Astrologie Heute Nr. 119 (Februar 2006) - Bücherschau
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Astrologie Heute Nr. 119
Februar 2006

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 119 bestellen

B Ü C H E R S C H A U




Zurück zu den Wurzeln

Erik van Slooten
Klassische Horoskopdeutung 
Würden und Aspektbildung in der klassischen Astrologie

geb., 98 S., 11 Abb., Euro-D 15,90 / Euro-A 16,40 / sFr. 28.50
Chiron Verlag, Tübingen 2005

   

Die Astrologen wissen, dass Leben zyklisch verläuft: wie oben am Himmel – so unten bei uns. Kann es sein, dass die Phase der scharfen Zurückweisung der klassischen Astrologie ihren Höhepunkt überschritten hat? Es ist ein leichter Aufwind zu verspüren – der Trend geht zurück zu unseren astrologischen Wurzeln.

Gerade zum richtigen Zeitpunkt ist dazu Erik van Slootens neues Werk Klassische Horoskopdeutung erschienen. Es liest sich auch – und gerade (!) – für psychologische Astrologen spannend wie ein Krimi, der zurückführt in die Zeit unserer astrologischen Ahnen: Ptolemäus, Al-Biruni, Lilly, um nur einige zu nennen. Van Slootens schon aus seinen anderen Büchern bekannter klarer, sehr strukturierter Sprachstil und die übersichtlichen Kapitel machen es leicht, die beiden wesentlichen Techniken der klassischen Astrologie kennenzulernen: die Würden der Planeten und ihre Aspektbildung. Warum eigentlich sind Sextil und Trigon harmonische, warum Quadrat und Opposition Spannungsaspekte? – Der Autor erklärt die Ursprünge. Weiter schreibt er über besondere Formen der Aspektbildung, über Finsternisse, Fixsterne, über Dispositoren und Rezeptionen: kurz, knapp, klar und leicht verständlich.
 
Breiten Raum gibt er dem stärksten Planeten im Horoskop, dem Horoskopherrscher. An vielen interessanten Beispielhoroskopen zeigt er auf, wie der eigene Horoskopherrscher zu bestimmen ist.
 
Das Kapitel über «Konkrete Prognose und freier Wille» stimmt nachdenklich. Kann es sein, dass klassische und moderne Astrologie nicht im Entweder-oder, sondern im Sowohl-als-auch verknüpft sind? Das letzte Kapitel über Mond-Elektionen ist eine sehr gelungene Kurzanleitung für die Wahl des richtigen Augenblicks – eine Frage, die gerade in der heutigen Zeit immer mehr Menschen beantwortet haben möchten.
 
Der Autor hat es geschafft auf 95 Seiten dem Leser einen ganz anderen Einstieg ins Radixhoroskop aufz
uzeigen als den in der psychologischen Astrologie. Ein Einstieg, der aber nicht minder tief greifend ist. Ich habe das Buch in einem Tag «gefressen».
–Christl Oelmann


Einfühlsamer Bezug

Hanspeter Kindler
Das Mondorakel

62 Orakelkarten, 7x11cm, fg., Euro 19,50 / sFr. 29.50
Chaitanya-Verlag, Zürich 2005

   
Wie wäre es, sich einmal ganz spielerisch den astrologischen Symbolen zu nähern? Den Einfluss des Mondes mal nicht aus einer Ephemeride oder einem Mondkalender abzulesen, sondern dem «inneren Mond» eine Ausdrucksmöglichkeit zu geben. Das Kartenspiel Das Mondorakel erlaubt uns einen Blick ins Unbewusste, ins Intuitive. Ganz unabhängig von den Gestirnen bietet es eine neue Art von Lösungsmöglichkeiten an. Egal, ob es sich um die aktuelle Situation des Fragenden oder um einen Rat zu einem Problem handelt: Auf zauberhafte Weise werden verborgene Zusammenhänge sichtbar und verständlich gemacht. Wenn die linke, analytische Hirnhälfte nicht mehr weiterweiss und die rechte, emotionale keinen Zugang zur Problemlösung finden kann, so ist das Mondorakel eine Möglichkeit, neue Wege zu gehen. Die Karten sind hübsch und ansprechend illustriert und bieten einen einfühlsamen Bezug zur entsprechenden Mondphase. Der Autor Hanspeter Kindler (er ist auch Experte für Handlesekunst) hat die Karten klar und methodisch aufgebaut.

