Astrologie Heute Nr. 148 (Dezember 2010)
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Astrologie Heute Nr. 148
Dezember 2010

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 148 bestellen
Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 
«O du Fröhliche …»

 
von Barbara Egert
 

 
Es duftet nach Kerzen, Tanne, Bratäpfeln und Weihnachtsgebäck, die Kleinen bekommen leuchtende Augen, und die Grossen werden immer hektischer. Auf langen Listen notieren sie, wer was bekommen könnte, jagen durch Geschäfte und sind ganz entnervt. Dabei wollen sie doch einfach nur Freude bereiten.
 
Neuerdings hört man von vielen Seiten: «Wir schenken uns schon lange nichts mehr.» Oh, wie schade, denn Schenken macht so viel Spass, vor allem Überraschungen! Aber gerade die sind gefährlich! Stellen wir uns vor: Ein praktisch-fürsorglicher Ehemann mit Jungfrau- und Saturn-Betonung schenkt seiner neptunisch-venusischen Ehefrau ein multifunktionales Küchengerät zum Weihnachtsfest. Die Überraschung ist sicher gelungen, denn nichts lag ihr ferner als der Wunsch nach einer Kombination von Schneebesen, Knethaken, Teigschaber, Fleischwolf und Entsafter. Der Ehemann strahlt, doch Venus/Neptun heult. Er entschuldigt sich auch noch: «Die war aber unheimlich teuer!» Sie schluchzt: «Ein Blumenstrauss wäre mir lieber gewesen.»
 
Jeder schenkt auf seine Art, wie zum Beispiel der Löwe-Betonte: Grossartig muss es sein, und er strahlt über seine eigene Grosszügig- und Grossherzigkeit und sonnt sich bereits in Dankes- und Lobeshymnen. Waren die vielleicht der Anlass bei der Suche nach seinem Geschenk? Jungfrau und Steinbock sehen eher die Nützlichkeit und auch die ökonomischen Aspekte. Wenn die venusische Frau schon drei Paar Ohrstecker hat, dann ist das ja mehr als genug, oder? Und noch ein Parfum? Das ist erstens zu teuer, zweitens zu flüchtig und drittens reicht da nicht allemal ein Flakon? Löwe-Frauen mit Waage-AC seien gewarnt …
 
Krebs und Fische schwelgen in romantischem Klimbim mit Schleifchen und Flitter. Je nach Neptun- oder Mond-Betonung schenken sie vielleicht auch Chopin oder Rilke, haben aber oft auch die empathische Gabe, ganz genau das Richtige zu finden. Wenn man einen Stier beschenken will, ist es einfach: Essbares ist immer willkommen. Apropos: Mein Schwager mit Sonne und Venus in Stier liess einst – rechtzeitig vor Weihnachten – verlauten, dass er unheimlich gerne Marzipan ässe, mit der Folge, dass die vielen Familienmitglieder ihm nun bei jeder Gelegenheit Marzipan schenkten. Auch als ihm Marzipan schon längst über war, hörte der Segen nicht auf. Meine Leidenschaft – ohne Stier-Betonung – für Nougat hat sich leider noch nicht so herumgesprochen …
 
Bücher gehören zu den beliebten Geschenken, aber auch sie können unliebsame Überraschungen bereiten, wenn man den anderen nicht gut kennt. Vielleicht werfen wir lieber einen Blick auf das Horoskop als auf die Bestsellerliste. Aber man kann das Buch ja zur Not weiterverschenken, der neue Empfänger schenkt es wieder weiter, und siehe da, nach einigen Jahren landet es vielleicht wieder bei uns … Jupiter schenkt fröhlich in Hülle und Fülle, ohne zu bedenken, was für eine Schenkspirale er dadurch in Gang setzen könnte, die den anderen und schliesslich sogar ihn selbst vielleicht überfordert. «Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, grosse nähren den Verdacht.»
 
Nun schreibe ich hier ausführlich über Weihnachtsgeschenke und wollte doch eigentlich über die Freude an einem besinnlichen Fest nachdenken. Ach ja, früher war alles besser … Wirklich? Die Kerzen tropften weniger und strahlten heller, die Tanne zerfiel nicht alsbald in Tausende von Nadeln, der Gänsebraten war schmackhafter, und vor allem waren wir alle jünger und weniger verwöhnt. «Iiiih, Gänsebraten!», mault der Enkel-Vegetarier. «Buttercremetorte? Willst du uns mästen», meckert die älteste Tochter. «Wo ist der Schnaps?», fragt der genervte Schwager. Und siehe da – alle verhalten sich wie immer, denn ihre Horoskope und somit all die Sonderbarkeiten und Eigenarten sind geblieben, zumindest bei familiären Zusammenkünften fallen sie – schwuppdiwupp – in das alte Muster zurück.
 
Und die Mutter ruft auch wie früher: «Kinder, vertragt euch!», und die denken gar nicht daran. Die Älteste mit Löwe-Aszendent zeigt ihren neuen Brilli herum, die Schwägerin mit Löwe-Sonne Konjunktion Pluto verdreht mit abfälligem Blick die Augen, der Bruder mit Skorpion-AC fragt, wann sie denn den (überflüssigen) Klunker tragen will, nebenbei ärgert er (vergeblich) seine jüngere Mond/ Neptun-Schwester («Na, lügen die Sterne immer noch?»), und der Fische-Vater überprüft eifrig die Qualität des französischen Cognacs. Alles wie immer und so vertraut. Und so kann und wird es bleiben, sonst würde richtig etwas fehlen: Fröhliche Weihnachten!
 

 
Barbara Egert,
geprüfte Astrologin DAV; jahrzehntelange Astrologie-Erfahrung; astrologische Beratungen und Kurse in D-Berlin; diverse Fachpublikationen; ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE; Autorin von Galiastro-Texten; Buch: «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (E-Mail: Barbara Egert)