Astrologie Heute Nr. 153 (Oktober 2011)
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Astrologie Heute Nr. 153
Oktober 2011

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 153 bestellen

 


B Ü C H E R S C H A U

 

Astrologisch-philosophische Gedanken
 
Dr. Christoph Schubert-Weller:
Verstehen und Erkennen in der Astrologie
Philosophische Fragen und Thesen

 
Pb., 172 S., € 19,90
nur erhältlich bei: www.astronova.de

     

Auf 170 Seiten werden im vorliegenden Buch Verstehen und Erkennen in der Astrologie unterschiedliche Ansichten in der Astrologie zur Diskussion gestellt. Christoph Schubert-Weller, bis zu diesem Jahr Vorsitzender des Deutschen Astrologen-Verbandes DAV, nimmt die Leser hier mit auf eine Reise durch alle Fragestellungen rund um das Forschungsgebiet Astrologie.

In komprimierter Form werden philosophische, religiöse und wissenschaftliche Bezüge erläutert. Man bekommt einen Eindruck von den vielfältigen Fragen, die sich demjenigen stellen, der den Dingen auf den Grund gehen will. Wer sich für das Verhältnis von Astrologie und Wissenschaft oder das Verhältnis von Astrologie und Erkenntnis interessiert, wer verstehen will, auf welchen Traditionen Astrologie aufbaut und welcher möglichen Zukunft sie entgegengeht, der wird in diesem Sammelband verschiedenster, auch bislang unveröffentlichter Aufsätze viele neue Einsichten gewinnen.

Schubert-Weller präsentiert in diesem Buch Thesen, die zu Widerspruch oder Zustimmung, auf jeden Fall zum Weiterdenken anregen. Er denkt über die Arbeit des praktizierenden Astrologen nach, ebenso über Deutungsfragen. Er geht auf Lilith und Chiron ein und beleuchtet die Stellung der Astrologie in unserer Gesellschaft. Und er fragt: Brauchen wir Astrologen eine Weltanschauung? Wie steht die Astrologie zum Zeitgeist? Welche Bedeutung hat das Erlebnis der Evidenz?

Bei den praktischen Beispielen der Horoskopdeutung zitiert Schubert-Weller in seinem Buch gern den Altmeister von Klöckler. Insgesamt werden viele bekannte und unbekannte Astrologen erwähnt. Auch das ausführliche Literaturverzeichnis lädt ein zum Weiterforschen und -lesen.

Fazit: Christoph Schubert-Weller hat mit diesem Buch ein Kompendium astrologisch-philosophischer Gedanken geschrieben, das eine wichtige Lücke schliesst. Allen, die über Astrologie nachdenken, sei es ausdrücklich empfohlen.

Annegret Becker-Baumann



Halbsummen wunderbar wiederbelebt
 
Olaf Staudt:
Halbsummen in der Astrologie

 
Pb.,226 S.,€ 22,00
nur erhältlich bei
: www.astronova.de
 

KdG? Widderpunkt? Halbsummen? – Sie sind mit diesen Begriffen und ihren Inhalten vertraut? Dann kann Ihnen das neue Buch Halbsummen in der Astrologie des Münchner Astrologen Olaf Staudt sehr empfohlen werden. Der Begriff «Halbsumme» – die Mitte zweier Horoskopfaktoren, zu der ein weiterer Horoskopfaktor einen Aspekt bildet – bzw. die Halbsummentechnik geht vor allem auf Alfred Witte zurück, dem eigentlichen Begründer der Hamburger Schule. Reinhold Ebertin übernahm dessen Halbsummentechnik und ergänzte sie um eine psychologische Deutung, die ursprünglich gefehlt hatte. Ebertin wurde schliesslich gerade mit dem Buch «Kombination der Gestirneinflüsse» (KdG) in vielen Ländern so bekannt wie einflussreich.

