Astrologie Heute - Themen der Zeit

 


Die Sonnenfinsternis vom 25. November 2011

von Claude Weiss

23. November 2011

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Fig. 1
Sonnenfinsternis für Frankfurt
25.11.2011, 7.09 LT, 6.09 GT
Frankfurt am Main, D (50N07, 8E41)
Koch

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Fig. 2
Sonnenfinsternis für Brüssel
25.11.2011, 7.09 LT, 6.09 GT
Brüssel, B (50N50, 4E20)
Koch

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Fig. 3
Sonnenfinsternis
25.11.2011, 6.09 GT


Am 25. November 2011 ereignet sich eine Sonnenfinsternis auf 2.37 Grad Schütze (siehe Fig. 1 und Fig. 2). Die genauesten Aspekte sind in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit: ein Quadrat zum Chiron Anfang Fische, ein Trigon zum Uranus Anfang Widder und ein Quinkunx zum Jupiter in Stier (der genaueste Aspekt). Gleichzeitig steht der Neumond in einem T-Quadrat zu Chiron und Mars, die ihrerseits zueinander eine weite Opposition bilden.

 

Für Mittel- und Westeuropa steht der Aszendent im Skorpion-Zeichen (in Fig. 1 für Frankfurt am Main, dem Sitz der Europäischen Zentralbank, aufgezeichnet), sodass der Neumond ins erste Haus zu liegen kommt, während der Mars, der dazu im Quadrat steht, sich im Zeichen des MC befindet. Je mehr wir nach Westen gehen, desto näher rückt der MC an den Mars heran (Sonnenfinsternis in Fig. 2 für Brüssel, den Sitz der EU, aufgezeichnet), und der Mars steht für Paris und London klar am MC.

Im südlichen Europa rückt der Aszendent ins Schütze-Zeichen, womit für Rom der Neumond am Aszendenten und für Athen gar ins zwölfte Haus zu liegen kommt. Dies alles legt nahe, dass die Sonne/Mond-Konjunktion Quadrat Mars für Mitteleuropa von grosser Bedeutung ist. Man erkennt dies auch in der Astro*Carto*Graphy für die Sonnenfinsternis, die in Fig. 3 abgebildet ist: Zwischen der Mars/MC-Linie – die durch Paris und London hindurchgeht, und im Süden Algier kreuzt – und der Sonne/Mond/AC-Linie – die von Tunesien bis Warschau, Minsk und Sankt Petersburg reicht – liegt mit Polen, Deutschland, Tschechien, Österreich, Schweiz, Dänemark, Beneluxländer und Skandinavien ein Gebiet, welches unter dem Doppeleinfluss von Mars/MC und Sonne/Mond/AC steht. Bei genauerem Hinschauen entdecken wir zusätzlich eine Uranus/IC-Linie, die ganz direkt Polen, Ukraine und Balkanländer tangiert, um schliesslich im Süden durch Griechenland hindurchzugehen.

Doch dazu später. Der kleine Exkurs hat uns immerhin ermöglicht, auszumachen, welche Stellungen – neben den beobachtbaren Aspekten – durch Achsennähe von Bedeutung sein dürften. Es handelt sich offensichtlich um Mars und Sonne/Mond, die im Tierkreis im Quadrat zueinander stehen und für Mittel- und Westeuropa aufgrund ihrer Häuserkardinalität betont sind. Das zodiakale Quadrat wird somit durch ein bedeutsames, sogenanntes mundanes Quadrat (die einen Planeten stehen am AC, die anderen am MC) ergänzt und verstärkt.

Richten wir unser Augenmerk nun erneut auf die Sonne/Mond-Konjunktion im Schütze-Zeichen. Verstärkt durch den Quinkunx zum Jupiter – Herrscher des Schütze-Zeichens –, vermuten wir Unternehmungslust und positive Gesinnung. Man traut sich einiges zu und will voran, was das Trigon zum Uranus unterstützt. Zusammen mit dem Quadrat zum Mars – allerdings im Jungfrau-Zeichen – kann auch ein Schuss Tollkühnheit aufkommen, verbunden mit einer Tendenz, übers Ziel hinauszuschiessen. Allerdings gibt es als gegenteilige Information ein Quadrat zum Chiron in Fische, der über die Opposition auch den Mars ausbremst.

