Psychogramm eines Amokläufers

Wie die Astrologie hilft, dunkle Bereiche der Psyche auszuleuchten

von Claude Weiss

30. März 2015

	Fig. 1 Andreas Lubitz 18.12.1987, 12:00 Uhr LT Montabaur, D (7E50, 50N26) Ohne Häuser
	Fig. 2 Erstflug des abgestürzten Airbus 29.11.1990, 12:00 Uhr LT Toulouse, F (1E26, 43N36) Ohne Häuser
	Fig. 3 Lubitz übernimmt Kommando 24.3.2015, 10:30 Uhr LT, 9:30 GT Marseille, F (5E24, 43N18) Koch
	Fig. 4 Andreas Lubitz: Neumond-Horoskop 21.11.1987, 7:33 LT, 6:33 GT Montabaur, D (7E50, 50N26) Koch
	Fig. 5 Progressionen März 2015 Andreas Lubitz, 18.12.1987, 12.00 LT Montabaur, D (7E50, 50N26) Ohne Häuser
	Fig. 6 Konverse Progressionen März 2015 Andreas Lubitz, 18.12.1987, 12.00 LT Montabaur, D (7E50, 50N26) Ohne Häuser

Seit dem letzten Donnerstag, als um die Mittagszeit die Welt von der Nachricht erschüttert wurde, dass der Absturz des Germanwings-Airbus vom 24. März, gemäss Analyse der Blackbox der Stimmenaufzeichnungen im Cockpit mit grosser Wahrscheinlichkeit vom Co-Piloten Andreas Lubitz mutwillig verursacht wurde, häufen sich Fakten, die dies bestätigen. Damit weicht die bisherige Unsicherheit hinsichtlich der Ursache des Absturzes einer schmerzlichen, weil schwer anzunehmenden, Gewissheit. Weder ein technischer Defekt, noch eine Fremdeinwirkung durch Sabotage scheint zum Absturz geführt zu haben. Vielmehr sass der Feind im Cockpit und wenn man von einer Sabotage sprechen will, dann handelt es sich offensichtlich um eine Art Selbstsabotage, die auf eine schwer antizipierbare psychologische Störung zurückgeht, die sich höchstens psychiatrisch erklären lässt.

Die Tatsache, dass im Moment des (verspäteten) Abflugs ab Barcelona der Aszendent des Moments auf 11 Grad Zwillinge im Quadrat zur laufenden Neptun/Lilith-Opposition und zur Merkur/Neptun-Konjunktion der Sonnenfinsternis vom 20. März stattfand, liess „hinterlistige Machenschaften durch […] Aussenseiter und Zukurzgekommene [und] durch Sabotage“ annehmen, aber wer hätte gedacht, dass ein „Aussenseiter und Zukurzgekommener“ von Anfang an im Cockpit des Flugzeugs sitzen könnte. Dass der mit der Angelegenheit betraute französische Staatsanwalt, Brice Robin, bereits am Donnerstagmorgen aufgrund der Aufzeichnungen des Stimmenrekorders den Co-Piloten Andreas Lubitz als mutmasslichen Verursacher der Katastrophe bezeichnete, hat viele vor den Kopf gestossen und sie warnten vor vorschnellen Schlüssen. Normalerweise dauert es ja Monate, manchmal gar Jahre, bis eine solche Untersuchung mit ausreichender Sicherheit abgeschlossen ist, sodass Anklage erhoben werden kann. Dass es diesmal anders ist, spiegelt die Zeitqualität wider, indem der Sonnenfinsternis vom 20. März am gleichen Tag ein Ingress der Sonne ins Widder-Zeichen folgte.

