Astrologie Heute Nr. 158 (August 2012)
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Astrologie Heute Nr. 158
August 2012

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 158 bestellen

 

United Astrology Conference
24.–29. Mai 2012 in New Orleans

 
von Alexandra Klinghammer
 
 

Seit 1986 findet in den Vereinigten Staaten der grösste Astrologiekongress statt: die United Astrology Conference, kurz UAC genannt. Auch nach dem Tod von Marion March, der visionären Initiatorin von UAC und Leiterin vieler Konferenzen seit der ersten Stunde, lebt der Geist von UAC fort. Immer wieder aufs Neue gelingt es den drei grossen amerikanischen Astrologieverbänden AFAN, ISAR und NCGR, diesen Megaevent zu stemmen. Nach einer längeren Pause von sechs Jahren, die geprägt war von Verunsicherung und Neuorientierung, stand UAC im Jahre 2008 regelrecht wieder auf. Der letzte Kongress in Denver (Colorado) war hinsichtlich Standort, Organisation und Qualität ein voller Erfolg und knüpfte nahtlos an die alte Zeiten an.

Würde dies nun auch dieses Jahr in New Orleans gelingen? In dieser Stadt, die 2005 durch den Hurrikan «Katrina» so schwer verwundet wurde und viele Jahre der Krise durchlebte?

Einige Tage vor meiner Abreise und einige Wochen nach meiner Rückkehr in die Schweiz konnte ich in der Presse lesen, wie gut sich New Orleans vom Trauma der Naturkatastrophe erholt hätte und nun wieder merklich aufblühen würde. Doch auch wenn man von den äusseren Schäden nicht mehr viel sieht und die Stadt zur Zeit eine wirtschaftliche und kulturelle Renaissance erlebt, empfand ich die seelischen Wunden noch sehr spürbar. Der für das Land typische Optimismus, die Jovialität und der lockere und freundliche Umgang im Alltag schienen hier der Enttäuschung über unfähige Politiker und korrupte Beamte weitgehend gewichen zu sein.

Was für einen Kontrast bot da die Atmosphäre des UAC. Bereits über der Eröffnungszeremonie schwebte ein Flair von Kreativität, Freude und Herzlichkeit. Ein starkes Signal, dass die Community lebendig ist! Beeindruckend war – wie bereits beim letzten Mal – die äusserst professionelle Multimedia-Show von Aleksandar und Lea Imširagic aus Serbien, die gleichzeitig für die Produktion und den Verkauf der Audio-CD der Vorträge und Workshops zuständig waren. Während der anschliessenden fünf Tage konnten die Teilnehmer jeweils zwischen nicht weniger als 15 Parallelbeiträgen auswählen. 165 Referenten und Referentinnen widmeten sich den zahlreichen astrologischen Themengebieten wie «Grundlagen der Astrologie», «Zukunftstrends und Zyklen», «Divination und angewandte Mythologie», «Beratung und Heilung», «Osten trifft Westen», «Esoterische, philosophische und spirituelle Astrologie», «Finanz- und Wirtschaftsastrologie», «Historische Aspekte der Astrologie», «Mythen und Archetypen», «Politische- und Mundanastrologie», «Prognosemethoden», «Wissenschaftliche Studien» sowie Spezialthemen wie beispielsweise «Fixsterne», «Hamburger Schule und symmetrische Punkte» oder «Vedische Astrologie».

Jeder Morgen begann mit einem viertelstündigen Kurzreferat zum Planeten Venus. Denn die Göttin stand anlässlich des einige Tage nach dem Kongress beobachtbaren Venus-Transits vor der Sonne Anfang Juni ganz im Zentrum der Konferenz. «Venus on the Rise» (Venus im Aufgang) war das Motto und proklamierte Programm des mehrheitlich weiblichen Organisationskomitees. Unter den sieben Hauptverantwortlichen fand sich nur ein Mann – Tad Mann, der dem deutschsprachigen Publikum vor allem von den Weltkongressen in der Schweiz bekannt sein dürfte.

