Astrologie Heute - Themen der Zeit
USA: Das Volk hat gesprochen – aber was hat es gesagt?

Ursprünglich wollten wir in der Ausgabe Nr. 88 von Astrologie Heute den neuen amerikanischen Präsidenten vorstellen. Dieser steht jedoch noch nicht fest, sodass wir das Thema auf die nächste Ausgabe verschoben haben. Dennoch gibt die Wahl, die zu einer Patt-Situation führte, einiges zu berichten.

Wie die Leser von Astrologie Heute wissen, neigten wir aufgrund des Studiums früherer unter Jupiter/Saturn-Konjunktionen erfolgter amerikanischer Wahlen dazu, von einem Wechsel der regierenden Partei auszugehen. So schien es uns wahrscheinlich, dass George Bush das Rennen machen würde, auch wenn wir lieber einen Sieg von Al Gore gesehen hätten.

Anlässlich der ISAR-Konferenz von Anfang Oktober 2000 in Anaheim, Kalifornien (siehe Bericht in «Reflexe/Reflexionen»), wurde namhaften amerikanischen Astrologen die Frage gestellt, welchem der beiden Kandidaten sie die grösseren Chancen einräumen würden. Zwei Drittel der Astrologen entschieden sich für Al Gore. Als Ray Merriman, der das Panel leitete, anschliessend danach fragte, welchem der anwesenden Astrologen eine Wahl Gores lieber wäre, meldeten sich alle, während niemand sich einen Sieg Bushs wünschte. Damit wurde den meisten klar, dass sie mit ihrer Bevorzugung Al Gores vielleicht nicht ganz unvoreingenommen gewesen waren, sondern teilweise dem eigenen Wunschdenken unterlagen.

Die beste und im Nachhinein echt beeindruckendste Prognose der Wahlen stellte auf der Internetseite StarIQ.com kurz vor den Wahlen der amerikanische Astrologe Jim Shawvan. Seine Aussage lautete folgendermassen:

Da jeder versucht, den Ausgang der amerikanischen Wahlen vorauszusagen, möchte ich ebenfalls meine bescheidene Meinung dazu äussern, wobei ich diese Spekulation (die ich nicht als Voraussage bezeichnen würde) auf folgenden Beobachtungen abstütze: Vor einigen Jahren unternahmen einige Astrologen, so Judy Johns, Joyce Wehrman und andere, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnern kann, eine Untersuchung über amerikanische Präsidentschaftswahlen. Sie kamen zum Schluss, dass «der Mann mit dem schwierigsten Horoskop gewinnt». Der Verlierer kann nach Hause gehen und sich seinen Lieblingsbeschäftigungen, wie vielleicht dem Fischen, zuwenden, während der Gewinner mit all den anstehenden Problemen konfrontiert ist.

Merkur wird exakt stationär sein, wenn die Resultate der Oststaaten kommuniziert werden, während in den westlichen Staaten die Wahllokale noch offen sind. So schlage ich vor, zwischen den Stellungen für die Merkur-Station und den Horoskopen für Bush und Gore einen Horoskopvergleich anzustellen, ohne dabei 45-Grad-Aspekte und deren Vielfache auszulassen. Dies ergibt einen Pluto-Transit im Anderthalbquadrat zu Bushs Saturn und einen transitierenden Mars, der zu Gores Mars/Saturn-Halbsumme ein Halbquadrat macht. Wir können feststellen, dass manche Umfragen Bush den Vorzug geben, seit Merkur rückläufig wurde. Es gibt im Weiteren verschiedene Transite schneller Planeten, welche darauf hinweisen, dass Bush während der Wahlnacht recht zufrieden sein könnte, aber möglicherweise weniger glücklich ein paar Tage nach den Wahlen, wobei es für Gore umgekehrt aussieht. So kann man feststellen, dass der transitierende Mars einige Tage nach der Wahl eine Konjunktion mit Bushs Neptun bilden wird.

Aufgrund dieser Beobachtungen wage ich folgende Annahme: Die Wahl mag in einigen Staaten so eng sein, dass es mehrere Tage braucht, bevor die Zahl der Wahlmänner exakt ermittelt werden kann. Möglicherweise sind Stimmen von Gebietsabwesenden zu zählen, und es könnten Anschuldigungen wegen Betrug oder Unregelmässigkeiten erhoben werden. So mag es während der Wahlnacht nach einem Sieg Bushs aussehen, wonach sich mit der Zählung weiterer Stimmen Unsicherheit breit macht. Es ist deshalb denkbar, dass eine Woche nach den Wahlen, nachdem Jungfrau-betonte Detailarbeit bewältigt wurde, Gore in den Wahlmännerstimmen führt. Möglich ist aber, dass auch dies nach wie vor unsicher bleibt.

