Astrologie Heute Nr. 145 (Juni 2010)
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Astrologie Heute Nr. 145
Juni 2010

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 145 bestellen
Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 
«Guten Tag!» – Und was sagen Sie?

 
von Barbara Egert
 

 
Manch einer sagt erst gar nicht «Guten Tag» … Merkur/Mars stürmt zur Tür herein, holt tief Luft und ruft: «Stell dir vor, was mir passiert ist!» Merkur/Pluto in Skorpion macht zur Begrüssung schon ein Gesicht, als ob er gleich jemanden umbringen will, guckt finster vor sich hin und murmelt höchstens ein grimmiges «Hallo» (hoffentlich hat er es nicht auf mich abgesehen …!).
 
Von Ferne sehe ich eine Bekannte, auf die ich jetzt wirklich keine Lust habe, zumal sie mit ihren Zwillinge-AC und -Merkur stets atemlos die Ereignisse der letzten Wochen Revue passieren lässt. Also beschleunige ich meinen Schritt, setze ein ganz gehetztes Gesicht auf und spurte an ihr vorbei: «Hallo, keine Zeit, keine Zeit … ein andermal.» – Gerettet!
 
Im Aufzug hat man weniger Fluchtmöglichkeiten. Wenn ich dort einen bestimmten Nachbarn treffe, werde ich nach einem jovialen «Hallöchen, schön, Sie zu sehen» über das informiert, was ihm just durch den Kopf eilt: Wetter, Gesundheit, Reisen, Einkäufe, Keller, andere Nachbarn etc. etc. Immer gut gelaunt und heiter – er kann nur ein von Jupiter dominiertes extravertiertes Horoskop haben. Zum Abschied wünscht er «Glück auf!» Mmmh, vielleicht war er früher mal ein Bergmann? Aber der ist mir doch lieber als die Muffel, die nur mit dem Kopf nicken, weder Tach noch Moin oder Mojen wünschen und regungslos in die Luft starren.
 
Bei einem stark neptunischen Menschen weiss man manchmal nicht so recht, ob er einen wirklich wahrnimmt. Ein verwirrter Blick – wer weiss, wo er gerade mit seinen Gedanken weilt –, ein zögerliches «Hallo», ohne Namen, denn den hat er gerade nicht parat. Und dann sieht man richtig, wie der Groschen fällt, und es kommt ein freudig erkennendes «Grüss dich, liebe Barbara».
 
Warum sagt man eigentlich «Auf Wiedersehen», wenn man dem anderen möglichst nicht mehr begegnen möchte? Vielleicht hütet man sich bei gewissen Menschen besser vor diesem Gruss, denn wir sollen ja mit unseren Wünschen vorsichtig sein – sie könnten sich erfüllen … Deshalb ist wohl auch die Entwicklung dieses Grusses rückläufig. Über die Hälfte der Deutschen benutzen ihn nicht mehr. Kann ich verstehen. Also sagen wir lieber Tschüss, Tschau (Ciao) oder Tschö (im Rheinland). Moin, moin kann man in Nordfriesland immer sagen, auch nachts. Das vereinfacht die Konversation und enthebt die Friesen der schwierigen Denkleistung, welche Tageszeit es gerade ist.
 
Wenn man etwas boshaft veranlagt ist – vielleicht mit einem kritischen Mars oder Pluto –, kann man in manchen Regionen Österreichs mit einem «Tschüs» den so Angesprochenen mit unschuldigem Blick beleidigen, ja für Mars/Neptun wäre das die Gelegenheit, unterdrückte Aggressionen doch noch an den Mann zu bringen. Ich habe nämlich gelesen, dass das Tschüs in gewissen Gegenden von Österreich nicht erwünscht ist, da es mit seinem manchmal zynisch ausgesprochenen «ü» für manche Österreicher abwertend und «dreckig» klingt. – Na, so was!
 
Unter Arbeitskollegen ist «Mahlzeit!» sehr beliebt. Als ob man den ganzen Tag an nichts anderes als an das Mittagessen denkt, schallt einem schon zur Frühstückszeit «Mahlzeit» entgegen. Dabei handelt es sich sicher nicht nur um genussfreudige Vertreter der Stier-Fraktion, es hört sich eher an wie ein Schlachtruf oder eine Durchhalteparole, die Mut macht, die Arbeitszeit zu überstehen. Wenn diese schon morgens mit den unwiderstehlich Witzigen beginnt, die eloquent ein Telefongespräch mit «Wie geht’s deiner Frau und meinen Kindern?» (ha, ha, ha) beginnen und es mit «Schlaf schön» oder «Bis baldrian» (ha, ha, ha) beenden, braucht man wirklich Durchhalteparolen.
 
Telefongespräche mit Menschen aus unterschiedlichen Ländern könnten sich kompliziert gestalten, wenn man deren Grussformeln nicht kennt. In Altbayern zum Beispiel, wohl auch Teilen von Österreich und der Schweiz, sagt man zur Begrüssung «Bhüeti». Der Norddeutsche oder Friese antwortet: «Moin, Moin», und beide denken sich, dass der andere wohl ein sonderbarer Kauz sei.
 
Wenn ein romantischer Neptunier zum Abschied leise Servus haucht, dann mag das ja noch angehen, aber marsische und plutonische Menschen sollten wissen, dass die Kurzform dieses Grusses von «Ich bin dein Diener» stammt. – Da sag’ ich doch lieber: «Grüezi und uf wiederluege mitanand.»
 

 
Barbara Egert,
geprüfte Astrologin DAV; jahrzehntelange Astrologie-Erfahrung; astrologische Beratungen und Kurse in D-Berlin; diverse Fachpublikationen; ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE; Autorin von Galiastro-Texten; Buch: «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (E-Mail: Barbara Egert)