Mitte Juni bis Mitte August

von Verena Bachmann

Nach den vielfältigen Entwicklungen der vergangenen Monate im Zusammenhang mit dem laufenden Umbruch findet in den kommenden Monaten eine Art Zwischenspiel beziehungsweise ein Rückblick statt. Nun geht es darum, das, was geschehen ist, nochmals zu betrachten, das volle Ausmass der gemachten Erfahrungen und Schritte sowie die damit verbundenen Folgen und Konsequenzen zu erkennen. Viele der Erfahrungen und Ereignisse dieser Zeit symbolisieren einen Zustand, der als «Schwelle zwischen Vergangenheit und Zukunft» bezeichnet werden könnte. Bildhaft kann man dieses Geschehen mit dem endgültigen Auszug aus einem Haus oder auch dem Verlassen eines Landes vergleichen, um sich anderswo niederzulassen, und jetzt ist der Moment, in dem man noch einmal an den Ort, den man verlässt, zurückkehrt.

In dieser Zeit stehen mehrere unterschiedliche Aktivitäten und Prozesse an. In der Methapher des Wegzugs geht es nun darum, am alten Ort die Endreinigung vorzunehmen und das, was nicht mitgenommen werden kann, definitiv zu entsorgen. Man betrachtet nochmals den Ort, den man verlassen wird, unter dem Aspekt der Errungenschaften und Erkenntnisse, welche zu dieser Veränderung geführt haben. Es ist gut möglich, dass erst jetzt das volle Ausmass des Wandels erkannt wird, dass einen nun Dinge bewusst werden, die in der Aufbruchsstimmung zuvor übersehen wurden. Dabei können unterschiedliche Prozesse stattfinden: So können einen angesichts der Tatsache, dass vieles vorbei ist und zur Vergangenheit gehört und dass sich das Rad der Zeit nicht zurückdrehen lässt, eine gewisse Wehmut und Trauer befallen. Es mag aber auch deutlich werden, dass es gewisse Dinge dieser Vergangenheit gibt, die nicht zurückgelassen werden können. So können Altlasten, unerledigte Geschichten, Ängste und Konflikte, alte Gewohnheiten und Vorstellungen über die Welt nicht einfach dagelassen und vergessen werden. Sie kommen quasi als «blinde Passagiere» mit auf die Reise und an den neuen Ort und haben dort weiterhin Einfluss auf die Befindlichkeiten und das, was geschieht. 

Neumond 16. 6. 2015 – 14:05 GT

Vollmond 2. 7. 2015 – 2:19 GT

Neumond 16. 7. 2015 – 1:24 GT

Vollmond 31. 7. 2015 – 10:43 GT

Neumond 14. 8. 2015 – 14:53 GT

In dieser Phase geht es also darum, sich in vielen Bereichen mit dem auseinanderzusetzen, was war, und sorgfältig zu unterscheiden zwischen dem, was wichtig ist, weiterhin Gültigkeit hat und noch gebraucht wird, und dem, was nicht mehr stimmig und passend ist. Im ersten Fall gilt es, das Errungene und Nützliche zu würdigen und sich darüber klar zu werden, in welcher Weise es in Zukunft eingesetzt werden kann, im zweiten Fall geht es darum, aufzuräumen, abzuschliessen, loszulassen und sich zu verabschieden.

Astrologisch gesehen stehen in diesen zwei Monaten zwei Themenkomplexe im Fokus:

1. Zum einen findet eine Art Standortbestimmung im laufenden Umbruch- und Wandlungsprozess hinsichtlich des Quadrats von Uranus- (Station zur Rückläufigkeit am 26. Juli auf 20.30 Grad Widder) und Pluto (rückläufig auf 15–13 ½ Grad Steinbock) statt. Die beiden Planeten entfernen sich zunehmend aus dem Orbis des genauen Quadrats. Uranus aktiviert in dieser Zeit einen bisher noch nicht berührten Bereich (19–21 Grad kardinal). Er sorgt damit für weitere neue Impulse und Erkenntnisse, bringt überraschende Wendungen und kann auch Rebellionen und Befreiungsbewegungen auslösen. Pluto kehrt in einen Gradbereich zurück, den er im April 2014 erstmals berührte und dieses Jahr im Januar/Februar aktivierte (13.20– 15 Grad kardinal). Ereignisse und Erfahrungen aus jener Zeit dürften nun nochmals aktuell werden.

