Astrologie Heute - Themen der Zeit

 


Die europäische Scheidung

von Claude Weiss

13. Dezember 2011

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Fig. 1
Camerons Veto
9.12.2011, 2.10 LT, 1.10 GT
Brüssel, B (50N50, 4E20)
Koch

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Fig. 2
EU-Vertragsänderung gescheitert
9.12.2011, 3.30 LT, 2.30 GT
Brüssel, B (50N50, 4E20)
Koch

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Fig. 3
Euro-Vertrag angekündigt
9.12.2011, 5.00 LT, 4.00 GT
Brüssel, B (50N50, 4E20)
Koch

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Fig. 4
David Cameron
9.10.1966, 6.00 LT, 5.00 GT
London, GB (51N30, 0W10)
Koch

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Fig. 5
Vereinigtes Königreich von England
1.1.1801, 0.00 LT, 0.00 GT
Westminster, GB (51N30, 0W09)
Koch

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Fig. 6
EWG Römer Vertrag
25.3.1957, 18.30 LT, 17.30 GT
Rom, I (41N54, 12E29)
Koch

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Fig. 7
Euro
1.1.1999, 0.00 LT, 23.00 GT
Brüssel, B (50N50, 4E20)
Koch

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Fig. 8
Euro als Papiergeld
1.1.2002, 0.00 LT, 23.00 GT
Brüssel, B (50N50, 4E20)
Koch

Bereits die Sonnenfinsternis versprach mit Mars/MC-Linien durch Paris und London Streit – dies umso mehr, als der Mars im Quadrat zum Neumond und in Opposition zum Chiron stand. Bis zur Mondfinsternis vom 10. Dezember verschoben sich dann nicht nur Sonne und Mond, sondern auch der Mars mit dem Tierkreis, so dass letzterer erneut ins Quadrat zur Lunation (in diesem Fall eine Mondfinsternis) zu liegen kam. Nun stand aber die Mond/Sonne-Opposition für Berlin auf der AC/DC-Achse, so dass nicht nur die Mond/Sonne-Opposition, sondern auch die AC/DC-Achse für diesen Ort ein Quadrat erhalten. In unserem Artikel vom 5. Dezember zur Mondfinsternis sprachen wir dementsprechend von „hitzig geführten ‚Familienfehden’“ innerhalb der Europäischen Gemeinschaft.

 

Das Ziel, die EU am Gipfel vom 8./9. Dezember auf eine Vertragsänderung mit allen 27 EU-Ländern einzuschwören, scheiterte spektakulär.

 

Uranus am Deszendenten und das Veto Camerons

Zu Beginn des EU-Gipfels sieht das Ganze noch nicht unbedingt nach einem Scheitern aus. Kurz vor Mitternacht (23.43 Uhr) gelingt es dem EU-Gipfel noch, sich auf eine Schuldenbremse zu einigen. So berichtet die Süddeutsche Zeitung um 0.17 Uhr (am 9. Dezember): „Die Teilnehmer des EU-Gipfels haben sich grundsätzlich auf einen neuen Haushaltspakt für die Euro-Länder geeinigt. Dazu gehören eine gesetzlich verankerte Schuldenbremse in den Mitgliedstaaten und automatische Strafen für Defizitsünder.

 

Der Eklat folgt aber bald. Verantwortlich sind dafür die Forderungen des englischen Premierministers Cameron nach Vorteilen für den britischen Bankenplatz, schätzungsweise um 2.10 – 2.15 Uhr, welche die Süddeutsche Zeitung um 2.26 Uhr folgendermassen kommentiert:

 

In der Debatte um die EU-Vertragsänderungen beharrt der britische Premier David Cameron auf weitreichenden Forderungen. Der konservative Brite forderte als Gegenleistung [für sein Einlenken] Sonderrechte für die Regulierung des heimischen Finanzmarkts. ‚Wenn ich nicht das bekomme, was ich will, dann werde ich nicht zögern, gegen einen Vertrag der 27 mein Veto einzulegen!’, hatte Cameron vor dem Gipfel gedroht.

 

Aufgrund der Erfahrung, dass normalerweise mindestens eine Viertelstunde verstreicht, bis über laufende Entwicklungen berichtet wird, wurde das Horoskop für Camerons Veto auf 2.10 Uhr (Fig. 1) berechnet. Eine gute halbe Stunde vorher ist der Deszendent über den Uranus Anfang Widder gegangen, und der IC stand um 2.00 Uhr auf dem Pluto, ein durchaus denkbarer Termin für das Einbringen der Forderungen, die das Scheitern des EU-Gipfels verursachen. (Es dauert manchmal gar bis zu einer halben Stunde, bevor über Vorgänge anlässlich von Konferenzen berichtet wird.)