Erdrückende Evidenzen

Die extrem schnelle Aufklärungsrate betrifft auch die Untersuchungen, die in Deutschland an den Wohnorten des Co-Piloten bis zum Wochenende vom 28./29. März in schneller Kadenz stattfanden und die These des Staatsanwalts glaubwürdig untermauern. So z. B. die Tatsache, dass der Co-Pilot Andreas Lubitz den Flug gar nicht hätte antreten dürfen, da er für den Dienstag, 24. März und die folgenden Tage krank geschrieben war und Flugverbot hatte – eine Krankheitsdispens die er, wie die Polizei herausfand, in kleine Stücke zerrissen hatte. Gemäss der „Welt am Sonntag“ fand die Ermittlungsgruppe „Alpen“ des Düsseldorfer Polizeipräsidiums eindeutige Erkenntnisse für eine schwere „psychosomatische Erkrankung“ des Piloten, der im Februar 2015 und zuletzt am 10. März 2015 in der Universitätsklinik Düsseldorf als Patient vorstellig geworden war. Hinzu kam, gemäss der „New York Times“, ein Augenleiden mit 30%-iger Beeinträchtigung der Sicht. Aufgrund dieser Situation musste Andreas Lubitz eine Gefährdung seiner Karriere befürchten, wenn er seine Vorgesetzten über seine Krankheit informieren würde. Im schlimmsten Fall drohte ihm der Entzug der Pilotenlizenz. Schwer belastet wird er auch durch die Aussagen einer 26-jährigen Stewardess, mit der er im Jahre 2014 eine mehrmonatige Liebesbeziehung gehabt haben soll, gegenüber dem deutschen Boulevardblatt „Bild“: „Er hat es getan“, soll sie gesagt haben, „weil er gemerkt hat, dass durch seine gesundheitlichen Probleme sein grosser Traum von einem Job bei der Lufthansa, von einem Job als Kapitän und als Pilot von Langstrecken so gut wie unmöglich war.“ Lubitz sei ein netter und aufgeschlossener Mensch gewesen, im privaten Umgang „sehr weich“, jemand der viel Liebe gebraucht habe. Sie trennte sich jedoch von ihm, weil immer klarer wurde, dass er Probleme hatte und sie Angst bekam. So sei er in Gesprächen „plötzlich ausgerastet“ und habe sie angeschrien. In der Nacht sei er aufgewacht und habe geschrien: „Wir stürzen ab!“ Beängstigt habe sie auch ein Satz, den Lubitz ihr einmal gesagt haben soll: „Eines Tages werde ich etwas tun, was das ganze System verändern wird, und alle werden dann meinen Namen kennen und in Erinnerung behalten.“

Das Horoskop von Andreas Lubitz

Kurz nach meinem Update zum Absturz des Germanwings-Airbus-Fluges 4U9525, welches am Nachmittag des 26. März 2015 veröffentlicht wurde, publizierte die „New York Times“ den Geburtstag von Andreas Lubitz, natürlich ohne Zeitangabe. Es erreichten mich ab dem Freitag, 27. März, auch zahlreiche E-Mails mit inzwischen zirkulierenden Geburtsdaten für Andreas Lubitz, so der 28.12. und der 18.12.1987. Der richtige Tag scheint der 18. Dezember 1987 zu sein und das entsprechende Horoskop ist in Fig. 1 ohne Häuser abgebildet. Da dies vielleicht hilft zu verstehen, was im Kopf von Andreas Lubitz in der letzten Zeit und insbesondere am Unglückstag vom 24. März vor sich gegangen sein könnte, möchte ich im Folgenden die Themen, die sich aus den Geburtskonstellationen ergeben, kurz beschreiben. Dem möchte ich vorausschicken, dass eine extreme Handlung, wie wir sie im vorliegenden Fall beobachten konnten, in keiner Weise als unausweichliche Fatalität aus dem Horoskop abgelesen werden kann. Wir können höchstens versuchen, die Stärken und Schwächen der betreffenden Person, inklusive der dadurch gegebenen „Bruchstellen“ zu beleuchten. Auf welchem Niveau jemand seine Konstellationen lebt, ist jedoch aus dem Horoskop grundsätzlich nicht erkennbar. Dies bedeutet, dass am gleichen Tag geborene andere Personen zwar Ansätze zu den beschriebenen psychologischen Konflikten in sich erkennen und nachvollziehen können, sie jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach durchaus konstruktive Wege gefunden haben, mit den vorliegenden Konstellationen umzugehen. Solches gilt umso mehr, als uns ja keine Geburtszeit für eine präzisere Analyse zur Verfügung steht. Welche Methoden genutzt werden können, um einen Mangel an Informationen, wie z. B. eine fehlende Geburtszeit, auszugleichen, wird am Horoskopbeispiel von Andreas Lubitz erläutert. Dabei ergänzen wir die fehlenden Häuserstellungen  durch Halbsummen der Planeten, was die folgende Deutung nahelegt, die durch Transite vervollständigt wird.

