Astrologie Heute - Themen der Zeit

Russland: Neptun, das Meer und das grosse Schweigen

Am letzten Sonntagnachmittag, 13. August 2000, strahlte Admiral Popov zufrieden auf Deck seines Kriegsschiffs und gab das erfolgreiche Ende einer dreitägigen Übung mit 30 Kriegsschiffen und Atom-U-Booten bekannt. Den Journalisten diktierte er, "seine Männer hätten höchst professionelle Leistungen erbracht", "alles sei gut abgelaufen" und die Manöver seien "ein Grosserfolg gewesen".

Dabei lag bereits seit über einem Tag die "Kursk", eines der modernsten Atom-U-Boote Russlands, nach einer schweren Explosion havariert in mehr als 100 Meter Tiefe auf dem Meeresboden. Wahrscheinlich waren schon viele der 118 Seemänner tot, während für die übrigen wenig Aussicht auf Rettung bestand, und wie sich später zeigen sollte, der nasse und dunkle Schiffsrumpf zu ihrem Grab werden sollte.

Eine derartige Portion Zynismus und mutwillige Falschinformation hatte es in Russland schon lange nicht mehr in solch offensichtlicher Form gegeben. Man muss auf die dunkle Zeit der Sowjetherrschaft zurückgehen, um eine solche Informationspolitik als offizielle Doktrin verankert vorzufinden. Dies lässt es naheliegend erscheinen, einen Blick auf das Horoskop der kommunistischen Revolution von 1917 zu werfen, welches unter Präsident Putin scheinbar erneut Gültigkeit erlangt. Der massgebliche Moment dafür entspricht dem Sturm auf den Winterpalast, und das Horoskop in Fig. 1 wurde dementsprechend gemäss den Angaben von Nicholas Campion (1) auf den 8. November 1917, 02.12. Uhr (-3) für Leningrad berechnet.

Das Horoskop des russischen Revolutionshoroskops wurde schon öfter besprochen, unter anderem auch in Astrologie Heute, so dass hier nicht im Detail darauf eingegangen werden soll. Es sei lediglich daran erinnert, dass Neptun über eine Konjunktion mit Saturn und eine starke Besetzung des zwölften Hauses eine wichtige Rolle spielt, was die Verschwiegenheit und Abwesenheit verlässlicher Informationen und die mutwillig gestreuten Falschinformationen zur Sowjetzeit erklärt. Dies kam unter anderem darüber zum Ausdruck, dass die in der Diffusion von Falschinformationen leitende sowjetische Zeitung "Prawda" hiess, was übersetzt "Wahrheit" bedeutet. Mond im zwölften Haus symbolisiert auch das missachtete und hintergangene Volk. Pluto am absteigenden Mondknoten ist wiederum ein Ausdruck für eine rigorose Machtpolitik, die insbesondere unter Stalins Zeit regelmässig zu sogenannten "Säuberungen" führte – wiederum ein verschleiernder neptunischer Ausdruck für Grausamkeiten – denen Millionen von Menschen zum Opfer fielen. Interessant ist in diesem Horoskop aber auch die Spannungsfigur zwischen Sonne/Merkur Mitte Skorpion im Quadrat zu Saturn und Uranus auf der Löwe/Wassermann-Achse. Diese Spannung im fixen Kreuz lässt es verständlich erscheinen, dass Russland mit der Sonnenfinsternis vom 11. August 1999, welche die gleichen Grade besetzte, eine einschneidende Veränderung durchmachte, die dem Land mit einem neuen Leader ein anderes Gesicht gegeben hat: Bekanntlich wurde Wladimir Putin am 9. August 1999 von Boris Jelzin in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zum neuen Ministerpräsidenten erkoren. Dies ging mit einer Reihe von wichtigen Transiten über dem russischen Revolutionshoroskop einher: Laufender Mars Konjuntion Sonne/Merkur-Radix in Opposition zum laufenden Saturn, Sonne/Mond/Mondknoten-Transit Konjunktion Saturn-Radix, Uranus-Transit Konjunktion Uranus-Radix, Neptun-Transit Opposition Neptun-Radix, Merkur-Transit Konjunktion Neptun-Radix, Jupiter-Transit Quadrat Neptun-Radix, Venus-Transit Konjunktion Mars-Radix, Chiron-Transit Quadrat Mond-Radix, Lilith/Pluto-Transit Konjunktion IC-Radix (siehe Eklipse vom 11. August 1999 für Moskau, aufgezeichnet in Fig. 2).

