Astrologie Heute Nr. 120 (April 2006)
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Astrologie Heute Nr. 120
April 2006

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 120 bestellen
Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 

 
«Spinnefeind»

 
von Barbara Egert
 

 
Nicht an jeder Ecke lauert der Feind, aber auf jeden Fall im siebten Eckhaus des Horoskops. Da es sich hier um einen «offenen Feind» handelt, wird er uns vielleicht begrüssen mit: «Guten Tag, ich bin dein Feind.» Und wir sagen: «Schön, dich kennen zu lernen», und freuen uns, denn das ist doch viel besser als ein «verborgener Feind», der sich in unserem zwölften Haus – dem fallenden (!) auch noch – versteckt hält.
 
Wenn man sein Horoskop kennt, dann weiss man auch gleich, was unseren Feind auszeichnet, aber nicht sofort, wer er denn wohl ist. Er kommt vielleicht offen und partnerschaftlich auf uns zu, und ehe wir uns versehen, sind wir spinne-feind, obwohl wir es eigentlich besser hätten wissen müssen, denn er/sie hat eine Venus/Pluto-Konjunktion im siebten Haus. Vor allem die männlichen Begegnungen mit weiblichen Geschöpfen sollten vorsichtig angegangen werden, denn man muss daran denken, dass viele weibliche Spinnen – die ohnehin grösser sind als die männlichen – nach der Paarung ihren Partner fressen. Vielleicht sollte man es gar nicht dazu kommen lassen, denn anschliessend sieht’s böse aus, obwohl man um den Feind wusste.
 
Ich habe gelesen, dass Skorpione zu den häufigsten Feinden der Spinnen gehören. Na, da hätten wir doch schon eine Lösung: Wir besinnen uns auf unseren Pluto oder aktivieren einen wahren Freund, der vielleicht Skorpion ist oder dominante Pluto-Platzierungen hat, und schon sind wir gerettet! Oder sollten wir doch lieber sanfte Gewalt anwenden à la: «Wer den Feind umarmt, macht ihn bewegungsunfähig»?

 
In früheren Zeiten war das alles viel offensichtlicher, der Rivale wurde zum Feind, mit dem man sich duellieren wollte oder musste. Aber ob die alle einen schwierigen Planeten im siebten Haus hatten? Es wäre ja unfair, wenn sich dabei Neptun in sieben mit einem Uranus (oder Mars) in sieben hätte duellieren müssen. Uranus und Mars wären blitzschnell zur Attacke übergegangen, während Neptun noch geschaut hätte, wie und ob sich der Nebel im Morgengrauen langsam lichtete, wobei es vielleicht nicht ganz klar war, ob es sich dabei nicht eventuell auch um den vom Trinkgelage des Vorabends herrührenden vernebelten Kopf handelte.
 
Apropos Nebel: Wir müssen uns dringend dem zwölften (Neptun-) Haus widmen, denn von den darin platzierten Planeten geht eine echte Gefahr aus, sie symbolisieren nämlich unsere versteckten Feinde, die uns hinterrücks anfallen und nicht so nett sind, sich uns erst mal vorzustellen. Eigentlich kann ich glücklich sein, mich mit meinen sechs Planeten im zwölften Haus noch einigermassen lebendig und unbeschadet zu fühlen. Was könnte mir nicht alles passiert sein (oder noch passieren!)?, abgesehen davon, dass ich eigentlich prädestiniert bin für Aufenthalte in Klöstern und geschlossenen Anstalten. Wenn ich zudem noch Mars in zwölf hätte, so wären auch andere in hoher Gefahr, denn – wie ich gelesen habe –, werden Zorn und Feindseligkeit zuweilen an Krankenschwestern und Gefängniswärtern ausgelassen …
 
Mir sind wahrscheinlich ganz viele Menschen spinnefeind, und ich merk das nicht mal. Da die Spinne ein nachtaktiver Räuber ist, gilt mein Rat an Zwölfthäusler: nachts schön zu Hause bleiben oder nur mit einem Skorpion bewaffnet rausgehen. Viele Spinnen haben sich eine ganz ausgeklügelte Tarnung zugelegt, und so passen sie natürlich fantastisch ins zwölfte Haus: Sie kommen getarnt als Freund daher und erschrecken einen dann fast zu Tode (jedenfalls viele Frauen mit einer Spinnenphobie). Aber hier sind wir eigentlich im siebten Haus gelandet, denn die echte Spinne kann ein offener Feind sein und hat schon einige hysterische Anfälle ausgelöst und viele Menschen in die Flucht geschlagen. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich nehme an, sie kommt aus dem sechsten Haus angekrabbelt, denn da sollen ja die Haustiere angesiedelt sein.
 
Aber zurück zum zwölften Haus: Auch hier entwickeln wir Fluchtgedanken, um dem getarnten «Ungeheuer» zu entkommen. Wenn wir allerdings unseren neptunisch-schweifenden Blick nur ins Aussen richten, wird sich unser Feind seltener offenbaren. Die Kunst besteht darin, ins Innere zu schauen und nicht zu flüchten. Aber das ist eine Zumutung! Stellen wir uns Pluto in zwölf vor: Da erstehen unsere (Ur-) Ahnen aus den Gräbern auf und winken uns boshaft mit ihren Sünden.
 
Da im zwölften Haus für fast alle Planeten miserable Sichtverhältnisse herrschen, gibt’s nur eine Möglichkeit, um nicht weiter im Trüben nach unseren Feinden zu fischen: Wir steigen mutig hinab in unsere dunklen Kammern, stellen uns unserem Dämon (vor) und sagen: «Guten Tag, ich bin dein Freund!» Vielleicht wird so aus unserem Dämon ein Daimon?
 

 
Barbara Egert,
geprüfte Astrologin DAV; 25 Jahre Astrologie-Erfahrung; astrologische Beratungen und Kurse in Berlin; diverse Publikationen in Büchern und Fachzeitschriften; ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE.