Astrologie Heute Nr. 149 (Februar 2011)
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Astrologie Heute Nr. 149
Februar 2011

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 149 bestellen
Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 
Ich bin in meinem Element …

 
von Barbara Egert
 

 
Sie wühlt in der Erde, pflanzt und gräbt, zupft unermüdlich Unkraut, erntet Früchte und schneidet die Hecke. Ach, ist das Leben schön: Claudia ist ganz in ihrem Element. Wenn die Erdzeichen Stier, Jungfrau und Steinbock im Horoskop dominieren und darin auch noch persönliche Planeten platziert sind, dann sind sie nicht mehr zu halten. Mit Ver- … nein! … Bewunderung verfolge ich auch bei meinem Mann diese erdnahen Aktivitäten. 
 
Wenn bei uns Pflanzen umgetopft werden müssen, die Balkonkästen neue Erde brauchen und die ersten Stiefmütterchen gesetzt werden, dann ist nämlich auch er in seinem Element. Seine Venus, Merkur und Mars in Stier retten mich vor diesen Pflanz- und Erdorgien, denen ich mich absolut nicht gewachsen fühle. Meine Versuche enden immer wieder und immer noch in einem Desaster, obwohl ich ja weiss, dass man seine – wie C. G. Jung sie nennt – inferiore Funktion aus ihrem Schattendasein befreien soll.
 
Sorgfältig breite ich Zeitungen aus unter den Gefässen, die mit Erde gefüllt, oder Pflanzen, die umgeerdet werden sollen, ziehe vorsichtshalber Gummihandschuhe an, nehme ein kleines Schäufelchen und lege los: Nach 10 Minuten sehen Balkon oder Küche (noch schlimmer: Balkon und Küche) aus, als ob ein Erdbeben stattgefunden habe, überall krümelt es, und in mir beginnt es zu kriseln. Ich gehe kurz durch die Wohnung, um einen Handfeger zu holen, unter meinen Schuhen klebt die Erde und verteilt sich auf den Teppichen, auf dem Linoleum in der Küche knirscht es, ich ziehe kurz die Schuhe aus, lege dazu die Gummihandschuhe beiseite – es wird immer nur noch schlimmer. Hilfe! Geduld, die Langmut der Erdigen ist mir nicht gegeben. Das Putzen und Beseitigen der ganzen Krümelei dauert drei Mal länger als der gesamte Pflanzvorgang. Das halte ich nicht aus …
 
Denn ich bin mit einem starken Übergewicht an Luft geboren, ich bewege mich in erdfernen Sphären, freue mich über den Wind, wenn er um die Hausecke pfeift, an den Fensterläden rüttelt, und wenn er durch die Pinien weht mit diesem unnachahmlichen Surren. Dazu ein schönes Buch in der Hand, das meine Wissbegier stillt und mich beflügelt, so reise ich fernab von irdenen Gefilden und krümelnden Erdorgien durch mein luftiges Reich. Und wenn es sich noch mit dem Wasserelement verbinden lässt (Waage-AC und sechs «luftige» Waage-Planeten im zwölften, neptunischen Wasser-Haus), dann ist meine Welt in Ordnung. Ozeanisch sollte es sein, Meere und Ozeane tragen den Geist und verbinden ihn mit den Tiefen des Gefühls, einer Zugehörigkeit, die nah und fern zugleich ist. Im Wind am Meeressaum entlang zu schlendern, im Geiste eben gelesene Geistesgrössen – das Leben ist schön und lebenswert: Ich bin in meinem Element.
 
Klingt da etwa Begeisterung durch? Das kann doch nicht sein, denn ich habe doch keinen Planeten in Feuerzeichen (ausser Pluto in Löwe, aber der zählt nicht wirklich). Wahrscheinlich ist es das Quadrat von Mars zu Sonne und Jupiter, denn als Herrscher von Widder, Löwe und Schütze haben die ja feurige Qualitäten und wollen mit ihren Idealen und ihrer Spontaneität immer weiter und höher. Sie beleben den erdmüden Empfindungstypen (der sich gar nicht beleben lassen will), rütteln und schütteln ihn: Wer wagt, gewinnt – und Stier, Jungfrau und Steinbock nehmen Reissaus: Wie kann man nur so unvernünftig sein!
 
Fische & Co. schauen diesem temperamentvollen Geschehen fassungslos zu, lächeln etwas hilflos, schliessen die Tür, telefonieren mit ihrer Lieblingsfreundin, um die Träume der letzten Nacht zu erzählen, und denken so bei sich: Ich freue mich ja über deren Begeisterung, aber nach meinem Gefühl sind die viel zu laut … mein Element ist das nicht.
 
Und dann gibt ja auch noch die Elementargeister, die unsere Träumen als durch Magie geformte Wesen im Material unseres Elementes bevölkern: Gnome (Erde), Undinen (Wasser), Sylphen (Luft) und Salamander (Feuer) treiben des Nachts ihr Unwesen und bringen uns vielleicht dem näher, was uns zu fehlen scheint. Ich brauche Gnome in meinen Träumen, diese Erdgeister, nein, besser noch Heinzelmännchen in der Realität, die sich in meinem sechsten Haus wohlfühlen, den alltäglichen, so irdischen Kleinkram bewältigen und mich mit den Sylphen fliegen lassen, wohin der Wind denn weht.
 

 
Barbara Egert, geprüfte Astrologin DAV; jahrzehntelange Astrologie-Erfahrung; astrologische Beratungen und Kurse in D-Berlin; diverse Fachpublikationen; ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE; Autorin von Galiastro-Texten; Bücher: «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009) (E-Mail: Barbara Egert)