Radixdeutung und Transite

1. Ballung in Schütze Opposition Chiron und Quadrat Mondknoten

Eine starke Ballung von aktiven Planeten im Feuerzeichen Schütze und im Trigon zu dessen Herrscher Jupiter zeigt ein starkes Bedürfnis, über die angestammte Situation der Kindheit hinauszuwachsen und auf abenteuerliche, individuelle Art die Welt zu erkunden und neue Erfahrungen zu machen. Dabei ist der Wunsch nach sozialer Besserstellung sehr ausgeprägt. Heroische Ideale werden gepflegt und wir verstehen, dass, aufgrund des Uranus in der Figur, das Fliegen zu einer eigentlichen Leidenschaft wird. Dies zeigt sich daran, dass die Wände von Lubitz’ Zimmer im Elternhaus in Montabaur mit Plakaten und Souvenirs der Lufthansa tapeziert waren. Im Alter von 13 Jahren wurde er Mitglied des nahegelegenen Luftsport-Clubs Westerwald, wo er später Segelflugkurse absolvierte. In der Folge trainierte er mit seinem Segelclub auch in den südfranzösischen Alpen, und ein Vereinsmitglied meinte gar, „er war fasziniert von den Alpen und sogar besessen von ihnen“. Wir erkennen hier, mit Uranus Konjunktion Saturn nicht nur das Bedürfnis zu fliegen, sondern dies auch in schwierigem Gelände zu tun.

Die Sonne in Schütze hat aber auch eine gradgenaue Opposition zum Chiron (bei einer Mittagsgeburt sogar minutengenau), der bezeichnenderweise im Element Luft steht, wo sich kein Planet befindet. Dabei spielt Chiron die Rolle des Spielverderbers. Lubitz will aufgrund seiner Konjunktion im Schütze-Zeichen schwungvoll und wie ein „Überflieger“ vorangehen, aber Chiron bremst ihn ab und konfrontiert ihn immer wieder mit seinen Grenzen, auch gesundheitlicher Art. Selbstzweifel kommen auf, psychische und körperliche, insbesondere Sehprobleme (Jupiter und Schütze als das Sehen) machen ihm zu schaffen und werfen ihn auf sich zurück. Er zweifelt an sich selbst und an seinen Möglichkeiten.

Eine Integration von Luftqualitäten als Korrektiv zum Feuer würde bedeuten, eine weniger einseitige, zielgerichtete und rechthaberische Art im Umgang mit den Dingen zu pflegen, vermehrt zu kommunizieren und Argumente auch von anderen anzunehmen. Tatsächlich ist mit einer Uranus/Chiron-Opposition im Quadrat zur Mondknotenachse eine Tendenz vorhanden, im Falle von Zurückweisungen und persönlichen Verletzungen sehr plötzlich, unberechenbar und eigenwillig zu handeln, ohne andere zu konsultieren. Die Gefahr solcher Reaktionen war kürzlich mit der Sonnenfinsternis vom 20. März auf dem aufsteigenden Mondknoten gegeben. Im Weiteren könnte auch dazu beigetragen haben, dass – wenn diese Berichte stimmen – die vor kurzem festgestellte Schwangerschaft bei Lubitz’ langjähriger Freundin Kathrin bei diesem eine Angst ausgelöst haben mag, Verantwortung übernehmen zu müssen und damit die Freiheit einzubüssen, das Leben nach eigenem Gutdünken zu gestalten. Wahrscheinlich hat dies in der Beziehung zu Spannungen geführt, denn es heisst, dass Kathrin, die seit 4 Jahren mit Andreas Lubitz in Düsseldorf zusammenwohnte, begonnen habe, sich nach einer eigenen Wohnung umzusehen. Lubitz’ Kontrollwahn, sein unberechenbares Verhalten seien ihr zuviel geworden. Wenn dies stimmt, müssen wir uns fragen, ob solche Ereignisse beim psychisch labilen Lubitz das Gefühl verstärkten, dass ihm niemand mehr die Stange hält und dies die Pathologie auslöste, sich in diesem Fall an allen – inklusive ihr – durch einen eigenwilligen Akt, über welchen er allein entscheidet, zu rächen.

