Astrologie Heute Nr. 179 (Februar 2016) - Bücherschau
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Astrologie Heute Nr. 179
Februar 2016

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 179 bestellen

 


B Ü C H E R S C H A U

 
 

Den Himmel auf die Erde bringen
 
Robert A. Powell und David Bowden
Astrogeographia.
Entsprechungen zwischen den Sternen und Orten der Erde

Grossformat, 143 S., 45 zum Teil fg. Abb., € 24,95
astronova, D-Tübingen 2015

     

Astrologen denken bei Fixsternen mehr an deren Position am Himmel und weniger auf ihren Bezug zu einem irdischen Standort. Die Astrogeographia von Robert A. Powell und David Bowden befasst sich genau mit dieser Bedeutung des Raumes, der wie die Fixsterne eher für das Ewige und Unbewegte steht als für das Rhythmische der Planeten. An vielen Beispielen zeigt das Buch, wie antike Baumeister bei der Auswahl des Standortes auf die Bezüge zu den Fixsternen geachtet haben, die diese zu bestimmten Tagen – zum Beispiel bei den Äquinoktien – offenbaren. Sie bringen damit den Himmel auf die Erde bzw. dokumentieren diese energetische Projektion in ihren Bauten. Bekannt ist die Ausrichtung der Pyramiden auf das Sternbild Orion.

Die Autoren unterteilen die Erde in Tierkreiszonen und ordnen bestimmten Punkten («Chakren») auf der Erde auch Planeten zu. Das grossformatige Buch enthält eine ganze Reihe von Karten, zum Teil farbig, die das Thema eines Himmels auf der Erde sehr anschaulich machen. Für eigene Zwecke gibt es eine mathematische Anleitung, um die Projektion des Fixsternhimmels auf die Erde umzusetzen.

–Bernhard Firgau
 





Äusserst detailliert und lesenswert
 
Eva Stangenberg
Chiron im Horoskop

Die Brücke zum Selbst

Hc, 18 Abb., 198 S., € 24,90 / sFr. 34.80 fPr
Chiron Verlag, D-Tübingen 2015

 

Dies ist Eva Stangenbergs persönlichstes Buch: beginnend mit überzeugenden Belegen von Chiron-Auslösungen an Wendepunkten im Leben der Autorin. Allein schon deswegen lohnt sich die Lektüre von Chiron im Horoskop: Es lädt – bevor es systematisch und «wissenschaftlich» wird – zur Kasuistik Chirons am eigenen Horoskop ein.

System und Wissenschaft sodann: Eva Stangenberg erforscht sehr genau die Mythologie Chirons, äusserst detailliert, äusserst lesenswert, und steigt dann ein in eine psychologische und praktische Deutung des Prinzips Chiron im Horoskop, wiederum äusserst detailliert, äusserst lesenswert. Wenn eine Monographie über Chiron das Zeug zum einschlägigen Standardwerk hat, dann Eva Stangenbergs Buch!

Zwei nachdenkliche Rückfragen seien erlaubt. Erstens der Stellenwert der Mythologie: der astrologische Jupiter und der lüsterne Womanizer Zeus, oder eben das Scham-und-Schande-Motiv des astrologischen Chiron und der rundum edle, weise Kentaur gleichen Namens – fügen sich Mythologie und Astrologie wirklich so bruchlos ineinander? Zweitens Chiron als Herrscher von Jungfrau: Ich staune eher über die mittlerweile so zahlreichen Kleinplaneten und Ausreisser aus dem Kuipergürtel, zu denen auch Chiron gehört: viel mehr neue Faktoren als traditionelle Tierkreiszeichen! Da wird es künftig eng in den Domizilen. Dämmert nicht doch stattdessen eine ganz andere Astrologie herauf?

–Christoph Schubert-Weller
 



Die Zeit der Schwangerschaft
 
Alexandra Kalcakosz
Pränatale Astrologie
Das Horoskop als Reisebericht der Seele

Pb., 120 S., € 12,95 / sFr. 18.90 fPr
astronova, D-Tübingen 2015

 

Die Pränatalzeit, das heisst die Zeit vor der Geburt, hat einen grossen Einfluss auf jedes Individuum. Heutzutage geht man besser und bewusster mit dieser sensiblen Phase im Mutterleib um. Die Autorin und Astrologin Alexandra Kalcakosz stellt in ihrem Buch Pränatale Astrologie einen interessanten Zusammenhang zwischen vorgeburtlicher Erfahrungsebene und dem Erleben des Horoskopeigners her.

Die vorgeburtliche Zeit beginnt mit der Zeugung, also dem Zeugungsakt, und endet mit der vollendeten Geburt. Optimal verläuft die Geburt aus der Sicht von Alexandra Kalcakosz, wenn die Geburt natürlich verläuft. In diesem Fall steht im Horoskop eine Art Reisebericht der Seele, der in der pränatalen Phase angelegt ist. Das Geburtshoroskop ist somit zugleich prägend für das zukünftige Leben und Erleben des Horoskopeigners, wie es auch Rückschlüsse auf die Schwangerschaft zulässt.

Diesen astrologischen Ansatz erläutert die Autorin ausführlich und verständlich. Sie erklärt das Horoskop als Spiegelbild unserer Seelenreise sowie die Planeten und den Herrscher des MCs (Schirmherr der Geburt) aus Sicht der pränatalen Astrologie. Anhand von Beispielhoroskopen erläutert sie ihren Deutungsansatz und lässt dabei auch persönliche Erfahrungen als Mutter einer Tochter einfliessen.