Diese starken Bezüge und die Tatsache, dass Wladimir Putin, dem man anfänglich kaum Chancen einräumte, am 9. August 1999 ins Amt gehievt wurde, ermahnt uns dazu, diese markante Finsternisstellung nicht voreilig als unwesentlich abzutun. Es hat zwar keine Neuauflage des sowjetischen Kommunismus gegeben, aber wie wir befürchten müssen, sehr wohl ein Versuch, viele der damaligen Methoden im Umgang mit Information wie auch mit Gegnern zu reaktivieren. Wie das Ganze sich längerfristig entwickelt ist zwar noch nicht klar, aber es zeigt sich bereits jetzt, dass ein Jahr nach seiner Ernennung zum Ministerpräsidenten und etwas mehr als ein halbes Jahr nach seiner Einsetzung als Staatspräsident auch für das russische Volk, welches zunächst in ihm einen dynamischen Erneuerer feierte, die Schattenseiten von Wladimir Putin sichtbar werden. Durch seine verfehlte Informationspolitik und sein Abtauchen zu einer Zeit, zu welcher die Russen von ihm Führungsqualitäten erwarteten, hat Putin in den Augen vieler Landsleute sein Gesicht verloren. Kommentare in den russischen Medien wie "Die tragische Havarie könnte zum kritischen Wendepunkt für Putin werden" (Nesawissimaja gaseta) und "Zusammen mit dem U-Boot ist auch die Staatsmacht auf Grund gesunken" (Iswestija) sprechen Bände. Der Bezug zur neptunischen Entsprechung ist unübersehbar, so auch in den Worten eines russischen TV-Kommentators: "Genau so wie die Matrosen im U-Boot immer weniger Luft zum Atmen haben, so schwindet auch das Vertrauen des Volkes in Putins Machtpolitik".

Wie kommt es zu dieser Affinität Putins für die Methoden des überwunden geglaubten Sowjetregimes? Die Stellungen seines Horoskops (Fig. 3) sind höchst aufschlussreich, auch wenn wir uns vorsichtshalber vor allem auf die Konstellationen des Tages konzentrieren (2).

Zunächst fällt in Putins Horoskop die Saturn/Neptun-Konjunktion auf, die wir bereits im Revolutionshoroskop vorfinden. Sie wird zusätzlich durch seine Sonne aktiviert. Damit wurde Putin zu einem folgenschweren Zeitpunkt in der Geschichte der Sowjetunion geboren: Kurz vor dem Tod Stalins. Entsprechend präsentieren sich die Saturn/Neptun-Zyklen als wichtige Einschnitte: Saturn/Neptun-Konjunktion von 1917: Russische Revolution, Saturn/Neptun-Konjunktion von 1952/53: Tod Stalins und Geburt Putins, Saturn/Neptun-Konjunktion von 1989: Fall der Mauer und Öffnung des Eisernen Vorhangs unter Gorbatschow.

Putins Geburtshoroskop hat aber nicht nur die Saturn/Neptun-Konjunktion mit jenem der Sowjetunion gemeinsam, sondern auch einen Spannungsaspekt zwischen Saturn und Uranus: Im sowjetischen Revolutionshoroskop eine Opposition, bei Putin ein Quadrat. Während es alle 36 Jahre eine Saturn/Neptun-Konjunktion gibt, gibt es ca. alle 11 Jahre einen Saturn/Uranus-Spannungs- oder Konjunktionsaspekt. Noch markanter ist die in beiden Fällen vorhandene Konjunktion von Pluto mit dem absteigenden Mondknoten, eine Stellung, die sich zum Zeitpunkt der Geburt Putins seit der russischen Revolution erst zum zweiten Mal ereignet (dazwischen gab es eine solche Stellung im Jahre 1935). Der Zyklus beträgt 17-18 Jahre, je nach Geschwindigkeit des Pluto, so z. B. danach 1969, 1985/86 und 2002.

