Die geistig-seelische Entwicklung des Menschen
In diesem dritten Teil fokussieren wir uns nun auf die geistig-seelische Entwicklung, welche sowohl beim Individuum als auch beim Kollektiv ähnlichen Gesetzen folgt. Ein griffiges Modell dazu bietet das Bewusstseinsmodell der sieben Chakren aus dem Yoga. Diese sieben inneren Motivationsebenen ermöglichen eine spannende Perspektive über unsere geistig-seelische Reifung. In der Transpersonalen Psychologie sind die Chakren und andere verwandte Systeme [1] besonders in Gebrauch, um verschiedene «Seelenlandschaften» und Erfahrungen auf dem spirituellen Weg zu kartografieren. Die abenteuerliche Erfolgsgeschichte des Homo sapiens bietet, wie ich meine, wunderbaren Stoff, um die kollektive Aufwärtsentwicklung auf den Stufen der Chakren zu illustrieren. Diese führt von archaischen Existenzebenen – durchdrungen von triebhaften Impulsen – in Richtung «Menschlichkeit» und emotionaler Intelligenz. Doch zuerst eine kurze Auffrischung dessen, was in puncto Zodiak, Archetypen und Evolution in ASTROLOGIE HEUTE Nr. 161 und Nr. 162 beschrieben wurde.
Evolution, Selektion und der Neptun/Pluto-Zyklus
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Übersicht «Der Metazyklus»
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Wie aus nebenstehender Abbildung «Der Metazyklus» ersichtlich ist (und ausführlich in ASTROLOGIE HEUTE Nr. 161 und Nr. 162 erläutert wurde), gliedert sich der Werdegang des Homo sapiens in drei sogenannte Äone. Diese werden jeweils mit einer über 5000 Jahre währenden Phase, in der elf Neptun/Pluto-Konjunktionszyklen im gleichen Tierkreiszeichen stattfinden, eingeläutet. Durch diese starke Fokussierung wird dieses Tierkreiszeichen zum nachhaltigen, archetypischen Leitbild des gesamten 80’000 Jahre währenden Äons. Genügend Zeit, um im Rahmen der Evolutionsgesetze besonders auf der Ebene der natürlichen Auslese im Darwinschen Sinne («der Fittere pflanzt sich fort») zu wirken.So war es offensichtlich im Laufe der Geschichte des Homo sapiens von entscheidendem evolutionärem Vorteil, nachfolgende «Baustellen» zu eröffnen, in denen folgende Errungenschaften entwickelt wurden:
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Neue Skelettelemente und veränderte Körperfunktionen (Leitbild des Äons: Steinbock).
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Neue neuronale Netze, verbesserte geistige Fähigkeiten, grössere Stammesverbände und deren Vernetzungen (Leitbild des Äons: Wassermann).
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Grosse Anpassungsfähigkeit, Einfühlungsvermögen und soziale Intelligenz (Leitbild des Äons: Fische).
Die natürliche Selektion steht also mit den (nachhaltigsten Archetypen der) Neptun/Pluto-Konjunktionszyklen in Beziehung.
Neben Darwins «survival of the fittest» – seinem Gesetz der natürlichen Selektion – gibt es aber noch einen zweiten, oft übersehenen Teil seiner These: die sogenannte «sexuelle Selektion». In dieser spielt die Frau eine zentrale Rolle. Dieser zweite, schnelllebigere Aspekt der Evolutionstheorie unterliegt, wie wir gleich noch sehen werden, dem Einfluss der Neptun/Pluto-Oppositionszyklen.
