Astrologie Heute Nr. 135 (Oktober 2008)
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Astrologie Heute Nr. 135
Oktober 2008

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 135 bestellen
Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 
Schönes Wetter heute … oder
die Kunst des Auftritts

 
von Barbara Egert
 

 
Die Kunst des Auftritts hat viele Facetten und Darstellungsmöglichkeiten, nicht nur für Schauspieler. Perfekt beherrscht wird sie auch von Politikern: Wir sitzen vor dem Fernsehgerät und sind gespannt auf ein Statement zu einem brisanten Thema. Der sich in Position bringende Sprecher, der nun mit gewichtiger Miene für seine Partei das Wort ergreift, redet und redet. Was hat er eigentlich gesagt? Ich jedenfalls habe zwar die Wörter verstanden, aber weder Sinn noch Inhalt. Vielleicht hat er eine dominante Merkur/Neptun-Konstellation und versteht selbst nicht, was er da von sich gibt.
 
Aber wir können auch ein Beispiel aus dem Alltag nehmen: Das Wetter, ein gängiges Thema zum Smalltalk, überbrückt Konversationsengpässe und ist immer besonders gut für einen nichtssagenden Wortwechsel geeignet. Wenn einer auf die Bemerkung «Schönes Wetter heute» lediglich mit «Tatsächlich», antwortet, gehört er eher zu jenen, die der Kunst des Auftritts nur geringe Beachtung schenken, ja vielleicht sogar schon bei kleinstem Anlass mit Lampenfieber reagieren – wie vielleicht ein schüchterner Krebs-Mensch mit einer Konjunktion von Sonne, Merkur, Saturn und einem Neptun-Quadrat zu diesen Planeten.
 
Edmund Stoiber zum Beispiel würde die Gelegenheit wahrnehmen, um auf das schöne Wetter mit seiner unvergleichlichen Ausdruckskraft zu reagieren, die er sicherlich seinem Merkur/Jupiter-Quadrat verdankt – oder sorgt Neptun auf Sonne für Verwirrung? Der erstaunte Zuhörer lauscht mit Andacht seinen hoch interessanten Bekenntnissen: «Wenn ich mal da eine halbe Stunde, Stunde oder … äh … zwei Stunden am Sonntag im Garten sitze, und es ist einigermassen gutes Wetter, da … da tanke ich Kraft, äh … und äh … ich hab’s mir auch angewöhnt, dass ich jeden Tag in der Früh in den Garten schau und vielleicht eine Blume hinrichte … oder aufrichte … ja … und a bisserl mähen tue ich … und ansonsten sag ich meiner Frau, was ich alles tun würde, und dann macht sie es bzw. mit dem Gärtner zusammen.»
 
Politiker und auch manche «normale» Menschen sind prädestiniert für die Kunst des verbalen Auftritts und wickeln ihre Zuhörer so ein, dass sie buchstäblich an ihren Lippen kleben, wie das bei den suggestiven Merkur/Pluto-Konstellationen der Fall ist. Auch ein harmonischer Jupiter- oder sogar Saturn-Aspekt hierzu könnte dem gesegneten Monologisten und seinen klugen Folgerungen eine gewisse philosophische Begabung konstatieren: Wir sagen also leichthin: «Schönes Wetter heute», und er antwortet mit bedeutsamen Pathos: «Schönes Wetter heute? Und warum? Eine Ursache kann begrifflich nur gegeben sein, wenn eine Folge vorliegt, da sie nach ihrem Wesen erst mit der Folge entsteht. Mittelbare Folgen sind Folgen unmittelbarer Folgen. Demzufolge kann eine mittelbare Ursächlichkeit nur bestehen, wenn eine unmittelbare Folge der Ursache zu weiteren Folgen geführt hat. Unter mittelbarer Ursächlichkeit ist also das Hervorrufen von Folgen durch unmittelbare Folgen eines Ereignisses oder Zustandes zu verstehen!» – Aaah, ja …?
 
Manche Menschen wollen überzeugen und begeistern, selbst wenn ihr Publikum nur aus einer Person besteht. Sie ergreifen das Wort immer im richtigen Moment, Freude steigt in ihnen auf, verbunden mit einem Gefühl von absoluter Selbstsicherheit: Nun endlich können sie sich profilieren. Am Ende ihres – zugegeben etwas langen – Vortrages fühlen zumindest sie sich grossartig. Das wird doch nicht etwa eine Löwe-Sonne in Konjunktion zu Venus im zehnten Haus sein, mit einer Konjunktion von Merkur und Jupiter?
 
Sollten Sie nun die aufregende Bemerkung: «Schönes Wetter heute» telefonisch kommentieren wollen, so wäre es ratsam, sich durch nichts unterbrechen zu lassen, was der Klärung des Sachverhaltes dienen könnte, wie zum Beispiel ein Ausflug in die fraktale Geometrie (Schmetterlingseffekt) und deren Einfluss auf die Wetterprognostik, ebenso wie Ihre Erinnerungen an einen katastrophalen Nachkriegswinter oder den passablen Herbst im letzten Jahr auf Sylt. Am Ball bleiben oder nicht? – das ist die Frage. Wer meint, sich kürzer fassen zu müssen, ist entweder aus Ostfriesland oder mit einer Merkur/Saturn-Konjunktion im dritten Haus gesegnet – oder beides.
 
Stellen wir uns vor: Wir sitzen also wieder vor dem Fernsehgerät, und reihenweise erklären Politiker: «Kein Kommentar!» Würden wir nicht etwas vermissen? Mit oder ohne Kommentar – eine Sprachregelung muss her: «Dann hätte man für Deutschland eine Regelung, hätte keine regellose Regelung und die Länder, die … die das nicht regeln wollen, die ham, ham dann die Bundesregierung, und die Länder, die das … regeln wollen, können dann das für sich regeln.» (O-Ton Stoiber)
 
Langer Rede kurzer Sinn: Nichts zu sagen haben, ist noch lange kein Grund, sich in Schweigen zu hüllen.
 

 
Barbara Egert,
geprüfte Astrologin DAV; jahrzehntelange Astrologie-Erfahrung; astrologische Beratungen und Kurse in Berlin; diverse Fachpublikationen; Autorin von Galiastro-Texten; ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Barbara Egert)