Astrologie Heute Nr. 161 (Februar 2013)
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Astrologie Heute Nr. 161
Februar 2013

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 161 bestellen
Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 

Ursachenforschung
 
von Barbara Egert
 

 

«Sie haben eine CMD», sagt der Zahnarzt und strahlt mich an, weil er endlich die Ursache meiner Beschwerden gefunden hat. «Aha», sage ich und freue mich mit ihm. «Aber, was ist das denn?» – «Eine cranio-mandibuläre Dysfunktion.» So, so … hört sich interessant an, aber ich weiss immer noch nicht, warum ich Kopfschmerzen habe, meine roten Augen tränen und Schwellungen mich jeden Morgen beim ersten Blick in den Spiegel fragen lassen: Wer bist du denn? Der Augenarzt diagnostiziert eine Bindehautentzündung, der Hautarzt meint: «Sie haben eine Allergie.» Nur der Halsnasenohrenarzt ist sich sicher, dass ich mit meinen Beschwerden nicht in seinen Bereich falle. Der zweite HNO ist da ganz anderer Meinung und schlägt Untersuchungen vor, die zumindest ihn bereichern, da die keine Kasse zahlt. Die Physiotherapeutin sagt, dass ich mein Immunsystem stärken müsse, alles, aber auch alles rühre daher.

Mein Heilpraktiker sinniert, dass solche Beschwerden eben doch oftmals psychische Ursachen haben. Doch so leicht lasse ich mich nicht auf die Psychoschiene abschieben. Die dient den meisten nur als Rechtfertigung dafür, dass sie mit ihrem Latein am Ende sind. Mein Heilpraktiker ist ein Hochsensibler, und ich habe ihm mal verklickert, dass Hochsensible ganz schön zickig sein können. Projiziert er das nun etwa auf mich? Oder sind wir etwa beide zickig? Neptun lässt grüssen …

Zicke hin, Zicke her – was ist die Ursache meines Dilemmas? Wozu bin ich denn Astrologin, wenn sich die nicht in den Sternen finden liesse, und jene sollten nun ihr Machtwort sprechen: Der transitierende Neptun stand gerade stationär in der Halbsumme von Sonne und AC. Das soll alles sein!? Und ausserdem ist Neptun schon wieder weitergewandert, doch die Beschwerden sind immer noch da. Statt Ursachenfindung folgt nun auf Anraten der Therapeutin Symptombekämpfung: Ich rolle ein hartes gekühltes Ei (natürlich mit Schale) über mein Gesicht, schlage Eiweiss auf, bis ich einen Messerschnitt darin sehe, und gebe es auf mein Gesicht («schön hart werden lassen»). Ich weiss nicht so recht, irgendwas stimmt nicht – mit den Heilkundigen oder mit mir. Apropos Ursache: Wenn ich einen Schnupfen habe und mir jemand sagt, dass ich eben die Nase von diesem oder jenem voll habe und besser auf mich aufpassen solle, werde ich sauer – und das schlägt mir gleich auf den Magen, ein kausaler Teufelskreis. Letztens umarmte mich eine liebevolle Freundin mit Mond in Fische und ihrem Schnupfen. Sie ist schuld und nicht meine psychosomatische Disposition.

Zurück zur CMD und der zweimonatigen Ursachenforschung mit immer noch diffusen Erscheinungen. Ich bin’s leid und greife mir noch mal die Ephemeriden. Wenn Neptun beteiligt ist, muss man mit Fehldiagnosen rechnen, von Seiten der Ärzte – oder von mir? Aber dann, beim Surfen durch das Internet und diverse Astroseiten, habe ich die Erleuchtung! Mir fehlen drei Backenzähne, die der Zahnarzt nicht ersetzt hat (also eigentlich ist er ja der Verursacher), und nun spielen meine Muskeln, Gelenke, Nervus Trigeminus und Lacrimalis etc. etc. alle verrückt. Dental-astrologisch handelt es sich um den vierten Quadranten des Gebisses, und da, wo Saturn, Neptun und Pluto als Mahlzähne ihr Werk tun sollten, ist ein gähnendes Loch! Und das linksseitig-weiblich! So müssen die Mahler des rechten Unterkiefers, die männlichen, die ganze Arbeit tun. Der Zahn Nummer sechs ist Saturn, Nummer sieben ist Neptun und Nummer acht ist Pluto. Ich entsinne mich des schrecklichen Nachmittags, als Pluto gezogen werden sollte. Er verkrallte sich in meinen Unterkiefer, und nach zweieinhalb Stunden waren Arzt und Patientin am Ende und Pluto endlich entwurzelt.

Die Extraktion der dentalen Saturn und Neptun war dann unauffällig. Aber – weg ist weg! Und dabei brauche ich die doch: Nummer sechs, um in der Realität bestehen zu können, konkrete Wege zu gehen und ausreichend Rückgrat zu beweisen. Nummer sieben schenkt mir Träume, Horizonterweiterung und Spiritualität. Und Nummer acht mit ihren archaischen Kräften? Ich fühle mich der Welt ausgeliefert ohne die plutonischen Energien … Wie konnte ich nur über diese Trias schimpfen – ohne sie bin ich verloren. Ich starre traurig auf mein Horoskop: Dort stehen die Drei zwar noch, aber nur als leere Hülsen.

Am liebsten würde der Zahnarzt meine abhanden gekommenen Mahlzähne durch Implantate ersetzen, dann würde alles wieder gut! Also werden Saturn, Neptun und Pluto in neuem Gewand in meinen Mund gepflanzt. Endlich macht das Leben wieder Sinn, ich habe nicht nur die Ursache gefunden, sondern bekomme obendrein noch drei neue Zähne. Ich frohlocke: Wenn mir Saturn, Neptun und Pluto nicht mehr gewogen sind, lasse ich sie einfach wieder rausschrauben. Und wer hat mich über diese schreckliche Zeit ohne die Nummern sechs, sieben und acht gerettet? – Meine Eckzähne. Die brauchte ich nämlich, denn «es gehört zu den vielen Merkwürdigkeiten des Lebens, dass der Mensch immer bissiger wird, je weniger Zähne er hat».

 


 
Barbara Egert,
geprüfte Astrologin DAV; jahrzehntelange Astrologieerfahrung; astrologische Beratungen und Kurse in Berlin; diverse Fachpublikationen; Autorin von Galiastro-Texten; Bücher: «Hochsensibilität im Horoskop» (2012), «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Barbara Egert)