Die aktive sexuelle Auswahl – feminine Vorlieben bei der Partnerwahl – gibt den Frauen einen entscheidenden Einfluss auf tendenziell vererbbare körperliche und geistige Eigenschaften. Ihre Kinder sind fortan mit den bevorzugten Eigenschaften ausgestattet. 1930 – synchron zur Entdeckung Plutos – formulierte der Statistiker und Querdenker R. A. Fisher seine «runaway prozess»-These: Er erkannte, dass nicht nur bevorzugte Eigenschaften vererbt werden, sondern auch die weiblichen Vorlieben für dieselbigen. Es entsteht also eine Feedback-Schlaufe zwischen dem Gusto für beliebte Eigenschaften und deren realer Manifestation in der nächsten Generation, indem die Töchter sich potenziell von der selben Eigenschaft angezogen fühlen wie ihre Mütter. Durch diesen sogenannten Runaway-Effekt können sich schon im Zeitraum von 40 Generationen – also nur zwei Neptun/Pluto-Zyklen – kleinere genetische Veränderungen, die etwa Gesichtszüge, Haut, Haare oder Charaktereigenschaften betreffen, exponentiell gewaltig steigern.
Die Natur scheint über die schnelllebige, spielerische sexuelle Selektion ihr Experimentallabor zu betreiben (welches meist die Männchen mit den tollsten Schmuckstücken ausstattet). Manchmal entstehen durch diese Launen der Venus aber auch Vorteile auf der Überlebensebene der Spezies, die dann langfristig zu bleibenden Eigenschaften werden.
In diesem Sinne spiegeln die Neptun-Leitbilder der Äonen [2] die sich durchsetzenden, langfristig attraktiven Eigenschaften wider, die Achtung und Beliebtheit in der Gruppe vermittelten (sozio-kulturelle Evolution) und besonders bei Frauen gut ankamen (sexuelle Selektion).
Dies waren im kardinalen Äon: weiche Mond/Krebs-Eigenschaften wie gefühlvoller Umgang miteinander, erweiterte Sensualität, Fürsorge, Geborgenheit – bezeichnenderweise allesamt Eigenschaften, die andere Primatenweibchen bei ihren Männchen unattraktiv finden! – und allgemeinere Qualitäten wie Beschützerrollen und die Treue der erweiterten Grossfamilie und der Frau gegenüber.
Auf der nächsten Stufe, im fixen Äon, standen vom Sonne/Löwe-Prinzip geprägte Qualitäten wie Charisma, Ehrlichkeit, Souveränität, Humor, Spiel, Spass und Flirt hoch im Kurs.
Seit fast 60’000 Jahren fördert der Zeitgeist nunmehr den alltagstauglichen, praktischen Merkur/Jungfrau-Archetyp. Die ideale Ausstattung für einen Menschenschlag, der auf seinen Pionierreisen durch permanent wechselnde, oft extreme Klima- und Umweltbedingungen intelligent reagiert und ganz aussergewöhnliche Anpassungsleistungen vollbringen muss. Achtung erwarb sich – damals wie heute – jemand, der durch korrekte Analyse, umsichtiges Planen, Schläue und Sachkompetenz – besonders im Dienste seines Kollektivs – auffiel. Dazu gehören der findige Tüftler oder der Vermittler praktischen Wissens ebenso wie der Heilkundige oder der altruistische Dienstleister.
Die drei Archetypen Krebs, Löwe und Jungfrau und deren durch Sozialisation in der Kindheit erworbenen Eigenschaften, Fähigkeiten und Wesensanteile bilden seitdem die einzigartige emotionale Basis, das universelle Grundrepertoire des Homo sapiens. Sie sind mittlerweile genetisch zutiefst in unserer Spezies verankert.
Pluto und die Geschichte der sexuellen Selektion
Die Geschichte der sexuellen Selektion scheint eng mit Pluto verbunden zu sein. Als sich Pluto auf dem sonnenfernsten Teil seiner Bahn befand, wurde dieses Naturgesetz von Darwin entdeckt. Doch die damalige, von viktorianischen Moralvorstellungen durchdrungene, männergeprägte Welt der Wissenschaften weigerte sich vehement, der Frau an sich eine solch bedeutende Rolle in der Evolution zuzusprechen. Darwins These geriet in Vergessenheit. Erst nach mehr als 50 Jahren wurde sie 1930 – synchron zur Entdeckung von Pluto – von R. A. Fischer massgeblich erweitert, erneut aufs heftigste attackiert und … wieder eingemottet. Keine andere massgebliche wissenschaftliche These der Moderne ist so lange missinterpretiert und verdammt worden.
