematisch derart stark mit den aufwühlenden Entwicklungen des 7. Januar verknüpft ist, dass er, um nicht ebenfalls ins Visier islamistischer Fanatiker zu geraten, nach dem Attentat untertaucht. Sein in Fig. 4 aufgezeichnetes Horoskop zeigt eine Sonne im Fische-Zeichen, auf welcher sich der transitäre Neptun befindet und die im Quadrat steht zum Saturn Anfang Schütze, auf welchem sich auf 1 Grad genau der transitäre Saturn befindet und schliesslich eine transitäre Lilith, die zu einer weiten Konjunktion zu seinem Mond ansetzt und in Opposition zu seiner Sonne sowie im Quadrat zu seinem Saturn steht. Damit wird die Spannungsthematik zwischen neptunischer Fantasie und saturnischer Realität, die sein Horoskop durchzieht und neben ausgeprägter schriftstellerischer Inspiration in seinem Leben zu Aufenthalten in der Psychiatrie führte, durch das transitäre Neptun/Saturn-Quadrat auf den gleichen Stellungen aufgegriffen.

 

Das Horoskop Charlie Hebdos

Etwas anders, aber dennoch in mancher Hinsicht ähnlich, gestalten sich die Auslösungen im Horoskop der Zeitschrift Charlie Hebdo (Fig. 5), deren erste Nummer am 23. November 1970 unter einer Sonne/Neptun-Konjunktion Anfang Schütze und im Quadrat zur Mondknotenachse erschien [2]. Bezeichnenderweise stand zur Zeit des Anschlags der laufende Saturn gradgenau auf der Sonne/Neptun-Konjunktion der Zeitschrift, während die laufende Lilith und der laufende Neptun dazu ein approximatives Quadrat bildeten. Auch in diesem Falle haben wir den Eindruck, dass der Übergang des Saturn ins Schütze-Zeichen, der vor kurzem stattgefunden hat, eine Qualität von „Religionskrieg“ ins Spiel bringt, die in Interaktion mit einer Sonne/Neptun-Konjunktion Anfang Schütze einen empfindlichen Nerv trifft. Dass die laufende Lilith, die zurzeit in der Nähe des absteigenden Mondknotens von Charlie Hebdo zirkuliert, auf dessen Radix-Lilith zugeht, aktiviert zusätzlich zum bereits Gesagten die Aussenseiterthematik des Blattes, welches mit seinen Karikaturen ganz resolut und ohne Vorbehalte provoziert. Dabei ist es sinnvoll, die Entstehungsgeschichte des Blattes in Erinnerung zu rufen: Als kurz nach dem Brand eines Dancings mit 146 Toten am 1. November 1970 der französische Nationalheld General de Gaulle am 9. November starb, erdreistete sich die Zeitschrift „Hara-Kiri“, die beiden Ereignisse auf derart groteske Art zu verbinden, dass am 16. November eine Nummer mit dem Titel „Bal tragique à Colombey – 1 mort“ (Tragischer Ball in Colombey – 1 Toter) erschien, wobei Colombey das Dorf ist, in welchem de Gaulle begraben wurde. Dies war zuviel der Blasphemie und das Innenministerium verbot ein weiteres Erscheinen der Zeitschrift „Hara-Kiri“, was zu einem Ausweichen auf „Charlie Hebdo“ führte, dessen erste Nummer eine Woche später erschien. Namhafte weitere Provokationen folgten aber auch in der Geschichte von Charlie Hebdo: Am 8. Februar 2006 wurde – mitten in der letzten Serie von Saturn/Neptun-Spannungsaspekten – die Mohammedkarikaturen der dänischen Jyllands-Posten, die international bereits zu einem Skandal führten, abgedruckt. Schliesslich wird die Nummer vom 2. November 2011 zur „Charia Hebdo“ umbenannt, um den Sieg der Islamisten in Tunesien und die Einführung der Scharia im befreiten Libyen aufs Korn zu nehmen. Ein Brandanschlag in der Nacht vom 1.–2. November und ein Hackerangriff auf die Internetseite der Zeitung sind die Folge.

