Astrologie Heute Nr. 144 (April 2010)
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Astrologie Heute Nr. 144
April 2010

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 144 bestellen
Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 
Guten Morgen, liebe Sorgen …!

 
von Barbara Egert
 

 
Es regnet – am frühen Morgen schon. Löwe-Frau Sarah steht mit sorgenvollen Knitterfalten vor dem Spiegel und seufzt: «Was soll ich denn nun anziehen?» Sie hatte sich gestern Abend in Erwartung schönen Wetters eine weisse Hose mit passendem Outfit herausgelegt, um für den Tag im Büro chic gekleidet zu sein. Und nun das! Die Wetterprognosen sind ja noch schlimmer als astrologische Voraussagen!
 
«Du kannst nicht verhindern, dass die Vögel der Besorgnis über deinen Kopf fliegen. Aber du kannst verhindern, dass sie sich in deinem Kopf ein Nest bauen.» Und was nistet sich nicht alles in unserem Kopf ein, dafür brauchen wir schon etwas Grösseres als ein kleines Vogelnest, eher riesige Nestbehausungen für eine ganze Storchenfamilie!
 
Es gibt (tatsächlich!) eine Storchengattung mit Namen «Nimmersatte» … mit einem sicher geräumigen Nest für die folgende Art Sorgen: Ein Bekannter hat einen Grossteil seines Vermögens in der Schweiz angelegt, und nun sorgt er sich, bangt und zittert. Er will wissen, ob ich ihn aus astrologischer Sicht beruhigen könne? – Also da halt ich mich raus, definitiv! Sonst bin ich noch Schuld, wenn er die Selbstanzeige lieber sein lässt oder aber sich selbst anzeigt und dann gar nicht auf der berüchtigten CD mit den Namen von Steuerflüchtlingen steht … Sonne, Jupiter, Uranus und Saturn in Stier – wer hat da wen verführt?
 
In Sorgenphasen sind Astrologen sehr gefragt: Susi ruft an, sie hat wegen mindestens zweimaligem Räuspern und einem Kratzen im Hals die Sorge, dass eine schwere Rachenentzündung sie dahinraffen könnte. Jungfrau-Sonne-Saturn-Sorgen! Also nichts wie Schal um den Hals, vor-sorglich jede Stunde eine Halstablette lutschen und vor allem: Mund zu!, damit keine Bakterien hineinfliegen und keine Viren hinausfliegen. Wenn diese Sorge gebannt ist, kann sie sich ja der Nach-Sorge widmen und jeden Tag mit Salzwasser gurgeln …
 
Die Krebs-Mutter sorgt sich um ihr zartes Fische-Mädchen, obwohl dieses einen dominanten Mars hat und sich zu wehren weiss, und um ihren impulsiven Widder-Sohn, der immer wieder über die Stränge schlägt. Die Ehefrau sorgt sich um ihren arbeitswütigen Steinbock-Mann, der nie pünktlich vom Büro nach Hause kommt. Der Skorpion-Chef sorgt sich, ob alle Mitarbeiter auch nach seiner Pfeife tanzen. Der Ehemann sorgt sich, dass seine plutonische Schwiegermutter schon bald wieder zu Besuch kommt. Die Stier-Gastgeberin sorgt sich, dass die Nudeln zum Essen nicht reichen; diese Sorge ist sozusagen «hausgemacht»: Soll sie doch einfach mehr Nudeln einplanen! Aber dann hätte sie keine Sorge mehr. Wenn wir alle Sorgen streichen würden, was täte sich in unserem Kopf? Gähnende Leere?
 
Sorgen entstehen also in unserem Kopf, aha! Ich setze mich hin und meditiere, um endlich mal nicht zu denken und alle Sorgen zu vertreiben. Gähnende Leere im Kopf wäre jetzt besonders schön. Ich konzentriere mich auf den Atem: einatmen und ausatmen, einatmen … Und da fällt mir ein, dass Mars heute über meinen Merkur läuft, ich vergessen habe, Brot zu kaufen, noch waschen müsste und nicht weiss, was ich heute kochen soll. Warum denke ich, wenn ich nicht denken will? Ich laufe doch auch nicht, wenn ich nicht laufen will! Vielleicht macht man es auch wie Michael mit Merkur/Saturn in Steinbock und besorgt sich ein Buch über die Philosophie der Sorge (Heidegger etwa). Da er systematisch vorgeht, beschäftigt ihn das über eine längere Zeit, in der er sich sorgenfrei fühlt.
 
Und die Sorgen all der Menschen mit einem ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis! Allen voran Stiere, Jungfrauen und Steinböcke. Letzter Gedanke vor dem Einschlafen: Habe ich auch die Haustür abgeschlossen? Erste Gedanken beim Aufwachen, ob die Aktienkurse wieder gefallen sind, ob die Prämien für Haftpflicht- und Hausratversicherung erhöht werden, dass die Kellertür ein neues Schloss braucht … dass, dass …
 
Es gibt eine Fürsorgepflicht, aber keine Sorgepflicht. Man sollte seine Sorgen – wie den Müll – trennen in Vor-, Für- und Nachsorgen und seine unnützen Sorgen endlich ent-sorgen – Abfallentsorgung sozusagen. Aber sicher gibt es auch Menschen, die sorgen sich dann um die fehlenden Sorgen.
 
Fragen wir doch Jupiter, den Sorglosen, der weiss, wie man’s macht: «Halte dir jeden Tag 30 Minuten für deine Sorgen frei, und in dieser Zeit mache ein Nickerchen.»
 

 
Barbara Egert,
geprüfte Astrologin DAV; jahrzehntelange Astrologie-Erfahrung; astrologische Beratungen und Kurse in D-Berlin; diverse Fachpublikationen; ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE; Autorin von Galiastro-Texten; Buch: «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (E-Mail: Barbara Egert)