Das Mondorakel nutzt die Symbolsprache der Mondphasen zur Lösung von Lebensfragen. Warum nicht einmal spielerisch mit den Mondphasen experimentieren?  
–Lydia Wentzel


Pädagogisch wertvoll

Christopher A. Weidner und Sabine Bends
Einführung in die Intuitive Astrologie
Pb., 280 S., Euro-D 8,95 / Euro-A 9,20 / sFr. 16.50

Droemer Knaur, D-München 2005

   
Gleich in den ersten Zeilen ihres Buches Einführung in die Intuitive Astrologie räumen Christopher A. Weidner und Sabine Bends mit einem Missverständnis auf: Intuitive Astrologie «ist keine neue Schulrichtung und keine neue ausgefeilte Technik in der Astrologie». Der Leser kann aufatmen. Wir werden nicht mit der Nonplusultra-Lösung konfrontiert, sondern steigen ein in ein Buch, dass von einem bescheidenen Duktus getragen wird. Die Bescheidenheit liegt ganz auf der Seite der erfahrenen Fachleute. Die Autoren präsentieren sich nicht als Alleskönner und Alleswisser, sondern leiten die Astro-Neulinge auf gleichberechtigter Ebene an die Horoskopdeutung heran. Gezielt wird das assoziative Denken angesprochen. Übungen aktivieren die eigene Intuition. Schnell erfährt sich der Leser daher als kompetent – und das macht Lust auf mehr. Zahlreiche Bilder laden zum Weiterdenken ein. Prädikat: pädagogisch wertvoll.
 
Dass das Experiment gelingt, den Leser über seine bereits vorhandenen Ressourcen an die Astrologie heranzuführen, ist dem Umstand zu verdanken, dass hier zwei Profis aus der Ausbildungspraxis sprechen. Die didaktischen Erfahrungen, die Sabine Bends und Christopher A. Weidner in ihrer internetbasierten Astrologie-online-Schule selbst durchlaufen haben, spiegeln sich in diesem Buch wider. Es ist daher für alle, die Astrologie im Selbststudium lernen oder vertiefen wollen, bestens geeignet.
 
Dabei ersetzt es nicht die eher technisch orientierte Literatur, denn beispielsweise die Berechnung von Horoskopen oder auch Kapitel über den astronomischen Background sucht man vergebens. Doch wer mit Astrologie vertraut ist, weiss, dass Technik eben nur einen Teilbereich abdeckt. So, wie sich das Geräusch des Klatschens erst ergibt, wenn zwei Hände aufeinander schlagen, so gewinnt die Deutung eines Horoskops erst dann an Tiefe, wenn Technik und Intuition eine Verbindung eingehen. Wer Letzteres schulen möchte, kommt um dieses Buch nicht herum.

–Holger A. L. Fass


In jedem Dorf ein Wahrsager

Tiziano Terzani
Fliegen ohne Flügel
Eine Reise zu Asiens Mysterien

geb., 482 S., Euro-D 14,95 / Euro-A 15,40 / sFr. 26.90
Hoffmann und Campe, D-Hamburg 2005

   

Ich möchte eines der amüsantesten Bücher vorstellen, das ich in letzter Zeit gelesen habe: Fliegen ohne Flügel von Tiziano Terzani (1938–2004). Jedes Mal, wenn ich ein Buch dieses Autors fertig gelesen habe, erscheinen mir für eine Weile alle anderen Bücher, die ich danach lese, langweilig.
 
Terzani war «Spiegel»-Korrespondent in Asien. Im Jahre 1976 warnte ihn ein Wahrsager in Hongkong: «Vorsicht! 1993 läufst du Gefahr zu sterben. In diesem Jahr darfst du nicht fliegen!» Terzani, als guter Jungfrau-Geborener, war über die Vorhersage sehr skeptisch. Doch je näher das «verhängnisvolle» Jahr heranrückte, desto mehr überlegte er sich, ob er nicht doch das Fliegen ein Jahr lang aussetzen sollte. Schliesslich entschloss er sich dazu und benützte das ganze Jahr 1993 nur andere Fortbewegungsmittel, aber keine Flugzeuge. Er reiste durch Südostasien, China und die Mongolei, blieb eine Weile in Singapur und in Indonesien. Dieses Jahr wurde für Terzani zu einem grossen Erlebnis: eine Neubegegnung mit einem altvertrauten Kontinent. Mit grossem Bedauern erkennt er nun selbst in den kleinsten Winkeln Asiens die beginnenden Schäden der Globalisierung. Er sieht, wie der Einfluss der westlichen Welt und ihrer Werte angefangen hat, die alten asiatischen Traditionen zu verdrängen und zu zerstören.
 
In diesem Buch sind zahlreiche Reisebegegnungen geschildert. Was es aber für uns spannend macht, ist Terzanis Entscheidung, in jeder Stadt und in jedem Dorf, in die er kommt, einen Wahrsager, eine Hexe oder einen Guru aufzusuchen, um sich anzuhören, was diese hinsichtlich der Warnung mitzuteilen haben. In bunter Folge wechseln sich die Aussagen der Wahrsager, und der Leser erfährt viel über alte Rituale, Aberglauben und Mysterien des asiatischen Volkes, die sich trotz Modernisierung bewahrt haben. Die Aussagen sind so unterschiedlich und die Methoden so merkwürdig, dass Terzani bald nicht mehr weiss, was er eigentlich glauben soll. Nur bei sehr wenigen Wahrsagern, darunter einem Inder, der mit altindischer Astrologie arbeitet, bekommt er eine genaue Analyse seines Charakters und seines Schicksals.
 