Fazit: In Verbindung mit dem Erd-Trigon zwischen Jupiter, Mars und Pluto stehen die Chancen nicht schlecht, mit Elan und Beharrlichkeit Sanierungsaufgaben erfolgreich anzugehen. Seit der Mars am 11. November durch den Übergang ins Jungfrau-Zeichen die Neptun-Opposition hinter sich gelassen hat und in die Opposition zum Chiron getreten ist, ist mit der Ernennung von neuen Ministerpräsidenten in Italien und Griechenland die Chance der Technokraten gekommen, die die anstehenden Probleme sachlich und nüchtern angehen. Sie profitieren bis zur Sonnenfinsternis vom Jupiter/Mars/Pluto-Trigon, und diese Konstellation hat dadurch, dass sie Teil der Sonnenfinsternis ist, auch für die nächste Zeit Bedeutung.

 

Jupiter- gegen Saturn-Fraktion

Das Thema wird ergänzt durch die Jupiter/Lilith-Konjunktion, die sich in Opposition zum Saturn ereignet. Dieser Aspekt – bei welchem die Opposition zwischen Saturn und Lilith genauer ist – symbolisiert einen Gegensatz zwischen jenen, die sich gerne dionysisch und geniesserisch entfalten möchten (Jupiter/Lilith), auch wenn dies der Vernunft widerspricht und der Realität zuwiderläuft, und der anderen Gruppe, die sich darum bemüht, sich an Ordnungsprinzipien zu halten und Wert auf Struktur, Sparsamkeit und rationale Planung legt (Saturn). Die «Jupiter-Fraktion» zeigt sich in Verbindung mit Lilith dabei rebellisch und wenig bereit, von ihren Überzeugungen abzuweichen.

Im Kontext Europas fällt es nicht schwer, in diesem Gegensatz die unterschiedliche Haltung zwischen südeuropäischen und mittel- sowie nordeuropäischen Ländern zu erkennen:

Auf der einen Seite stehen katholische oder orthodoxe Gesellschaftsgefüge mit teilweise noch feudalen Strukturen, die durch die Zugehörigkeit zum Euro-Raum in den letzten Jahren einen Konsumboom bei fehlendem Wachstum, aber zunehmender Verschuldung erlebten, was sie – auch irregeleitet durch Politiker, die diesen Trend verkörperten – in der Illusion wiegte, alles sei in bester Ordnung. Nun sind sie jedoch mit dem Schock konfrontiert, dass sie sich in einer kritischen Lage befinden und abrupt die Bremse anziehen müssen. In einer solchen Situation sind zwei Haltungen möglich: Man gibt die Schuld den Politikern, die es besser hätten wissen müssen und das Volk stattdessen verführt und irregeleitet haben. Die Wut kann sich dabei auch gegen die gut meinenden Helfer richten, die – wohl wissend, dass man nur Hilfe zur Selbsthilfe anbieten kann: das heisst das Pferd (Jupiter) zur Tränke führen, es jedoch nicht zwingen kann, zu trinken – ihre Hilfe an konkrete Forderungen knüpfen. Die andere, reifere Haltung hiesse, die Situation anzuerkennen, wie sie ist, und sich zu fragen, was man selbst zur Lösung beitragen kann.

Auf der anderen Seite steht die «Saturn-Fraktion», bestehend aus den mittel- und nordeuropäischen Ländern, die aufgrund einer vom Protestantismus und der Aufklärung geprägten Haltung gelernt haben, ihr Los selbst in die Hand zu nehmen, nach dem Motto «Jeder ist selbst seines Glückes Schmied», und gewohnt sind, für die Zukunft vorzusorgen, wenn nötig gar nach der Devise «Zuerst die Arbeit und dann das Vergnügen». Zwar befinden sich auch diese Länder, nachdem sie in den letzten Jahren die Zügel locker liessen und zur Aufrechterhaltung eines hohen Konsumniveaus fehlendes Wachstum durch zunehmendes Schuldenmachen kompensierten, nicht alle in bester Verfassung. Auch sie haben mit der Überschreitung der Maastrichter Grenze von 60 % des BIP auf heute über 80 % (Frankreich, Deutschland) den Pfad der Tugend verlassen. Es ist ihnen (zum Beispiel Deutschland) in den letzten Jahren aber zum Teil gelungen, Strukturen zu schaffen, die ein Wirtschaftswachstum ermöglichen. Diese Länder befinden sich nun durch den Familienverbund, den sie über die Euro-Gemeinschaft mit den südeuropäischen Ländern eingegangen sind, in einer Art Elternrolle gegenüber aufmüpfigen Kindern, die rebellieren, wenn man ihnen hinsichtlich Organisation ihres Staatshaushalts Vorschriften machen will. Man kann in einem solchen Fall – wie bisher geschehen – nach dem Prinzip Hoffnung die Dinge noch eine Zeitlang hinausschieben, aber es kommt irgendwann die Frage, ob der Familienverbund aufgelöst werden muss, wenn die Hilfe suchenden Familienmitglieder nicht willens sind, sich selbst zu helfen. Dies ist hinsichtlich Griechenland (Schuldenstand: 160% des BIP) bereits jetzt eine akute Frage, während die Italiener (120 % des BIP) es nach Bildung einer neuen Regierung wahrscheinlich noch in der Hand haben, einen selbstverantwortlichen Weg einzuschlagen.

