Astrologie Heute - Themen der Zeit

Die bedeutsame Sonnenfinsternis vom 22. Juli 2009   von Claude Weiss

14.7.2009     Fig. 1 Sonnenfinsternis Juli 2009 Berlin 22.7.2009, 4.34 LT, 2.34 GT Berlin, D (52N30, 13E24) Koch       Fig. 2 Sonnenfinsternis Juli 2009 Wien 22.7.2009, 4.34 LT, 2.34 GT Wien, A (48N13, 16E20) Koch     Fig. 3 Sonnenfinsternis Juli 2009 Bern 22.7.2009, 4.34 LT, 2.34 GT Bern, CH (46N57, 7E26) Koch     Fig. 4 Sonnenfinsternis Juli 2009 22.7.2009, 2.34 GT       Fig. 5 Sonnenfinsternis Juli 2009 New York 21.7.2009, 22.34 LT, 2.34 GT New York/NY, USA (40N45, 73W57) Koch       Fig. 6 USA: Unabhängigkeitserklärung 1776 Lynes 4.7.1776, 16.47 LT, 21.47 GT Philadelphia/PA, USA (39N57, 75W10) Koch Am 22. Juli 2009 ereignet sich in den frühen Morgenstunden (4.36 Uhr MESZ) eine totale Sonnenfinsternis, die mit einer Dauer von 6 Minuten 39 Sekunden die längste Sonnenfinsternis des 21. Jahrhunderts ist. Die Kernschattenzone läuft über Indien (nördlich von Mumbai), China (Shanghai) und durch den pazifischen Ozean hindurch. Zur Zeit der Finsternis ist es in Europa dunkel, so dass sie von hier aus nicht beobachtbar ist. Eine längere Sonnenfinsternis wird es erst 2132 und danach 2150 geben. Die aussergewöhnliche Länge der Sonnenfinsternis lässt sich aus der Nähe des auf 29.27 Grad Krebs stattfindenden Neumondes zum mittleren bzw. zum «wahren» absteigenden Mondknoten (0.16 Grad bzw. 0.12 Grad Löwe) erklären. Die Finsternis ist astronomisch dem Saros-Zyklus 136 (astrologisch: 11 Süd) zuzuordnen, und es gehören zu dieser Serie die «mexikanische Sonnenfinsternis» vom 11. Juli 1991 sowie jene vom 30. Juni 1973 und 20. Juni 1955. Letztere war mit einer Totalität von 7 Minuten die längste. Vorher ereignete sich eine entsprechende Sonnenfinsternis am 8. Juni 1937 und eine am 29. Mai 1919, die dazu diente, mit einem Experiment die von der Allgemeinen Relativitätstheorie vorausgesagte gravitative Ablenkung des Lichts zu überprüfen und zu bestätigen. Dabei ist es interessant, dass die beiden bisher letzten Finsternisse dieser Saros-Serie politisch von aussergewöhnlicher Bedeutung waren: •    Im Sommer 1991, wenige Wochen nach der Sonnenfinsternis, fand in der Sowjetunion ein Putsch gegen die Führung (Michail Gorbatschow) statt, der von Boris Jelzin erfolgreich bekämpft wurde, was in der Folge jedoch dazu führte, dass Gorbatschow Ende Jahr zurücktreten musste und die vom Steinbock-Zeichen geprägte Entität Sowjetunion (30. Dezember 1922) aufhörte zu existieren. •    Als sich die Sonnenfinsternis 18 Jahre früher, am 30. Juni 1973, in der Nähe der Sonne des US-Horoskops ereignete, wurde im Zusammenhang mit der Watergate-Affäre der Ruf nach Absetzung Richard Nixons immer lauter. In der Hoffnung, sich damit Luft zu verschaffen, entliess Nixon den Sonderstaatsanwalt für die Watergate-Affäre, und sein Vizepräsident Spiro Agnew musste zurücktreten, um dem unbelasteten Gerald Ford Platz zu machen. Ford sollte dann ein Jahr später, im Sommer 1974, Nixon als US-Präsident ablösen. Die Sonnenfinsternis vom 22. Juli 2009 Die Sonnenfinsternis (Fig. 1) ereignet sich auf 29.27 Grad Krebs am absteigenden Mondknoten im Trigon zum Uranus, im Quinkunx zum Pluto und in der Halbsumme Neptun/Pluto. Damit sind sämtliche Langsamläufer jenseits von Saturn im Spiel, und es wird die Uranus/Pluto-Quadratur aktiviert: revolutionäre und transformierende Prozesse, die mit grosser Energie und Entschiedenheit in die Wege geleitet oder intensiviert werden. Natürlich ist dies an Orten der Welt, an denen Uranus und Pluto sich in der Nähe einer Hauptachse befinden, besonders stark zu spüren. Dies trifft in Europa für die Hauptstädte Berlin (Fig. 1) und Wien (Fig. 2) zu. Ein genauerer Blick auf die Sonnenfinsternis zeigt im Weiteren, dass diese exakt in der Halbsumme zwischen Merkur und Lilith steht: Lilith befindet sich 8 Grad vor der Mondknotenachse und Merkur 8 Grad danach. Aufgrund der Halbsummenstellung von Neptun und Pluto sowie Merkur/Lilith ergeben sich für den Neumond somit folgende