Astrologie Heute Nr. 143 (Februar 2010) - Bücherschau
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Astrologie Heute Nr. 143
Februar 2010

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 143 bestellen

B Ü C H E R S C H A U



Der Blick über den Tellerrand
 
Dr. Michael Newton (Hg.)
Erinnerungen aus dem Zwischenreich
Leben zwischen den Leben
Erzählungen persönlicher Transformation
 
geb., 299 S., €-D 24,00 / €-A 24,80 / sFr. 42.00 fPr
Edition Astroterra, CH-Wettswil 2009
     
Der Psychologe und Hypnotherapeut Dr. Michael Newton hat viele Jahre mit Klienten geforscht, die er in Trance versetzt hat und mit denen er dabei nicht nur in verschiedene «Leben vor dem Leben», sondern auch in die Sphären «zwischen den Leben» gedrungen ist. In Hunderten von Rückführungssitzungen haben die unterschiedlichsten Menschen – obwohl sie sich nicht gekannt und nie gesehen haben – ähnliche Schilderungen von der Welt der Seelen im Zwischenreich gemacht.
 
Durch seine äusserst erfolgreichen Bücher (vor allem «Die Reisen der Seele») ist Newton mit seinen Forschungen weltweit bekannt geworden, und mit der Zeit ist auch eine Schule entstanden: das Newton Institute for Life Between Lives Hypnotherapy. Zahlreiche Therapeuten auf der ganzen Welt arbeiten heute nach dieser Methode. Die besten davon berichten im vorliegenden Buch Erinnerungen aus dem Zwischenreich über ihre Arbeit mit Klienten, die sie in die Leben zwischen den Leben zurückgeführt haben.
 
Die spannend zu lesenden Berichte der 32 Hypnotherapeuten zeigen ein vielfältiges Spektrum der menschlichen Seele auf. Die Seele als unser eigentlichstes Wesen. Die Klienten sehen nach den Sitzungen in ihrem Leben einen ganz neuen Sinn. Sie können für sich Antworten finden zu den Rätseln ihres Lebens. Indem sie ihre Geistführer kennenlernen, finden sie Vertrauen in einen hören Sinn und Plan ihres Lebens, was ihnen auch bei schwierigen Entscheidungen hilft.
 
Mag der eine oder andere Leser auch skeptisch den hier geschilderten Erlebnissen gegenüberstehen, so kommt er mit diesem Buch doch nicht umhin, sich den wesentlichen Fragen des Lebens zu stellen und zu versuchen, den Blick über den Tellerrand zu heben und grössere Zusammenhänge zu entdecken.
 
–bzi



Nachvollziehbar verlebendigt
 
Christoph Schubert-Weller
Kombination und Synthese
Die Kunst der Horoskopdeutung
 
Pb.,144 S., € 18,90
nur erhältlich bei: www.astronova.de
 
Es ehrt den Autor, dass er bei seinen eigenen Gedanken, in welchen sinnvollen Schritten man ein Horoskop analysieren und interpretieren sollte, sich zunächst auf ein Standardwerk höchsten Ranges bezieht: «Die Astrologische Menschenkunde» von Thomas Ring. Auf dieser Grundlage entfaltet Christoph Schubert-Weller dann in seinem Buch Kombination und Synthese ein umfassendes Spektrum nicht nur aller denkbaren Analysetechniken und -methoden (Dispositorenverkettung, Häuserverknüpfung, Drehung des Horoskops u. v. a.), sondern verknüpft sie auch mit gleichsam philosophischen Betrachtungen zu der Frage, vor welchem geistigen und zeitbezogenen Hintergrund diese Techniken überhaupt erst ihren eigentlichen Wert bekommen. Stichworte dazu: holografisches Weltbild; der hermeneutische Zirkel; was wir verstehen wollen (das Horoskop), müssen wir irgendwie schon vorher verstanden haben; das senkrechte Weltbild; auf welcher Ebene wird ein Horoskopbaustein ausgedrückt – körperlich, seelisch-geistig?; welchen Einfluss übt ein sich verändernder Zeitgeist auf unser Bewusstsein und in der Folge davon auf unser Verständnis astrologischer Signaturen aus (Saturn früher: der Übeltäter, Saturn heute: Grenzen setzend)?
 