 

Die Anschläge

Die neueste Attentatsserie beginnt am 7. Januar mit dem Anschlag am Redaktionssitz von Charlie Hebdo, wo die Täter Chérif und Said Kouachi um 11.20 Uhr ankommen. Die Redaktionssitzung, die jeden Mittwoch um diese Zeit stattfindet, ist jedoch abgesichert und es braucht einen Zugangscode, um sich zum Raum Zutritt zu verschaffen. Für die zu allem entschlossenen Täter jedoch kein Problem. Von den zwei Putzkräften, die sie im Erdgeschoss des Gebäudes antreffen und nach der Redaktion fragen, erschiessen sie den einen. Man zählt das erste Todesopfer. Anschliessend wird eine gerade anwesende Zeichnerin mit vorgehaltener Waffe bedroht, worauf sie den Türcode zu den Redaktionsräumen im 2. Stock eintippt. Dort nimmt das Blutbad seinen Lauf und es werden dabei zehn Menschen erschossen. Danach fliehen die Täter, nachdem sie draussen noch einen Polizisten erschiessen.

Einen Tag später wird am Donnerstagmorgen von einem dritten Täter, Amedy Coulibaly, eine Polizistin erschossen. Dies ist für ihn Auftakt zu einem grösseren Anschlag, den er für den Freitag geplant hat, was er in einem nachfolgenden Bekennervideo in der Weise beschreibt, „er hätte sich ein bisschen um die Polizei gekümmert“. Am Freitag stürmt er dann gegen Mittag einen jüdischen Hyper-Cacher-Supermarkt in Paris, nimmt Geiseln und erschiesst vier Menschen. Seine Geiseln bedroht er mit den Worten: „Ihr seid Juden, ihr werdet heute alle sterben.“ In einem Interview mit einem Fernsehsender, den Coulibaly am Freitagnachmittag aus dem Supermarkt gibt, sagt er, er habe sich „für den Anfang der Operationen“ mit den Kouachi-Brüdern abgestimmt.

Am Freitag, kurz vor 17 Uhr, stürmt die Polizei den Zufluchtsort der beiden Kouachi-Brüder ausserhalb von Paris und kurz nach 17 Uhr in Paris den jüdischen Supermarkt, in welchem sich Coulibaly mit seinen Geiseln verschanzt hat. Alle drei Attentäter werden dabei auf der Stelle erschossen.

 

Verbindungen der Täter zu al Kaida oder IS?

Coulibaly soll den jüngeren der beiden Kouachi-Brüder, Chérif, im Gefängnis kennengelernt haben, wo er von 2010 bis 2014 einsass. Auch deren Lebensgefährtinnen scheinen einander gut gekannt zu haben, denn Aufzeichnungen zeigen, dass sie im vergangenen Jahr über 500 Mal miteinander telefoniert haben. Die Partnerin von Chérif Kouachi befindet sich bereits seit Mittwoch in Polizeigewahrsam, während die Freundin Coulibalys, wie sich bald herausstellt, kurz vor der Anschlagsserie nach Syrien ausgereist ist. Ein gemeinsames Foto aus dem Jahr 2010 zeigt Coulibaly mit Freundin und Chérif Kouachi zusammen mit dem mutmasslichen al Kaida Terroristen Djamel Beghal in Südfrankreich. Andererseits bezeichnet sich Coulibaly im Interview vom Freitag mit dem Fernsehsender BFM-TV als Angehöriger der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), während Chérif Kouachi in einem dem gleichen Sender gegebenen Interview vor seinem Tod am Freitag behauptet, er sei vom jemenitischen Ableger des Netzwerks al Kaida beauftragt und finanziert worden. Regierungskreise im Jemen bestätigen, dass die beiden Kouachi-Brüder bereits im Jahre 2001 dort an Waffen ausgebildet worden seien. Bis zum 12. Januar, als diese Zeilen geschrieben werden, bleibt die Frage, ob die Täter einzeln oder im Auftrag der Terrororganisationen IS oder al Kaida gehandelt haben, offen. Die Beantwortung dieser Frage ist natürlich wichtig, um das Ausmass terroristischer Gefahr für die kommenden Wochen und Monate einzuschätzen.

 