Mit Mond in Skorpion – eine Zeichenstellung, die nur dann negiert würde, falls die Geburt nach 20 Uhr stattgefunden hat – und Venus in Steinbock, beides passive Zeichen, die eine passive Erwartungshaltung in Gefühlsangelegenheiten nahelegen, können wir nämlich davon ausgehen, dass Lubitz in Beziehungen und Liebesangelegenheiten sehr bedürftig war, und es ihm nicht leicht fiel, selbst die Initiative zu ergreifen. Geliebt zu werden war dementsprechend sehr wichtig, auch wenn er mit Mond in Skorpion das Objekt seiner Zuneigung immer wieder schwierigen Tests unterzog, um sich zu vergewissern, ob er unter solchen Umständen immer noch geliebt wird.

Diese Verhaltensart, die sowohl mit Skorpion als auch starken Pluto-Stellungen häufig beobachtet werden kann, wird durch die Tatsache verstärkt, dass in Lubitz’ Horoskop mit Lilith im Quadrat zu Mars/Pluto – mit gradgenauen Quadrat zu deren Halbsumme – ein heftiger Geschlechterkampf tobt. So ist anzunehmen, dass mit Lilith in Löwe starke Frauen Lubitz faszinierten, er sich jedoch auch vor ihnen fürchtete, weil er Angst hatte zu unterliegen. Er brauchte leidenschaftliche Gefühle und Intensität, aber das machte ihm gleichzeitig Angst und dies könnte ein Grund gewesen sein für das Beibehalten von zwei Wohnsitzen, einer Wohnung bei seinen Eltern in Montabaur, die er sich mit seinem jüngeren Bruder teilte und einer gemeinsamen Wohnung mit Partnerin Kathrin G. in Düsseldorf, um selbst wählen zu können, wie viel Beziehungsleben er zulassen will. Auch die Neben- oder Parallelbeziehung, die er letztes Jahr mit einer Stewardess während fünf Monaten in Hotels an verschiedenen Orten der Welt unterhielt, könnte dazu gedient haben, eine gewisse Distanz zu Kathrin G. zu pflegen – eine Situation, die allerdings durch die Beendigung der Nebenbeziehung vonseiten der Stewardess und – möglicherweise besonders bedrohlich – durch Kathrins Schwangerschaft, verändert wurde.

Dabei ist durchaus aufschlussreich, dass der Planet Jupiter um den 24. März 2015, als der Todesflug stattfand, recht genau auf Lubitz’ Lilith transitierte, die selbst neben dem Quadrat zu Mars/Pluto ein Anderthalbquadrat sowohl zum aufsteigenden Mondknoten als auch zum Uranus bildet: Ein Hinweis, dass eine neue Intensität in Lubitz’ Beziehungsangelegenheiten einfloss, aber möglicherweise verbunden mit einem Katalog von Erwartungen und Forderungen vonseiten der Partnerin, die Lubitz verängstigten. Dabei könnte auch signifikant sein, dass Lubitz’ Lilith, auf welcher der gegenwärtige Jupiter-Transit stattfand, auf den Jupiter des Jungfernfluges des Todesflugzeugs zu liegen kam (Fig. 2). Damit tat sich möglicherweise eine zusätzliche Dimension auf, die hier nicht speziell analysiert werden soll, die aber bedeuten würde, dass zwischen den Konstellationen des Todesflugs, dem Horoskop Andreas Lubitz’ und jenem für den Erstflug des Todesflugzeugs ein besonderer und sehr mysteriöser Zusammenhang besteht. Zusammenfassend könnte man sagen, dass Lubitz mit seiner Lilith auf dem Jupiter des Erstfluges und dem gegenwärtigen Jupiter-Transit auf seiner Lilith das Wachstum und Fortbestehen des am 29. November 1990 auf den Jungfernflug geschickten Flugzeugs zu einem brüsken Ende brachte, wobei mit der Lilith des Piloten eine Beziehungsthematik ins Spiel kam.

