Astrologie Heute Nr. 128 (August 2007) - Editorial
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Astrologie Heute Nr. 128
August 2007

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 E  D  I  T  O  R  I  A  L 

 

 
Armando Bertozzi
 

Liebe Leserin, lieber Leser

 
In uns gekehrt, kämpfen wir uns durch Versponnenes. Wie Fäden im Netz einer Spinne sind die Aspekte der aktuellen Konstellationen aufgezogen. Die Spannungen durchziehen den Kreis, gut zu sehen in den Bildern der Wochenhoroskope [S.4] oder der beiden kommenden Finsternisse von August und September [S.10]. Die roten Fäden darin sind vielleicht der Faden der Ariadne, der uns aus dem Labyrinth führt. Aber es sind so viele Fäden. Welchen ergreifen? Die roten Fäden sind eckig und sperrig, laufen quer gegen das Rund des Tier-Kreises. Der Kreis ist das Sinnbild unseres Erfüllten, der Gestalt. Wir hingegen sind im Eckigen zu Hause. Der Widerstreit ist vielfältig. Im Kaleidoskop des Radix-Bildes ergeben die Fäden Muster, die sich durchziehen. Den Überblick zu behalten, dürfte schwerfallen, wie Verena Bachmann konstatiert. [S.4] Ein Sinnbild darin zu sehen, sollten Astrologen Augen haben.
 
Augen haben für den Durchblick. Ein Kaleidoskop ist nur spannend, wenn wir es bewegen. Das Leben ist nur spannend, wenn wir uns bewegen. Im Kaleidoskop des Horoskops bewegt sich immer was. Die Abfolge im Lauf der Gestirne, das zyklische Wandern der Planeten (griech. Wanderer), gibt uns ein stimmiges Bild jenes Zipfels, den wir zu erhaschen suchen, wenn wir den Faden verloren haben. Den roten Faden unseres Daseins. Wir können es letztlich nicht verstehen, nur sein können wir es, wenn wir uns bewegen. Der rote Faden des astrologischen Wissens führt uns durch das Labyrinth. Doch den Minotauros müssen wir selber bändigen. Die Götter richten nur das Chaos an, beim Auslöffeln der Suppe haben sie uns immer nur zugeschaut. Theseus muss den Unbändigen töten, und wir müssen das Kreuz der Unzufriedenen tragen. Der Minotauros: halb Mensch, halb Stier, sind wir. Mal abgesehen davon, dass sich das reimt, vereint der Stier als Symbol etwas ungeheuer Männliches mit etwas ungeheuer Weiblichem; oder umgekehrt. Vielleicht ist der Minotauros viel erlöster als Theseus, der Ariadne zum Schluss nicht glücklich macht.
 
Theseus und Ariadne sind ein Paar. Das nicht glücklich wird zum Schluss. Auch wir haben Pärchen in diesem Heft: Saturn und Neptun [S.8ff.], Saturn und Pluto [S.18f.], Jupiter und Uranus [S.22ff.], Mond und Venus [S.34], Saturn und Uranus [S.40ff.]. Eine Finsternis besteht ebenfalls aus einem Pärchen, den beiden Lichtern Sonne und Mond, die Verstecken spielen. [S.8ff.] Ob all diese Pärchen nach dem Schäkern glücklich werden zum Schluss, hängt von unserem Drehen am Kaleidoskop des Lebens ab. Denn wenn wir eines inzwischen gemerkt haben sollten, so dieses, dass rote Fäden im Horoskop und verdunkelte Lichter am Himmel per se noch nicht die Unglücksbringer sind, die uns verstricken und das Farbenspiel des Lebens schwärzen.Verstricken tun wir uns dort, wo wir uns nicht mehr bestricken lassen; dunkel wird es dort, wo unser inneres Glimmern erloschen.
 
Das Netz der Spinne erinnert mich an Pluto in Steinbock. [S.20] Wer je sein kunstvolles Gewirke gesehen, wer je sein schimmerndes Zittern ertastet … Astrologisch hat diese Konstellation in des Volkes Meinung die Farbe eines geschwärzten Glases. Ein bisschen spinnen hilft auch hier: rote Fäden oder schwarzen Humor. Oder Versponnenes von Dichtern, die nicht ganz dicht sind: In uns gekehrt, kämpfen wir uns durch Versponnenes. Und jetzt hab ich auch dieses Unten mit dem Oben versponnen.

 
Armando Bertozzi
Redaktor
 

Armando Bertozzi, von 1975 bis 1982 Kurse in Astrologie, Alchemie und Kabbala; 1980 bis 1988 Redaktor und Mitherausgeber von Essentia, der Zeitschrift für evolutionäre Ideen; seit 1989 Chefredaktor von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Armando Bertozzi)