Der Vergleich zwischen dem Horoskop Putins und jenem der Sowjetunion fördert noch weitere Gemeinsamkeiten zutage, welche aufzeigen, dass die Sonnenfinsternis vom 11. August in beiden Horoskopen markant zum Ausdruck kommt: Putin besitzt bei etwas grosszügigerer Orbauslegung eine Spannungsfigur zwischen Venus, Mondknotenachse, Jupiter, Pluto und Lilith von 12-23 Grad fix, welche die markante Spannungsfigur zwischen Sonne/Merkur zu Uranus und Saturn im sowjetischen Revolutionshoroskop auslöst. Nun steht aber in diesem Ursprungshoroskop der Sowjetunion mit einem vollendeten Uranus-Zyklus von 83-84 Jahren, begleitet von einer Neptun-Neptun-Opposition und einer Jupiter-Jupiter-Konjunktion, eine wichtige Erneuerung an. Putin wird dies nicht bewerkstelligen können, wenn er in die Mottenkiste der alten Tricks der Sowjetunion greift. Auch Pluto am IC des Sowjethoroskops verlangt nach einer grundlegenden Wandlung, welche sehr tief reicht.

Explosion des russichen U-Bootes "Kursk"

Vielleicht wird in diesem Prozess der Explosion des russischen U-Bootes "Kursk" eine zentrale Bedeutung zukommen. In Anbetracht des mangelnden Interesses – und vielleicht auch der Unwissenheit – der russischen Führung, den genauen Zeitpunkt der Explosion bekanntzugeben, erscheint es sinnvoll, sich auf ausländische Beobachtungen abzustützen. So registrierten gemäss einer vom "Stern" (durch andere Quellen bestätigt) am 18. August im Internet veröffentlichten Chronologie norwegische Seismologen am 12. August um 09.30 Uhr MESZ zwei Unterwasserexplosionen in der Barentssee. Man nimmt an, dass es sich dabei um den Unfall der "Kursk" handelte. Den Russen wurde das Verschwinden des U-Bootes möglicherweise erst am Abend des 12. August bewusst, als sich das Boot um 21.30 Uhr MESZ nicht für einen vereinbarten Funkkontakt meldete. Jedenfalls wurde 30 Minuten später die Suchaktion begonnen, und sie führte am Sonntag, dem 13. August, 01.21 Uhr MESZ zur Sichtung des Bootes auf dem Meeresgrund, 180 km nordöstlich des Hafens Murmansk. Die ersten Rettungsschiffe trafen um 08.00 Uhr morgens am Unglücksort ein. Die Havarie der "Kursk" wurde jedoch erst am Montag um 09.00 Uhr MESZ, vermutlich also erst 48 Std. nach dem Unglück, von der russischen Marine bekanntgegeben. Am Nachmittag des Vortags hatte trotz besseren Wissens Admiral Popov noch erklärt, die Übung sei ein voller Erfolg gewesen.

Das Horoskop für die Explosion des Unterseebootes ist in Fig. 4 für Moskau aufgezeichnet. Moskau wurde aus zwei Gründen gewählt: Einerseits lässt sich aus diesem Horoskop die Bedeutung des Ereignisses für die russische Hauptstadt und Führung erkennen, andererseits versagen die üblichen Häusersysteme oberhalb von 66 Grad Nord (der Ort der Explosion liegt nördlich von 69 Grad Nord). Auch ändert sich an den Planeten auf Hauptachsen nicht sonderlich viel, denn Moskau liegt auf 37½ Grad Ost, während der Ort der Havarie ungefähr bei 36 Grad Ost angesiedelt ist.

