Astrologie Heute - Themen der Zeit


Die Mondfinsternis vom 16. August 2008 und der Krieg im Kaukasus
 
von Claude Weiss

13. August 2008

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Fig. 1
Mondfinsternis für Tiflis
16.8.2008, 21.16 GT
Tiflis, GEO (41N43, 44E49)
Koch


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Fig. 2
Sonnenfinsternis vom 22. Juli 1990
22.7.1990, 02.54 GT
Bagdad, IRK (33N21, 44E25)
Koch


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  Fig. 3
Mondfinsternis vom 6. August 1990
6.8.1990, 14.19 GT
Kuwait, KUW (29N20, 47E59)
Koch


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  Fig. 4
Sonnenfinsternis für Tiflis
1.8.2008, 10.12 GT
Tiflis, GEO (41N43, 44E49)
Koch

 
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  Fig. 5
Sonnenfinsternis vom 11. August 1999
11.8.1999, 11.09 GT
Moskau, RUS (55N45, 37E34)
Koch

 
In Fig. 1. ist die Mondfinsternis vom 16. August 2008 für Tiflis, Georgien abgebildet. Sie ereignet sich für den Ort mit Mond, Neptun, Mondknoten und Chiron am MC und Sonne am IC symbolisch gesehen kurz nach Mitternacht (Sonne am IC) und aufgrund der Sommerzeit für Tiflis in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages. Pluto steht am Deszendenten und Mars bildet dazu ein Quadrat. Diese Mondfinsternis gehört, wie die Sonnenfinsternis vom 1. August 2008 (Fig. 4), zur Saros Serie 10 Süd, welche eine starke Uranus-Thematik aufweist, die, wie wir im Artikel vom 29. Juli „Die Sonnenfinsternis vom 1. August 2008“ schrieben: „in Verbindung mit Merkur, Mars, Jupiter und Saturn viel Unruhe erzeugt, aber auch zu ganz neuen, unerwarteten Lösungswegen führen kann.“ Wir meinten dazu im Weiteren: „Dabei spielt auch Neptun mit, der einerseits Konfusion zeitigt, andererseits Sehnsüchte wachruft und visionäre und/oder religiös inspirierte Vorstösse begünstigt.“

Ähnlichkeiten mit den Finsternissen von Juli/August 1990
Dies war eine konstruktiv gemeinte Formulierung. Tatsache ist, dass die unmittelbaren Auswirkungen der Finsternisse dieser Serie, deren Muttereklipse einen Neumond Quadrat Saturn/Pluto aufweist, in der Vergangenheit zum Teil mit unerwarteten militärischen Invasionen verbunden waren, die einer Fehleinschätzung der Lage folgten, wobei es zuweilen den Eindruck machte, dass der waghalsige Angreifer in eine Falle gelockt wurde. Diesen Eindruck konnte man jedenfalls bei der letzten Finsternisperiode dieser Serie, die auf Juli/August 1990 zurückgeht, haben. Damals ereignete sich am 22. Juli eine Sonnenfinsternis und am 6. August 1990 eine Mondfinsternis mit einer auf 1 Grad genauen Mars/Pluto-Opposition. Zwischen der Sonnenfinsternis vom 22. Juli (in Fig. 2 für Bagdad aufgezeichnet) und der Mondfinsternis vom 6. August 1990 (in Fig. 3 für Kuwait berechnet) gab es eine Venus/Neptun-Opposition, was aufschlussreich ist, wenn man bedenkt, dass Saddam Hussein drei Tage nach der Sonnenfinsternis, am 25. Juli 1990, mit der amerikanischen Botschafterin April Glaspie eine Unterredung hatte, die ihn dazu verleitete, zu meinen, die USA würden nicht eingreifen, wenn der Irak in Kuwait einmarschiert. Dies tat dann Saddam Hussein tatsächlich am 2. August, vier Tage vor der Mondfinsternis vom 6. August 1990, mit den bekannten Folgen für die Welt. Die Straf- und Rückeroberungsaktion begann mit dem Aufmarsch alliierter Truppen nur wenig später und führte dann im folgenden Januar zum alliierten Schlag gegen den Irak. Viele meinen, Saddam Hussein sei bewusst in eine Falle gelockt worden, damit die USA die Möglichkeit haben, sich militärisch in der Golfregion zu etablieren.

