Astrologie Heute Nr. 160 (Dezember 2012) - Bücherschau
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Astrologie Heute Nr. 160
Dezember 2012

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 160 bestellen

 


B Ü C H E R S C H A U



 
Astrologische Kalender für das Jahr 2013
 
Alle Jahre wieder stellt sich im November/Dezember für den Astrologen die Frage nach dem passenden kalendarischen Begleiter für das kommende Jahr.
Lydia Wentzel stellt in einer Kurzübersicht die wichtigsten astrologischen Jahreskalender für 2013 vor. Klicken sie für die Übersicht auf nachfolgende PDF-Datei:
 

Familiensystemische Horoskopdeutung
 
Friedrich A. Maier:
Familienastrologie
Systemische Deutungsbilder für das eigene Horoskop

280 S., geb., €-D 28,00 / €-A 28,80 / sFr. 39.90 fPr.
Chiron Verlag, D-Tübingen 2012

     

Unser persönliches Familiensystem spiegelt sich in unserem Geburtshoroskop. Sich astrologisch mit diesem Thema auseinanderzusetzen, heisst sich mit seiner Herkunft zu befassen und mehr über sich und sein Sozialverhalten zu erfahren, aber auch über sein Karma und Schicksal. Gemäss Friedrich A. Maier, dem Autor des hier besprochenen Buches Familienastrologie, stellen die Planeten unseres Horoskops die einzelnen Mitglieder unserer Familie dar. Oder genauer: Sie geben das Bild wieder, wie wir sie sehen, wahrnehmen und erfahren haben.

Maier beharrt dabei auf den astrologischen Archetypen, was bedeutet, dass in jedem Horoskop – egal, wie die Familienverhältnisse sich im einzelnen Leben darstellen – immer die Sonne den Vater repräsentiere und entsprechend der Mond die Mutter, Mars in der Regel den erstgeborenen Sohn, Venus die erstgeborene Tochter usw. Jupiter könne sich, so der Autor, in unterschiedlichen Gestalten zeigen, er sieht in ihm eine Art Bindeglied zwischen dem persönlichen und dem überpersönlichen Familiengeist, entsprechend seinem Tierkreiszeichen Schütze. Saturn und die geistigen Planeten wiederum würden die Generationen vor unseren Eltern, das heisst unsere Ahnen verkörpern.

Friedrich A. Maier, Herausgeber der ehemaligen astrologischen Zeitschrift «merCur», leitet sein Buch ein mit generellen Gedanken über systemische Verbände und beschliesst es mit Betrachtungen zu Familienaufstellungen unter Zuhilfenahme des Horoskops. Dazwischen schält er die Bedeutungen der einzelnen Horoskopfaktoren für sein Thema heraus – besonders Sonne und Mond in den Zeichen sowie die Häuserthematik. Seine einleuchtenden systemischen Deutungsbilder zu den unterschiedlichsten Konstellationen des Horoskops geben den Leserinnen und Lesern ein fassliches Instrument systemischer Anschauung in die Hand.

–bzi




Nachdenklichkeit versus Statistik
 
Rolf Gleichmann:
Zeit und Tod in der Astrologie

268 S., Pb., € 25,–
erhältlich bei: www.astrokosmos-verlag.de

 

Das Buch des Münchners Astrologen Rolf Gleichmann Zeit und Tod in der Astrologie beschäftigt sich mit dem Thema des Todes im Geburtshoroskop. Gleich in der Einleitung vermerkt der Autor die moderne Tabuisierung des menschlichen Todes in Alltag wie Lebensplanung im Vergleich zur früheren Menschheitsgeschichte, in welcher der Tod als integraler Teil des Lebens verstanden worden sei. Umso mehr ist Gleichmann der Meinung, dass mit der Astrologie – auch und gerade beim menschlichen Tod – präzise inhaltliche und exakte zeitliche Aussagen möglich sind. Seine These, dass sich der Tod eines Menschen immer in bestimmten Konstellationen niederschlägt, untermauert er mit rund 340 Horoskopgrafiken im entsprechend grössten Teil seines Buches.

