Astrologie Heute Nr. 120 (April 2006) - Editorial
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Astrologie Heute Nr. 120
April 2006

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 E  D  I  T  O  R  I  A  L 

 

 
Liebe Leserin, lieber Leser

Das Bedrohliche und Erschütternde dieser Tage (S. 4, 5) grinst noch durch jede Ritze. Eingezwängt zwischen Ungeduld (Uranus) und Wunsch (Neptun). Der Vogel kämpft sich aus dem Ei (Titelbild), und er ist kein unschuldiges Kücken, sondern die Brut des Zauberlehrlings. Was der unbändige Geist (Uranus) sich in sein Traumbild fantasiert (Neptun), gewinnt unweigerlich eine Wirklichkeit und stellt die bange Frage nach Sein oder Nichtsein, bei Neptun und Uranus oft nach Schein oder Irrlicht: Die Geister, die man rief, wird man (so leicht) nicht los. Klimakatastrophe, Atomgefahr und Vogelgrippe (S. 16ff.) sind da nur Beispiele unter vielen. Vogel (Uranus) und Grippe (Neptun) sind (auch) Sinnbilder für die Unbezähmbarkeit der Natur. Schneeglöckchen auf ihre Art ebenfalls, wenn sie uns wieder aus dem Wintertod (Neptun) wecken (Uranus) und unseren Blick erhellen. Die Rückbesinnung aufs Private scheint oft das Erträglichste, und doch lässt sich die Spannung zwischen Individuum und Kollektiv (S. 44ff.) nicht so einfach ausblenden.
 
Die Uranus/Neptun-Rezeption scheint oft das Unerträglichste, sie bildet die aktuelle Grundströmung im Zeitlauf. In der Sonnenfinsternis vom 29. März 2006 (S. 5, 11f.), die astrologisch das nächste halbe Jahr prägt, gesellen sich Venus zu Neptun und Merkur zu Uranus. Da beide Planetenpaare jeweils auf derselben Wellenlänge schwingen, könnten nun Venus (Gefühl) die neptunische Intuition und Merkur (Denken) die uranische Inspiration vermitteln. Das würde eine vorzügliche Hilfestellung sein für die kommenden Schlammschlachten von Saturn Opposition Neptun.
 
Aus meinem Notizbuch: Wo etwas fehlt, ist es perfekt. Was wären denn Uranus und Neptun ohne ihr Fehlendes? Was gäbe es für Revolutionen zu planen, Erfindungen sich auszudenken, was zu wünschen, was zu imaginieren? Das Blöde ist nur, dass sich die beiden, so will es der Mensch, verwirklichen müssen. Und so verwirken sie es, ihr Eigentlichstes, ihr perfektes Sosein. Saturn lässt sie erstarren. Was wäre der Mensch ohne sein Fehlendes? Bedauerlicherweise kann er es nie dabei belassen. Auch Adam und Eva fehlte etwas, und da war es perfekt, der Garten Eden. Bis die böse Lilith kam (S. 24ff.). Als sie als Schlange die beiden verführte, in den Apfel zu beissen, wurden diese zu Gesetzlosen wie Lilith, von Opfern zu Tätern (S. 52ff.). Da war es aus mit dem Schlaraffenland, der Faulheit und den gebratenen Tauben, die in den Mund fliegen. Im Anfang war nicht das Wort (Bibel) oder die Tat (Faust), sondern das, was fehlt. Könnte der Mensch (zumindest manchmal) es dabei belassen, wäre das nicht sein Ende, aber ein beständiger Anfang.
 
Armando Bertozzi
Redaktor