2. Da Pluto und Saturn (vom 15. Juni bis 18. September vorübergehend zurück im Skorpion-Zeichen) in dieser Zeit nochmals eine Rezeption bilden, steht auch eine intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, den vergessenen und verdrängten Altlasten und traumatischen Erfahrungen, den Schatten und Abgründen der menschlichen Psyche an. Es ist diesbezüglich denkbar, dass Themen auftauchen und Geschichten bekannt werden, von denen bisher kaum jemand wusste. Wer bereit ist, sich den damit verbundenen auch unangenehmen Erkenntnissen zu stellen, kann in dieser Zeit sehr viel Klarheit gewinnen und letztlich auch Zugang zu bisher nicht nutzbaren Energieressourcen finden. Die herausfordernden und kritischen Situationen dieser Zeit dienen letztlich dazu, die eigene Haltung, Intention und Motivation daraufhin zu überprüfen, ob sie im Innersten authentisch sind, ob die für den gewählten Weg notwendige Willensenergie und Disziplin vorhanden sind.

Sonne und Mars bilden am 14. Juni eine Konjunktion auf 23 Grad Zwillinge – damit beginnt ein neuer Zyklus hinsichtlich der Thematik Willen, Behauptung und Durchsetzung. Im Juli aktivieren sie zunächst Pluto (Opposition: Sonne am 6. Juli und Mars 15. Juli) und danach Uranus (zunehmendes Quadrat: Sonne am 13. Juli und Mars am 25. Juli). Sie bringen damit nicht nur die oben angesprochenen Themen auf eine konkret erfahrbare Ebene, sondern aktivieren auch das nun weniger genaue Quadrat von Uranus und Pluto. Da auch Merkur sich vom 16. bis 19. Juli im gleichen Gradbereich des Krebs-Zeichens bewegt, dürften in diesen Wochen nochmals die Prozesse des laufenden Umbruchs markant in den Vordergrund rücken. Es ist gut möglich, dass in dieser Zeit auf verschiedenen Ebenen Richtungs-, Willens- und Machtkämpfe stattfinden, wobei es immer wieder um die Frage geht, wer oder was über die Kraft und die Ausdauer verfügt, die nötig sind, um die Absichten zu verwirklichen und die Ziele zu erreichen. Vor allem in den Bereichen Familie, Wurzeln, Heimat (Nationalität), Zugehörigkeit und Wohnen dürften intensive Prozesse ablaufen.

Ab Juli stehen zunehmend Jupiter und Saturn im Zentrum der Aufmerksamkeit. Jupiter bewegt sich direktläufig im Bereich 18–30 Grad Löwe und tritt am 11. August ins Zeichen Jungfrau ein. Bis dahin stärkt er alle Bestrebungen im Zusammenhang mit Wachstum und Fortschritt, unterstützt expansive Trends (auch im finanziellen Bereich) und betont eine ausgeprägte Erwartungshaltung. Er aktiviert in dieser Phase auch Themen und Erfahrungen der Jahre 1999/2000 sowie Entwicklungen und Ereignisse des Dezembers 2014. Saturn wiederum ist rückläufig und bewegt sich zwischen dem 15. Juni und dem 18. September wie erwähnt nochmals im Zeichen Skorpion, wo er am 2. August seine Station auf 28.17 Grad erreicht. Am 3. August bildet er ein abnehmendes Quadrat zu Jupiter. Er betont generell die Notwendigkeit von (Selbst-) Disziplin, Kontrolle, Fokus und Zurückhaltung, die Beschränkung auf das Wesentliche und Erforderliche und steht damit im Konflikt mit den durch Jupiter symbolisierten Wachstums- und Ausdehnungstrends. Das abnehmende Quadrat weist auf eine Zeit mit Spannungen und Bereinigungsprozessen hin. Es ist anzunehmen, dass in dieser Zeit der Wertewandel der vergangenen 15 Jahre in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zum wichtigen Thema wird. Die Folgen und Resultate der Entwicklungen dieser Zeit dürften kritisch hinterfragt werden. In einigen Bereichen wird wohl auch deutlich, dass der bisherige Weg so nicht weiterführt.