 

Den ersten offiziellen Bericht über das Scheitern der EU-Vertragsveränderung aller 27 EU-Länder gibt dann der Spiegel um 3.44 Uhr heraus (während die Süddeutsche dafür bis 3.55 Uhr braucht). Der Kurzbericht des „Spiegel“ lautet folgendermassen:

Deutschland und Frankreich sind mit ihrem Vorhaben gescheitert, die EU-Verträge mit Zustimmung aller 27 EU-Länder zu ändern. ‚Ich kann bestätigen, dass Grossbritannien bei der Vertragsänderung nicht mehr dabei ist’, sagte ein EU-Diplomat am Rande des EU-Gipfels in Brüssel am frühen Freitag Morgen der Nachrichtenagentur AFP. Über das Thema werde nun im Kreis der 17 Euro-Länder sowie weiteren EU-Ländern diskutiert, bestätigen weitere Diplomaten.

 

Unter Abzug von einer Viertelstunde ergibt sich das in Fig. 2 für 3.30 Uhr erstellte Horoskop. Die MC/IC-Achse hat soeben das Quadrat zum Saturn in Waage im ersten Haus gebildet und läuft auf das Quadrat zur Lilith (Konjunktion Jupiter) im siebten Haus zu. Dies ist just die Achse, die wir im Artikel über die Sonnenfinsternis als „Jupiter-gegen Saturn-Fraktion“ bezeichnet haben, nämlich als „Gegensatz zwischen jenen, die sich gerne dionysisch und geniesserisch entfalten möchten (Jupiter/Lilith)… und der anderen Gruppe, die sich darum bemüht, sich an Ordnungsprinzipien zu halten und Wert auf Struktur, Sparsamkeit und rationale Planung legt (Saturn). Die ‚Jupiter-Fraktion’ zeigt sich in Verbindung mit Lilith dabei rebellisch und wenig bereit, von ihren Überzeugungen abzuweichen.

 

Unter Jupiter/Lilith fallen einerseits die südeuropäischen Länder, die mit Sparsamkeit und Einschränkungen Mühe haben, andererseits aber auch London, welches als Finanzmetropole es um jeden Preis vermeiden will, dass diesem einträglichen Geschäft Einschränkungen auferlegt werden.

 

Man macht ohne die Briten weiter

Von dem, was danach passiert, kann der britische Premier Cameron kaum begeistert sein, aber er hat es ganz klar in Kauf genommen. Um 5.00 Uhr morgens treten EU-Ratschef Herman van Rompuy und Nicolas Sarkozy kurz nacheinander auf die Bühne und kündigen an, dass die 17 Euro-Länder und 6 weitere EU-Staaten einen separaten Vertrag für mehr Haushaltsdisziplin schliessen wollen, um auf diese Weise der Euro-Krise entgegenzuwirken (Fig. 3). Der französische Präsident Nicolas Sarkozy kritisiert die Forderungen Camerons als inakzeptabel. „Wir hätten eine Einigung der 27 vorgezogen, aber das war angesichts der Position unserer britischen Freunde nicht möglich.“ Um dann nachzudoppeln: „Sie können nicht eine Opt-Out-Option haben und dann verlangen, an allen Besprechungen zum Euro, den Sie nicht wollten und den Sie kritisierten, teilzuhaben.“ Cameron braucht eine gute halbe Stunde für eine Entgegnung und Rechtfertigung seiner Aktion. Er meint, „eine harte Entscheidung, aber die richtige“ gefällt zu haben, dies im Namen britischer Interessen. Er sei froh, dass Grossbritannien dem Euro fern geblieben sei und sich auch dem Schengen-Raum nicht angeschlossen habe. Im Laufe des Tages kommt es für ihn aber noch schlimmer. Bis zum frühen Nachmittag wird klar, dass sich mit Ausnahme von Grossbritannien sämtliche EU-Länder dem Euro-Vertrag anschliessen wollen, einige jedoch ihre Parlamente konsultieren müssen. Die dezidierte Aktion von Angela Merkel und Nicolas Sarkozy scheint zu bewirken, dass keiner draussen bleiben will.

