Astrologie Heute Nr. 132 (April 2008) - Editorial
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Astrologie Heute Nr. 132
April 2008

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 132 bestellen

 E  D  I  T  O  R  I  A  L 

 

 
Armando Bertozzi
 

Liebe Leserin, lieber Leser

 
Es rumort im Gekröse der Welt. Die Winde der Veränderung blasen uns um die Nase, und wir müssen aufpassen, wohin es uns treibt. Es riecht stark nach Abfall, ohne dass wir in Neapel wären, wo Vesuv und Müllberge dampfen. Das Rumpeln aus der Tiefe wird immer lauter. Unbekanntes, Bedrohliches dringt nach oben, eine dunkle Wolke. Liebgewordenes wird uns aus den Händen in den Abgrund gerissen. Altbewährtes gibt sich der Lächerlichkeit preis. Aber das sind ja wir, die Anachronisten: nicht besser, mittendrin! Wir sollen loslassen und vertrauen. Das ist schwierig. Wir klammern. Das Loslassen, so fürchten wir, könnte eine Implosion auslösen. Das Zusammenstürzen unserer Bretterbuden, die wir für Schlösser hielten und stolz mit Villa Wahnsinn überschrieben, bringt den Ich-Verlust. Abgesang und Zerfall. Milliönchen und Milliärdchen verdampfen in diesen Tagen mir nichts dir nichts zu einem Mir-nix-dir-nix-Mix. Keiner hat was davon. Die Anleger ziehen die Mundwinkel nach unten, die anderen haben sie schon dort, machen aber eine lange Nase. Schadenfreude – dieser Gewinn macht keinen Sinn. Ein Lehrstück: Der Verlust (Steinbock) macht keine Lust (Schütze).  
 
Ich stecke fest. Vöglein in einem braunen Krater symbolisieren die Vision. [Titelseite] Es scheint, als ob sie nachdenken. Eine Schlagzeile von heute: «Forscher plädieren für mehr Bescheidenheit, denn neueste Erkenntnisse zeigen: Intelligenz ist nicht für Primaten oder Säugetiere reserviert.» Papageien können rechnen, den Sinn von Wörtern erlernen und mit dem Menschen kommunizieren. Auch die Astrologen machen sich Gedanken zu den grossen Veränderungen mit Pluto in Steinbock, denen wir alle mehr oder weniger gespannt entgegenblicken. [S.7ff., 19ff., 22f.] Den feuchten Finger in den Wind gestreckt, merken sie, woher selbiger weht, wohin es ihn zieht. Bewegte Zeiten. [S.12ff.] Lassen wir uns treiben. Hände hoch, Widerstand ist zwecklos! Barack Obama verkörpert das Neue, den Wandel. [S.10f.] Wenn Pluto der Aussenseiter ist, der Schwarze, der Geheimnisvolle, der Zerrissene, der Leidenschaftliche, dann ist Obama eine integrative Verkörperung (Steinbock) der Zeitqualität. Eine weitere Schlagzeile von heute: «Obama-Rede wird Superhit auf YouTube». Zigmillionen Menschen hat das 37-minütige Video wider Rassenhass und für Versöhnung in Bann geschlagen. Auch wenn Obama nicht gewählt wird, folgt an seiner statt bald ein anderer, eine andere mit Herz und Mut und Tat. 
 
Ich schaue aus dem Fenster. In dicken Flocken fällt ein neuer Schnee. Die sanften Kristalle wiegen schwerelos im Dunkel der Nacht. Bewegte weisse Sternenpracht. Zwei schwarze Gestalten, ältere Frauen, tappen Spuren in ihren Weg. Sie gehen wohl zu dieser späten Stunde nach Hause in die gemütliche Stube, ins warme Nest. Der braune Krater der Welt, einem Vulkan gleich, umschliesst ihre Träume, aus denen mit Macht eine intakte Welt mit gelassenen, nachdenklichen Vögeln auf lindgrünen Bäumen emporsteigt.
 

Armando Bertozzi
Redaktor
 

Armando Bertozzi, von 1975 bis 1982 Kurse in Astrologie, Alchemie und Kabbala; 1980 bis 1988 Redaktor und Mitherausgeber von Essentia, der Zeitschrift für evolutionäre Ideen; seit 1989 Chefredaktor von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Armando Bertozzi)