Eine wichtige Rolle spielt in dieser Zeit auch die Venus. Sie bewegt sich im Gradbereich Mitte Löwe bis 0 Grad Jungfrau. Am 25. Juli erreicht sie ihre Station zur Rückläufigkeit auf 0.46 Grad Jungfrau. Sie wird bis zum 6. September rückläufig bleiben (Station auf 14.23 Grad Löwe). In all den durch sie angesprochenen Themenkomplexen (Beziehungen, Finanzen, Kunst etc.) und von ihr berührten Gradbereichen (14.23–30 Grad fix) haben daher die in den kommenden Monaten stattfindenden Prozesse vorläufige Qualität. In der Zeit ihrer Rückläufigkeit dürften zudem bisher nicht beachtete oder verdrängte Fakten, alte Geschichten und offene, unerledigte Fragen ans Licht drängen und viel Aufmerksamkeit verlangen. Bei neu eingegangenen Partnerschaften und finanziellen Entscheidungen dieser Zeit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Geschichten aus der Vergangenheit Einfluss nehmen. Gleichzeitig können in dieser Phase viele alte, unerledigte Geschäfte und bisher aufgeschobene Probleme geklärt und bereinigt werden. Erst ab der zweiten Hälfte September wird aber ersichtlich, was wirklich gilt. Venus aktiviert auf ihrem Weg zunächst Jupiter (Konjunktion am 1. Juli) und danach Saturn (Quadrat am 14. Juli). Anfang August aktiviert sie rückläufig das genaue Jupiter/Saturn-Quadrat. Damit erhalten alle Themen des laufenden Wertewandels grosse Aufmerksamkeit – die laufenden Prozesse dürften in dieser Zeit eine entscheidende Phase erreichen.

Neptun (Station zur Rückläufigkeit am 12. Juni auf 9.49 Grad Fische) und Chiron (Station zur Rückläufigkeit am 24. Juni auf 21.33 Grad Fische) bewegen sich in dieser Phase nur wenig und sind vorübergehend Nebenrollenspieler. Die mit ihnen verbundenen Themen und Prozesse dürften daher etwas in den Hintergrund treten und erst im Verlaufe des August wieder vermehrt Aufmerksamkeit gewinnen.

Zeitlicher Ablauf: Die Themen der ersten beiden Juniwochen beziehen sich in mancherlei Hinsicht auf die Geschehnisse der Vormonate. Merkur ist zunächst rückläufig und nimmt damit die Geschehnisse der Vorwochen auf. Am 9. Juni erreicht Lilith die Opposition zu Chiron (auf 21.28 Grad Jungfrau/Fische). Gleichzeitig mit der Merkur-Station vom 12. Juni (auf 4.34 Grad Zwillinge, in genauer Opposition zur Saturn-Station von Mitte März) erreicht Mars das Quadrat zu Chiron und Lilith, einen Tag später bewegt sich auch die Sonne in diesem Bereich. Neptun erreicht ebenfalls am 12. Juni seine Station zur Rückläufigkeit. Es ist daher zu erwarten, dass in dieser Zeit viele bisher wenig beachtete Bereiche, Schattenthemen und Schwächen oder sorgsam vermiedene Tabus aufgedeckt werden und aufs Tapet kommen. Vor allem in den Bereichen Medien, soziale Netzwerke und Bildung, aber auch in Bezug auf den Umgang mit der Natur und den dort vorhandenen Kräften können Prozesse stattfinden, die unter Umständen zu einer Re-Evaluation oder einer Haltungs- und Richtungsänderung zwingen. Die erwähnte Sonne/Mars-Konjunktion vom 14. Juni (23.17 Grad Zwillinge) nimmt diese Thematik auf. Ereignisse dieser Tage sind daher als wichtige Impulse und Zeichen für die Entwicklungen der kommenden Monate und sogar Jahre zu sehen.

Der Neumond vom 16. Juni (25 Grad Zwillinge) betont die Thematik des Neubeginns, der neuen Impulse. Am gleichen Tag tritt der rückläufige Saturn wieder ins Skorpion-Zeichen ein und aktiviert damit die Saturn/Pluto-Rezeption. Am 20. Juni bilden Saturn und Pluto ein abnehmendes Halbquadrat. Damit verbunden ist die Aufforderung, die bestehenden Gesetze, Macht- und Autoritätsstrukturen zu hinterfragen und zu erkennen, was den Anforderungen der neuen Zeit nicht mehr genügt und daher verabschiedet werden soll.

