Astrologie Heute - Themen der Zeit


Barack Obama und die Pluto-in-Jungfrau-Generation
 
«Hoffnung wagen. Gedanken zur Rückbesinnung auf den American Dream»

 
von Alexandra Klinghammer

28. Juni 2008

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Barack Obama
4. 8. 1961, 19.24 LT, 5.24 GT
Honolulu/HI, USA (21N19, 157W52)
Koch (GZQ: www.barackobama.com, A)

Barack Obama ist ein Kind der 60er-Jahre, und er versteht sich in gewissem Sinne selbst «als lupenreines Produkt dieser Ära»1. Zweifelsohne wäre sein Leben ganz anders verlaufen, hätte es in den 60er-Jahren keine tief greifenden gesellschaftlichen Umwälzungen gegeben, die ihm als Kind einer weissen Mutter und eines schwarzen Vaters Aufstiegschancen eröffneten. Besonders der Feminismus sowie die Bürgerrechtsbewegung trugen in den USA dazu bei, dass sich während dieser Zeit ein liberaleres Klima ausbreitete, das Minderheiten zu mehr Rechten und Möglichkeiten verhalf.
 
Wenn Obama heute seinen Wählern zuruft «Yes, we can!», dann entspringt diese Überzeugung der historischen Erfahrung, dass sich etwas verändern lässt, wenn die Bereitschaft und der Wille dazu vorhanden sind.
 
In diesem Zusammenhang ist es interessant zu erwähnen, dass beim Wahlkampf zwischen Hillary Clinton und Barack Obama um die Präsidentschaftsnomination der Demokratischen Partei zwei grosse Themen der 60er-Jahre – nämlich Feminismus und Rassismus – wieder aufflammten und zum Diskussionsgegenstand wurden. Uranus und Pluto befanden sich damals in Konjunktion im Jungfrau-Zeichen. Diese Konstellation wird momentan durch den laufenden Uranus in Fische aktiviert. Gut möglich, dass unter dieser Auslösung wieder vermehrt die Diskriminierung von Minderheiten in den Fokus der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit rückt. Doch diese Auslösung ist zu kraftvoll und revolutionär, als dass lediglich ein Aufwärmen alter Parolen und Überzeugungen zu erwarten ist. Es geht um echten Wandel, um Erneuerung. Entsprechend ist der Wahlslogan «Change, we can believe in», den Obama für seine Kampagne wählte, genial. Der Satz bündelt in wenigen Worten die Mundankonstellation von Uranus (Wandel) in Fische (Glauben).
 
Aufgrund seiner eigenen Biografie glaubt Obama an die Kraft der Veränderung. Der Planet Uranus ist in seinem Horoskop stark gestellt (Fig. 1). Er befindet sich am aufsteigenden Mondknoten in Löwe. Überhaupt ist das wassermännische Element in seinem Horoskop von dominanter Bedeutung, denn der absteigende Mondknoten fällt ins Wassermann-Zeichen und Uranus als Herrscher des Wassermanns steht beim aufsteigenden Mondknoten. Nach der neuen, als sicher geltenden Geburtszeit von Obama (sein Geburtsschein wird auf seiner Website publiziert), fällt zudem der Aszendent ins Wassermann-Zeichen.
 
Barack Obama selbst verkörpert also viel vom uranischen Archetypus. Er ist jung, offen und experimentierfreudig. Und er ist in mancher Hinsicht ein Pionier. So ist er der erste Politiker aus der «Pluto-in-Jungfrau-Generation», der auf der weltpolitischen Bühne den Durchbruch geschafft hat. Mit dem Generationswechsel von Pluto in Löwe (Geburten von 1939 bis 1958) zu Pluto in Jungfrau (Geburten von 1958 bis 1972) dürfte sich allmählich auch der Stil, wie in Zukunft Politik betrieben wird, ändern. Obama ist ein Charismatiker, in seinem Denken und Handeln lässt er sich aber vor allem von rationalen Überlegungen leiten. Liest man sein Buch Hoffnung wagen. Gedanken zur Rückbesinnung auf den American Dream, in dem seine politischen Überzeugungen und Ziele zusammengefasst sind, begegnet man einem sachlichen, abwägenden und selbstkritischen Menschen, einem der zu wissen scheint, dass es auf komplexe Fragen keine einfachen Antworten gibt und vernünftige Antworten häufig jenseits der Parteiideologie zu finden sind. Rationalität, Sachlichkeit, Vorsicht, Fähigkeit zur Selbstkritik sind typische Jungfrau-Eigenschaften.
 