Im Vergleich zu anderen Lehrbüchern begnügt sich Schubert-Weller jedoch nicht damit, nur ganz einfach astrologische Fakten zu vermitteln. Alle von ihm schrittweise entwickelten Themen werden jeweils anhand eines Horoskopbeispiels unmittelbar nachvollziehbar verlebendigt. Dass es dem Autor in erster Linie um konkrete Hinweise geht, wie wir aus einem Horoskop die Ganzheit eines Menschen erfassen können, führt zurück auf Thomas Ring, der im gleichen Zusammenhang vom Erkennen des Wesensgefüges eines Menschen sprach.
 
Es schmälert nicht den Wert des Buches, aber es irritiert, wenn Schubert-Weller in seinen Analysen immer wieder von «Würden» und «Schwächen», von «starken» und «schwachen» Aspekten usw. spricht, diese aber einerseits als «irreführend» bezeichnet, andererseits aber gleichwohl nicht auf sie verzichtet.
 
Empfehlung: Unbedingt jedem Astrologieanfänger in die Hand; aber auch für Fortgeschrittene und selbst Meister lohnt sich ein längerer Blick in das Buch.
 
–Peter Schlapp


Erneuernde Kraft
 
Hartmut Radel
Die Welt im Umbruch
Niedergang oder Hoffnung? Die Kraft der plutonischen Energien
 
geb., 260 S., €-D 19,90 / €-A 20,50 / sFr. 35.90 fPr
Scorpio Verlag, D-München 2009
 
Seitdem sich Pluto im Zeichen Steinbock befindet, ist die Welt und jeder Einzelne neuen Bedingungen ausgesetzt. Die alten Strukturen, die bis 2008 noch wirkten, haben ihre Berechtigung verloren. Der Mensch ist in dieser neuen Epoche gezwungen, nach anderen Lösungsstrategien zu suchen, um sein Leben gut gestalten zu können. Auch die Weltwirtschaft steht vor der grossen Herausforderung, diesen Wandel zu gestalten. Wir stehen am Anfang einer Epoche, die uns alle zwingt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das fällt schwer und ist für viele schmerzlich. Doch jetzt heisst es, neue Orientierung und neue Werte zu finden. Werte, die geprägt sind von «alten» Tugenden wie Moral und Ethik.
 
Auch der astrologische Büchermarkt spiegelt den Wandel, doch nur wenig gute und gehaltvolle Literatur zu diesen neuen Themen ist auf dem Buchmarkt zu finden. Hartmut Radel aber hat aus langjähriger Praxis und mit seiner breiten Lebenserfahrung ein wert- und gehaltvolles Buch geschrieben, das uns helfen kann, den Herausforderungen der neuen Epoche zu begegnen: Die Welt im Umbruch.
 
Das Themenspektrum dieses Buches ist so weitreichend, dass fast alle Bereiche des kulturellen und persönlichen Lebens abgedeckt werden. Der Autor erläutert das Prinzip Pluto in der heutigen Zeit, aber auch in der Vergangenheit (zum Beispiel beim umfassenden Strukturwandel von 1516 und 1762, als sich Pluto ebenfalls in Steinbock befand). So kann jede Leserin, jeder Leser aus diesen vielfältigen Informationen den individuellen Nutzen ziehen. Vielleicht gelingt es dann besser, die Kraft von Pluto in Steinbock bis zum Jahr 2024 (so lange dauert diese Periode) als erneuernde statt zerstörende Kraft zu nutzen.

 
–Lydia Wentzel



Fulminanter Gesamteindruck 
 
Reinhardt Stiehle (Hg.)
Rätsel Chiron
Welche Bedeutung hat er für die Astrologie?

geb., 312 S., zahlr. Abb.; €-D 28,00 / €-A 28,80 / sFr.46,50 fPr
Chiron Verlag, D-Tübingen 2009

 
Das Buch Rätsel Chiron zu rezensieren und die Beiträge aller 18 Autoren und Autorinnen, wie es ihren Texten angemessen wäre, zu würdigen, ist bei dem zur Verfügung stehenden Raum unmöglich. Jeder einzelne Beitrag verdiente eine eigene Rezension. Es ist das Beste, was in seiner überwältigenden Bandbreite zum Thema Chiron bisher veröffentlicht wurde. Auch nur im Ansatz oder im Stichwort sowohl die Namen aller Autoren als auch ihre unterschiedlichen Sichtweisen von Chiron zu beschreiben, würde den fulminanten Gesamteindruck schmälern. Deshalb, ausnahmsweise nur ein Satz: Alle Astrologen sollten dieses Buch lesen!
 
