Astrologie Heute Nr. 153 (Oktober 2011) - Editorial
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Astrologie Heute Nr. 153
Oktober 2011

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 E  D  I  T  O  R  I  A  L  

 

 

Armando Bertozzi

Die wilden Jahre vor dem Erwachsenwerden sind so schön wie schrecklich. Die Jugend ist unbedarft und sieht sich selber nicht. Das macht ihre Kraft aus, und daraus zieht sie ihre Forderungen. [S. 42 ff.] Doch den Einäugigen fehlt es an Perspektive, und diese erst verortet uns im Raum. Vor dem berühmten «dreissigsten Jahr», dem Moment, wenn wir endlich erwachsen sein sollten, durchlaufen wir die Krise einer Wandlung. [S. 16 ff.] Der nächste Akt im Theater des Lebens steht an. Wir können uns dann ziemlich verbiegen und geben schon mal eine Karikatur von uns selber ab. Saturn bereitet den Boden und skizziert die Topografie auf dem Weg zu unserem erwachsenen Ich. Auf seinem Altar opfern wir das ziellose Streben. Mit der Saturn-Rückkehr auf seine Radixposition ist der Moment gekommen, an dem wir uns zum ersten Mal bewusst selber fassen können. Die narzisstische Selbstbespiegelung weicht einem erschreckten Blick auf unser Manko. Wir legen das alte Kleid ab, es ist uns zu klein geworden (wir kommen kaum mehr aus ihm heraus). Wir wählen uns neue Mode. Ich wird ein anderer.

Jede Wandlung steht unter einem bestimmten Stern, einer Konstellation, die uns das innere, das sinnspendende Motiv spiegelt. Die Zeit am Ende der Jugend wird astrologisch vom Transit des aufsteigenden Mondknotens (Drachenkopf) auf dem absteigenden (Radix-)Mondknoten (Drachenschwanz) eingeleitet. Ouroboros: Der Drache beisst sich in den Schwanz, ein altes alchimistisches Symbol für den Urzustand eines beginnenden Wandlungsprozesses. Die Transmutation in ein anderes Ich ist nicht einfach und fordert uns einiges ab. Die Schlacken des Überholten kleben noch an uns, sie sollen weggewischt werden. Die Umkehr der beiden Mondknoten ist wie ein Polsprung, der die (bisherige) Welt auf den Kopf stellt. Wir stehen sehend im Spannungsfeld zwischen dem Hinter-uns-Seienden und dem Vor-uns-Scheinenden, zwischen unserer Herkunft und unserem Hinstreben. Gleichzeitig kommt der progressive Mond auf seine Radixstellung: die Rückbindung mit unserem unverfälschten Sein. Das wiegende Gefühl des Geborgenseins liegt in uns selbst. In unserer Herkunft liegt das Geheimnis unseres Lebens. Der saturnische Ernst allein macht uns noch nicht erwachsen, das unschuldige Kind in uns soll der Seelenführer sein auf dem weiteren Weg der Verwirklichung. 

Je mehr sich das verwirklicht, was wir anstreben, desto anders wird es. Das Staunen über uns selbst hört hoffentlich mit dem Erwachsensein nicht auf. Die Verwandlungen im Bühnenstück unseres Lebens markieren die Fortsetzungen zu weiteren Akten. Und über jedem steht dasselbe Motto: Ich wird ein anderer.

 

Armando Bertozzi
Redaktor

  


Armando Bertozzi, von 1976 bis 1981 Kurse in Astrologie, Alchemie und Kabbala; 1980 bis 1988 Redaktor und Mitherausgeber von Essentia, der Zeitschrift für evolutionäre Ideen; seit 1989 Chefredaktor von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Armando Bertozzi)