Nach den turbulenten und für viele auch persönlich herausfordernden Monaten steht in der kommenden Zeit die Verarbeitung des Geschehenen und Erlebten im Zentrum. Mit Ausnahme von Uranus sind oder werden alle Langsamläufer in dieser Phase rückläufig. Auch Venus (bis 25. Juni) und Merkur (18. Juni – 12. Juli) sind rückläufig. Mars bewegt sich ab 22. Juli im Bereich seiner späteren Rückläufigkeit. Dementsprechend geht es in den meisten Belangen nun darum, die Fäden von Ereignissen aus dem ersten Halbjahr 2020 wieder aufzunehmen und sich nochmals mit dem, was war, zu beschäftigen.

Gleichzeitig erfolgen wichtige neue Impulse, deren Effekte und Folgen das Geschehen im nächsten Halbjahr massgeblich prägen. Zusammengenommen verweisen die diversen astrologischen Konstellationen auf drei unterschiedliche Prozesse: Erstens geht es um die Verarbeitung des aktuell Erlebten und die bewusste Wahrnehmung der sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Effekte von Ereignissen und deren Konsequenzen auf das eigene Leben. Zweitens werden die Entscheidungen und Schritte der vergangenen Monate überprüft; es geht darum, die Folgen zu erkennen, daraus zu lernen und wenn nötig auch erste Korrekturen vorzunehmen. (Dazu ist anmerken, dass auch wenn auf kollektiver Ebene für viele die Corona-Krise mit all ihren Facetten und Effekten im Vordergrund steht, gleichzeitig wichtige Entwicklungen in ganz anderen Bereichen des eigenen Lebens sowie im Umfeld ablaufen und zu beachten wären.) Drittens geht es um die Vorbereitung für die ab Herbst anstehenden Prozesse und Entwicklungen: Die jetzt in diesem Kontext gemachten Entscheidungen und ersten Erfahrungen bereiten den Boden vor und setzen wichtige Impulse für den weiteren Verlauf des Geschehens. Sowohl auf der persönlichen Ebene als auch in gesellschaftlicher, mundaner Hinsicht bauen die Entwicklungen des kommenden Herbstes und Winters auf den jetzt gemachten ersten Schritten und geschaffenen Voraussetzungen auf.

	Vollmondeklipse 5. 6. 2020 – 19:12 GT
	Neumondeklipse 21. 6. 2020 – 6:41 GT
	Vollmondeklipse 5. 7. 2020 – 4:44 GT
	Neumond 20. 7. 2020 – 17:33 GT
	Vollmond 3. 8. 2020 – 15:58 GT

Aus astrologischer Sicht spielen die Planeten Jupiter, Saturn, Pluto, Mars, Chiron und Lilith in dieser Zeit eine Hauptrolle. Aber auch alle anderen Planeten nehmen auf den verschiedenen Bühnen des Sommertheaters einen wichtigen Part ein. Die dadurch entstehende Komplexität des Geschehens ist nur schwer zu fassen und zu beschreiben. Ich versuche es mit folgendem Bild: Wenn in der Arktis das Eis aufbricht, kommen unterschiedlich grosse Schollen in Bewegung. Sie folgen den nicht sichtbaren Strömungen und Winden, driften teils in verschiedene Richtungen. Einige beginnen zu tauen und werden kleiner, manche wiederum kollidieren miteinander und kommen von der Richtung ab. In dieser Vielfalt mit ihren vielen Variablen ist es kaum möglich, konkret zu bestimmen wie sich die Lage in den folgenden Tagen, Wochen und Monaten präsentieren wird.