Auch eine Woche nach der Wahl, als dieser Artikel geschrieben wird (14. November), ist dieser bescheiden als Spekulation formulierten Prognose nichts beizufügen. Wir können dem Autor nur gratulieren, dass er statt einer Prognose für die Wahl des einen oder anderen Kandidaten, welche auch ohne Astrologie mit 50% Trefferchance gemacht werden kann, den im Voraus ohne astrologische Hilfsmittel höchst unwahrscheinlichen und kaum vorauszuahnenden Wahlablauf derart präzise umschrieben hat. (Für eine Beschreibung der Wirkungsweise des rückläufigen Merkur verweisen wir auf den Artikel «Rückläufiger Merkur als Schatten des Alltagsdenkens» auf S.48 in Heft Nr.88 von Astrologie Heute.)

Pluto am Aszendenten: Besessen von der Frage, wer recht hat

Das in Fig.1 abgebildete Horoskop der USA ist unseren Lesern wohlbekannt und hat sich als Erklärung für zahlreiche Entwicklungen der Vergangenheit bewährt. Daneben sind zahlreiche andere Varianten eines USA-Horoskops mit Zwillinge-Aszendent, Skorpion-Aszendent oder sogar Jungfrau-Aszendent im Umlauf. Vielleicht liefert die Stellung des Neptun am MC im vorliegenden Horoskop eine Erklärung dafür, dass die amerikanischen Astrologen sich nicht festlegen und auf eine der Varianten einigen können.

Aufgrund dieses Horoskops verstehen wir sehr gut, warum die amerikanische Politik in den letzten Jahren so häufig durch juristische Auseinandersetzungen in Anspruch genommen wurde. Als Pluto Ende Januar 1998 bogenminutengenau den Aszendenten überquerte, brach im Zusammenhang mit der Untersuchung des Sonderstaatsanwaltes Starr die Lewinsky-Affäre aus. Dies war der Moment, als Bill Clinton erklärte: «I did not have a sexual relationship with this woman», was zur Diskussion führte, wie eine sexuelle Beziehung zu definieren sei. Clinton musste dann im folgenden August, als Pluto stationär auf dem Aszendenten der USA stand, diese Behauptung kleinlaut zurücknehmen. Danach folgte das Impeachment-Verfahren, und man werweisste lange Zeit, ob Clinton seine Amtszeit beenden könne oder abgesetzt werde.

Der Herrscher des Aszendenten, Jupiter, steht im USA-Horoskop in Konjunktion mit Venus an der Spitze des achten Hauses, was erklärt, dass mit einer Aktivierung des Aszendenten durch den laufenden Pluto Fragen von Liebe und Macht (achtes Haus) die amerikanische Öffentlichkeit und – aufgrund der Besessenheit, mit der sich die Amerikaner auf dieses Thema stürzten – schliesslich auch die ganze Welt beschäftigte. Inzwischen ist Pluto in seiner Bewegung weitergegangen, aber es hat sich seit Herbst 2000 auf der AC/DC-Achse der USA eine Jupiter/Pluto-Opposition gebildet. Auch wenn Pluto nicht mehr exakt auf dem Aszendenten steht, so konnte man dennoch erwarten, dass juristische Fragen von einer anderen Seite neu aufgerollt würden. Dies geschah zum Zeitpunkt der Wahlen, als der laufende Jupiter in seiner rückläufigen Bewegung auf den Uranus am Deszendenten des USA-Horoskops zu stehen kam. Uranus herrscht über das dritte Haus, in welchem sich der Mond befindet, und dies hat mit Kommunikation und mit der Stimme des Volkes zu tun, womit auch die Wahlen gemeint sind. Wir können uns vorstellen, dass zu einem solchen Zeitpunkt das Volk frustriert ist, denn Saturn, welcher ins Stier-Zeichen zurückgekrebst ist, macht im November 2000 ein Quadrat zum Mond des USA-Horoskops. Der Abstand zur Exaktheit betrug zum Zeitpunkt der Wahlen 1 1/2 Grad, und der Aspekt wird in der letzten Novemberwoche genau.