–Lydia Wentzel
 
 




Lobrede auf die Astrologie 
 
Tycho Brahe
Über den neuen Stern
Ein Loblied auf die himmlischen Wissenschaften

Hg. Reinhardt Stiehle, Hc., 115 S., 11 Abb., € 19,95 / sFr. 26.90 fPr
Chiron Verlag, D-Tübingen 2015

 

Dieses Buch vereinigt zwei Schriften Tycho Brahes, die Schrift Über den neuen Stern (1573) und die Lobrede auf die himmlischen Wissenschaften (1574), nämlich auf die Astrologie. Man tut immer so, als habe Brahe «eigentlich» nichts mit der Astrologie am Hut gehabt. Hatte er aber, und zwar ganz selbstverständlich! Dem Naturwissenschaftler von heute ist das peinlich, und deshalb waren bisherige Übersetzungen der beiden Texte nie ganz vollständig.

Tycho Brahe, Däne, 1546 geboren, besseren Kreisen entstammend, hat die mentale und die pekuniäre Ausstattung, um sich frühzeitig allerlei Studien zu widmen, ein paar Universitäten in Deutschland durchzumachen und dabei bald zu erkennen, dass sein Herz für die Astronomie schlägt. Sein Alleinstellungsmerkmal ist Präzision, er erhebt die genaue Beobachtung des Himmels zur Kunst. Kaum 26 Jahre alt, macht Tycho Brahe 1572 eine Entdeckung – und entdeckt dabei, dass er in der europäischen Astro-Community der Einzige ist, der wirklich hingeguckt hat: Brahe beobachtet die Supernova 1572, und um allen möglichen Spekulationen entgegenzutreten, denen es vor allem an Genauigkeit, Klarheit und Nüchternheit mangelt, setzt Brahe sich im Jahr darauf, 1573, hin und verfasst eine astronomische und astrologische Schrift «Über den neuen Stern». Brahe wird mit einem Schlag europaweit berühmt.

Tycho Brahe steigt in dieses Werk mit einer philosophisch-theologischen Überlegung ein: Der neue Stern tritt ausserhalb der von Gott einstmals komplett und unveränderlich kreierten Schöpfung auf. Darum muss dieser Stern auch eine besondere, von Gott gesetzte aktuelle Bedeutung haben.

Beide Gedanken kommen uns Heutigen unbequem und seltsam vor. Doch wir sollten nicht vergessen, dass die eigentliche Revolution im Denken der Neuzeit darin besteht, dass «Wissen» nicht mehr einfach das ist, was insgesamt in heiligen Schriften offenbart wird. Wissen wandelt sich zu etwas Unabgeschlossenem. Weg von den Glaubenstatsachen einer Offenbarung und hin zum Nichtwissen und Fragen – dieser Fort-Schritt im Denken braucht einige Jahrhunderte im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, bis er wirklich getan ist.

Sodann ermittelt und ordnet Brahe die Fakten und bestimmt mit aufwendigen trigonometrischen Berechnungen die Position des neuen Sterns am Himmel in Länge, Breite und Deklination. Aufgrund seiner Beobachtungen und Berechnungen kommt Brahe zu dem Schluss, dass sich der neue Stern wie ein Fixstern verhält. Das ist unter den Bedingungen der Astronomie im 16. Jahrhundert keine selbstverständliche Erkenntnis.

Das letzte Kapitel versucht, astrologische Deutungsmöglichkeiten für den «neuen Stern» zusammenzutragen. Brahe warnt und schreibt: «Ganz gewiss überschreitet es die Grenzen der Astrologie, jetzt schon etwas Zuverlässiges über die Auswirkungen dieses Sterns zu sagen.» (S. 47) Weil der genaue Zeitpunkt, da der Stern erstmals sichtbar wurde, nicht mit Sicherheit bekannt ist, greift Brahe zur Deutung auf das Neumondhoroskop vor dem Zeitpunkt seiner eigenen Sichtung (11. November 1572) zurück, um annähernd die astrologische Qualität des neuen Sterns zu bestimmen.

Astronomisches und astrologisches Handwerk werden in dieser Schrift in bester Integration vorgeführt. Brahes Schrift ist auf der Höhe ihrer Zeit. Sein Ruhm aufgrund dieser Arbeit ist nur folgerichtig. Konsequent lädt ihn der dänische König ein, an der Universität Kopenhagen einen Kurs in Astronomie zu halten. Brahe ist noch keine 28 Jahre alt. Die Antrittsvorlesung für diesen Astronomiekurs ist die «Lobrede auf die himmlischen Wissenschaften» – nämlich eine Lobrede auf die Astrologie. Brahe klärt die Aussagemöglichkeiten, die Reichweite der Astrologie, und geht zugleich auf zahlreiche philosophische und theologische Argumente ein, die sich gegen die Astrologie richten.

Das ist vor allem selbstbewusst und kritisch, aber eben stets auch selbstkritisch. Von dieser klaren und aufrichtigen Haltung könnten sich manche heutigen Astrologen und manche ihrer Gegner eine dicke Scheibe abschneiden.

–Christoph Schubert-Weller