Da die letzte Überarbeitung des KdG viele Jahre zurückliegt, sah Staudt die Notwendigkeit, die psychologische Deutung zu modernisieren. Denn der Zugang hat sich durch die seelische Erfahrung mit Uranus, Neptun und Pluto mit den Jahrzehnten merklich verändert – so manche drastischere Deutung lässt sich heute nicht mehr halten. Die Kombination Saturn/Neptun zum Beispiel wird in der KdG weitgehend problematisch geschildert: Krankheit, Depression und Verzicht begleiten alle Konstellationen, in die die beiden Planeten eingebunden sind, eine positive oder gar spirituelle Erlebensdimension fehlt bei Ebertin. Doch die Psychologie und die psychologische Astrologie, diese auffallenden Kinder des 20. Jahrhunderts, sind längst erwachsen geworden – die umfassende Lebenserfahrung mit den neuen Bewusstseinsqualitäten legt nahe, dass zum Beispiel Saturn/Neptun durchaus positives, bereicherndes Potenzial bereithält.

Staudt gelingt es leicht und verständlich, in die Grundlagen der Halbsummentechnik und der allgemeinen Interpretationsrichtlinien einzuführen, bevor er im Buch den sogenannten Widderpunkt behandelt. Dieser bezieht sich natürlich auf 0 Grad Widder und die sich dazu bildenden Halbsummen; er zeigt nach Witte besonders das irdische Geschehen in Zusammenhang mit Öffentlichkeit und Allgemeinheit.

Diesem Thema folgt ein Kapitel, in dem die Halbsummenauslösungen durch Sekundärprogression und Sonnenbogendirektion der Planeten und sonstiger Horoskopfaktoren geschildert werden. Und mit diesem Rüstzeug gelangt der Autor auch schon zu den Persönlichkeitsanalysen, und mit prominenten Horoskopbeispielen – wie Reinhold Messner oder Bill Gates – wird die Leistungs- und Aussagefähigkeit der Halbsummen überzeugend belegt. Erfreulich, dass Staudt den Ereignishoroskopen ein weiteres Kapitel widmet.

Der anschliessende grössere Teil des Buches gehört der Deutung der Kombinationen der astrologischen Prinzipien. Erst folgen die Einzelporträts von Sonne bis Medium Coeli, danach die Zweierkombinationen wie zum Beispiel Saturn/Neptun, dem sich dann die Dreierstrukturen anschliessen. Die Dreierkombinationen bilden nun die typischen wie bekannten Halbsummen ab: zum Beispiel Sonne in der Halbsumme von Venus und Pluto (Sonne = Venus/Pluto). Ähnlich dem KdG, werden die Zweierkombinationen der Planeten in den drei Kategorien Prinzip, Psychologische Entsprechung und Auslösungsmöglichkeiten (Realisierungsebenen) beschrieben – in positiverer wie auch herausfordernder Entsprechung.

Mit dem Buch «Halbsummen in der Astrologie» wurde der Anschluss an eine zeitgemässe Deutung der Halbsummen sehr überzeugend erreicht, wie geschaffen auch für Einsteiger mit psychologischem Schwerpunkt. Staudt hat die Halbsummen für die aktuelle Gegenwart wunderbar wiederbelebt. Doch jenseits der Geburtshoroskopdeutung eignet sich die Halbsummentechnik besonders auch für Ereignisdeutung. Staudts angenehmer Stil prägt ansonsten das Buch und gewinnt schon deshalb den Leser, die Leserin für sich.

Zuletzt: Der typische (ausschliessende) Glaube von Halbsummenanwendern an die eigene Technik wird öfter sichtbar, zum Beispiel wenn der Autor meint, nur mit Halbsummen könne man die visionäre Persönlichkeit Willy Brandts wirklich plausibel machen – dabei hatte Brandt eine Schütze-Sonne, die auch noch im neunten Haus seines Geburtshoroskops stand.

