Astrologie Heute Nr. 150 (April 2011)
Bild vergrössern
Astrologie Heute Nr. 150
April 2011

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 150 bestellen
Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 
Astrologischer Alltag

 
von Barbara Egert
 

 
«Ach, Sie sind Astrologin?» – Interessiertes, wohlmeinendes Stirnrunzeln, nicht ganz so skeptisch, weil auf meiner Schulter weder ein sprechender Vogel sitzt noch eine Kristallkugel vor mir steht und ich irgendwie ganz normal aussehe. Die nächste Frage: «Und? Können Sie davon leben?» Salomonische Antwort: «Ich lebe damit ganz gut.» Und dann (unvermeidlich): «Und Sie glauben wirklich daran?» 
 
Letztens vor einem Treffen mit einem alten Bekannten und einigen seiner Freunde, bittet er mich vorsichtig, doch nichts davon zu erzählen, was ich mache. Ich frage ihn, was ich denn mache und was er meine? «Na ja, die Astrologie …» Peinlich berührtes Lächeln. Und warum ich das nicht sagen dürfe? «Das sind Wissenschaftler, mit denen war ich damals auf der Uni.» Er schämt sich für mich … Aber mit Sonne, Merkur und MC in Steinbock und Stier-AC hat er alle naselang Fragen nach seinen Finanzen. Dass ihm jetzt fünf Steuerfahnder zu Hause auflauerten, habe ich natürlich nicht vorausgesehen. Aber genau das macht er mir zum Vorwurf: «Wenn’s drauf ankommt, taugen die Sterne nichts!»
 
Ja, die Wirklichkeit des Astrologen ist komplizierter, als man gemeinhin annimmt. Manch einer scheint doch tatsächlich zu denken, man sei so etwas wie ein Wahrsager: «Kannst du nicht mal eben gucken, was bei mir los ist?» – «Mal eben»!? Ein Blick in die Sterne, und alles ist klar und vor allem gelöst. «Meine Tochter wünscht sich schon lange ein Kind. Wann klappt es denn endlich?», fragt die Mutter (und nicht die Tochter) und bittet um eine kurzfristige Antwort. «Ich mache keine Ereignisastrologie!» – «Aber das wäre doch ein freudiges Ereignis …» Heaven help!
 
Nehmen wir einen konkreten Fall. Mein Mann befindet sich vor einer Operation, und ich möchte natürlich wissen, ob alles gutgeht. Befrage ich da als Erstes die Sterne? Nein, ich befrage die behandelnden Ärzte und suche im Internet nach Chancen und Risiken der Erkrankung und Gefahren dieser OP. Die medizinischen Internetseiten informieren zwar, aber anstatt zu beruhigen (weshalb man sie ja auch aufruft), lassen sie einen durch die Heraufbeschwörung von schrecklichen Prognosen und möglichen Gefahren das Blut in den Adern gefrieren. – Also dann doch lieber in die Ephemeriden gucken.
 
Und da bleibt leider nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Pluto schleicht nämlich im Transit-Orbisbereich der Opposition zum Mond und des Quadrats zum MC vorwärts, Uranus nähert sich stetig dem Anderthalbquadrat zu Mars, und Jupiter zieht seine Bahnen weitab von stärkenden Transiten. Dennoch: Alles gut gegangen! Eine kleine Folge-OP schien einer astrologischen Begutachtung unwert. – Da löste sich aber doch tatsächlich die Direktion Saturn auf Neptun aus, mit Komplikationen, die niemand erwartet hatte und den Patienten fünf Wochen lahmlegten.
 
Evi kenne ich schon seit 30 Jahren. Nun geht sie auf die sechzig zu und wandelt auf Freiersfüssen im World Wide Web, denn sie will endlich mal wieder einen richtigen, männlichen Freund haben. Partnersuche im Internet: Sie gerät an einen Mann, der ihr aus Südamerika seine lebenslange Liebe verspricht. Die endet, als sie ihm die Rückreisekosten nach Deutschland überweisen soll. Da muss ich sie warnen: Ihr Jupiter geht durch ihr elftes Haus und läuft dort in Konjunktion über ihre Venus/Mars-Konjunktion – auch noch im verträumten Fische-Zeichen –, und Neptun transitiert im Quadrat ihren Mond, fernab jeglicher realistischen Einschätzung.
 
Der nächste Anwärter bringt sogar die genaue Geburtszeit mit. Evi fragt mich neugierig, ob er vielleicht derjenige sei, welcher … denn nett sähe er ja aus. Ich zögere: Mit Saturn und Pluto auf seiner Sonne und Uranus in Opposition zum Mond scheint er mir weniger für ein anhaltendes Liebesglück geeignet, zumal sein Saturn im Quadrat zu ihrer Venus steht. Ich soll ihn doch mal in Augenschein nehmen. «So, so. Sie sind also die Astrologin?!», beginnt er das Verhör. Evi verzieht sich in die Küche und rollt mit den Augen: Der ist wohl doch nichts!
 
Susi ruft an, dass Momo weg sei, und ich müsse ihn wiederfinden. – Was ist!? Ah, Momo, der Kater. «Wie soll ich den denn wiederfinden? Ich könnte höchstens ein Stundenhoroskop erstellen, um zu schauen, ob er wiederkommt.» Nein, sie wolle, dass er jetzt wiederkommt! Ob sie nicht einen schönen Jupiter-Transit habe, der würde sie beruhigen …
 
Enkellose Mütter, Steuerflüchtlinge, männer- und katzenlose Freundinnen: Astrologen sind gefragte Hellseher …
 

 
Barbara Egert, geprüfte Astrologin DAV; jahrzehntelange Astrologie-Erfahrung; astrologische Beratungen und Kurse in D-Berlin; diverse Fachpublikationen; ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE; Autorin von Galiastro-Texten; Bücher: «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009) (E-Mail: Barbara Egert)