Erst Anfang der 1980er-Jahre – Pluto ist nun am sonnennächsten Punkt seines Orbits innerhalb der Neptun-Bahn angekommen – erscheinen endlich einige von Plutos Schätzen im rechten Lichte. Die sexuelle Selektion avanciert innerhalb weniger Jahre zum spannendsten Forschungsthema unter Evolutionsbiologen. Heute ist sie fester Bestandteil aller Evolutionsmodelle.
Evolution und die Chakren
Lassen sie uns nun vom Blickwinkel des Chakren-Modells aus auf die inneren Erfahrungshorizonte des Menschen schauen:
Jeder Planet, jeder Archetyp besitzt seine verschiedenen Ebenen der Manifestation. Von der negativsten, blockiertesten und schattenhaftesten Stufe bis hin zum positivsten, kreativsten und durchlässigsten Zustand gibt es ein weites Spektrum von Ausdrucks- und Manifestationsmöglichkeiten.
Ein griffiges Modell, um diese zu umschreiben, bieten die indischen Chakren. Als Chakren (fig. Energie-Räder) werden gängigerweise sieben Energiezentren im Körper benannt, die aufs engste mit ihren dazugehörigen Bewusstseinszuständen verbunden sind. Diese geistig-emotionalen Entwicklungsstufen sind wiederum aus den grundlegenden Motivationen und Glaubenssätzen dem Leben gegenüber entstanden. Sie färben unsere persönliche Wahrnehmung der Welt und sind zutiefst subjektiv. Die Chakren-Ebene eines Planeten ist sozusagen die dritte Dimension des Geburtshoroskops und ist rein aus der Horoskopzeichnung – auf zweidimensionalem Papier erstellt – nicht ersichtlich. Im Prinzip könnte sich jeder Planet durch jedes Chakra manifestieren. In der Praxis jedoch oszilliert (schwingt) ein jeder unserer Planeten nur zwischen wenigen Chakren hin und her. Mit gewissen Planeten sind wir oft nur auf ein oder zwei bestimmte Energiezentren fixiert, das heisst, wir benutzen sie immer wieder aus denselben Motivationen/Beweggründen heraus. [3]
Die Chakren bauen aufeinander auf. In dieser hierarchischen Struktur der Bedürfnisse bilden die unteren Stufen das tragende Fundament für die luziden oberen Etagen unseres Bewusstseins. In unserem Alltag spielen nur die Chakren zwei, drei und vier eine Rolle. Nur in Ausnahmesituationen befinden wir uns im ersten oder im fünften Chakra.
Bei den Chakren geht es um Folgendes:
1. Chakra
Überleben, Existenzsicherung, emotionale Sicherheit und Abhängigkeiten. «Hau drauf»- oder «Hau ab»-Reflexe, der «Ernst des Lebens». Die Welt «wimmelt» von Widersachern und Feinden. Hoher Adrenalinausstoss/Blutdruck.
2. Chakra
Genuss-, Lust- und Bedürfnisbefriedigung und die Sicherung von deren Quellen. Sexualität, gutes Essen, sich am Besitz schöner Dinge erfreuen. Tendenz, sich «zu viel des Guten» zuzuführen. «Mehr haben». Man erzeugt (unbewusst) unentwegt Abhängigkeiten.
3. Chakra
Stärke, Unabhängigkeit erlangen und demonstrieren, sozialer Wettbewerb, Status. Eigene Kraft im Kontakt erleben, Spass am Wettkampf. Willen durchsetzen. Wahlfreiheit erlangen.
4. Chakra
Herzöffnung, Empathie, Sympathie. Transzendenz unserer Bewertungskriterien anderen Menschen gegenüber. Die Menschen – inklusive sich selbst – so nehmen, wie sie sind. Befindlichkeiten, Schönheitsmerkmale, soziale Herkunft, Rasse, Sternzeichen und Kontostand werden unwichtig.