Die Auflösung der Jupiter/Lilith–Saturn-Opposition wird im Horoskop der Sonnenfinsternis durch harmonische Aspekte des Mars (zum Jupiter), der Venus und der Neptun/Chiron-Konjunktion unterstützt, und diese Aspekte könnten die Einsicht (des Volkes und der Politik) in die erforderlichen Massnahmen fördern, aber sie reichen alleine nicht aus. Die Venus (für Europa im zweiten Haus) macht ein Quadrat zum Uranus, und dies bedeutet unmissverständlich, dass – wo erforderlich – die (Staats-)Finanzen einer kompromisslosen Überholung und Erneuerung bedürfen, was in vielen Fällen heissen wird, Privilegien abzuschaffen und verkrustete Strukturen aufzubrechen, damit Staaten, die nicht mehr kompetitiv sind, die Grundlagen schaffen, um auf den Pfad eines bescheidenen Wachstums zurückzukehren. Dies ist erforderlich, damit überhaupt Schulden abgebaut werden können. Wird dieser Weg nicht gegangen, kann die Venus (in weiter Konjunktion mit dem Pluto, beide im zweiten Haus) im Quadrat zum Uranus bedeuten, dass eine plötzliche Zahlungsunfähigkeit eintritt. Diese Konstellationen betreffen zwar die ganze Welt, aber sie stehen nur für Europa in direktem Bezug zum zweiten Haus.

 

Astro*Carto*Graphy

Ein Blick auf die Astro*Carto*Graphy (Fig. 3) zeigt – wie bereits erwähnt – eine Mars/MC-Linie, die durch Paris und London hindurchgeht, eine Sonne/Mond/AC-Linie durch Rom, mit einem weiteren Verlauf zwischen Warschau und Minsk und schliesslich Sankt Petersburg, wodurch dieser Linie nicht nur für Italien, Ex-Jugoslawien und Polen, sondern für das ganze östliche Mitteleuropa eine besondere Bedeutung zukommt. Zwischen Warschau und Minsk kommt es gar zu einer Kreuzung mit einer Uranus/IC-Linie, die weiter südlich bei Athen durchgeht, Rumänien kreuzt und weiter nördlich Finnland berührt. Damit erscheint Europa von der Konstellation Mars/MC, Sonne/Mond/AC und Uranus/IC geprägt.

In den USA zeigt die Gegend um New York mit Venus am IC und Uranus am DC eine Affinität zu finanziellen Ausschlägen und plötzlichen Überraschungen. Von Interesse ist, dass eine Merkur/IC-Linie (Merkur ist zur Zeit der Sonnenfinsternis rückläufig, unaspektiert und in Konjunktion mit der Knotenachse) durch Washington geht und die amerikanische Hauptstadt mit 39 Grad Nord auf der Breite des Kreuzungspunktes zwischen Sonne/Mond-IC- und Mars/AC-Linien steht. Das Gleiche gilt übrigens für Lissabon (39 Grad) und Athen (38 Grad).

Im individuellen Bereich dürfte die Sonnenfinsternis insbesondere auf Stellungen zwischen 28 Grad fix und 7 Grad veränderlich spürbar sein. Im fixen Kreuz kommt dabei der Neptun stark zum Tragen, im veränderlichen zusätzlich Chiron und Mars.

 


Claude Weiss, beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit Astrologie; Herausgeber der Zeitschrift ASTROLOGIE HEUTE; gründete 1978 die ASTRODATA AG, welche astrologische Textanalysen anbietet; Präsident des Schweizer Astrologenbundes (SAB); Autor der Bücher «Horoskopanalyse» Bd. 1 & Bd. 2 (der zweite Band «Aspekte im Geburtsbild» ist im Dezember 2008 in einer überarbeiteten und stark erweiterten Neuauflage erschienen), «Karmische Horoskopanalyse», Bd. 1 & Bd. 2, «Pluto – Eros, Dämon und Transformation» (mit Verena Bachmann), «Die Lilith-Fibel» (mit Alexandra Klinghammer), sowie im Oktober 2009 "Wendezeit 2010 - 2012" (Co-Autor mit Alexandra Klinghammer). (E-Mail: Claude Weiss)