Beweisen möchte er dies mit den zeitlichen Auslösungen der Münchner Rhythmenlehre nach Döbereiner und der 1-Grad-Direktion nach Ptolemäus für MC, AC und Sonne des Horoskops. Inhaltlich wird nach seiner Ansicht der Tod mit Pluto sowie dem Herrscher des achten Hauses abgebildet, weiterhin durch Neptun und Planeten im achten Haus, zuletzt auch noch mit Lilith und Uranus. Natürlich berücksichtigt Gleichmann auch die Aspekte: neben Konjunktion und Opposition, Quadrat, Halbquadrat, Anderthalbquadrat auch Quinkunx und Halbsextil. Diese sieben Aspekte verbinden beim Todesfall die zeitlichen Auslösungen mit den genannten inhaltlichen Horoskopfaktoren. Alle Ereignisse und Menschen sieht Gleichmann dabei als vernetzt an, sodass sich zum Beispiel der Tod von Angehörigen auch im eigenen Geburtshoroskop widerspiegelt. Ein strenger, rein linearer Zeitablauf existiert dabei nach Gleichmanns Ansicht nicht.

Die komplexen Auslösungen der Münchner Rhythmenlehre werden am Ende des Buches ausführlicher erklärt, eingebettet in die Quadrantenlehre von Döbereiner. Doch bevor das Buch zum eigentlichen Horoskopteil übergeht, widmet sich Gleichmann der Geburtszeitkorrektur, vorgestellt anhand der Geburtshoroskope von Kennedy und Einstein, wobei er verdeutlicht, dass die besten Korrekturen entlang der Todesauslösungen gelingen.

Der Hauptteil des Werkes besteht wie gesagt aus jenen rund 340 Horoskopen von ausschliesslich verstorbenen Personen, unterteilt nach bestimmten Gesichtspunkten. Den ersten grossen Abschnitt bestreiten die rhythmischen Auslösungen des Todes in Geburtshoroskopen, den zweiten die 1-Grad-Direktionen nach Ptolemäus von MC, AC und Sonne, jeweils in den angeführten Aspekten zu den genannten Horoskopfaktoren wie Pluto und dem Herrscher des achten Hauses, weiterhin zu Planeten im achten Haus und Neptun, Lilith oder Uranus.

Da Gleichmann von vernetzten Schicksalen ausgeht, zeigt er im Anschluss daran den Tod Nahestehender in den Horoskopauslösungen verschiedener Menschen. Diesem Abschnitt folgen noch weitere zu den Todesauslösungen in alten und grossen Sippen über Generationen hinweg sowie – besonders berührend – auch die fatalen Auslösungen bei Schicksalsgemeinschaften.

Gleichmann hat hier ein Themenbuch mit Tiefgang und vielschichtigen Erkenntnissen kreiert, das durch die grosse Horoskopsammlung glänzt – und zugleich beschränkt wird. Die kleinen Horoskopzeichnungen ermüden auf Dauer, und ihre Erläuterung wie jene der Rhythmenlehre gehören einfach an den Buchanfang, denn ohne deren Kenntnis bzw. einer Legende zu den Ausdrücken sind die Horoskopzeichnungen samt ihren komprimierten Deutungen kaum zu verstehen. Gleichmanns Behandlung der 1-Grad-Direktionen nach Ptolemäus wiederum zeigt in der Nachkontrolle teils deutlich abweichende MC- und AC-Positionen im Vergleich zu den Buchhoroskopen. Zuletzt findet man bei den doch vielfachen Auslösungsmöglichkeiten – wie erwartet – häufig auch «Todesauslösungen» von angeführten Persönlichkeiten, bevor diese verstorben waren. Diese eigentlich multifaktorielle wie metagnostische Beweisführung via Horoskopen Verstorbener kann entsprechend auch keine Statistikkriterien erfüllen, wie der Autor glaubt, der Michel Gauquelins Arbeiten erwähnt. Doch dieser arbeitete maximal trifaktoriell.

Die anziehende Einfühlsamkeit und vielschichtige Nachdenklichkeit des spürbar beseelten Autors korrespondiert nicht recht mit seinen methodisch-statistischen Ansprüchen, und Letztere dominieren zu sehr. Und so wunderbar Gleichmann zum Beispiel die Schicksalsvernetzungen über Generationen hinweg und damit die Nichtlinearität der Zeit zeigt und formuliert, bleibt der ganze Band schliesslich doch mehr ein Torso zwischen dem Bemühen um statistische Absicherung und spirituell-philosophischer Tiefe wie reicher Astrologieerfahrung, was ich schade finde.

–Andreas Schmitt