Ein wunderbares Buch, ein echter Lesegenuss!
–Lianella Livaldi Laun



Der Vorteil des Symbols

Theodor Landscheidt
Astrologie

Hoffnung auf eine Wissenschaft?
Vorwort von Prof. H.-J. Eysenck
Pb, 336 S., zahlr. Abb., E 24,00, Tübingen 2005
Nur erhältlich bei: www.astronova.de

   
Aus Gründen der Fairness gegenüber dem Autor und dem Leser der nachfolgenden Rezension zwei Vorbemerkungen. Erstens: Ich bin fasziniert von der Fülle und dem Gewicht des vorgelegten Materials, der klugen Verknüpfung wissenschaftlicher und astrologischer Fragen und nicht zuletzt von deren wohltuend unprätentiöser und uneitler Präsentation durch den Autor. Zweitens: In der Summe teile ich die Ansichten des Autors nicht, um so nachdrücklicher jedoch in bestimmten Details, da ich der – auch schon vielfach veröffentlichten – Überzeugung bin, dass die Astrologie ihrem wahren Wesen nach keine Wissenschaft, sondern eine Kunst ist.
 
Nun zum Buch Astrologie – Hoffnung auf eine Wissenschaft? von Theodor Landscheidt. Grandios der Einstieg. Vor dem Hintergrund, dass die heutige Astrologie nur als eine post-einsteinsche und post-quantenmechanische Astrologie zu verstehen sein kann: die Beschreibung des Menschen als ein schwingendes Teilchen-Aggregat, das sich mit seiner Geburt in bereits bestehende kosmische Schwingungs-Aggregate zeit-bewusst inkliniert, seine endogenen Rhythmen mit exogenen Zyklen synchronisiert und diese Schwingungen sich nicht in uns ereignen, sondern wir die Schwingung sind. Die Geburt und das Leben eines Menschen als Eingliederung in kosmische Quantensysteme.
 
Mit seiner detaillierten Beschreibung der hier nur stichwortartig aufzuzählenden strukturbildenden Phänomene – wie zum Beispiel der DNS, den Fraktalen, morphogenetischen Feldern, des Holon, der logarithmischen Spirale, des Goldenen Schnitts, des Wesens der Fünfzahl – gelingt Landscheidt, vielleicht unfreiwillig, der Beweis dafür, was die seriöse Astrologie schon immer wusste und die Mystiker schauten: Mensch und Kosmos sind eine Einheit, wie oben, so unten.
 
Mit der ausführlichen Erörterung der genannten Phänomene beschreibt Landscheidt in weiten Teilen des Buches, ohne den Begriff je zu gebrauchen und ohne es wohl auch konkret zu meinen, deren gleichsam geistigen Ur- oder Hintergrund und analog dazu auch den der Astrologie. In der Folge unterwirft er sich dann mit seiner Forderung nach mittels der Statistik zu verifizierenden Beweisen für die Richtigkeit der Astrologie jedoch einem der Astrologie unangemessenen Diktat der Wissenschaft. Anhand von zahlreichen Beispielen kritisiert er, dass es den Astrologen nicht möglich ist, Horoskope bestimmten Personen nach statistisch relevanten Kriterien zweifelsfrei zuzuordnen. Er übersieht dabei, dass in allen Fällen die falschen Fragen gestellt wurden, da es nicht die Aufgabe der Astrologie ist, konkrete Zuordnungen von Horoskopen, weder zu Personen noch zu Ereignissen, zu liefern. Seine Kritik gilt dem reinen Symbolgehalt der astrologischen Parameter. Gegenüber dem Vorteil des Symbols, der Vielschichtigkeit und Sinnhaftigkeit einer Gegebenheit bildhaften Ausdruck zu verleihen, favorisiert er dessen Nachteil, Einzeltatsachen nicht konkret beschreiben zu können.
 
Dann wieder hoch interessant seine auf Kepler zurückgreifende wissenschaftliche Beweisführung der Aussagekraft der Aspekte anhand von heliozentrischen Winkeln der Planeten zu deren gemeinsamem Masseschwerpunkt mit der Sonne. Daraus abgeleitet eigene – stimmige – Prognosen zu Kriegen, Revolutionen und Naturkatastrophen. Für seine «Neo-Astrologie» fordert Landscheidt Arbeitsmethoden und Regeln, die wissenschaftlich solide begründet sind. Innerhalb seines methodischen Ansatzes fordert er das nicht nur mit Recht, er bietet auch eine Vielzahl von möglichen konkreten Schritten dazu an. Ausserhalb dieses Bezugsrahmens stellt sich allerdings die Frage, ob man beispielsweise an das Wesen der Musik vergleichbare Forderungen stellen könnte und bei deren Nichteinhaltung die Kunst der Musik ebenso ablehnte wie die Astrologie. Meine Empfehlung: Gegner wie Befürworter einer Annährung oder gar Verschmelzung der Astrologie mit den Naturwissenschaften sollten dieses Buch unbedingt lesen.
–Peter Schlapp