–Peter Schlapp

 
Gelungene Zusammenstellung
 
Christopher A. Weidner
Astro easy
In 5 Schritten entdecken, was das eigene Horoskop verrät

Pb., 320 S., €-D 8,95 / €-A 9,20 / sFr. 16,50 fPr
Knaur, D-München 2009

 
Das Horoskop ist – auf den ersten Blick – ein verwirrendes Gebilde. Wir sehen darauf Striche und Linien, rätselhafte Symbole und Zeichen, Kreuzungen und Knäuel. Seltsam verflochten, ergeben sie etwas, das einem kraus gesponnenen Spinnennetz gleicht.
 
Einen Wegweiser durch dieses scheinbare Chaos verspricht der renommierte Astrologe und Autor Christopher A. Weidner mit seinem aktuellen Buch Astro easy. So salopp der Titel, so anspruchsvoll der Untertitel, formuliert dieser doch die Verheissung «In 5 Schritten entdecken, was das eigene Horoskop verrät». Einen roten (Ariadne-) Faden durch das versponnene Labyrinth aus Aspekten, Planetensymbolen und Tierkreiszeichen erwartet der geneigte Leser ob dieses Versprechens. Diesem Anspruch wird Weidner nicht ganz gerecht.
 
Dennoch: In «Astro easy» versammelt der Autor fleissig und komprimiert seine wichtigsten astrologischen Erkenntnisse, die er freilich schon in vielen anderen Büchern veröffentlicht hat. So beschreibt er klug und gründlich eine nachvollziehbare Möglichkeit, das Horoskop zu deuten. Zentraler Ausgangspunkt ist dabei das «grosse Kreuz» von AC/DC- und IC/MC-Achse und deren Herrscherplaneten. Davon ausgehend, formuliert Weidner knappe, pointierte Beschreibungen der Planeten in den Häusern und Zeichen sowie Stichworte zu den Aspekten. Diese Interpretationshilfen machen den Hauptteil des Buches aus. Dadurch entsteht der Charakter eines weiteren, typischen Astro-Kochbuches, was Weidner in einem einleitenden Kapitel auch zugibt. Trotzdem ist das Buch eine gelungene Zusammenstellung aller relevanten Informationen, die gerade der Einsteiger zum Deuten des Horoskops benötigt.
 
Ein prima Kompendium ist dem Autor damit geglückt. – Ein Vademekum, ein schneller Türöffner zum Verständnis des eigenen Geburtsbildes, ist das Buch dann allerdings – gerade wegen die Fülle an Informationen – doch nicht geworden. Aber seien wir ehrlich: Ist es nicht gerade das Geheimnisvolle, das die Astrologie so faszinierend und spannend macht? Ein Rest an Unergründlichkeit, der auch mit dem raffiniertesten Astro-Kochbuch nicht zu durchleuchten ist …

 
–Jörg Petersen

 
Das historische Krankheitshoroskop
 
Galenos, Hippokrates u. a.
Der Krankheitsverlauf im Horoskop
Quellentexte zum Dekumbitur

 
geb., 143 S., €-D 19,90 / €-A 20,50 / sFr. 35.90 fPr
Chiron Verlag, D-Tübingen 2009