Weitere Transite

Wie sieht es im Weiteren mit den Transiten des 24. März 2015 auf dem Horoskop von Andreas Lubitz aus? Dazu betrachten wir am besten die in Fig. 3 aufgezeichneten Konstellationen für den Zeitpunkt, als der Kapitän des Flugzeugs die Kabine verlässt und Co-Pilot Andreas Lubitz das Kommando übergibt. Gemäss internationalen Angaben fand dies um 10.30 Uhr statt [1]. Der Aszendent des Moments - der in grober Annäherung für Marseille berechnet wurde, jenem Standort, der erreicht war, bevor das Flugzeug auf das französische Festland und die Route über die Alpenschluchten einbog, wo es dann schliesslich abstürzte - hat auf 24 Grad Schütze soeben Lubitz’ Merkur/Saturn-Konjunktion in Schütze erreicht und er steuert als nächstes auf die Sonne/Uranus-Konjunktion auf 26/27 Grad Schütze zu. Ab diesem Moment ist Lubitz nun alleine im Cockpit und er geht gemäss Angaben der Untersuchungsbehörden gleich dazu über, den Autopiloten umzuprogrammieren. Als Ziel gibt er ein: 96 Fuss; rund 30 Meter über Meer. Das Flugzeug nimmt Kurs auf die französischen Alpen, als der Sinkflug um ca. 10.32 Uhr beginnt. In den nächsten Minuten geht die AC/DC-Achse über die Chiron/Uranus-Opposition von Lubitz und löst damit die weiter oben identifizierte Problematik zwischen Verwundung und Befreiung durch einen kühnen, eigenwilligen Akt aus, wobei die Situation der alleinigen Verfügungsgewalt über ein Flugzeug die Uranus-Symbolik in extremern Masse zum Ausdruck bringt. Interessant ist auch, dass am Tag des Todesfluges der laufende Mond in Opposition zu Lubitz’ Radix-Mond stand, was Vermutungen nährt, dass beim Co-Piloten aufgewühlte Gefühle am Werk waren. 

Das pränatale Neumond-Horoskop

Wenn ich über keine Geburtszeit verfüge und dennoch mehr über die Person wissen möchte als das Horoskop für den Tag der Geburt an Informationen hergibt, habe ich mir angewöhnt, das pränatale Neumond-Horoskop zu erstellen und dieses zum Geburtshoroskop in Verbindung zu setzen. Das Geburtshoroskop zeigt dabei, welche Qualitäten aus dem Angebot des vorgeburtlichen oder karmischen Neumondes der Betreffende für diese Inkarnation aussucht. Das Neumond-Horoskop wird auf den Geburtsort erstellt und kann somit mit den Häuserstellungen abgebildet werden. Es zeigt nach meiner Erfahrung zuverlässig an, welche Motivationen das Leben des Betreffenden prägen. Im in Fig. 4 abgebildeten Neumond-Horoskop von Andreas Lubitz wird als Geburtsort der Wohnort der Familie in Montabaur zugrunde gelegt. Die Aussagen müssten revidiert werden, falls sich herausstellt, dass die Geburt an einem ganz anderen Ort stattfand. Was lässt sich nun aus dem pränatalen Neumond-Horoskop herauslesen?

Als Erstes stellen wir fest, dass die Schütze-Sonne von Andreas Lubitz einem Sonne/Mond-Zyklus angehört, der seinen Ursprung in einem Neumond im Skorpion-Zeichen hat. Dessen Stellung im 1. Haus des Neumond-Horoskops lässt sich in dem Sinne interpretieren, dass Lubitz mit der Motivation auf die Welt gekommen ist, ein Leben zu führen, über welches er seine Persönlichkeit individualistisch und im Kampf gegen äussere Widerstände – auch solche der Herkunft und des Familienerbes – zum Ausdruck bringt. Im positiven Fall führt dies zu einem Kämpfer für Gerechtigkeit, im negativen zu jemandem, der innerlich aufgewühlt immer wieder gegen Dämonen aus dem Unbewussten und vermeintliche Zurücksetzungen ankämpft. Die Themen, die er sich vornimmt sind, mit Merkur/Pluto im Skorpion im 12. Haus Quadrat Lilith, oft undankbare, die einer bedrohlichen Fantasiewelt entspringen und die Wahrnehmung der Realität belasten. Auch hier gäbe es eine mögliche positive Entsprechung, wenn auf eine helfende oder soziale Aufgabe fokussiert würde, denn man kann sich mit den bisher definierten Stellungen eine erfolgreiche Karriere als Problemlöser und Krisenbegleiter vorstellen.