Vermutlich aus diesem Grund kommen ihm manche Kämpfe der Pluto-in-Löwe-Generation unverständlich vor. So schreibt er in seinem Buch: «In den Auseinandersetzungen zwischen [Bill] Clinton und [Newt] Gingrich [Speaker des US-Repräsentantenhauses von 1995 bis 1999] und während der Wahlen von 2000 [Al Gore gegen George W. Bush] und 2004 [John Kerry gegen George W. Bush] hatte ich manchmal das Gefühl, als ob ich einem Psychodrama der Babyboomer-Generation zuschaute – einer Geschichte, die in alten Feindschaften und Racheplänen ihre Ursprünge hatte, die lange zuvor an einer Handvoll Universitäten entstanden waren und nun auf nationaler Ebene ausgetragen wurden.» (Anmerkungen in eckigen Klammern von der Autorin)
 
Aus Obamas Sicht ist es an der Zeit, die alten ideologischen Kämpfe um die richtigen Positionen hinter sich zu lassen. Denn diese verschärfen seiner Ansicht nach die Probleme noch, statt sie lösen zu helfen.
 
So gibt er als Farbiger seinen schwarzen Mitbürgern den Rat, sich auch in die berechtigten Ängste hineinzuversetzen, die manche Weisse vielleicht zum Widerstand gegen Affirmative Action (Quotenregelung zur Gleichstellung von Minderheiten) motivieren. Als jemand, der den Gewerkschaften nahesteht, scheut er nicht davor zurück, die Gewerkschaftsvertreter daran zu erinnern, dass sie ihre Arbeit schlecht machen, wenn sie den Konkurrenzdruck, unter dem viele Arbeitgeber stehen, ignorieren.
 
Und als Gegner der ersten Stunde des Irak-Krieges sieht er sich «dazu verpflichtet, die Welt auch mit den Augen George Bushs zu sehen», gleichgültig, wie stark seine Ansichten von denen Bushs abweichen mögen.
 
Auch für manchen Europäer dürfte dies starker Tobak sein. Obama spricht von der Notwendigkeit, sich in andere einzufühlen, um zu verstehen, warum sie handeln, wie sie handeln. Die Fähigkeit, sich einzufühlen, ist eine Qualität des Fische-Zeichens, das dem Jungfrau-Zeichen gegenüberliegt. Um eine Generation und ihre Zeit zu verstehen, betrachtet man jeweils am besten die ganze Zeichenachse.
 
Durch Obama bekommen wir eine erste Ahnung davon, welche Art von Leaderfiguren in den kommenden Jahren Politik und Wirtschaft zunehmend beeinflussen werden. Sollte der nächste Präsident der Vereinigten Staaten Barack Obama heissen, wäre dies eine historische Trendwende, der Beginn einer neuen Ära. Mit Obama verbinden viele den Beginn einer gerechteren Welt, einer wirklichen Alternative zum amerikanischen Unilateralismus der letzten acht Jahre.
 
Dies ist mehr als verständlich und begrüssenswert, doch sollte bei aller Begeisterung nicht vergessen gehen, dass der alleinige Wunsch nach Veränderung nicht ausreicht, einen wirklichen Wandel zu vollziehen. Dieser dürfte – wie der amerikanische Astrologe Ray Merriman zu bedenken gibt – nur dann Erfolg haben, wenn die Hoffnung die Realität ins Kalkül miteinbezieht. Schliesslich wählen die Amerikaner ihren neuen Präsidenten unter einer exakten Saturn/Uranus-Opposition. Will heissen: Veränderung gelingt nur mit einer guten Portion Realismus, mit der Bereitschaft zum Verzicht und mit harter Arbeit.