–Andreas Schmitt
 


Konstruktion der Wirklichkeit
 
Christopher A. Weidner:
Systemische Astrologie
Konstellationen sind Lösungen

Hc., 250 S., €-D 26,00 / sFr. 47.90 fPr
Chiron Verlag, D-Tübingen 2008

 

Der Autor Christopher A. Weidner beginnt in seinem Buch Systemische Astrologie mit der These, dass die Wirklichkeit nicht erfassbar ist, sondern nur ein annäherungsweises – konstruiertes – Bild davon, welches erst durch den Betrachter entsteht. Dieser Konstruktivismus – französischen Ursprungs – gelte ebenso für die Astrologie, die sich, so Weidner, sonst auch gern mit der Annahme der symbolischen Abbildung der Wirklichkeit bzw. dem Modell «wie oben, so unten» legitimiere. Konstellationen würden daher nichts objektiv abbilden, dafür umso mehr die individuelle Konstruktion eines Zusammenhangs. Im Klartext: Jeder Klient, jede Klientin hat seine bzw. ihre eigene Wahrnehmung, zum Beispiel einer Mond/Pluto-Konstellation. Und diese Wahrnehmung sei der Ausgangspunkt einer Beratung, und nicht die übliche Mond/Pluto-Deutung des Astrologen als Massstab.

Weidner zeigt weiter, dass alle Horoskopkonstellationen ein Gleichgewichtssystem bilden – eine Mond/Pluto-Konjunktion ist so gesehen weder gut noch schlecht noch trägt sie festgelegte Eigenschaften jenseits des Klienten. Dieser Gleichgewichts-Regelkreis ist im «Kybernetischen Modell» nach Roscher verankert, geht aber im Sinne des Konstruktivismus darüber hinaus. Daher gehört für Weidner zur Beratung ausnahmslos ein Klienten-Anliegen, erst damit kann – auf Basis des Konstruktivismus und des Regelkreis-Gleichgewichts aus dem «Kybernetischen Modell» – eine Lösung kreiert werden. Die Binnenwelt des Klienten – seine individuelle Konstruktion der Wirklichkeit – enthält entsprechend aus Sicht dieser systemischen Astrologie bereits die Lösungen für die Wiederherstellung des Gleichgewichts.

Weidners produktive wie pragmatische Positionen werden gut verständlich vorgestellt, ihre Konsequenz – der Astrologe ist weder Guru oder Krisentherapeut noch wissender oder gar allwissend, sondern eher positiver Partner des Klienten – kann sehr fruchtbar für Klienten und Beratungsarbeit werden. Ein sehr gelungenes wie empfehlenswertes und innovatives Werk für Beratende und fortgeschrittene Interessierte.

–Andreas Schmitt
 



Seinem Inneren nachspüren 
 
Rahel Bürger-Rasquin:
Meditative Astrologie der Sonne
Lebensenergie unterstützt Gesundheit und Kreativität


Hc., 144 S., €-D 26,50 / sFr. 43.00 fPr
Books on Demand, ISBN 978-3837070088
 

Der astrologische Berater steht auch unter dem Druck, sich dem Zeitgeist und den Bedingungen der Gesellschaft anpassen zu müssen. Bei vielen Beratungsgesprächen reicht der rein astrologische Zugang zu einer Thematik oft nicht aus. Wichtig ist es darum, den Klienten einzuladen, seine Gefühle in die astrologische Beratung einzubringen. Das Resultat wird dann ein anderes sein, denn der Klient kommt aus einer solchen Beratung mit der Gewissheit heraus, die Erkenntnisse selber gewonnen zu haben. Nicht nur die Deutung der Konstellationen, die sich aus den Geburtsdaten ergeben, haben also zum Beratungsresultat geführt, sondern auch Wissen, Wollen und Fühlen des Klienten.

Rahel Bürger-Rasquin stellt in ihrem Buch Meditative Astrologie der Sonne viele schöne Meditationen vor, die dazu einladen, sich selbst zu fühlen und seinem Inneren nachzuspüren. Zu jedem Tierkreiszeichen stellt die Autorin meditative Übungen vor. Und hier kommt auch die astrologische Beratung ins Spiel, denn mit den wunderbaren Zugängen, welche durch die Meditationsvorschläge dieses Buches gelegt werden, kann man sich auch mit seinen Klienten vertrauter machen und hat dann mit Sicherheit ein besseres Verständnis, das sich in einer intensiveren Beratungsbeziehung ausdrücken wird. Das Gefühl des Klienten ist also wichtig, in ihm drücken sich die Hemmnisse und Temperamente, letztlich aber auch die Chancen aus. Zudem ist man auf diese Weise sofort im Augenblick der Situation und nahe beim Klienten, direkt im Jetzt.

