Astrologie Heute Nr. 155 (Februar 2012)
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Astrologie Heute Nr. 155
Februar 2012

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 155 bestellen
Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 

Zwei rechts – zwei links
 
von Barbara Egert
 

 

Wenn man eine Flasche öffnen will, dreht man den Verschluss ganz intuitiv nach links, und ohne Murren öffnet sie sich, es sei denn, man hat ein Exemplar erwischt, das man erst nach rechts drehen, dann herunterdrücken, dann nach links drehen und nach oben ziehen muss. Simsalabim! Hier sind Saturns Zähigkeit und Ausdauer gefragt, unter Ausschaltung der rechten Gehirnhälfte. Bleibt die Flasche dennoch beharrlich verschlossen – trotzt also sogar dem belastbaren praktischen Realitätsbewusstsein eines Saturniers –, dann kann es sich nur um das Werk eines innovativen Designers handeln, der vielleicht gerade mit seiner rechten Gehirnhälfte daran arbeitet, ein quadratisches Rad herzustellen. Uranus lässt grüssen.

«Der spinnt», denken wir insgeheim. Ja, aber: Kreative Veränderungen muss es geben, ob sie nun funktionieren oder nicht. Unter bestimmten Umständen ist es nun mal nützlich, Inhalte schwer zugänglich zu machen. Und in einer runden Welt mag das quadratische Rad vielleicht sogar vorteilhaft sein. Wenn solche Räder allerdings rollen sollen, müsste die Strasse umgebaut und eine treppenhafte Form berechnet werden. Kein Fall für intuitive Uranier, denn dann sind hohe Mathematik und die linke Gehirnhälfte gefordert. Vielleicht doch eher ein Fall für Merkur/Saturn.

Fast scheint es so, als sei es uns angeboren, Verschlüsse aller Art nach links zu drehen, um an ihren Inhalt zu kommen. Und dass das Rad in seiner runden Form einfach vollkommen ist, sagt der gesunde Menschenverstand bereits dem Kind, das ja bekanntlich in Ermangelung intellektueller Virtuosität nur seiner Intuition vertrauen kann. Man hat festgestellt, dass je schwieriger eine mathematische Problemaufgabe für ein begabtes Kind ist, desto wahrscheinlicher es ist, dass dieses das Problem mit der rechten Gehirnhälfte, also ganz intuitiv, lösen kann.

Wenn Künstler sich sehnlichst wünschen, wieder wie ein Kind die Welt sehen zu können, dann gelingt das nur durch ein Zurück zur Intuition und nicht durch die im Laufe der Jahre angesammelte Gelehrsamkeit. Also von links nach rechts zurückfinden. Was man Künstlern gerne verzeiht, wird allerdings bei allen anderen als ausgesprochen peinlich empfunden, nämlich Probleme nur noch intuitiv lösen zu wollen. Intuition sollte nie zur Kompensation eines denkfaulen Verstands verkommen, weil sie sonst ihre wunderbarste, ja märchenhafte Zauberkraft einbüsst, nämlich die Verbündete des günstigen Augenblicks zu sein. Denn wer, wenn nicht sie, rät uns jetzt zuzugreifen, lange bevor der Verstand weiss, wie nützlich das für uns wäre. Neptun führt uns mit seinen intuitiven Gedankenflügen in Fantasiewelten, in die sich Saturn, durch unsichtbare Mächte äusserst bedroht und verschreckt, gar nicht erst hineinwagen würde.

Spinnen mag ja ganz schön sein, aber manche Hirngespinste sind zu viel des Guten. Als George W. Bush zum ersten Male mit dem russischen Präsidenten Putin zusammentraf, schwärmte er hinterher: «Ich habe ihm in die Augen gesehen, er meint es ehrlich. Wir teilen die gleichen Werte …» War nicht Putin ehemals ein KGB-Agent, also geschult in Lüge und Täuschung, und verwickelt in dubiose Machenschaften? So viel zur intuitiven Wahrnehmung des amerikanischen Ex-Präsidenten. Seine linke Gehirnhälfte war wohl ausgeschaltet, oder aber er traf die meisten Entscheidungen sowieso nur mit «rechts», fern von den realen Gegebenheiten und ganz seinen Wunschfantasien hingegeben (?). Kein Wunder, bei seinem Saturn im zwölften Haus, der lediglich zum MC ein Quadrat bildet und einem dürftig aspektierten Löwe-Merkur, allerdings in Konjunktion zum AC, der sich vielleicht durch mentale Hochleistung besonders profilieren will.

So viel zu rechts und links bei den Männern von ganz oben. Wenn solche Äusserungen von einer Frau kämen, dann stände die Welt Kopf: Frauen und ihre Bauchgefühle! Die können ja noch nicht mal beim Autofahren links von rechts unterscheiden, in ihrem Kopf noch weniger. Böse Zungen behaupten, sie sollten erst mal lieber zwei rechts, zwei links stricken, um ins Gleichgewicht zu kommen. Nahe am Blondinen-Witz und einer Venus/ Neptun-Anima.

Ganz anders unsere tierische Mitwelt, die einen angeborenen Sinn für optimale Lösungen hat, für das Natürliche, unmittelbar Einleuchtende, das eben nur so und nicht anders sein kann. Man weiss es: intuitiv. Die Natur ist, wie man weiss, extrem konservativ. Hat sie die bestmögliche Lösung eines Problems gefunden, behält sie diese mit aller Konsequenz bei. Ist es ihr endlich gelungen, das Rätsel der Selbstreproduktion zu lösen, also das Leben zu erfinden, sichert sie dieses Wissen, macht es unumkehrbar. Darüber wacht Saturn mit der ihm eigenen Sturheit. Seine Aufgabe ist es, die optimale Lösung zu bewahren. Und wenn nun Pluto kommt und alles wandelt? Rechts in links und links in rechts? Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Davon ein andermal mehr …
 


 
Barbara Egert,
geprüfte Astrologin DAV; jahrzehntelange Astrologie-Erfahrung; astrologische Beratungen und Kurse in D-Berlin; diverse Fachpublikationen; ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE; Autorin von Galiastro-Texten; neues Buch: «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (E-Mail: Barbara Egert)