Astrologie Heute Nr. 156 (April 2012) - Editorial
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Astrologie Heute Nr. 156
April 2012

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 E  D  I  T  O  R  I  A  L  

 

 

Armando Bertozzi

Emotionen sind das Unmittelbarste, vielleicht auch Menschlichste. Venus, Jupiter und Mondsichel stehen heute am dunklen Abendhimmel und werfen ihren friedlichen, festlichen Schein auf mich. Mit ihrem Sosein nehmen sie mich vorbehaltlos ein für ihren gelassenen Dreiklang. Eine Reminiszenz uralter Einfalt befällt mich. Emotion bindet unsere Erinnerung, verknüpft die Erfahrung intensiver Momente mit dem Jetzt, wirft einen Funken von uns in die Welt, erzeugt Nähe und überwindet die Schranken zwischen den Menschen. Der Mond ist das Gefäss der Erinnerung, Jupiter segnet den Abend, Frau Venus breitet ihren Nachtmantel aus. Vor dem Küchenfenster streicht ein Kätzchen vorbei in der noch recht warmen Frühlingsnacht. Ein Flugzeug durchquert den Himmel in hallendem Rauschen, ich höre es nur. Selbst so weit oben erreichen seine Passagiere das samtene Strahlen der Gestirne nicht. Und doch ist es der Mensch, der sich des tröstenden Scheins am Firmament erfreut. Dieses freundliche Bild löst die Verkrampfung in warme Gefühle, schon seit Urzeiten. Die Venus wird sich auch astrologisch in den nächsten Wochen stärker in den Vordergrund schieben. [S. 4 ff.] Ihre Passage (vor der Sonne) von Anfang Juni ist ein astronomisches Jahrhundertereignis und von blossem (aber bitte geschütztem) Auge zu sehen. In Europa ist bei gutem Wetter am frühen Morgen noch der Schluss des Schauspiels sichtbar.

Unsichtbar für mein blosses Auge steht die astrologische Lilith, die ja kein Himmelskörper ist, gradgenau bei Jupiter am Abendhimmel. Diese Konstellation wirkt schon seit Ende letzten Jahres und hat ein paar kuriose Blüten früh zum Verwelken gebracht: Männer, deren prachtvolles Profil zerkratzt wurde. Frauen, schuldlos verstrickt, haben das Verhängnis beschleunigt. [S. 8 f.] Die Herren müssen bitter büssen. [S. 10 f., 12 ff., 15 ff.] Kleinigkeiten, so die Moral von der Geschichte, können eine grosse Wirkung haben, wenn sie Schludrigkeiten sind. Hybris ist Dummheit und führt ins persönliche Desaster. Diese Männer, ein Trauerspiel!

Der erste Akt des Uranus/Pluto-Quadrats findet mit der Konjunktion am 24. Juni auf 8 ½ Grad Widder/Steinbock seinen ersten Höhepunkt. Das Vorspiel des Dramas hat bereits einige Erschütterung bewirkt: Die Wirtschaft darbt, die Schulden drücken, der Goldesel bockt. Wie wir von früheren Aufführungen mit denselben Schauspielern wissen, beeinflusst das Verhalten des Publikums den Ausgang des Stücks. [S. 24 ff.] Modernes Theater: Mit Pluto in Steinbock sind Leidenschaft und Liebeswillen im Kerker eines rigiden Wächters eingesperrt. Uranus in Widder heisst der feurige Freiheitskämpfer, der in seinem zügellosen Rasen die Guillotine der Rechthaberei niedersausen lässt. Nur eine Variante des Stücks. Eine andere: Die Mauern fallen, der Gefangene kommt frei und tritt so arglos wie das Gestirn an den Himmel. Zum Schluss: ein intensiver Moment unmittelbarster Emotion.

Armando Bertozzi
Redaktor

  


Armando Bertozzi, von 1976 bis 1981 Kurse in Astrologie, Alchemie und Kabbala; 1980 bis 1988 Redaktor und Mitherausgeber von Essentia, der Zeitschrift für evolutionäre Ideen; seit 1989 Chefredaktor von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Armando Bertozzi)