Dieses Jahr gab es am 1. August eine Sonnenfinsternis mit einer Venus/Neptun-Opposition, die für Tiflis auf die Meridianachse fällt (Fig. 4). Man erkennt dies auch aus der im Artikel „Die Sonnenfinsternis vom 1. August 2008“ veröffentlichten Astro*Carto*Graphy. Die Venus/Neptun-Opposition weist an den Orten, an denen sie prominent gestellt ist, auf Missverständnisse und unrealistische Erwartungen hinsichtlich Verträgen und Bündnissen hin. Dabei ist der Aspekt einer Venus/Neptun-Opposition der gleiche wie jener, der Saddam Hussein damals veranlasste, die Absichten der USA falsch einzuschätzen. In dieser Rolle des Verblendeten befand sich am 7. August dieses Jahres offensichtlich der georgische Präsident Saakaschwili, als er - wahrscheinlich auf Provokationen vonseiten südossetischer Separatisten reagierend - in der Nacht vom 7./8. August eine Militäraktion startete, um die abtrünnige Provinz Georgiens wieder einzugliedern und die Einheit des Landes wiederherzustellen.

Als Ursache des Vorstosses betrachten einige die Tatsache, dass Georgien, welches in die NATO strebt, ein Anliegen, welches von den USA unterstützt wird, während die Europäer zurückhaltender sind, dies erst beantragen kann, wenn dessen Grenzen klar definiert sind - unmissverständlich zum Ausdruck gebracht durch die kürzliche Feststellung, Kanzlerin Merkels , "dass über einen NATO-Beitritt Georgiens erst verhandelt werden könne, wenn die territorialen Grenzen Georgiens bereinigt seien". Dabei war Anfang August die Situation völlig verworren, weil verschiedene Seiten die Zugehörigkeit Südossetiens (und Abchasiens) völlig unterschiedlich betrachten. Für den georgischen Präsidenten gehören diese abtrünnigen Provinzen zu Georgien, weil deren frühere Unabhängigkeitserklärung international nie anerkannt wurde. Russland sieht dies jedoch ganz anders, denn es betrachtet die demokratische und westliche Ausrichtung Georgiens und insbesondere dessen Streben nach NATO-Beitritt als Bedrohung, so dass es durch russische „Friedenstruppen“ in beiden Provinzen und durch Verteilung russischer Pässe an die Einwohner - dies bereits seit vielen Jahren - deren Abspaltung fördert, womit das westlich ausgerichtete Regime destabilisiert wird.

Der schnelle Einmarsch russischer Truppen in Südossetien bereits am 8. August und kurz danach auch in der anderen abtrünnigen Provinz Abchasien, die Bombardierung georgischer Einrichtungen und der georgischen Stadt Gori sowie der Truppenvorstoss nach Zentralgeorgien scheinen zu zeigen, dass die Russen schon lange auf die Gelegenheit gewartet hatten, Georgien eine unvergessliche Lektion zu erteilen. Dies geht mittlerweile auch daraus hervor, dass die Russen unverblümt die Absetzung des georgischen Präsidenten fordern.

Ist somit Mikhail Saakaschwili unüberlegt in eine russische Falle getappt, so wie dies Saddam Hussein tat, als er 1990 übersah, dass ihm möglicherweise - die Meinungen darüber gehen auseinander - von den USA eine Falle gestellt wurde? Für List und Manipulation ebenso wie für tollkühnes Handeln (zusätzlich angeheizt durch Finsternisse im Löwezeichen) spricht die starke Uranus-Thematik der Muttereklipse, die sich in den Finsternissen von 1990 zusätzlich über eine Venus/Uranus-Opposition und in jenen von 2008 über Mars Opposition Uranus manifestiert. Zusätzlich weisen sowohl die Mondfinsternis vom 6. August 1990 als auch jene vom 17. August 2008 jeweils einen gradgenauen Spannungsaspekt zwischen Mars und Pluto auf, was Heftigkeit und Brutalität anzeigen kann, dies in Verbindung mit der Tendenz, aufs Ganze zu gehen und alles auf eine Karte zu setzen. Schliesslich passt es zu Konflikten, welche den Weltfrieden in Frage stellen, dass die Venus in beiden Fällen bis zur Mondfinsternis zum markanten Aspekt mit dem Saturn findet, 1990 in Form einer Venus/Chiron-Konjunktion Opposition Saturn und 2008 über eine Merkur/Venus/Saturn-Konjunktion, die im Quadrat zur Lilith stattfindet. Wenn gleichzeitig der Mars in Spannung zu Langsamläufern steht, bedeutet häufig eine Konjunktion oder eine Spannung zwischen Venus und Saturn „die Verneinung des Friedens“.

Die Zukunft wird zeigen, ob der russische Einmarsch in Georgien als ähnlich bedeutungsvoll einzustufen ist wie die damalige Invasion Kuwaits mit dem nachfolgenden Golfkrieg. Bedenklich erscheint jedenfalls die Botschaft an jene Länder, welche um Russland herum angesiedelt sind, im Falle, dass sie für ihre Entwicklung einen eigenen demokratischen Weg wählen, der dem Kreml missfällt. In Anbetracht der begreiflichen Zurückhaltung Europas und der USA, Russland in solchen Fällen militärisch die Stirn zu bieten, müssen sie sich darin üben, den grossen Nachbarn nicht zu reizen, weil sie sonst mit schwerwiegenden Repressalien rechnen müssen.

Finsternisse auf der Löwe/Wassermann-Achse: 1990 - 1999 - 2008
Im Uebrigen ist ein weiterer Zusammenhang interessant. Aufgrund der Bewegung der Mondknotenachse, die 18 ½ Jahre braucht, um den Tierkreis zu durchschreiten, gibt es alle neun Jahre Finsternisse auf der Löwe/Wassermann-Achse. Aufgrund der Ähnlichkeit zwischen der Mondfinsternis vom 6. August 1990 mit der neun Jahre später stattfindenden Sonnenfinsternis vom 11. August 1999 (in Fig. 5 für Moskau aufgezeichnet), konzentrierten sich viele Astrologen bereits damals auf die Sonnenfinsternis vom August 1999, der so genannten „Nostradamus-Eklipse“. Als diese herannahte, zeigten einige panische Reaktionen und setzten sich vorübergehend von Europa ab, um das „nahende Unheil“ zu überstehen. In den Versen von Nostradamus war mit einer der darin selten enthaltenen Jahresdatierung die Rede von einem „Schreckensherrscher“, der vom Himmel herabsteigen und „die alten Mongolen wieder zum Leben erwecken“ werde. Wenn man nicht gerade in der westlichen Türkei lebte, wo ein verheerendes Erdbeben kurz nach der Finsternis stattfand und von den vielen kleineren weiteren Erdbeben absieht, die sich danach im Abstand von 1-2 Wochen (jedes Mal, wenn der laufende Mond die Finsternispositionen aktivierte) ereigneten, musste man den Eindruck haben, dass man trotz der gespannten Konstellationen der damaligen Finsternis, aus einer Maus einen Elefanten gemacht hatte.

Vielleicht kann man dennoch die Aussagen von Nostradamus - die im Uebrigen immer verschlüsselt daherkommen und deshalb interpretationsbedürftig sind - nicht einfach als Hirngespinst abtun. So passierte die Absetzung des bisherigen Premierministers Russlands, Stepaschin, und die Einsetzung Wladimir Putins durch Boris Yelzin am 9. August 1999 just zwei Tage vor der Sonnenfinsternis. Dessen Wahl zum Präsidenten im darauf folgenden Mai war dann dementsprechend lediglich eine Formalität. Nach gängiger astrologischer Lehrmeinung wird somit die Regierungszeit Putins durch die Konstellationen der Finsternis vom 11. August 1999 geprägt, wobei die Sonnenfinsternis sich auf Putins Lilith/Pluto-Konjunktion am absteigenden Mondknoten ereignete. Kurz danach fanden diverse Anschläge in russischen Städten statt, die angeblich Tschetschenen verübt haben sollten, was den Anlass für den Einmarsch russischer Truppen in Tschetschenien lieferte. Man weiss aber bis heute nicht mit Sicherheit, ob nicht der russische Geheimdienst dahinter stand.

Wie bereits erwähnt, weist das Horoskop von Putin eine Lilith/Pluto-Konjunktion auf, eine Stellung, die sich in der Sonnenfinsternis vom 11. August 1999 wiederholte und bald - im Januar 2009 - wieder exakt wird. Dies könnte erklären, warum der defakto Staatschef  Russlands, ähnlich wie zur letzten Lilith/Pluto-Konjunktion, das Bedürfnis verspürt, mit Gegnern anderer Ethnien, die eine unterschiedliche Ausrichtung zum Ausdruck bringen, aufzuräumen. Dabei ist anzunehmen, dass sich Putin trotz internationaler Proteste voll im Recht fühlt, denn Planeten am absteigenden Mondknoten sind für ihre Zwanghaftigkeit bekannt. (Dies gilt auch für George W. Bush mit Lilith in Schütze im Zeichen seines absteigenden Mondknotens.)

