Astrologie Heute Nr. 183 (Oktober 2016)
Bild vergrössern
Astrologie Heute Nr. 183
Oktober 2016

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 183 bestellen

 E  D  I  T  O  R  I  A  L  

 

 

Vielen Dank für die Blumen, danke für die zahlreichen Gratulationen und die guten Wünsche, die wir zum Jubiläum «30 Jahre Astrologie Heute» in Empfang nehmen durften (siehe auch «Leserbriefe»). Redaktion und alle Mitarbeiter des Verlages haben sich sehr darüber gefreut! Nach drei Jahrzehnten ist die Leser(innen)bindung immer noch gross, und wie viele Zuschriften zeigen, ist das Verhältnis in gewisser Weise ein sehr persönliches. Astrologie ist eben nicht einfach nur ein «Hobby» zum Zeitvertreib oder – wie die landläufige Meinung vieler Laien – eine Möglichkeit, um schnell reich zu werden. Sie ist gewissermassen eine philosophische Weltanschauung. Das verbindet. Die Liebe zur alles durchdringenden kosmischen Weisheit, wie sie in der astrologischen Schau allen weltlichen und seelischen Erscheinungen zuteil wird, ist die Grundlage der Sternenkunst. Es ist eine Sicht, die jedem Menschen das vollumfängliche Potenzial eines wahrhaft einzigartigen Wesens, eingebettet in das Geheimnis des mit allem Verbundenen, zugesteht. Ausgedrückt in der Tatsache, dass jeder Mensch alle Tierkreiszeichen, Planeten, Energien usw. in sich vereint zu einer einzigartigen Konstellation, die ihm alle Möglichkeiten offenhält. Jeder hat das Recht auf ein Horoskop, das nur ihm gehört. Und dieses ist im Rahmen seines Urmodells immer ausgewogen-perfekt.  

Nun ist heutzutage die Liebe zur Weisheit, die Philosophie der Wahrheit, etwas aus der Mode gekommen. (Ich weiss, das tönt altbacken, und zugegeben, das sind auch grosse Worte, die wir hier in aller Bescheidenheit zu Papier bringen wollen.) Grosse Reden schwingen hingegen ist sehr modern, das passt in unser Zeitalter der penetranten digitalen Selbstdarstellung. (Ich weiss, das tönt banal.) Auch Donald Trump ist sehr modern. Er ist gewissermassen ein Jongleur der virtuellen Wahrheiten (hier nur im Plural möglich). Ein Meister der Schamlosigkeit. Er hat begriffen, dass die Schlagzeile zählt, und nur die Schlagzeile, nicht die Geschichte dazu. Er wirkt einfältig und deshalb ehrlich. Ein moderner Lügenbaron (der sich allerdings kaum am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen vermöchte). Schon seine Erscheinung ist ein Geniestreich sondergleichen, er müsste sie patentieren lassen (wenn das nicht längst geschehen ist). Im Grunde reichen ein oranger Fleck und zwei aufgerissene Äuglein, um ihn weltweit als den erkennen zu lassen, den er zu sein vorgibt: Donald Trump, der Tausendsassa, ach was: Milliardensassa! Schon sein Name erinnert an Donald Duck (sympathisch unbeholfener Witzbold). Dieser wiederum erinnert an Dagobert Duck (ein im Geld badender lustiger, aber knausriger Onkel). Dieser Ente sitzen nun viele auf. Und Entenhausen könnte bald zur Hauptstadt der Welt werden. Trump: der Tramp auf vielen Bühnen, oftmals plump, das heisst: einfach. Einfache Wahrheiten in komplizierten Weltlagen. Eine Karikatur seiner selbst. Vom Satireprogramm in die Hauptnachrichten gerutscht.

Vermutlich sind wir tatsächlich schon im viel beschworenen Zeitalter des Wassermanns angekommen, welches das Zeitalter der Narren werden könnte, die aktuellen Entwicklungen legen es nahe. Narren sind sympathisch, weil unterhaltsam, sie wecken Emotionen und regen zum Widerspruch, das heisst zum Denken an – aber lasst sie bitte nicht ins weisse Haus, sie stehen am Abgrund!

Armando Bertozzi
Redaktor

  


Armando Bertozzi, von 1976 bis 1981 Kurse in Astrologie, Alchemie und Kabbala; 1980 bis 1988 Redaktor und Mitherausgeber von «Essentia – Zeitschrift für evolutionäre Ideen»; seit 1989 Chefredaktor von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Armando Bertozzi)