 
Neu erschienen sind mit diesem Band Der Krankheitsverlauf im Horoskop aus dem Chiron-Verlag Quellentexte zum Dekumbitur: dem Horoskop auf den Krankheitsbeginn bzw. das erste Niederlegen des Erkrankten. Abgedruckt sind Texte, die traditionell den spätantiken Ärzten Galen und Hippokrates zugeschrieben werden, sowie europäische Autoren des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit. Dem klassischen Stundenhoroskop zum Krankheitsverlauf ist zudem ein hervorragender Text des 15. Jh. samt zwei Horoskopen gewidmet. Am Ende des Buches kommen dann noch zwei konkrete Krankheitsdiagnosen eines Astrologen des 17. Jh. anhand des Dekumbiturs anschaulich und gut nachvollziehbar zur Sprache, verbunden mit einer ausgezeichneten und konzentrierten Darlegung aller wichtigen astrologischen Faktoren für die Dekumbitur-Deutung. Die weitere Entwicklung und Ausdifferenzierung vom wesentlich spätantiken galenischen Dekumbitur-Text hin bis zu Nicholas Culpeper im 17. Jh. lässt sich so gut verfolgen.
 
Eine ausführlichere, die astromedizinische Überlieferungsgeschichte übersichtlich abzeichnende Einführung des Verlegers Reinhardt Stiehle geht den Texten voraus. Erläuterungen der Übersetzerin Janine Deus zu zwei Texten sowie ein gut fundierter, hinreichender Anmerkungsapparat und die Qualität der ausgewählten Texte verdeutlichen das wohltuend substanzielle und anspruchsvolle Niveau dieser Sammlung, die dennoch gut leserlich bleibt. Das Dekumbitur-Horoskop selber wird, wer es wissen möchte, zum Beispiel bei dem Zeitgenossen von Ptolemäus und praktizierenden Astrologen Vettius Valens erwähnt, im 5. Buch, 2. Kapitel der Anthologiae.
 
Das Dekumbitur-Horoskop wird manchem bereits bei William Lilly begegnet sein, im zweiten Band der «Christlichen Astrologie», bei den Fragen zum sechsten Haus und der Krankheitsentwicklung. Tatsächlich erfolgten astrologische Krankheitsprognosen bereits seit der Spätantike vielfach entlang des Dekumbitur, bei dem die Mondgeschwindigkeit, die Position in den Tierkreiszeichen, die Mondphase, die Aspekte auf den Mond (vor allem der klassischen Übeltäter Mars und Saturn und der Wohltäter Jupiter und Venus) sowie die Aspekte des laufenden Mondes zu seiner Dekumbitur-Stellung, Quadrat, Opposition und wieder Quadrat, verbunden mit den dabei eingetretenen weiteren Planetenaspekten Auskunft geben über betroffene Körperteile, Organe und Verlauf des Krankheitsfiebers, der Krankheit. Dem Fieber kam dabei eine Schlüsselrolle zu bei der Diagnose des Krankheitsstadiums, das an den sogenannten «kritischen Tagen», den Krisen, deutlich wurde, wenn der laufende Mond eben seine Anfangsstellung in Quadrat oder Opposition «anschaut».
 
Die Körpersäfte-Krankheitslehre (Humoralpathologie) der hellenistischen Spätantike, von Hippokrates begonnen und Galen vollendet, ging im Krankheitsfall von einem Ungleichgewicht der Körpersäfte aus. Die spätantike Astrologie verband diese Theorie – samt der angeschlossenen Lehre von den Temperamenten – mit dem alles Körperliche und das Wasser beeinflussenden Mond, mit der astrologischen Elementenlehre sowie mit der Iatromathematik, welche den Tierkreiszeichen die Körperteile zuordnet und eine entsprechende Behandlung erfordert. Zur Erinnerung: Der Mond galt allgemein in der spätantiken Astrologie als jener Himmelskörper, der alles irdische Leben, alle Materie, alle körperlichen Zustände beeinflusst, ebenso auch die akuten Krankheiten.
 
Die Astromedizin selber, das wird mit diesem lesenswerten Band nochmals deutlich, hat bis in die heutige europäische Astrologietradition – neben der ausdifferenzierenden Formung im Spätmittelalter und in früherer Neuzeit – ihre Wurzeln vielfach in der antiken, spätantiken Astrologie; diese wiederum hat sie – neben den Einflüssen von galenischem, hippokratischem Gedankengut – in hellenistischen astrologischen Traktaten des legendären Hermes Trismegistos («Liber Hermetis») und bei den nicht weniger legendären Nechepso und Petosiris.

 
–Andreas Schmitt