Der Deszendent seinerseits wird von Merkur beherrscht, welcher rückläufig im achten Haus im Krebs-Zeichen, das heisst unter der Herrschaft des Mondes, und in Opposition zu Pluto steht. Zum Zeitpunkt der Wahlen war Merkur erneut rückläufig, und er stand im Quadrat zur Merkur/Pluto-Opposition der USA. Merkur rückläufig im achten Haus Opposition Pluto im USA-Horoskop bedeutet, dass die Macht der Medien (und der Umfragen) wie auch jene des Kapitals in diesem Land eine besondere Rolle spielen. Dies macht die Bürger misstrauisch, wenn nur die entfernte Möglichkeit besteht, dass bei Wahlen manipuliert wurde. Entsprechend zirkulieren – wie kaum in einer anderen westlichen Demokratie – in den USA regelmässig Verschwörungstheorien, denen naturgemäss vor allem jene Gehör schenken, die das Gefühl haben, machtlos und von der Machtbasis abgekoppelt zu sein. Diese verschiedenen Faktoren dürften bewirken, dass wir am Anfang einer Entwicklung stehen, welche soziale Unruhen nach sich ziehen kann, insbesondere dann, wenn ein Kompromiss George W. Bush an die Macht bringt. Sollte andererseits Gore, der aufgrund der Gesamtstimmenzahl vorne liegt und daher in gewissem Sinne eine grössere Legitimation besässe Präsident zu werden, aufgrund neuer Zählungen das Rennen machen, so wird man ihm von republikanischer Seite wahrscheinlich so viele Steine in den Weg legen, dass er, ähnlich wie Clinton am Anfang seiner Präsidentschaft, Mühe haben wird, seine Vorhaben durchzusetzen.

Die gegenwärtigen Vorkommnisse scheinen mir mit Jupiter am Deszendenten und in Konjunktion mit Uranus eine Vorbereitung auf jene Zeit zu sein, wenn Saturn auf den Deszendenten der USA kommt und anschliessend eine Opposition zum Pluto bildet, was von Ende Juni bis August 2001 zum ersten Mal der Fall sein wird und sich dann bis zum Sommer 2002 wiederholt. Die Geschichte zeigt nämlich, dass die USA im Abstand von 7–8 Jahren schwierige Zeiten erleben, wenn sich Saturn im Bereich von 8–12 1/2 Grad und wiederum zwischen 19–25 Grad veränderlich befindet. In diesen Phasen berührt er zuerst die AC/DC-Achse und Uranus, in einer zweiten Periode die Quadratur zwischen Mars, Lilith/Neptun sowie die MC/IC-Achse (diese Zusammenhänge wurden bereits im Artikel «USA: Im Würgegriff der Saturnzyklen» in Astrologie Heute Nr.44 beschrieben).

Die Probleme, mit denen die USA in solchen Zeiten konfrontiert sein können, sind eine instabile oder schwache Regierung, Skandale, kriegerische Herausforderungen und negative wirtschaftliche Entwicklungen. Dazu gehörten in der Vergangenheit so markante Ereignisse wie Mini-Crash und Iran-Gate (1987), Besetzung der amerikanischen Botschaft in Iran und Afghanistan-Invasion durch die Sowjetunion (1979/80), Dollarschwäche und Watergate-Einbruch (1971–73), offizieller Eintritt in den Vietnam-Krieg und schwere Rassenkrawalle (1964–66), Suez-Krise, Vorsprung der Sowjetunion in der Raumfahrt und Rassenunruhen (1956– 58) sowie Korea-Krieg und nationaler Notstand (1950). Beim letzten Durchgang im Jahre 1994 war Clinton als US-Präsident durch den republikanisch beherrschten Kongress in seinen Aktivitäten gelähmt.