Allerdings besteht aus astrologischer Sicht thematisch ein recht deutlicher Unterschied zwischen den Monaten Juni einerseits und Juli/August andererseits: Im Juni stehen Werte und Beziehungen aller Art im Zentrum des Geschehens. Venus (persönliche Beziehungen und Werte), Jupiter (gesellschaftliche, kulturelle und politische Werte, Überzeugungen und Weltbilder) und Neptun (religiöse und spirituelle Werte und Visionen, bedingungslose, ganzheitliche Liebe und Verbundenheit) spielen dann die Hauptrollen:

Venus ist bis zum 25. Juni rückläufig (15–5 Grad Zwillinge); sie bildet am 3. Juni ein Quadrat zu Mars und eine Konjunktion zur Sonne. Die seit Mitte April laufenden Entwicklungen rund um die Themen Partnerschaften, Freundschaften und soziale Netzwerke sowie bezüglich der Frage nach dem Wert von persönlichen Kontakten, Informationen, Reisemöglichkeiten und Handelsbeziehungen setzen sich fort. Immer wieder geht es dabei um Vorfälle und Erfahrungen vom April. Gleichzeitig geht der Blick teilweise auch weit zurück in die Vergangenheit. Alte oder uralte Muster und Prägungen, bisher nicht beachtete, unverarbeitete Erfahrungen machen sich bemerkbar und verlangen Aufmerksamkeit. Im besten Fall wird die Zeit genutzt, um sich von Altlasten zu befreien, aus den gemachten Erfahrungen zu lernen und wichtige Fäden wieder neu aufzunehmen. Gleichzeitig besteht aber eine erhöhte Gefahr, dass Geschehnisse der Gegenwart durch die Brille von Geschichten aus der Vergangenheit gesehen und entsprechend interpretiert werden. Missverständnisse, Fehlurteile und der Realität nicht angemessene Reaktionen sind mögliche Folgen. Ab Ende Juni könnten solche Geschichten eine Fortsetzung erfahren. Dort, wo die Zeit davor zur Klärung und Bereinigung genutzt wurde, sind nun konstruktive neue Initiativen möglich und können Beziehungen und Verträge neu definiert werden. Parallel dazu dürfte aber auch deutlich werden, wo auf alten Erfahrungen aufbauende Fehlannahmen in die Irre geführt haben und eine neue Evaluierung nötig ist. Anfang August dürften diese Prozesse einen vorläufigen Abschluss finden.

Neptun erreicht am 23. Juni seine Station zur Rückläufigkeit (20.58 Grad Fische). Die Halbschatten-Mondfinsternis vom 5. Juni ereignet sich im Quadrat zu Neptun/Mars. Am 11. Juni steht Neptun im Quadrat zur Sonne, am 13. Juni wird seine Konjunktion mit Mars genau. Ideale, spirituelle und religiöse Visionen, Bilder und Erfahrungen dürften in dieser Zeit daher ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Auf der konkreten mundanen Ebene könnte sich das vor allem in den Bereichen soziales Engagement, Migration, Völkerverständigung und Naturschutz zeigen. Gemäss einer anderen Entsprechung könnten aber auch Verschwörungstheorien sowie spirituelle und religiöse Gruppierungen allgemein erneut für Aufsehen sorgen und Konflikte auslösen. Vor allem Geschehnisse in der Zeit von Mitte Juni können in diesem Zusammenhang den Impuls für eine längerfristig bedeutsame Entwicklung setzen. Am 27. Juli bildet Neptun das dritte Quadrat mit der Venus: Damit werden die Fäden von Begegnungen und Geschehnissen von Anfang Mai wieder aufgenommen. Seit damals offene Fragen können nun geklärt werden. Enttäuschung von Hoffnungen ist dabei ebenso möglich wie sich erfüllende Träume und Visionen.