Das Horoskop der Explosion zeigt mit Pluto/Chiron, beide rückläufig im dritten Haus in Opposition zu Jupiter kurz vor Spitze neun, eine Verspannung im Bereich der Fortbewegung, des Verkehrs und möglicherweise auch im Zusammenhang mit dem Ausland. In der Spannung zum Jupiter, welche die gegenwärtige Zeitqualität prägt und auch beim Horoskop des Absturzes der Concorde eine Rolle spielte, kommt nicht nur das Übersehen von Details sowie Tendenzen zur Selbstüberschätzung zum Ausdruck, sondern möglicherweise auch die unglückliche Entscheidung, welche von der russischen Bevölkerung nicht verstanden wird, das Ausland erst vier Tage nach der Katastrophe für Hilfe zuzulassen. Aufschlussreich in diesem Horoskop ist auch die Tatsache, dass die Sonne/Uranus-Opposition – eine häufige Unfallkonstellation – auf ca. 1 Grad genau ist, und exakt auf der Mondknotenachse mit Lilith und Pluto am absteigenden Mondknoten von Wladimir Putin stattfindet. Dieses Ereignis bringt Putin also in Kontakt mit einem Versagen in einer Katastrophensituation, und dies ist, wenn wir die vorgeschlagene Geburtszeit annehmen, ein Ereignis, welches in der Öffentlichkeit (MC) hohe Wellen schlägt. Auffallend ist auch, dass die Katastrophe zu einem Zeitpunkt passiert, als Lilith wie in seinem Geburtshoroskop erneut am absteigenden Mondknoten steht. Der Aszendent des Moments aktiviert seine Sonne/Saturn/Neptun-Konjunktion, die mit der angegebenen Geburtszeit in seinem zwölften Haus steht. Auch Mondknoten und MC des Unfalls scheinen eine markante Rolle zu spielen, denn die Mondknoten- und MC/IC-Achse des Moments stehen in Konjunktion mit seinem Uranus und in Quadrat zu seinem Neptun – das Ganze aktiviert durch den laufenden Mond und die laufende Lilith. Lilith und Mond, im Horoskop der Explosion zusätzlich am IC, symbolisieren das aufgewühlte Volk, welches die Herrschenden massiv herausfordert und auf ihre Schattenthemen hinweist.

(1) Lange Zeit bestand Uneinigkeit über die Zeitkorrektur für das Revolutionshoroskop der Sowjetunion (siehe auch Angaben in "Das Buch der Welthoroskope" von Nicholas Campion, Edition Astrodata). Inzwischen ist man sich weitgehend einig, dass damals Sommerzeit herrschte und drei Stunden abzuziehen sind (siehe neueste Ausgabe von "The Book of World Horoscopes", Nicholas Campion, Cinnabar Books, 1999).

(2) Das abgebildete Horoskop entspricht einer Zeit, die vom Webmaster auf Putins Internet-Seite angegeben wurde. In Astrologie Heute Nr. 83 hatten wir vor Bekanntgabe dieser Zeit aufgrund von Berechnungen als Variante eine mögliche Zeit von 16.10 Uhr (-3) angegeben.

-cw

  Russland: Revolutionshoroskop

Fig.1
Russland: Revolutionshoroskop
8.11.1917, 02.12 LT, 23.12 GT
Leningrad, R (59.57N, 30.18E)
Koch


Sonnenfinsternis vom 11.August 1999

Fig. 2
Sonnenfinsternis vom 11. August 1999
11.8.1999, 11.09 GT
Moskau, R (55.45N, 37.34E)
Koch


Wladimir Putin

Fig.3
Wladimir Putin
7.10.1952, 9.30 LT, 6.30 GT
Leningrad, R (59.57N, 30.18E)
Koch


Explosion auf der Kursk

Fig.4
Explosion auf der Kursk
12.8.2000, 7.30 GT
Moskau, R (55.45N, 37.34 E)
Koch