Astrologie Heute Nr. 147 (Oktober 2010) - Editorial
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Astrologie Heute Nr. 147
Oktober 2010

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 E  D  I  T  O  R  I  A  L 

 

 
Armando Bertozzi
 

Liebe Leserin, lieber Leser

 
«Die Hoffnung ist gratis, gell Armando!?», rief mir einst ein Mädchen zu. Wirklich?, dachte ich, wagte aber nicht, mir welche zu machen. «Die Hoffung», blieb ich gescheit und auf der Schiene des Vorbehalts, «ist eine Göttin, die zu uns kommt, eine, um die wir immer und immer wieder ringen müssen. Ein Luftkind, das so schnell verweht wie eine schillernde Seifenblase …» Sie stutzte und liess alle Hoffnung, dass ich ihr zustimme, fahren. In der stickigen Schenke, wo wir allabendlich den Tisch mit Unnützem verschmutzten, bis endlich der Kopf so schwer war, dass wir ihn heimzutragen wagten, war eine Sekunde lang Erstaunen zwischen uns. «Die Hoffnung», insistierte ich, um Peinlichkeit zu vermeiden, «ist mitnichten gratis. Eher ein Geschenk, das uns alles abfordert.» Damit aber war das Momentum dahin wie die genannte Seifenblase platzt. Ein wenig beeindruckt war sie schon. Und ich konnte dazu übergehen, weitere unnütze Gedanken zu verstreuen, den Kopf zu beschweren, den Tisch zu verschmutzen.    
 
Jeder Blick in ein Horoskop ist Ausdruck von Hoffnung. Ist begleitet vom Wunsch nach Einsicht. Sind uns die Sterne wohlgesinnt? Schenken Sie uns einen Blick in das Geheimnis dieses Wesens, das unseren Namen trägt (oder einen anderen), in das Rätsel dieses Augenblicks der Stundenschau? Segnet uns ein Engel mit Verständnis, das über uns kommt wie Manna? Horoskopdeutung: Können wir, einen Moment lang, einverstanden sein mit dem Kosmos und seinem unmässigen Mass, indem wir ihn uns einverleiben und selber unmässig sind? Wir – hier, das Zentrum des Universums, der Sterne, der Planeten, von Sonne und Mond. Für den Bruchteil einer Zeiteinheit, indem wir aus den Hieroglyphen der Zeichen, Striche und Farben auf dem Blatt, das wir Horoskop nennen, bis zur Wurzel gelangen und Wahrheit schöpfen … dürfen? Die Hoffnung sei erlaubt.
 
Manchmal gelingt uns ja was. Auch die brutalsten Konstellationen, so wissen wir, tragen einen Kern der Hoffnung auf Besserung. Patient sind wir, und der Weg zur Genesung ist in den Sternen vorgezeichnet. Ob wir diesen willig beschreiten oder hadernd, ist Temperamentssache. Letztlich bleibt uns ja auch gar nichts anderes übrig, als den Weg zu gehen, den wir gehen. Hier flammt der Wille des Menschen als kleines Feuer. Lodernd ist die Vision, die Sicht auf ein Ziel, auf ein Mögliches, das erfuhr auch Faust. Sie kann mutig machen. Hoffentlich.
 
Solche Gedanken kommen einem, wenn der Himmel schweres Geschütz auffährt. [S.10ff.] Die Spannungen der Kardinalen Klimax und andere Sorgen der Astrologen sind Ausdruck eines Wunsches nach Besserung. Der Wirbel der Planeten spiegelt unser Durcheinandertal (Dürrenmatt) hier auf Erden. Wird es besser? Wenn wir zurückschauen, sind wir nicht geneigt, daran zu glauben. Nach vorne: Wenn wir um die Göttin kämpfen, darf sie uns nicht widerstehen. Hoffnung steckt ja in jedem Planeten. Der Mensch ist Patient. Gute Besserung!

Armando Bertozzi
Redaktor
 

Armando Bertozzi, von 1975 bis 1982 Kurse in Astrologie, Alchemie und Kabbala; 1980 bis 1988 Redaktor und Mitherausgeber von Essentia, der Zeitschrift für evolutionäre Ideen; seit 1989 Chefredaktor von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Armando Bertozzi)