weitere Qualitäten. Neptun/Pluto: Es werden verborgene Gesetzmässigkeiten, Geheimnisse und verschiedene Formen von Machtmissbrauch zutage gefördert, und man setzt sich intensiv mit Schulden, Verschuldung und Krediten auseinander. Merkur/Lilith: Verborgen gehaltene Informationen werden bekannt, Aussenseiter melden ihre Ansprüche an, und es kommt zu ungewöhnlichen Situationen auf Reisen, im Verkehr und in der Kommunikation, die zu Neueinschätzungen führen. Im Horoskop der Sonnenfinsternis ist auch das auf 16 Bogenminuten genaue Quadrat zwischen Venus und Saturn auffallend – eine Konstellation, die keine weiteren Aspekte aufweist, zeichenmässig aber vom Merkur beherrscht wird. Ein solcher Aspekt löst Ängste vor einem Mangel aus und kann – insbesondere wenn er im Merkur-Zeichen stattfindet – zu einer negativen Einschätzung der Finanzlage führen. Dies wird dadurch verstärkt, dass die Halbsumme Venus/Saturn auf den Mittelpunkt (Halbsumme) der Sonne, Mond/Merkur-Konjunktion fällt. Ein Vergleich der Finsternishoroskope für die deutschsprachigen Hauptstädte Europas (Fig. 1 für Berlin, Fig. 2 für Wien, Fig. 3 für Bern) zeigt Folgendes: Saturn steht in der Nähe des IC (im Quadrat zur Venus), womit Sorgen hinsichtlich Geborgenheit und Einkommen angezeigt sind, die das Volk (viertes Haus) beschäftigen. Die Einschätzung der Finanzlage trübt sich in den privaten Haushalten ein, und die Menschen verspüren ein verstärktes Bedürfnis zu sparen und in ihren Ausgaben vorsichtig zu sein. Dies hängt auch damit zusammen, dass die Jobsituation vielen unsicherer erscheint als noch vor Kurzem (Uranus im zehnten Haus) und die Politiker den Eindruck machen, unvermittelt von einem Konzept zum nächsten zu wechseln, ohne dass ihre Entscheidungen für den Einzelnen nachvollziehbar wären. Tatsächlich stehen sie aufgrund neu aufkommender Informationen unter dem Druck, innovative Modelle auszuprobieren. Sie sitzen auch nicht sonderlich fest im Sattel, denn Kritik gegen ihre Vorgehensweise wird in dieser Zeit laut. Das Volk bremst, während die Politik sich aufgefordert fühlt, Reformen anzukündigen, die bei den Massen aber nicht populär sind. Zwischen den Finsternishoroskopen für Berlin und Wien auf der einen Seite und Bern auf der anderen bestehen aber auch einige wesentliche Unterschiede. Während für Berlin und Wien die Neumondkonjunktion auf der Mondknotenachse eindeutig im ersten Haus steht, erstreckt sie sich für Bern in Konjunktion mit Merkur auch über die Spitze des zweiten Hauses. Zusätzlich steht die Venus für Bern ganz klar im zwölften Haus, während sie für Berlin und Wien ins elfte zu liegen kommt. Die dreifache Jupiter/ Chiron/Neptun-Konjunktion befindet sich für Berlin und Wien im achten, für Bern im neunten Haus. Daraus lässt sich schliessen, dass finanzielle Ängste und Sorgen in der Schweiz die kommenden Monate stärker prägen könnten als in Deutschland und Österreich. Im Falle der Schweiz trifft eine Abhängigkeit von Entscheidungen juristischer Art zutage, die im Ausland (beides neuntes Haus) stattfinden und ein Gefühl von Ausgeliefertsein und Ohnmacht (Venus im zwölften Haus Quadrat Saturn) erzeugen. Dies könnte mit den Entscheidungen der US-Regierung und amerikanischer Gerichte in Sachen UBS zu tun haben. Mit derselben Stellung im achten Haus im Falle von Deutschland und Österreich kommt es vor allem zu einem Misstrauen gegenüber Hilfsprogrammen und der daraus resultierenden Staatsverschuldung. Die Astro*Carto*Graphy der Sonnenfinsternis Wenn wir wissen wollen, wo auf der Welt welche Planeten stark wirken, schauen wir auf die Astro*Carto*Graphy (ACG) der Sonnenfinsternis vom 22. Juli (Fig. 4). Richten wir zunächst unseren Blick nach Europa, so sehen wir, dass eine Pluto/DC-Linie durch Paris und London hindurch geht, welche sich an der Grenze zwischen Tunesien und Libyen mit einer Saturn/IC-Linie kreuzt. (Der Breitengrad dieser Kreuzungslinie geht übrigens durch Israel, Bagdad, Iran, Afghanistan, Nordpakistan, Nordindien und den Südzipfel Japans hindurch.) Im