Die Geburtskonstellationen zeigen im Übrigen, dass die beschriebenen Konstellationen des Neumond-Horoskops im 12. Haus durch Radix-Stellungen mit Energie besetzt werden. So wird das Kämpferische bei Lubitz dadurch unterstrichen, dass der Mars des Radix-Horoskops sich zur Merkur/Pluto-Konjunktion des Neumond-Horoskops gesellt und den aufgewühlten, hintergründigen Vorstellungen, die die Merkur/Pluto-Konjunktion anzeigt, einen aktiven, vielleicht gar aggressiven Ausdruckskanal vermittelt. Der Radix-Mond, der zwischen 18 Grad Skorpion und 2 Grad Schütze liegen muss, aktiviert seinerseits die Konjunktion zwischen Aszendent und Sonne/Mond im Neumond-Horoskop. Über Gefühle und Beziehungen kommt Lubitz somit in besonderem Masse in Kontakt mit dem verspürten Auftrag, einen ganz eigenen, individualistischen Weg gegen innere und äussere Hindernisse durchzusetzen.

Eine weitere Ballung ist im 2. Haus von Lubitz’ pränatalem Neumond-Horoskop erkennbar. Diese zeigt eine Verunsicherung im Bereich des Reviers und der Werte an. Damit ist jemand gekennzeichnet, der sich in seinem Leben sehr stark mit dem Zwiespalt zwischen Nähe und Distanz, zwischen konservativem Wertstreben in Verbindung mit verlässlichen Bindungen und Ausbruch auf Neuland in einem Dilemma und einer – möglicherweise durchaus kreativen – Auseinandersetzung befindet. Da die Venus im Spiel ist, läuft dies in starkem Masse über Beziehungen ab. Indem bis zum Moment der Geburt Merkur und Sonne zu dieser Konstellation aufschliessen, wird klar, dass die beschriebene Auseinandersetzung in Lubitz’ Leben eine wichtige Rolle spielt und wenn wir den Medienberichten Glauben schenken, dass Lubitz’ angeblich schwangere Freundin Kathrin G. kürzlich Anstalten machte, aus der gemeinsamen Wohnung auszuziehen, weil er ihr Vorschriften machte, wie sie sich kleiden und wen sie sehen darf, er sich somit als zwanghafter Kontrollfreak entpuppte, meinen wir hier eine saturnische Fixierung erkennen zu können. Möglich ist somit, dass Lubitz in seinen Beziehungen das Recht auf eigenwillige Unberechenbarkeit für sich in Anspruch nahm, während er gegenüber Partnerinnen aus einer eigenen Verunsicherung heraus unerträglich kontrollierend auftrat.

Die Sekundärprogressionen

Die Sekundärprogressionen für Andreas Lubitz zeigen für 2015 eine Aktivierung der Geburtsstellung des Mondes, die in zwei Monaten mit einer Konjunktion exakt geworden wäre. Dies hätte eine gute Zeit sein können, um sich den eigenen gefühlsmässigen Bedürfnissen anzunähern und mehr Verbindlichkeit zuzulassen. Unterstützt wird dies dadurch, dass sich die progressive Sonne der Venus nähert, um mit dieser in etwas mehr als einem Jahr eine Konjunktion einzugehen. Allerdings kann gerade in einem solchen Moment die eigene Widersprüchlichkeit in Fragen von Nähe und Distanz aufflackern und eine akute Krise auslösen. Dies scheint bei Lubitz der Fall gewesen zu sein. Auch klaffen mit einem bevorstehenden Quadrat zwischen progressivem Mond und Venus zwei verschiedene Bilder des Weiblichen auseinander, was ein vertieftes Engagement nicht erleichtert.

Aufschlussreich ist andererseits, dass der Transit-Saturn im März 2015 auf Lubitz’ progressivem Mars stand und Letzterer die Sonne/Mars-Opposition des Erstflugs des Unglücksflugzeugs (Fig. 2) aktivierte. Wer sich im Übrigen daran stiess, dass die Uranus/Saturn-Mondknoten-Quadratur in Lubitz' Radix-Horoskop etwas ungenau war (1 Grad Orb für den Uranus und 4 Grad Orb für den Saturn), kann feststellen, dass beide Planeten inzwischen auf ein Quadrat im Orb von maximal 1 Grad zur Radix-Mondknotenachse aufgerückt sind. Damit stehen beide, mit 27 Grad für Saturn und 28 ½ Grad für Uranus, in einem akzeptablen Orb im Quadrat zur Sonnenfinsternis auf 29 ½ Grad Fische.