Die Horoskope der Attentäter

Said und Chérif Kouachi

Was bei den Horoskopen der beiden Brüder Kouachi als erstes auffällt, ist die starke Besetzung der Häuser 4 und 5. Allerdings wird das 4. Haus in beiden Fällen durch Saturn und Pluto geprägt. So erstaunt es nicht weiter, dass beide Kinder ohne ihre Eltern, die früh verstarben, in Heimen aufwuchsen. Ist es unter solchen Umständen nicht denkbar, dass sie in islamistischen Führungsfiguren eine Art Elternersatz fanden, was umso eher zutreffen könnte, als in Resonanz zu ihrer 4.- und 5.-Haus-Besetzung, die nach Geborgenheit und Anerkennung schreit, im Horoskop des Islams die Sonne im Krebs-Zeichen steht und das Löwe-Zeichen zusammen mit dem Mond vierfach besetzt ist (Fig. 9). Über den älteren Bruder Said (Fig. 6) weiss man wenig und er wurde im Gegensatz zum jüngeren Chérif nie verurteilt. Er soll aber gemäss New York Times 2011 mehrere Monate im Jemen in einem Ausbildungslager von al Kaida-Verbündeten verbracht haben. Dort habe er Nahkampftechniken und den Umgang mit Schusswaffen gelernt. Aktuellen Informationen zufolge soll er in der letzten Zeit arbeitslos gewesen sein. Auch wenn er bisher – im Gegensatz zu seinem Bruder – nicht in Konflikt mit dem Gesetz geriet, wird Said vom französischen Innenminister Cazeneuve jedoch als „Aggressor“ des Blutbads in der Charlie Hebdo-Redaktion bezeichnet. So ergibt sich, mit lauter Planeten unter dem Horizont, im Verhältnis der beiden Brüder für Said ein Bild des weniger auffälligen, gesellschaftlich weniger integrierten, dafür umso verbisseneren, der seine Taten nachhaltig plant und sich dabei nicht in die Karten blicken lässt. Den Moment für seine entscheidende Handlung scheint dabei der Pluto auf seinem Deszendenten, im Quadrat zum Uranus, abgegeben zu haben. Die Bereitschaft, sich als „Märtyrer“ zu opfern, geht dabei möglicherweise auf den Transit des Chiron durch sein 10. Haus zurück.

Über Chérif Kouachi (Fig. 7) wissen wir wesentlich mehr. Er wollte ursprünglich Profifussballer werden, war dafür aber nicht gut genug. So machte er ein Diplom als Fitnesslehrer. Auch die Musik hatte es ihm angetan und einer seiner Träume war Hip-Hop-Star zu werden. Ein alter Dokumentarfilm aus dem Jahre 2004 zeigt ihn gemäss Spiegel „mit lässigem Rapper-Habitus“. Den Frauen zugewandt, hatte er auch eine Familie seit er im März 2008 eine Kindergärtnerin heiratete. Chérif wurde jedoch schon früh auffällig, insbesondere als er 2005 in den Irakkrieg ziehen wollte, jedoch vor seiner Ausreise verhaftet wurde. Er landete im Gefängnis, wo er während seiner eineinhalbjährigen Haft (plus eineinhalb Jahre auf Bewährung) durch seine Kontakte radikalisiert wurde. Im Gefängnis lernte er auch den dritten Täter, Amedy Coulibaly, kennen und die beiden planten in der Folge, einen inhaftierten Islamisten aus dem Gefängnis zu befreien. Daraus wurde nichts, aber Coulibaly wurde zu einer Haftstrafe verurteilt.

Chérif gelang es immer wieder, einen Job zu ergattern und er war bis zuletzt als Fischhändler in einem Supermarkt tätig, wobei seine ehemalige Chefin ihn als „ausgeglichen und gewissenhaft“ bezeichnete. Man kann sich mit einem Löwe-Aszendenten, einem Stier-Mond im Aspekt zum Jupiter und einer Schütze-Ballung in Konjunktion mit der Venus derartige Qualifikationen durchaus vorstellen. Unter der Oberfläche werden aber mit Sonne Konjunktion Uranus sehr eigenwillige Pläne ausgebrütet, deren Ausführung dann erfolgte, als der Saturn ins Schütze-Zeichen trat und zur Konjunktion mit Uranus und Sonne ansetzte, während der laufende Neptun im Quadrat zur Ballung im Schütze-Zeichen bereits seit einiger Zeit den Boden für die Bereitschaft, das eigene Leben zu opfern, vorbereitete.

 

Amedy Coulibaly

Der dritte Täter Amedy Coulibaly (Fig. 8), mit dem sich Chérif Kouachi im Gefängnis anfreundete, weist in seinem Horoskop aufgrund des gleichen Jahrgangs dieselbe Uranus-Stellung auf 5 Grad Schütze auf, die wir bei Chérif Kouachi beobachten und es kommt auch in diesem Fall zu einem markanten Sonne/Uranus-Aspekt (Sonne auf 8 Grad Fische im Quadrat zum Uranus, während diese bei Chérif auf 7 Grad Schütze steht). Gemeinsam ist damit beiden die Wirkung des Transit-Neptun, der bei Coulibaly in der letzten Zeit auf der Sonne und bei Chérif Kouachi im Quadrat zu dieser stand. Unter solchen Transiten muss sich der Islam mit einer Jupiter/Neptun-Opposition auf 8 Grad Fische und 5 Grad Jungfrau (Fig. 9) als perfekte Möglichkeit angeboten haben, für eine Causa, an die man glaubt, sein Leben zu opfern. Erinnerungen an Gewalt und Erfahrungen von durch Gewalt erlebtes Unrecht brachte Coulibaly, mit einer rückläufigen Konjunktion von Mars, Saturn und Pluto im 12. Haus, im Quadrat zur Mondknotenachse und in Opposition zum Mond, bereits bei seiner Geburt in dieses Leben mit. So brauchte es wohl nicht allzu viel, damit Kränkungen diese potenziell gewalttätige Seite auslösen konnten.