Die «Pluto-in-Jungfrau-Generation»

 
Während sich Saturn bis 2009 in Jungfrau befindet, bleibt Uranus bis 2010 im Fische-Zeichen. Von dieser Mundankonstellation sind vor allem die Geburten der 60er-Jahre betroffen. So haben Menschen, die in dieser Zeit geboren wurden, mindestens einen Langsamläufer (Pluto) in ihrem Geburtshoroskop auf dieser Achse. Bei den meisten findet sich neben Pluto auch Uranus im Jungfrau-Zeichen, bei den Jahrgängen 1965 bis 1968 bilden beide Planeten eine Konjunktion, und bei den Geburten von 1965/66 bildet darüber hinaus Chiron und Saturn aus dem Fische-Zeichen eine Opposition zu Uranus und Pluto. Nachdem in den letzten Jahren zunächst Pluto aus dem Schütze-Zeichen diese Konstellationen aktivierte, was sicherlich für viele mit einer intensiven und herausforderungsreichen Zeit verbunden gewesen ist, transitiert seit 2003 Uranus diese Stellungen. Im Herbst wird Saturn den Uranus eingeholt haben und mit ihm zwischen November 2008 und September 2009 drei Oppositionen auf den Graden der Uranus/Pluto-Konjunktion der 60er-Jahre bilden.
 
Ich beschäftige mich schon lange mit der Frage, was dies für die Uranus/Pluto-Generation bedeuten könnte, die mittlerweile zwischen 40 und 45 Jahre alt ist. Allein schon die Opposition des laufenden Uranus zu seiner Geburtsstellung, die jeweils im Alter von Anfang 40 stattfindet, markiert fast immer wichtige Einschnitte, Veränderungen und Wendepunkte im Leben. Um wie viel tief greifender werden die Prozesse bei einer Opposition von Uranus zu Uranus/Pluto dann sein?
 
Ich erinnere mich, dass Liz Greene einmal über die Uranus/Pluto-Generation gesagt hat, dass diese Menschen ein starkes Ego bräuchten, um die enorme Energie von Uranus und Pluto halten zu können. Und ich denke, sie hat recht. Man kommt in der Regel mit dieser Konstellation ganz gut klar, wenn man über ein hinreichend gut entwickeltes Selbstbewusstsein verfügt und die Fähigkeit besitzt, bei sich zu bleiben, ohne narzisstisch um sich selbst zu kreisen. Je mehr man daneben in seinem Handeln und seinen Zielen von einer überpersönlichen Motivation inspiriert ist, desto besser lässt sich die Energie im Allgemeinen kanalisieren.
 
Wir können heute natürlich nur spekulieren, zu welchen Entwicklungen die Auslösung der Uranus/Pluto-Konjunktion durch die Saturn/Uranus-Opposition bei der Altersklasse nach 40 führen dürfte. 
 
Letztlich wird jeder auf seine Weise herausgefordert werden, abhängig von seiner Biografie, der bisherigen Verwirklichung seines Potenzials und seiner Fähigkeit, Krisen und Herausforderungen zu meistern. Wenn Uranus im Spiel ist, gibt es meistens Überraschungen. Es passieren Dinge, an die man nun überhaupt nicht gedacht hat beziehungsweise an die man gar nicht denken konnte, da sie ausserhalb des eigenen Bewusstseinsfeldes lagen. Was unbewusst war, soll bewusst werden, was bisher an Fähigkeiten und Talenten brachlag, soll entfaltet werden. Das ist die Intention von Uranus. Er fordert Entwicklung. Und in Kombination mit Pluto gibt es kein Ausweichen. Dies dürfte nicht immer angenehm, häufig gar irritierend, manchmal schockierend sein. Zugleich liegt in dieser astrologischen Konstellation eine transformierende Kraft ohnegleichen, der Ausgangspunkt für einen persönlichen wie kollektiven Quantensprung.
 
Möglich, dass im Rückblick viele zu dem Schluss kommen werden, dass dies die wichtigste Zeit in ihrem Leben gewesen war, dass es sich um eine äusserst kreative und stimulierende Phase handelte, in der der entscheidende Funke zündete und in der Folge sich völlig neue und ungeahnte Möglichkeiten auftaten.
 
Möglich auch, dass sich diese Generation in den nächsten Jahren in sozialer, ökologischer, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht vor Situationen und Herausforderungen gestellt sieht, die wichtige Entscheidungen und Veränderungen erfordern. Möglich gar, dass diese Generation eine Zeitenwende erlebt, die die Gesellschaft dauerhaft und nachhaltig verändern wird.

Fussnote
1 Alle Zitate dieses Artikels stammen aus dem Buch von Barack Obama: «Hoffnung wagen. Gedanken zur Rückbesinnung auf den American Dream», Riemann, D-München 2007


Alexandra Klinghammer, abgeschlossenes Studium der Psychologie an der Universität Köln; Geschäftsleiterin der ASTRODATA AG; seit 1996 ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Alexandra Klinghammer)