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Dalai Lama feiert am 6. Juli 2005 seinen 70. Geburtstag

Der inkarnierte Führer

Der Dalai Lama ist nach Auffassung der Buddhisten in Tibet die sich immer wiederholende Inkarnation des Bodhisattva Avalokiteschwara und einer der beiden geistigen Oberhäupter des Mönchstaates. Nach dem Tod des 13. Dalai Lama 1933 erkannte eine Delegation höchster Lamas 1939 offiziell die Reinkarnation des Verstorbenen in einem Bauernsohn. Der Knabe wurde eingehend geprüft und religiös unterwiesen, bevor man ihn am 22. Februar 1940 als 14. Dalai Lama inthronisierte. Am 17. November 1950 wurde er für volljährig erklärt.

Im gleichen Jahr wurde Tibet wieder vermehrt von China unter Druck gesetzt. In den folgenden Jahren kam es vermehrt zu immer heftigeren Aufständen, die 1959 einen Höhepunkt erreichten. Die Chinesen versuchten, sich des Dalai Lama zu bemächtigen. Diesem gelang jedoch die Flucht nach Indien. Im Himalaya-Vorgebirge erhielt er politisches Asyl, und von da aus leitet er seither die Geschicke der rund 110000 Exil-Tibeter, die nach Indien, Nepal, Bhutan, Kanada und in die Schweiz geflohen sind.

Der Dalai Lama hat sich seither nicht nur der Meditation und religiösen Themen gewidmet, sondern seine Rolle als geistiger Führer und Hoffnungsträger seines entwurzelten Volkes wahrgenommen. Die Tibeter in seiner Heimat rief er regelmässig zu gewaltlosem Widerstand auf. Auch trat er immer wieder mit Plänen für die innere Umgestaltung und Zukunft Tibets vor die Weltöffentlichkeit. Zwar wurde ihm viel Sympathie entgegengebracht, wirkliche Unterstützung blieb mit Rücksicht auf China jedoch stets aus. 1989 erhielt der Dalai Lama den Friedensnobelpreis für seine «konstruktiven und vorausschauenden Vorschläge bei der Lösung von internationalen Konflikten, Menschenrechtsfragen und globalen Umweltschutzproblemen».

Im August 1990 überraschte der Dalai Lama die Weltöffentlichkeit mit seiner Ankündigung, nicht länger geistiges und politisches Oberhaupt der Tibeter zu sein und in Zukunft auf ein autonomes Tibet innerhalb Chinas hinarbeiten zu wollen. Er intensivierte seine Reisetätigkeit, um die tibetische Frage zum Thema bei den westlichen Führungsmächten zu machen. Im Juli 1993 konnte die erste offizielle Delegation des Dalai Lama in die chinesische Hauptstadt reisen.

In den letzten Jahren machte er zudem von sich reden, als er sich öffentlich im Namen des Buddhismus von einem Geist (Dorje Shugden) distanzierte, welcher in gewissen Klöstern verehrt wird.

Der Dalai Lama hält sich vom 2. bis zum 12. August 2005 in der Schweiz auf. Unter anderem reist er nach Einsiedeln, eröffnet im Zürcher Völkerkundemuseum eine Ausstellung, nimmt an Symposien der Uni Zürich sowie der ETH Zürich teil und wird vom 5. bis 12. August im Hallenstation unterrichten.

-Brigitte Eichenberger

 

Fig. 1
Dalai Lama
6. 7. 1935, 11.45 LT, 4.45 GT
Tengster/Tsinghai, Tibet (36N32, 101E12)
Koch