Geltungsstreben und die Überzeugung, auf dem richtigen Weg zu sein, prägten das Leben Coulibalys. Mit Jupiter am Aszendenten konnte der athletisch gebaute Mann, dessen Familie aus Mali stammt, durchaus imponieren. Es heisst, dass er seit 2001 immer wieder bewaffnete Raubüberfälle beging, womit er sich 2004 eine Verurteilung zu sechs Jahren Haft einhandelte. Als er im Alter von 24 Jahren eine Ausbildung bei Coca Cola begann, soll er im Jahre 2009 sogar die Möglichkeit gehabt haben, dem französischen Präsidenten Sarkozy die Hand zu schütteln. Allerdings hatte zu jenem Zeitpunkt bereits seine islamistische Laufbahn begonnen.

Im Video, das er noch kurz vor seinem Tod ins Netz stellte, wird er gezeigt, wie er mit Laufen und Liegestützen für den Dschihad trainiert. Über den Bildern ist ein Zitat der Koran-Sure 8,60 wiedergegeben, in der es heisst: „Und haltet für sie bereit, was ihr an Kraft und kampfbereiten Pferden aufbieten könnt, um damit den Feinden Allahs und euren Feinden Angst zu machen sowie anderen ausser ihnen, die ihr nicht kennt.“ Dementsprechend bezeichnet sich Coulibaly als „Soldat des Kalifats“ und er betont, er habe „den Treueeid auf den Kalifen seit der Ausrufung des Kalifats" abgelegt. Aus seiner Sicht sind somit die Anschläge völlig legitim: „Ihr greift das Kalifat an, wir greifen euch an.“ Das Video endet mit der Aufforderung an Mitstreiter, seinem Beispiel zu folgen und ebenfalls Anschläge zu begehen.

Mit Saturn in Schütze, Jupiter/Saturn-Quadraten zwischen August 2015 und Mai 2016, einer Jupiter/Neptun-Opposition im September 2015 und Saturn/Neptun-Quadraten, die die Zeit bis zum Herbst 2016 prägen, haben wir es bereits jetzt mit fehlgeleiteten Formen der Sinnsuche zu tun, die uns in unseren Grundüberzeugungen herausfordern. Dass es so weit kommen konnte, hat damit zu tun, dass viel zu lange weggeschaut wurde, wenn man eigentlich hätte realisieren müssen, dass ein Teil der Bevölkerung über die üblichen Verwirklichungskanäle der Gesellschaft keine Aufstiegschancen hat und sich dementsprechend einer Gegenkultur zuwendet, die durch die Gewalttätigkeit, die sie pflegt, viel Unheil anrichten kann. Frankreich ist in dieser Hinsicht besonders gefährdet und es wird, wie soeben durch den Premierminister erkannt, darum gehen, dafür zu sorgen, dass insbesondere die Gefängnisse nicht zu Brutstätten für Terroristen werden.

 

Fussnoten:

[1] Wobei es sich bei der Gruppe der aus Afrika stammenden um 10 % der französischen Bevölkerung handelt.
[2] Quelle http://www.ladepeche.fr/article/2011/11/03/1207143-de-hara-kiri-a-charlie-plus-de-40-ans-de-provocations.html


 
Claude Weiss, beschäftigt sich seit über 45 Jahren mit Astrologie; Herausgeber der Zeitschrift ASTROLOGIE HEUTE; gründete 1978 die Astrodata AG, welche astrologische Textanalysen anbietet; Präsident des Schweizer Astrologenbundes (SAB); gefragter Referent an internationalen Kongressen; Bücher: «Horoskopanalyse» Bd. 1 & Bd. 2 (Bd. 2 ist in einer überarbeiteten und stark erweiterten Neuauflage erhältlich), «Karmische Horoskopanalyse», Bd. 1 & Bd. 2, Mitautor der Bücher «Pluto – Eros, Dämon und Transformation», «Die Lilith-Fibel», «Wendezeit 2010–2012», «Visionen einer neuen Zeit», E-Mail: Claude Weiss