Neptun im dritten Haus: Skandale und Unklarheiten

Es gibt einen weiteren Faktor, der bereits seit Neptun Ende Januar 1998 ins Wassermann-Zeichen trat spürbar ist und in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen dürfte: Der Transit des Neptun am absteigenden Mondknoten im dritten Haus. Dies weist auf einen Hang zu unklarer Kommunikation, Lügen und – mit Mond im dritten Haus – vielleicht auch auf Manipulation des Volkswillens hin. Astrologisch von Interesse ist in diesem Zusammenhang die Aussage von Bill Clinton: «Das Volk hat gesprochen. Jetzt müssen wir herausfinden, was es gesagt hat.» Fest steht jedoch, dass mit Neptun im dritten Haus im Radix beider Kandidaten und auch sonst starken Neptun-Konstellationen (Gore: Neptun Opposition Sonne; Bush: Sonne im zwölften Haus) unweigerlich ein Präsident gewählt werden wird, der eine besondere Affinität zu diesem Thema aufweist. Es ist denkbar, dass die Unsicherheiten und Unklarheiten, welche bereits im Zusammenhang mit der Entscheidung, wer nun Präsident werden soll, dazu einen Auftakt liefern. Dass das Neptun-Thema sich über Machtfragen manifestiert, zeigt sich auch daran, dass Neptun im Horoskop beider Kandidaten über das achte Haus herrscht und im Horoskop der USA am MC steht. Bei beiden Kandidaten steht Neptun im Geburtshoroskop im Waage-Zeichen, und er transitiert gegenwärtig direkt am Deszendenten. Mit dieser Stellung neigt man in der Projektion dazu, entweder den Partner zu idealisieren oder dem Gegner alle erdenklichen Niederträchtigkeiten zuzutrauen, und es ist eine interessante Entsprechung, dass diese Themen bereits mit den Wahlen in solcher Deutlichkeit zum Ausdruck kommen. Mit Neptun am absteigenden Mondknoten auf der Achse neun/drei werden wir wahrscheinlich noch manche Argumentation hören, bei der die Einhaltung edler Prinzipien wie Gerechtigkeit und Wahrheit vorgeschoben wird, es letztlich aber um die Macht geht, die in einer Demokratie offiziell nur das Volk erteilen kann. So musste man schmunzeln, als Gore erklärte, wie wichtig für die Demokratie eine nochmalige korrekte Auszählung der Stimmen sei, denn er möchte nicht wegen einiger falsch ausgezählter Stimmen Präsident werden, und er sei sicher, dass auch George W. Bush dies nicht wolle. Solche Rhetorik gehört zu einem Wahlkampf, der im vorliegenden Fall mit der Wahl nicht abgeschlossen ist, sondern sich auf eine juristische Ebene verlagert hat. Bekanntlich zeigt der aufsteigende Mondknoten – der im Horoskop der USA im neunten Haus steht – das, was man predigt, während der absteigende Mondknoten auf das hinweist, was man gerne tut, wenn es niemand sieht. Die Mondknotenachse auf neun/drei im USA-Horoskops wird von beiden Kandidaten durch deren AC/DC-Achse aktiviert. Damit neigt man dazu, die Dinge in Kategorien von richtig oder falsch zu sehen. Eine klare Entsprechung dazu bedeuteten die direkten Worte des schwarzen Bürgerrechtlers Jessie Jackson, der im Zusammenhang mit einer angeblichen Behinderung von Schwarzen bei der Stimmabgabe in die Kontroverse um die Auszählung in Florida eingriff und meinte: «Dies ist nicht eine Frage von schwarz oder weiss, sondern eine von richtig oder falsch.»

Im neunten Haus beruft man sich bekanntlich gerne auf Recht und Wahrheit, und wenn man bedenkt, dass beide Kandidaten neben ihrem Aszendenten drei Planeten, mit denen sie sich identifizieren, weil diese in ihrem ersten Haus stehen, ins neunte Haus der USA bringen, so kann man sich ausrechnen, dass die Tendenz zu moralisierenden Äusserungen in der politischen Landschaft der USA in der kommenden Zeit recht ausgeprägt sein dürfte – ganz unabhängig davon, wer den Sieg davonträgt.