Jupiter ist in dieser Zeit rückläufig (26–19 Grad Steinbock). Am 30. Juni bildet er die zweite Konjunktion mit Pluto (auf 24 Grad Steinbock, im Quadrat zu Eris). Die seit Ende März / Anfang April laufenden Auseinandersetzungen um moralisch-ethische, kulturelle, gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche und religiöse Werte werden damit erneut intensiviert. Es ist anzunehmen, dass sich in diesem Zusammenhang – vereinfacht gesagt – drei unterschiedliche Lager bilden: 1. Menschen, die auf Struktur, Autorität, Macht und Kontrolle drängen oder aber diese fürchten; 2. Menschen, die auf die Errungenschaften von Wissenschaft und Technologie zählen oder aber diese verteufeln; 3. Menschen, die das Heil der Welt in Liebe und Verbundenheit von allen und Mitgefühl für alle sehen oder aber sich vor Infiltrationen, «Ansteckungen» und Inflationen fürchten. In all diesen Themenbereichen sind heftige Prozesse, Fanatismus und Machtkämpfe zu erwarten. Auf der individuellen Ebene gilt es, diesbezüglich eine eigene Haltung zu finden und sich nach Möglichkeit nicht manipulieren zu lassen. Die mit diesen Themen verbundenen Prozesse sind ebenfalls als zweites Kapitel einer noch länger dauernden Geschichte zu sehen. Erst nach den im Laufe des Novembers erfolgenden weiteren Impulsen wird die definitive Richtung deutlich.

Am 18. Juni wird Merkur rückläufig (auf 14.45 Grad Krebs; bis 12. Juli auf 5.30 Grad). Die ringförmige Sonnenfinsternis vom 21. Juni (bei uns nicht sichtbar) setzt dann einen ersten wichtigen Impuls für das zweite Halbjahr. Sie findet auf 0.20 Grad Krebs am aufsteigenden Mondknoten (dieser in Zwillinge) statt. Diese Finsternis fordert dazu auf, überholte Glaubenssätze, Vorstellungen und Verhaltensmuster im Zusammenhang mit Autoritäten und Institutionen als solche zu erkennen und sich für neue Ideen zu öffnen. Vorurteilsfreier Austausch und Gemeinschaftssinn spielen im Übergang in eine neue Zeit eine wichtige Rolle.

Am 28. Juni wechselt Mars in das von ihm beherrschte Widder-Zeichen. Aufgrund seiner späteren Rückläufigkeit (9. September – 14. November) wird er bis Januar nächsten Jahres in diesem Zeichen verbleiben und die Stimmung und Dynamik in dieser Zeit in einer Hauptrolle spürbar mitprägen. Damit wechseln auch Atmosphäre und Themenschwerpunkte. Mars in Widder sorgt für Bewegung, Tatendrang, Leistungs- und Durchsetzungswillen, betont aber auch Konkurrenzdenken, Kampfbereitschaft und Aggression. Auch das instinktgeprägte und triebhafte Handeln dürfte zunehmen. Gleichzeitig erhalten die Themen von Chiron und Lilith (beide ebenfalls in Widder) in dieser Zeit vermehrte Aufmerksamkeit. In der Kombination sorgen diese drei Faktoren für Erfahrungen und Ereignisse, die sich der Logik entziehen, nicht plan- und vorhersehbar sind, sich oft auch nicht rational erklären lassen. Naturphänomene aller Art, Katastrophen, tragische und schicksalhafte Umstände sowie von Urinstinkten geprägtes Verhalten gehören ebenso dazu wie heldenhaftes und selbstloses Engagement, bedingungsloser Einsatz für die Gemeinschaft und die Natur (Erde) oder wundersame Wendungen und Heilerfahrungen. Gemeinsamer Nenner der Drei ist die Tatsache, dass der Fokus weniger auf den Interessen des Einzelnen liegt, sondern es vielmehr um das grosse Ganze geht, um die Zyklen von Licht und Dunkel, Wachsen und Vergehen, Leben und Tod. Der Mensch ist hier nicht der Herr über die Natur und das Geschehen, sondern vielmehr als Teil des Ganzen miteingebunden.

In der Zeit bis Anfang Juli bewegt sich Mars im Bereich der Lilith/Chiron-Konjunktion von Anfang März. Es ist daher denkbar, dass Ereignisse dieser Zeit nun wieder aktuell werden. Neben persönlichen Erfahrungen könnten auch Geschichten rund um die Corona-Krise, Naturereignisse, Pionierleistungen oder Eroberungsgelüste aktuell werden.