Die konversen Progressionen

Alle, die meine Arbeit kennen, wissen, dass ich den konversen Progressionen beinahe die gleiche Bedeutung zuschreibe wie den Sekundärprogressionen. Insbesondere spielen sie bei hochgradig unbewussten, schicksalhaften Ereignissen oft eine herausragende Rolle. Zur Erinnerung: Sie werden dadurch berechnet, dass man um soviel Tage vor der Geburt zurückgeht, wie man an Jahren hat, während man bei den Sekundärprogressionen die Positionen zugrunde legt, die sich ergeben, wenn man die Stellungen entsprechend viele Tage nach der Geburt berechnet. Die konversen Progressionen für Andreas Lubitz sind für März 2015 in Fig. 6 aufgezeichnet.

Wenn wir einen Blick auf dieses Horoskop werfen staunen wir, denn das Horoskop kommt uns bekannt vor. Es ist ohne Häuser aufgezeichnet identisch mit dem vorgeburtlichen Neumond-Horoskop. Was bedeutet das? Dass Andreas Lubitz in seinen konversen (vorgeburtlichen) Progressionen genau jenen Punkt erreicht hatte, an welchem am 21. November 1987 ein Neumond stattfand, der einen neuen Zyklus einleitete. Statt einem damit verbundenen Neuanfang in diesem Leben, entsprach dieser Moment allerdings seinem Lebensende in dieser Inkarnation. Dies geschah innerhalb eines Orbs von einem Monat, denn der exakte konverse Neumond wurde mit der zugrunde gelegten durchschnittlichen Geburtszeit von 12.00 Uhr Ende Februar 2015 gebildet (mit einer Geburtszeit von 14.00 Uhr wäre der Neumond für Ende März 2015 gar exakt).

Die Erfahrung zeigt, dass die konvers-progressive Begegnung mit dem vorgeburtlichen Neumond, wenn sie in einem Alter stattfindet, in welchem Prozesse ablaufen, die erinnerbar sind, meist als wichtiger Moment im Leben wahrgenommen wird. Passiert es in der frühen Kindheit, so handelt es sich normalerweise um Dinge, die die Familiensituation und die Position des Kindes innerhalb der Familie reflektieren. Negative Entsprechungen müssen dabei nicht im Vordergrund stehen, und es kommt äusserst selten vor, dass solche Entwicklungen mit dem Tod der Person verbunden sind.

Im vorliegenden Fall bedeutete der Tod des Co-Piloten gleichzeitig das tragische Ende von weiteren 149 Personen. Auch wenn man Astrologie betreibt und versucht, aufgrund der Konstellationen Beweggründe und Motivationen zu eruieren, gibt es in einigen Fällen solche, die man trotz allem nicht nachvollziehen kann. Die Tat, mit der wir uns im vorliegenden Zusammenhang befassen, ist derart ungeheuerlich und unfassbar, dass ich grosses Verständnis für alle habe, die sich der Folgerung verschliessen, Andreas Lubitz könnte sie begangen haben. Es fällt auch mir schwer, diese Folgerung zu akzeptieren. Die Evidenzen scheinen mir jedoch derart erdrückend, dass es mir schwerfällt, auf eine andere Ursache des Absturzes zu setzen. In jedem Fall stehen wir vor einem Rätsel: Gibt es eine andere Erklärung für den Absturz, die wir uns im Moment nicht vorstellen können? Oder: Wie kann ein in unserer Mitte aufgewachsener, als bisher normal und unauffällig geltender Mensch, eine solche Tat begehen? Im ersten Fall sind findige Ermittler gefragt, im zweiten Psychiater, die sich in den tiefen Schattenbereichen der Psyche auskennen.

Fussnote:

[1] Es gehört zu den Ungereimtheiten der Berichterstattung über den Absturz des Germanwings-Flugzeugs 4U-9525, dass die vom Lufthansachef angegebenen Zeiten für die Phase des Absturzes und kurz davor nicht mit den von französischer und internationaler Seite festgestellten Zeiten übereinstimmen. So gab Germanwings für den Absturz die Zeit von 10.53 Uhr an, was auch als Grundlage für die Schweige- und Besinnungsminute galt, die in den dem Absturz folgenden Tagen eingehalten wurde. Gemäss internationalen Angaben fand der Absturz jedoch kurz nach 10.40, um 10.41 oder 10.42 Uhr statt. Dementsprechend übernahm der Co-Pilot um 10.30 Uhr das Kommando über das Flugzeug, welches ca. 11 Minuten später abstürzte.