 

Rückläufiger Merkur und Mondfinsternis

Dennoch wird sich zeigen müssen, ob eine Vereinbarung, die unter einem rückläufigen Merkur und vor einer Mondfinsternis zustande kommt, Bestand hat. So könnte es sein, dass die Parlamente doch anders entscheiden, als von den Regierungschefs vorgesehen und die Umsetzung des Vertrages Schwierigkeiten bereitet, sobald man in die Details geht. Das Horoskop für den Entwurf der neuen Fiskalunion unter deutsch-französischer Federführung ist in Fig. 3 abgebildet. Auffallend ist dabei die Aszendent/Deszendent-Achse in den Zeichen Skorpion und Stier und die Ballung im zweiten Haus, der der Mond kurz vor der Spitze des achten Hauses gegenüber steht: Man hat um Finanzen und Werte hart gekämpft (Sonne im zweiten Haus Quadrat Mars), und es scheinen greifbare Resultate in Sichtweite (Mars Trigon Venus). Das Ganze steht unter dem Zeichen der Sparsamkeit und Austerität (Merkur und Mond Quadrat Chiron). Die Saturn-Fraktion hat gesiegt.

 

Der rückläufige Merkur in Opposition und der Neptun im Quadrat zum Mond könnten jedoch signalisieren, dass das Programm den betroffenen Völkern nicht so leicht zu vermitteln ist, und in Jupiter Konjunktion mit Lilith und in Opposition zum Saturn könnten darauf hinweisen, dass rechtliche Probleme die Umsetzung des Vorhabens erschweren. Auch der Plan, die Verträge im März zu unterschreiben, lässt aufhorchen: Am 12. März 2012 wird Merkur wieder rückläufig, und dies dauert bis zum 4. April. Zusätzlich wird der laufende Mars am 24. Januar auf 23 Grad Jungfrau rückläufig, und er geht Anfang März in rückläufiger Bewegung über den Mars der Ankündigung der Euro-Verträge (Fig. 3), der im Quadrat zur Sonne und Mondknotenachse steht. Diese Stelle wird dann von der Venus tangiert, die am 15. Mai auf 24 Grad Zwillinge rückläufig wird und Anfang Juni in rückläufiger Bewegung eine Opposition zur Sonne und ein Quadrat zum Mars des Horoskops für die angekündigten Euro-Verträge (Fig. 3) bildet.

 

Kommt es somit aufgrund der Merkur-Rückläufigkeit und des Streits, der aufgrund einer rückläufigen Mars-Schlaufe ausbricht, zu einer Verschiebung des Termins auf den Juni, gerät man vom Regen in die Traufe. Aus astrologischer Sicht muss man nämlich sowohl unter rückläufigem Merkur als auch unter rückläufiger Venus vor Vertragsabschlüssen warnen – bei der rückläufigen Venus ganz besonders, wenn über einen Vertrag finanzielle Vereinbarungen getroffen werden sollen. Um einigermassen gut über die Bühne zu gehen, müssten die Verträge deshalb spätestens in den ersten März-Tagen unterzeichnet werden.

 

Uranus am Deszendenten als Trennungskonstellation

Dass es unter Uranus Anfang Widder zwischen Grossbritannien und den restlichen EU-Ländern zu einer Trennung kommen konnte, ist astrologisch nicht weiter erstaunlich, wenn man die involvierten Horoskope betrachtet. Zunächst fällt auf, dass der britische Premier David Cameron (Fig. 4) zurzeit in seinem Horoskop eigentliche „Scheidungskonstellationen“ aufweist. Uranus steht exakt am Deszendenten und Pluto in der Nähe seines IC und im Quadrat zu seiner Venus in Waage und am Aszendenten. Damit bekommt er die ganze Wucht der Kardinalen Klimax zu spüren, und er scheint dies als Politiker über eine Auflösung von Bündnissen zu leben, dies weniger im privaten als im öffentlichen Bereich, auch wenn dieser ebenfalls tangiert sein könnte. So ist es bezeichnend, dass seine harte Haltung der EU gegenüber ihn von seinem liberalen Koalitionspartner Nick Clegg entfremdet. Dieser war jedenfalls „not amused“, als er am frühen Morgen des 9. Dezember um 4.00 Uhr (5.00 Uhr mitteleuropäische Zeit) mit der Nachricht geweckt wurde, dass Cameron sein Veto eingelegt habe, wodurch die umfassendere EU-Lösung vereitelt wird und Grossbritannien sich ins Abseits begibt. Die Folgen dieses Vertrauensbruchs zwischen den beiden britischen Regierungspartnern sind noch nicht abzusehen, aber Clegg hat bereits seine Enttäuschung öffentlich kundgetan. Auch Schottland ist über diesen eigensinnigen Schritt der britischen Regierung verärgert, und einige Kommentatoren fragen sich bereits, ob die britische Regierung auseinanderbricht, England aus der EU austritt und es vielleicht gar zu einer Spaltung des Königreichs kommen könnte, gemäss welcher sich dann Schottland der EU anschliesst. Dies sind im Moment natürlich lediglich fantasievolle Spekulationen, aber es sind im Falle des Uranus/Pluto-Quadrates, welches uns für die nächsten drei Jahre begleitet, tatsächlich Veränderungen möglich, die bis vor kurzem undenkbar waren. Pikant ist jedenfalls, dass sämtliche relevanten Horoskope den Uranus in der Nähe des Deszendenten aufweisen:

 

Das Horoskop für das Vereinigte Königreich England ist in Fig. 5 abgebildet.[1] Dessen Häusersystem entspricht exakt jenem des von David Cameron eingelegten Vetos (Fig. 1) und weitgehend dem Häusersystem von David Cameron selbst (Fig. 4). Zusätzlich erkennen wir, dass der laufende Uranus eine Opposition zum Uranus des Vereinigten Königreichs von England (Fig. 5) macht. Damit bringt Cameron mit seinem Veto Themen ein, die auch gemäss dem Horoskop des Vereinigten Königreichs aktuell sind, und dies dürfte erklären, warum sein Veto in Grossbritannien insgesamt populär ist. Wahrscheinlich ist mit dem bevorstehenden Übergang des laufenden Pluto über den IC und die Sonne des Horoskops des Vereinigten Königreichs in den Jahren 2012 und 2013 das letzte Wort in dieser Sache aber noch nicht gesprochen. Mit dem Transit des Uranus über den Deszendenten des Vereinigten Königreichs bereits im Mai 2012, nochmalig im September 2012 und im März 2013 sowie einem im Juni 2012 auf 8 Grad exakt werdenden Uranus/Pluto-Quadrat auf dem gradmässigen Mittelwert zwischen der AC/DC- und der MC/IC-Achse kann man ein Auseinanderdriften des Vereinigten Königreichs von England nicht ausschliessen. So ist es interessant, dass das Cameron-Veto von Wales, Schottland und Irland beklagt wurde, Gebiete, die gemäss der Geschichte nacheinander in das Vereinigte Königreich eingegliedert wurden, und es nun nicht gerne sehen, wenn sie auf Initiative der Zentralregierung von der EU abgekoppelt werden.

 

Aber auch die wesentlichen Horoskope Europas und des Euros erleben gegenwärtig einen Transit des Uranus über den Deszendenten, angefangen beim ursprünglichen Europa-Horoskop, jenem der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft – mit dem Römer Vertrag vom 25.3.1957 (Fig. 6) – bis zu den Horoskopen für die Einführung des Euro als Währung (Fig. 7) und als Papiergeld (Fig. 8). In allen Fällen stehen Uranus und Pluto in der Nähe der Hauptachsen und jetzt schon oder bald in Konjunktion oder im Spannungsaspekt zur Sonne.

 

 



[1]Dieses Horoskop, welches der Union von Grossbritannien mit Irland entspricht, geht auf den „Act of Union“ zurück, der am 1. Januar 1801 in Kraft trat. Der Historiker und Astrologe Nicholas Campion meint dazu: „Ich habe festgestellt, dass dieses Horoskop das nützlichste für das Vereinigte Königreich von Grossbritannien ist, denn an diesem Tag wurde auch der moderne Name des Staates eingeführt.“ (Nicholas Campion, Das Buch der Welthoroskope, Edition Astrodata, Wettswil, 1991).


Claude Weiss, beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit Astrologie; Herausgeber der Zeitschrift ASTROLOGIE HEUTE; gründete 1978 die ASTRODATA AG, welche astrologische Textanalysen anbietet; Präsident des Schweizer Astrologenbundes (SAB); Autor der Bücher «Horoskopanalyse» Bd. 1 & Bd. 2 (der zweite Band «Aspekte im Geburtsbild» ist im Dezember 2008 in einer überarbeiteten und stark erweiterten Neuauflage erschienen), «Karmische Horoskopanalyse», Bd. 1 & Bd. 2, «Pluto – Eros, Dämon und Transformation» (mit Verena Bachmann), «Die Lilith-Fibel» (mit Alexandra Klinghammer), sowie im Oktober 2009 "Wendezeit 2010 - 2012" (Co-Autor mit Alexandra Klinghammer). (E-Mail: Claude Weiss)