Bereich zwischen Pluto/DC und Saturn/IC liegen der Osten Frankreichs, die Benelux-Staaten, der westliche Teil Deutschlands, die Schweiz, Norditalien sowie Korsika und Sardinien, während zwischen Saturn/IC und Uranus/MC der Osten Deutschlands, das westliche Polen, Österreich, Tschechien, das östliche Italien und Bosnien liegen. Wenn wir einen Blick auf die USA werfen, so stellen wir fest, dass sich zwischen Washington und New York Saturn/DC-, Uranus/AC- und Pluto/MC-Linien ein Stelldichein geben. Verfolgen wir diese Planetenkonzentration weiter südlich, sehen wir, dass der Ostteil Kubas (Guantanamo), die Bahamas und Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien und Chile davon tangiert werden. In diesen Bereichen, die in der ACG farbig hervorgehoben sind, können wir erwarten, dass sich unter der kombinierten Signatur von Saturn, Uranus und Pluto einiges tut, was bisherige Gewohnheiten auf den Kopf stellt, wobei sich dies in Ländern mit einer demokratischen Tradition über heftige Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Parteien manifestieren dürfte, auch verbunden mit einer Zunahme von radikalen Handlungen Einzelner oder kleiner Gruppen, während in weniger gefestigten Ländern Volksaufstände, Revolutionen und Putschs denkbar sind. Fig. 5 zeigt die entsprechenden Konstellationen für New York, mit Uranus am Aszendenten, Saturn am Deszendenten, Pluto am MC und Venus am IC. Dabei fällt auf, dass sämtliche Achsen durch Langsamläufer sowie den persönlichen Planeten Venus besetzt sind. Dabei kommt mit der Venus, die bereits im Quadrat zum Saturn steht, der ansonsten nicht berücksichtigte Aspekt einer Venus/Pluto-Opposition zum Tragen, da dieser für New York durch die MC/IC-Achse aktiviert wird (die MC/IC-Achse steht zusätzlich exakt im Mittelwert – Halbsumme – zwischen der sonst nicht eingezeichneten Venus/Pluto-Opposition). Dies ist eine Hammerkonstellation, die in New York in besonderem Masse zum Tragen kommt, aber auch in Washington wirksam ist. Es fällt schwer, sie anders zu deuten als über die Entsprechung plötzlicher Verluste – zum Beispiel an der Börse – oder als Abschied von geliebten Menschen bzw. prominenten Persönlichkeiten, Gefährdungen des Friedens oder terroristische Anschläge, die entsprechendes, resolutes Handeln erforderlich machen. Es trägt nicht zur Beruhigung bei, dass sich das US-Horoskop (Fig. 6) mit Uranus und Deszendent auf dem Mars der Eklipse, Mars auf der Venus der Eklipse, Lilith auf dem Saturn und Venus in Opposition zum Pluto der Eklipse sowie Pluto in Opposition zum Neumond der Eklipse in die Figur einklinkt. Hinsichtlich Betroffenheit der Bevölkerung beachte man auch, dass der Uranus der Eklipse auf den IC des US-Radixhoroskops und die Chiron/Jupiter/Neptun-Konjunktion der Eklipse auf den Mond des US-Horoskops zu liegen kommt. In dieser Symbolik kann die ganze Bandbreite eines erwartungsvollen Volkes, welches zu tief greifenden Veränderungen seines Alltags bereit ist, bis zum enttäuschten und traurigen, um einen Verlust trauernden Volkes, welches sich alles anders vorgestellt hat, einen Schock erlebt und aufbegehrt, zum Ausdruck kommen. Wenn Sie sich für die Bedeutung der Saros-Serie 11 Süd interessieren, zu welcher die Sonnenfinsternis vom 22. Juli gehört, verweisen wir auf die ausführliche Version dieses Artikels in Astrologie Heute Nr. 140 (August/September 2009). Diese Ausgabe erscheint Anfang August.

Claude Weiss, beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit Astrologie; Herausgeber der Zeitschrift ASTROLOGIE HEUTE; gründete 1978 die ASTRODATA AG, welche astrologische Textanalysen anbietet; Präsident des Schweizer Astrologenbundes (SAB); Autor der Bücher «Horoskopanalyse» Bd. 1 & Bd. 2 (der zweite Band «Aspekte im Geburtsbild» ist soeben in einer überarbeiteten und stark erweiterten Neuauflage erschienen), «Pluto – Eros, Dämon und Transformation» (mit Verena Bachmann), «Die Lilith-Fibel» (mit Alexandra Klinghammer), «Karmische Horoskopanalyse», Bd. 1 & Bd. 2 (E-Mail: Claude Weiss)