Der weit grösste Teil der Referenten und Referentinnen stammte aus den USA oder anderen englischsprachigen Gebieten wie Kanada (zum Beispiel Erin Sullivan, Chris McRae), England (zum Beispiel Bernadette Brady, Nick Campion, Darby Costello), Schottland oder Australien. Die deutschsprachigen Länder waren vertreten durch Verena Bachmann und Claude Weiss aus der Schweiz sowie Antonia Langsdorf und Michael Feist aus Deutschland. Die Internationalität von UAC zeigt sich immer an den vielen Nationalitäten, die am Kongress vertreten sind. Von Nord- und Südamerika, Europa, Asien über Afrika bis Australien waren Referenten und Referentinnen aus allen fünf Kontinenten geladen.

Diese einmalige Zusammenkunft der internationalen Astrologieszene wollte sich auch die amerikanische Presse nicht entgehen lassen. Vor allem die Diskussionsrunde zu den bevorstehenden amerikanischen Wahlen im November lockte ein Grossaufgebot an Medienvertretern an. Viele Zeitungen und Fernsehstationen, darunter auch Barack Obamas «Hauszeitung», die Chicago Tribune, berichteten über das Ereignis. Obama dürfte es gefreut haben, denn alle fünf Panelteilnehmer sagen seinen Sieg, wenn auch mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit, voraus. [Vgl. auch Artikel «Mutmassungen zum Ausgang der amerikanischen Präsidentschaftswahlen» von Claude Weiss im aktuellen Heft.] So waren sich alle amerikanischen Diskussionsteilnehmer – Chris Brennan, Gary Christen, Nina Gryphon und Edith Hathaway – ihres Urteils sehr sicher. Sie prognostizieren den Sieg von Barack Obama mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 bis 100 %, was Raymond Merriman, der das Panel leitete, mit der süffisanten Bemerkung kommentierte, dass sie entweder sehr gute Prognostiker seien oder politisch links stünden. Claude Weiss, der einzige Nichtamerikaner in der Runde, schätzte Obamas Gewinnchancen auf 70 % ein.

Der bewegendste Moment und zugleich der Höhepunkt des Kongresses war die Verleihung der «Marion D. March Regulus Awards». Die Marion and Nico March Family Foundation würdigt regelmässig im Rahmen des Galabanketts des Kongresses bestimmte Astrologen und Astrologinnen, die sich für die Astrologie im besonderen Masse verdient gemacht haben. Die Preise erhielten dieses Jahr: posthum der 2011 verstorbene Robert P. Blaschke für «Entdeckung, Innovation und Forschung», Ena Stanley für den Bereich «Lehre und Ausbildung», Nick Campion für «Theorie und Erkenntnis», Joyce Levine für den «Dienst an der Gemeinschaft» und schliesslich Chris McRae für «Professionelles Image». Die höchste Auszeichnung, der «Lifetime Achievement Award», ging an zwei Astrologen: So ehrte das Komitee Ray Merriman und Michael Lutin – die von ihrer Nominierung nichts wussten und entsprechend überrascht und gerührt waren – für ihr Lebenswerk. Für uns ist es eine besondere Freude, dass unserem Geschäftspartner und Freund Ray Merriman diese ausserordentliche Würdigung zuteil wurde. Herzlichen Glückwunsch, Ray!

Nun, was bleibt von diesem UAC-Kongress in Erinnerung? Wieder einmal war es wunderbar, so viele bekannte Gesichter, Freunde und Kollegen zu sehen. UAC ist wie eine grosse, internationale Familie, die alle drei bis vier Jahre zusammenkommt. Es ist stets ein grosses Happening. Die Organisation klappte wie gewohnt gut, das Unterhaltungsprogramm war vortrefflich, das Vortragsprogramm riesig. Wenn ich mir dennoch etwas wünschen könnte, dann dies: Mehr Interdisziplinarität der Beiträge. Die Verbindung der Astrologie mit anderen Wissensgebieten wäre ein aufregender nächster Schritt in der langen Geschichte der Astrologie.


Alexandra Klinghammer, abgeschlossenes Studium der Psychologie an der Universität Köln; Astrologin; Geschäftsleiterin der Astrodata AG; seit 1996 ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE; Mitautorin der Bücher: «Die Lilith-Fibel» (2008), «Wendezeit 2010–2012» (2009), «Visionen einer neuen Zeit» (2010), E-Mail: Alexandra Klinghammer