Ab Juli treten dann die Chiron-Themen zunehmend in den Vordergrund. Merkur läuft bereits seit Anfang Juni (erstmals) im Quadrat zu Chiron: Informationen und Ereignisse dieser Zeit könnten daher, auch wenn sie etwas in den Hintergrund gedrängt werden, zu Vorboten des Geschehens im Juli werden. Chiron erreicht am 11. Juli in Konjunktion zu Mars (genau am 14. Juli) die Station zur Rückläufigkeit (9.26 Grad Widder). Die Sonne bildet am 30. Juni und Merkur am 1. und 21. Juli weitere Quadrate zu Chiron. Entsprechend könnten in dieser Zeit zwei Themen besondere Aufmerksamkeit erlangen: erstens Hilflosigkeit angesichts von Vorgängen, bei denen nichts «getan» werden kann und jeglicher Aktivismus die Sache nur verschlimmert; zweitens das «verletzte Männliche» oder auch die Rolle von Heilern und Heilpraktiken aller Art (Ärzte, Naturheilkundler, Schamanen etc.). Da die Sonne in dieser Zeit in Opposition zu Jupiter (genau 14. Juli), Pluto (15. Juli) und Saturn (20./ 21. Juli, seit dem 2. Juli wieder im Steinbock-Zeichen) läuft, dürften erneut die alten autoritären Strukturen und Weltbilder zum Thema werden. Die Suche nach einer starken Hand, die das Geschehen kontrolliert, Verbote und Überwachungsgeschichten aller Art, das Beharren auf traditionellen Prinzipien und eine Rückbesinnung auf das Wesentliche sind mögliche Entsprechungen.

Mit dem Vollmond vom 5. Juli tritt auch Lilith auf die Bühne des Geschehens: Am 10. Juli bildet die Sonne, am 28. Juli Jupiter und am 30. Juli Merkur ein Quadrat zu ihr. Mars erreicht die erste von drei Konjunktionen am 9. August. Die Lilith-Beteiligung betont die Bedeutung von Zyklen und die Rolle des machtvollen Weiblichen, bringt aber auch matriarchale Elemente ins Spiel und aktiviert Fragen rund um das Rollenverständnis von Männlich und Weiblich. Eine Radikalisierung des Verhaltens, die Suche nach Sündenböcken, die an den Pranger gestellt werden, sowie Naturereignisse, unerklärliche Brüche und Wendungen sind ebenso Teil der Lilith-Thematik wie das Auftauchen von starken Frauen, die Halt geben und den Weg weisen.

Da Mars ab 25. Juli im Bereich seiner späteren Rückläufigkeit läuft, sind seine Themen als erstes Kapitel einer Geschichte zu sehen, die erst auf nächstes Jahr hin endet. Saturn als Herrscher des Steinbock-Zeichens dürfte das Geschehen dieser Zeit im Hintergrund deutlich mitprägen. Uranus läuft als einziger direkt und in einem neuen Bereich und wird erst im August durch persönliche Planeten aktiviert. Entsprechend treten die ihm zugeordneten Themen erst in diesem Monat wieder ins Rampenlicht.

Hinweis: In diesem «Kalender» nicht explizit erwähnte Konstellationen wurden entweder in der Deutung berücksichtigt oder werden im «Wochenkalender» von Verena Bachmann auf www.astrodata.com aufgegriffen, wo die laufenden Konstellationen für die jeweils kommende Woche detailliert beschrieben sind.

Verena Bachmann, pädagogische Ausbildung; seit 1982 astrologische Beratungspraxis in CH-Zürich; Aus- und Weiterbildung in humanistischer Psychologie (Psychosynthese und Gestaltarbeit); Leiterin der Schule für Erwachsene (SFER); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE; internationale Vortragstätigkeit; Bücher: «Mondknoten. Lebensweg und Entwicklung im Geburtshoroskop» (2008/2012); «Die Macht des Weiblichen. Astrologische Symbolik im Spiegel des Wandels» (2011); «Visionen einer neuen Zeit» (2010, Mitautorin); «Die Chiron-Fibel. Brückenbauer zwischen Geist und Materie» (2009); «Pluto – Eros, Dämon und Transformation» (1989, Mitautorin); E-Mail: Verena Bachmann