Trotz allem erstaunt die Handlungsweise Russlands nicht wirklich, denn sie entspricht der Konsequenz einer Grossmacht mit imperialen Interessen. In der NZZ Online-Ausgabe vom 10. August 2008 wird erläutert, warum die in internationalen Augen unverhältnismässige Reaktion Russlands aus russischer Sicht durchaus „verhältnismässig“ ist:

Verhältnismässig ist das Vorgehen in russischen Augen dagegen schon: Eine bewusst überproportionale Reaktion, um dem Nachbarn eine Lektion zu erteilen, die dieser nicht vergisst, dem Westen vorzuzeigen, dass seine Macht enge Grenzen hat und der Welt zu demonstrieren, dass die Grossmacht Russland imperiale Interessen hat und wieder imstande ist, sie zu wahren. Dem Kreml bot sich diese, kaum mit Risiken behaftete Gelegenheit, durch das, soweit bis jetzt bekannt, unüberlegte Vorgehen des georgischen Präsidenten Saakaschwili. Sollte dieser geglaubt haben, er könne auf offene westliche Unterstützung gegen Russland zählen, wäre dies eine schwere Fehlkalkulation gewesen. (West-östliche Interessenssphären, NZZ Online, 10. August 2008)

Diese Haltung Russlands wird auch durch die Worte des russischen Präsidenten Medwedew vom 12. August nach Bekanntgabe eines Endes der Kämpfe dokumentiert: Medwedew kündigte an, dass er das Ende der Kämpfe befohlen habe. "Das Ziel der Operation sei erreicht und der Aggressor bestraft worden". Gleichzeitig behalte sich Russland aber das Recht vor, die Kampfhandlungen jederzeit wieder aufzunehmen, wenn die Situation es erfordere.

Die amerikanische Regierung kann lautstark beklagen, dass das Vorgehen Russlands „inakzeptabel“ sei. Ueber Worte hinaus wird sie nicht viel tun wollen und können, und die Ohnmacht des Westens erinnert durchaus an die Jahre 1956 und 1968, als der ungarische und der tschechische Aufstand von der Sowjetunion und den Mächten des Warschauer Paktes niedergeschlagen wurde. Wir sind zurück im Kalten Krieg, und das Einzige, was wir tun können, ist, uns als unfreiwillige Beobachter warm anzuziehen - leider kein gutes Omen für die schwierigen Konstellationen, die uns in den kommenden Jahren bevorstehen.

Als weitere Lektüre zu den kommenden Konstellationen verweisen wir auf die Artikel

  • Die Saturn/Uranus-Opposition von 2008 - 2010 und der Saturn/Uranus-Zyklus
  • Der Saturn/Uranus-Zyklus seit Beginn des 20. Jahrhunderts
  • Orbes bei epochalen mundanastrologischen Konstellationen und die Wichtigkeit von Planetenstationen,

die in Astrologie Heute Nr. 134 (August/September 2008) erschienen sind.

Im letzterwähnten Artikel identifizierten wir eine Uranus/Mars/Pluto-Konstellation, die bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 2008 spürbar wird und die wir im Hinblick auf tangierte Gradzahlen folgendermassen beschrieben:

Die Uranus/Pluto-Quadratur wird zwar erst 2012 erstmals exakt. Durch die direktläufige Station des Pluto am 7. September 2007 auf 26.18 Grad Schütze und die direktläufige Station des Mars am 30. Januar 2008 auf 24.05 Grad Zwillinge sowie die rückläufige Uranus-Station vom 27. Juni 2008 auf 22.39 Grad Fische entsteht jedoch bereits 2008 zwischen 22 und 27 Grad veränderlich eine sensitive Zone, welche eine Verbindung zwischen Mars, Uranus und Pluto ins Spiel bringt. Gehen Planeten über diese Grade, können sie resolute Aktionen zugunsten radikaler Neuerungen auslösen, aber es besteht auch die Gefahr von Gewalttätigkeiten, indem aus instinkthaften Motiven plötzlich gehandelt wird, ohne nach dem Rechten zu fragen. Dies gilt insbesondere für den August, wenn zuerst der Mars und dann die Venus die Figur auslösen… Am Donnerstag, 7. August, trat der laufende Mars in den Bereich von 22 - 27 Grad veränderlich ein, und bereits am Abend begann der Krieg im Kaukasus.



Claude Weiss, beschäftigt sich seit 40 Jahren mit Astrologie; Herausgeber der Zeitschrift ASTROLOGIE HEUTE; gründete 1978 die Astrodata AG, welche astrologische Textanalysen anbietet; Präsident des Schweizer Astrologenbundes SAB; Autor der Bücher «Horoskopanalyse» Bd.1 & Bd.2, «Pluto – Eros, Dämon und Transformation» (mit Verena Bachmann), «Karmische Horoskopanalyse», Bd.1 & Bd.2, u. a. (E-Mail: Claude Weiss)