Das vorliegende Buch vermittelt so gesehen hilfreiche Übungen, um seinem eigenen Gefühl und dem des Klienten auf die Spur zu kommen.

–Lydia Wentzel
 

 
Elitärer kosmisch-abstrakter Denkansatz
 
Jochen Kirchhoff:
Das kosmische Band
Der Mensch und seine Bedeutung für das Ganze


Pb., 135 S., €-D 16,50 / sFr. 27.80 fPr
Drachen Verlag, D-Klein Jasedow 2010
 

Das vorliegende Buch mit dem Titel Das kosmische Band stammt vom Berliner Philosophen Jochen Kirchhoff. Wenn der Autor in astrologischen Kreisen auch weitgehend unbekannt sein dürfte, so spricht der Titel des Buches jeden Astrologieinteressierten sofort an. Wie sich im Laufe der Lektüre zeigt, versteht sich das Buch als Essayband zu einem vierteiligen Werk Kirchhoffs über Naturphilosophie und menschliches Bewusstsein, welches sich mit der ökologischen und geistigen Lage der Welt und ihrer Bevölkerung beschäftigt.

In den ersten 15 Abschnitten dieses Buches geisselt der Autor den Formalismus der Naturwissenschaftler, der am tosenden Leben vorbeigehe. Der Grossteil der folgenden Texte behandelt den Komplex der «verderblichen Naturwissenschaften» und ihrer quasireligiösen Stellung. Kirchhoff vermerkt die mangelnde empirische Basis derselbigen und wesentlicher Theorien. Er bemängelt den unzureichenden geistigen Horizont der – von ihm oft so genannten – «Erdlinge», der abseits der vom Autor erwarteten geistig-kosmischen Bewusstseinswirklichkeit steht.

Das ausgeprägt elitäre Selbstbewusstsein des Autors gilt es bei der Lektüre dieses Buches durchzustehen, ebenso wiederholte Begriffe wie «megatechnischer Pharao» oder sein vielfacher Ruf nach einem «höheren Menschen» oder einem «kosmisch-geistigen Bewusstsein» – denn in manchen Texten finden sich dann doch interessante Überlegungen. Ganz offen spricht Kirchhoff zum Beispiel von einem lebendigen Kosmos, in dem die Gestirne Grossorganismen darstellen. Die Menschen wiederum würden nur mit einem höheren, geistig-kosmischen Bewusstsein die aktuelle selbstverursachte ökologische und geistige Krise überwinden können. Aus dieser Sicht hat der Einzelne eine unabweisbare kosmische Verantwortung und Teilhabe.

In die Nähe der Astrologie gelangt Kirchhoff vor allem im 14. Text zum Thema «Zahlenordnungen und kosmische Wirklichkeit». Hier vermerkt er eine qualitative Zahlenreihe – die 7, die 13, die 28 und die 42 – als «Persönlichkeiten». Mit Spannung verfolgt man Kirchhoffs Erfahrungen entlang seiner Biografie, vor allem mit der Zahl 28. Unwillkürlich denkt man wissend an die erste Saturn-Wiederkehr, die Kirchhoff massiv erlebt hat, wie auch die zweite Wiederkehr mit 56. Gleiches gilt für die Ziffer 42: Er hält sie – und belegt dies – für eine der grossen Schicksalszahlen. Astrologen denken an einen halben Uranus-Umlauf, doch Kirchhoff selber bleibt dieser Zugang verschlossen.

Sein Kosmos ist ein bildloser, abstrakter und überpersönlicher – explizit eher abseits der irdisch-menschlichen Sphäre der «Erdlinge». Die Astrologie biete daher maximal einen schwachen Restbestand der ursprünglichen Sternenweisheit, so Kirchhoff, was er aber nicht vertieft. Eine Fruchtbarkeit dieses elitären, bemüht kosmisch-abstrakten Denkansatzes – jenseits irdischer Sinne, Wahrnehmung, Geschichte oder Tradition – erschloss sich mir, zumindest für die Astrologie, leider weniger.

–Andreas Schmitt