Die während der ersten Jahreshälfte mehr oder weniger im Trigon laufenden Jupiter und Uranus bilden am 22. Juni den letzten genauen Aspekt (20 Grad Löwe/ Widder), bevor sich Jupiter endgültig aus der Figur löst. Am 24. Juni erreicht Chiron wie erwähnt seine Station zur Rückläufigkeit. In der zweiten Junihälfte dürfte daher eine intensive Auseinandersetzung zwischen einerseits den Vertretern von alten hierarchischen Strukturen und Machtansprüchen, die sich an überlieferten Rechten und alten Abmachungen orientieren, und andererseits Vertretern einer neuen, zeitgemässen Ordnung, welche die individuellen Rechte und eine Begegnung oder Auseinandersetzung auf Augenhöhe fordern, stattfinden.

Am 1. Juli erreicht die Venus die erste Konjunktion mit Jupiter. Der Vollmond vom 2. Juli (10 Grad Steinbock/Krebs) findet im Quadrat zur Mondknotenachse statt. Er nimmt damit die Geschehnisse vom Frühjahr 2014 wieder auf, beleuchtet die damaligen Ereignisse und Erfahrungen und fordert zu einer Neubeurteilung auf. In einigen Fällen dürfte es dabei darum gehen, sich zwischen Konfrontation respektive Kampf und dem offenen Gespräch sowie konstruktiven Prozessen auf dem Weg zu einem neuen Gleichgewicht mit gegenseitiger Akzeptanz zu entscheiden. Gleichzeitig beginnt in dieser Zeit auch eine intensive Auseinandersetzung hinsichtlich Werte- und Beziehungsfragen (siehe oben). In vielen Fällen wird es dabei nötig sein, zu akzeptieren, dass es keine wirklich «richtige» Lösung gibt, sondern es darum geht, das unter den gegebenen Umständen Beste zu finden.

Ab 6. Juli beginnt die intensivste Phase in Bezug auf die eingangs beschriebenen Auseinandersetzungen mit den Themen des Wandels. Bis zum Neumond vom 16. Juli ist mit heftigen Konflikten, herausfordernden Situationen und aufrüttelnden Ereignissen, aber auch aufwühlenden Erkenntnissen zu rechnen. Im besten Fall gelingt es in dieser Zeit, die vorhandene Energie für einen echten Durchbruch zu nutzen. In den Tagen bis zum 20. Juli ist dann mit weiteren unerwarteten Erkenntnissen und Wendungen zu rechnen.

Danach folgt eine Phase der Besinnung, des Innehaltens (bis zum 26. Juli). In dieser Zeit geht es um eine Bestandesaufnahme hinsichtlich der bisherigen Entwicklungen und Erfahrungen. Am 25. Juli erreicht die Venus ihre Station zur Rückläufigkeit, am 26. Juli Uranus die seine (im Quadrat zum laufenden Mars). Diese Konstellation schafft die Grundlage für gänzlich unerwartete Ereignisse, die einer laufenden Geschichte eine überraschende Wende geben können.

Mit dem Vollmond vom 31. Juli beginnt eine Zeit des Rückblicks und der Evaluation. Der am 2. August stationäre Saturn, sein Quadrat mit Jupiter, die vom 3. bis 5. August ebenfalls in dieser Figur präsente rückläufige Venus sowie der am 5. August dazustossende Merkur weisen auf wichtige Prozesse hin, die vor allem in den Bereichen Wirtschaft und Politik, aber auch in Beziehungs- und persönlichen Wertfragen für Krisen sorgen können und eine Klärung und Auseinandersetzung erfordern.

Hinweis: In diesem «Kalender» nicht explizit erwähnte Konstellationen wurden entweder in der Deutung berücksichtigt oder werden im «Wochenkalender» von Verena Bachmann auf www.astrodata.com aufgegriffen, wo die laufenden Konstellationen für die jeweils kommende Woche detailliert beschrieben sind.
 

Verena Bachmann, pädagogische Ausbildung; seit 1982 astrologische Beratungspraxis in CH-Zürich; Aus- und Weiterbildung in humanistischer Psychologie (Psychosynthese und Gestaltarbeit); Leiterin der Schule für Erwachsene (SFER); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE; internationale Vortragstätigkeit; Bücher: «Mondknoten. Lebensweg und Entwicklung im Geburtshoroskop» (2008/2012); «Die Macht des Weiblichen. Astrologische Symbolik im Spiegel des Wandels» (2011); «Visionen einer neuen Zeit» (2010, Mitautorin); «Die Chiron-Fibel. Brückenbauer zwischen Geist und Materie» (2009); «Pluto – Eros, Dämon und Transformation» (1989, Mitautorin); E-Mail: Verena Bachmann