Beide Kandidaten versuchen, Erwartungen ihres Vaters zu erfüllen

Bush und Gore stehen beide unter dem Einfluss einer starken Familientradition, und sie versuchen, ein Familienerbe fortzuführen. Gore wurde schon früh für eine politische Laufbahn getrimmt, was das Ziel beinhaltete, das höchste Amt anzustreben. So meinte sein Vater, als Clinton Gore 1992 zum Vize auswählte: «Dafür haben wir ihn vorbereitet.» Zu seinem Vater äusserte Gore anlässlich einer Abdankungsrede im Jahre 1998: «Mein Vater war der grösste Mann, den ich in meinem Leben je kennen lernte.» Auch erhielten beide Präsidentschaftsbewerber den Vornamen ihres Vaters, sodass aus Albert Gore Albert Gore junior wurde, während George Bushs Sohn den Namen GeorgeW.Bush erhielt. Letzterer hatte zuerst mehr Mühe, die Erwartungen seines Vaters zu erfüllen: Nach anfänglichen Enttäuschungen, die er diesem bereitete (er war das schwarze Schaf der Familie), verspürte er in den letzten Jahren den Wunsch, die Niederlage seines Vaters gegen den Demokraten Bill Clinton bei den Wahlen von 1992 wieder gutzumachen. Kenner der Familie meinen, dies sei für George W. Bush die eigentliche Motivation gewesen, Präsident zu werden. Man kann aber auch mit gutem Grund davon ausgehen, dass er mit seiner Wandlung vom erfolglosen Geschäftsmann, der gegen persönliche Schwächen anzukämpfen hatte, zum erfolgreichen Politiker ein kompensatorisches Skript verfolgt, welches ihm in aller Konsequenz diktiert, nach dem höchsten Amt zu streben. Im Übrigen weisen die Horoskope beider Kandidaten Konstellationen auf, die in mancher Hinsicht ähnlich sind: gleiches Häusersystem, Sonne und Mond in kardinalen Zeichen und im Quadrat zueinander, Mond Konjunktion Jupiter und Sonne/Neptun-Themen.

George Walker Bush

Wie bei seinem Vater George Bush (Fig.2) steht bei George Walker Bush (Fig.3) der Mond in Waage, und zwar beinahe am gleichen Ort (17 Grad, beim Vater 18 Grad). Als der Sohn geboren wurde, stand – wie Erin Sullivan festgestellt hat – die progressive Sonne des Vaters auf 1 1/2 Grad genau auf der Geburtssonne des Sohnes. Dies bedeutet, dass beide ihr Leben lang die gleiche progressive Sonne haben, die sich gegenwärtig in beiden Fällen zwischen 4–6 Grad Jungfrau befindet. Auf 9 Grad Jungfrau steht der Mars des Sohnes, welcher sich in Konjunktion mit dem Aszendenten des Vaters befindet. Der progressive MC steht zur Zeit bei beiden auf dem progressiven Mondknoten, welcher im Falle des Sohnes eine Konjunktion mit Uranus und im Falle des Vaters mit dem progressiven Neptun bildet. Letzterer macht eine Konjunktion mit der Venus des Sohnes. Man kann sich vorstellen, dass mit dem Neptun des Vaters auf der Venus des Sohnes für Ersteren die Wahl seines Sohnes zum Präsidenten wie eine Verwirklichung seiner geheimsten Träume und Wünsche sein dürfte, die ihn für die vielen Sorgen, die er sich in früheren Jahren um ihn machte, entschädigt. Bei den vielen Entsprechungen zwischen den beiden Horoskopen (gleiche Mond-Stellung, Mars des Sohnes auf dem Aszendenten des Vaters, Neptun des Vaters auf der Venus des Sohnes, Venus/ Pluto-Konjunktion des Vaters auf der Sonne des Sohnes, Sonne des Vaters auf der Uranus/Mondknoten-Konjunktion des Sohnes und gleiche progressive Sonne), kann man sich vorstellen, dass bei einem derartigen Eingedecktsein mit Wünschen und Erwartungen des Vaters der Sohn zunächst in die Rebellion und Abgrenzung gehen musste, bevor er einen ähnlichen Weg wie der Vater wählen konnte.

Al Gore

Von beiden Kandidaten ist Al Gore ohne Zweifel die reifere Persönlichkeit. Wenn man von George W. Bush sagt, dass er mit vierzig erwachsen wurde, so sagt man, dass dies bei Al Gore schon mit zehn Jahren geschah. Wir spüren bei ihm die geballte Saturn/Pluto-Konjunktion auf seinem Mars in Löwe (Fig.4), eine Stellung, die wie bei Hillary Clinton (gleicher Jahrgang) im Quadrat zur Mondknotenachse steht. Mit der Sonne zusätzlich in Widder, aber in Opposition zu Neptun, bringt er das (karmische) Erbe eines Kriegers im Gewand eines aufgeklärten und sensiblen Menschen mit. Diese Widersprüchlichkeit kommt auch über seinen Namen zum Ausdruck: So bedeutet «Gore» auf amerikanisch einerseits «Blut», andererseits «Keil», «durchbohren» sowie «aufspiessen». Al Gore ist ein Symbol für Kraft, und dies wurde von der Körpersprache her in der letzten Fernsehdiskussion, bei der die Kandidaten aufstehen und aufeinander zugehen konnten, sehr deutlich: Grösser und massiger als Bush, hatte man bei Gore mit seiner Mars/Saturn/Pluto-Konjunktion, die auf Bushs Venus fällt, häufig den Eindruck, dass er diesen beinahe physisch bedrängte – je grösser Gore wurde, desto mehr schrumpfte Bush.

