Astrologie Heute Nr. 136 (Dezember 2008) - Reflexe/Reflexionen
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Astrologie Heute Nr. 136
Dezember 2008

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 136 bestellen
Zum Tod von Udo Rudolph †
1921–2008
 
von Christoph Schubert-Weller
 

 
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Fig. 1
Udo Rudolph
14. 12. 1921, 13.21 LT, 12.21 GT
Osterode/Harz, D (51N44, 10E15)
Koch (GZQ: Taeger, IHL, A)
 
 
 
Udo Rudolph, der Nestor der «Hamburger Schule», ist tot. Von den grossen Astrologen, die in Deutschland die Astrologie des 20. Jahrhunderts auf je eigene Weise geprägt haben, lebt nun nur noch Wolfgang Döbereiner.
 
Die Astrologie wurde Udo Rudolph einerseits in die Wiege gelegt, denn seine Eltern, Emma und Ludwig Rudolph, beschäftigten sich, als er zur Welt kam, bereits acht Jahre intensiv mit der Astrologie. Udo Rudolph berechnete nach eigener Auskunft mit 14 Jahren erstmals selbst ein Horoskop. Doch dauerte es andererseits nahezu einen Saturn-Umlauf, bevor Udo Rudolph aus freien Stücken zur Astrologie fand und sie für sich selbst als innere Verpflichtung begriff. Bezeichnenderweise hatte er während des Zweiten Weltkriegs als Soldat und später in der Gefangenschaft begonnen, intensiv über die Astrologie nachzudenken. Dabei erkannte er, dass sie zu seinen Lebensaufgaben gehören werde. Udo Rudolph ist gewissermassen «von oben her» in das Fach eingestiegen und hat erst nach seiner Einsicht in die Astrologie als persönliche Lebensaufgabe überhaupt mit der praktischen Lernarbeit begonnen.
 
Faszinierend an Udo Rudolph war, wie er die Astrologie ungeachtet dieser oder jener Methode immer wieder in einen grossen spirituellen Sinnzusammenhang brachte. Astrologen reden gern von «kosmischer Ordnung» und meinen am Ende doch nur einen engen astrologischen Deutungskontext, mit dem sie das momentane Sosein eines Ratsuchenden beschreiben. Udo Rudolph hatte immer das Ganze im Blick und drang immer wieder in weltanschauliche und religiöse Fragestellungen vor. Das passt auch zu seinem schützebetonten Geburtsbild (siehe Fig. 1).
 
Das bedeutet freilich nicht, dass Udo Rudolph den «Niederungen» astrologischer Praxis ferngestanden wäre. Hätte ich ihn nur früher kennengelernt! Als ich gegen Ende der 1980er-Jahre in nahen Kontakt mit der «Hamburger Schule» trat, musste ich zunächst lernen, mit den grossen Mengen an «technischer Information» zurechtzukommen, mit zahlreichen Faktoren, die ewig strittigen «Transneptuner» inbegriffen, und mit noch mehr Halbsummenbeziehungen. Erst mit der Gründung der Sektion «Hamburger Schule» im Deutschen Astrologen-Verband im Jahre 1995 kam ich auch persönlich mit Udo Rudolph in Kontakt und war sofort tief beeindruckt von der souveränen und eleganten Weise, wie er Schneisen in die Datenmengen eines Horoskops nach Hamburger Manier zu schlagen wusste, wie er mit wenigen, stets brillant vorgetragenen und didaktisch sauber erläuterten Anwendungen auf dem von ihm bevorzugten 90-Grad-Kreis das Wesentliche an einem Horoskop herauszuarbeiten vermochte.
 
Vom Elternhaus hatte Udo Rudolph frühzeitig mitgenommen, dass Astrologie etwas Ernstes sei. «Es war für mich zu spüren, dass meine Eltern einen ganz ernsten Weg gingen und um die Sache gerungen und gekämpft haben», hat Udo Rudolph in einem rückschauenden Interview 1997 berichtet. Dies wirkte sich auch im Alltag aus. Bei einem kleineren, aber recht schmerzhaften Unfall, den der Sechzehnjährige zu Hause erlitt, war der erste Ausruf seiner Mutter: «Auf die Uhr sehen!» Die Erste Hilfe kam sozusagen erst nach dem Ereignishoroskop zu ihrem Recht. Udo Rudolph hat diese Ernsthaftigkeit immer geteilt. Aber er hat sie zugleich in seiner spirituellen Haltung zum Leben und zur Astrologie in einen lichten Zusammenhang gestellt.
 
Dazu passt, dass es Udo Rudolph war, der nachhaltig für die Verbreitung der «Hamburger Schule» weltweit gesorgt hat. Lange Jahre war er nicht nur der Leiter der «Astrologischen Studiengesellschaft Hamburger Schule» (ASHS), sondern regte auch internationale Kongresse unter den «Uranians», den Anwendern der «Hamburger Schule» an. Die florierende Astrologieschule in Lettland, die Witte-Akademie in Riga traten mit Udo Rudolphs Geburtshilfe ins Leben. Er regte internationale Konferenzen an, unter anderem in Thailand. Viele amerikanische Kollegen unter den «Uranians» – wie mir anlässlich  der United Astrology Conference 2008 in Denver einige Male berichtet wurde – haben im Lauf ihres Wirkens einen persönlichen Bezug zu Udo Rudolph gewonnen. Auch die Gründung der «International Uranian Fellowship» (i-u-f) geht auf seine Initiative zurück.
 
Udo Rudolph, langjähriges Ehrenmitglied des Deutschen Astrologen-Verbandes, einer der grossen Astrologen unserer Zeit, ist am Montag, den 13. Oktober 2008, gegen 8.45 Uhr morgens in Hamburg gestorben.
 

 
Dr. Christoph Schubert-Weller,
geb. 1950, Astrologie seit 1976, astrologische Beratungen seit 1982, astrologische Veröffentlichungen seit 1986, Vorsitzender des Deutschen Astrologen-Verbandes (DAV) seit 2005 (Website: www.astrologie-traeume-tarot.de)