5. Chakra
Verbindung mit dem Numinosen, dem Göttlichen. Sinnfindung. Steht uneigennützig im Dienste einer höheren Sache. Durchweg positive Grundeinstellung allem Leben und sich selbst gegenüber. Teilt viel und gerne. Leben in Fülle. Fühlt sich überall aufgehoben. Sieht die grundlegenden Naturgesetze und Archetypen alle Ebenen des Lebens durchdringen.
6. und 7. Chakra
Transzendenz – sowohl jeglicher Dualität als auch Bindungen aller Art. Auflösung aller Selbstbilder. Einheit mit allem Sein.
Unsere tief im Körper verankerten biologischen Gegebenheiten sind zu unserem Schutz (Existenzerhaltung) so angelegt, dass natürlicherweise die unteren Chakren die oberen Chakren dominieren bzw. überlagern. Ohne tiefgreifende Arbeit an sich selbst lässt sich diese automatische Grundeinstellung nicht modifizieren. In neuen Situationen, welche die Bereiche der unteren (ersten) drei Chakren betreffen, trifft unser sogenanntes «Reptilienhirn» in Eigenregie seine (autonomen) Entscheidungen. Diese werden unserem Bewusstsein erst etwas später – aber um eine knappe Sekunde rückdatiert! – präsentiert. Hirn und Körper sind dann schon mit biochemischen Stoffen geflutet und reflexartige Reaktionen oder Handlungen eingeleitet worden. Trotzdem hat unser Ego das Gefühl, selber am Steuer zu sitzen und die Handlung initiiert zu haben.
Obwohl dieses Chakren-Modell für Individuen entwickelt worden ist, lässt es sich auch ziemlich gut auf ein Kollektiv übertragen. Es beschreibt dann die Absichten und Beweggründe, welche eine Menschengruppe und ihre Gruppendynamik von innen heraus motiviert. Ja, in groben Zügen lässt sich damit auch die Entwicklung des Homo sapiens vom anfangs noch fast komplett instinktgesteuerten Wesen bis hin zum postmateriellen, mit emotionaler Intelligenz beseelten Weltbürger skizzieren.
Auch ein Kollektiv hat seine Wahrnehmungsorgane. Diese sind durch innere, kollektive Beweggründe – genau wie beim einzelnen Menschen auch – sehr subjektiv gefärbt. Die Wertmassstäbe einer Gruppe färben oder verzerren auch hier die Wahrnehmung der Welt, wie wir heutzutage im Wirken unterschiedlichster Kräfte in der Medienlandschaft unschwer erkennen können.
Dass die Menschheit in ihrer Gesamtheit sich zu einem gegebenen Zeitpunkt nicht auf der gleichen Entwicklungsstufe befindet, versteht sich von selbst. Im Laufe der letzten 200’000 Jahre haben immer wieder einzelne Menschengruppen grosse Fortschritte gemacht, während andere nicht vom Fleck kamen. Wiederum andere haben sogar – in der Isolation einer Insel beispielsweise – vorher erworbene Fortschritte wieder verloren. So können selbst in unserer Zeit extreme äussere Einflüsse wie Klimaschwankungen, Naturkatastrophen oder Kriege temporär krasse Rückschritte bewirken. Aus der grossen Perspektive betrachtet, ist jedoch eine stetige Weiterentwicklung zu beobachten.
Die Evolutionsschritte, wie sie in der obigen Abbildung «Der Metazyklus» beschrieben sind, haben sich meist erst in den letzten 20’000 Jahren eines Äons in voller Blüte entfaltet. In unserem gegenwärtigen veränderlichen Äon haben wir dieses letzte Viertel – ausgehend von der Renaissance im 15. Jahrhundert – gerade erst angetreten. Aus diesem weiten Blickwinkel betrachtet, mögen wir in den Industrienationen (der sogenannten ersten Welt) aufgrund der Bündelung von Bildung, Reichtum und Macht temporär noch etwas weiter sein als beispielsweise unsere ärmeren Geschwister in Afrika. Aber über so grosse Zeiträume wie bei unserem Thema gesehen könnte sich dies sehr schnell ändern.