Dies wurde aber von den Zuschauern nicht unbedingt positiv bewertet, und viele solidarisierten sich mit dem bescheidener auftretenden Bush, der eher den Nachbarn von nebenan verkörperte. Gore fand man imposant, aber Bush liebenswerter. Das hat natürlich auch viel zu tun mit den unterschiedlichen Sonne- und Mond-Stellungen der beiden Kandidaten. Mit Sonne in Krebs und Mond in Waage zeigt sich Bush zugänglicher als Gore mit Sonne in Widder und Mond in Steinbock. Dennoch ist dieser wie auch Bush ein ausgeprägter Familienmensch mit langjähriger stabiler Partnerschaft. Sein grosser Verantwortungssinn führte ihn dazu, Neptun nicht wie George Bush über einen Kampf gegen seine Süchte zu erleben, sondern als Helfer, der sich der Probleme anderer annimmt und sich für diese einsetzt. Bekannt sind in diesem Zusammenhang sein Einsatz für seine Schwester, die als starke Raucherin schon früh in ihrem Leben an Lungenkrebs erkrankte und starb, und der Unfall seines Sohnes, welcher von einem Auto erfasst wurde – ein einschneidendes Ereignis, welches Gore und seine Frau Tipper mit einer schwierigen Situation konfrontierte, die sie stärker zusammenschweisste. Man findet dementsprechend in Gores Horoskop mit Venus Opposition Chiron und Chiron im vierten Haus Stellungen, die Verluste und schmerzliche Situationen im familiären Bereich anzeigen. Das Erlebnis von Leid und Ungerechtigkeiten bei andern ist bei Gore – ähnlich wie bei Bill Clinton – Anlass und Motivation, um aktiv zu werden. Dies vermittelt ihm eine soziale Einstellung, welche ihm im Wahlkampf allerdings ein unnötig starkes linkes Profil verlieh, wo er in der Mitte hätte bleiben sollen, um sich als Präsidentschaftskandidat für die Mehrheit der Amerikaner zu profilieren. Er ist ein fähiger, besonnener Kandidat, der jedoch häufig etwas hölzern und belehrend wirkt.

In der nächsten Ausgabe von Astrologie Heute werden wir uns intensiver mit dem bis dann feststehenden neuen amerikanischen Präsidenten beschäftigen und die Frage diskutieren, warum bisher bei Wahlen in jenen Jahren, die mit einer Null enden, dem Vizepräsidenten immer eine wichtige Rolle zukam. Dies wird Anlass sein, um auch das Horoskop des neuen Präsidenten näher unter die Lupe zu nehmen.

Zu den Horoskopdaten:
Die Geburtsdaten von George W. Bush und Al Gore stammen aus dem Geburtsregister. Für George Bush senior wird im Allgemeinen eine Zeit zwischen 11.30 Uhr und 12.00 Uhr angegeben. Die verwendete Geburtszeit von 11.48 Uhr entspricht einer korrigierten Zeit.

-cw

  USA (Boyd-Horoskop)

Fig.1
USA (Barry Lynes)
4.7.1776, 16.47 LT, 21.47 GT
Philadelphia USA (39.57N, 75.10W)
Koch


George Bush sen. (korr.)

Fig. 2
George Bush sen. (korr.)
12.6.1924, 11.48 LT, 15.48 GT
Milton,/Mass. USA (42.15 N, 71.05W)
Koch


George W. Bush

Fig.3
George W. Bush
6.7.1946, 7.26 LT, 11.26 GT
New Haven, CT, USA (41.18N, 72.55W)
Koch


Al Gore

Fig.4
Al Gore
31.3.1948, 12.53 LT, 17.53 GT
Washington, USA (38.57N, 77.06W)
Koch