Begegnung mit dem Tod
Claude Weiss im Gespräch mit dem Fotografen und Astrologen Walter Schels
Walter Schels ist einer der profiliertesten Porträtfotografen der Gegenwart. Unvergessen sind seine Aufnahmen von berühmten Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte. Er versteht es wie kein anderer, das Hintergründige und Vielschichtige eines Menschen im Bild zu erfassen. Diesen Porträtfotografen, der zugleich Astrologe ist, interessieren aber vor allem Grenzsituationen der menschlichen Existenz: Geburt und Tod. So hat Walter Schels in einem Bildband Gesichter und Hände von Neugeborenen publiziert und dabei gezeigt, dass wenige Minuten nach der Geburt das Gesicht eines Babys wie bereits von seinem späteren Leben gezeichnet scheint. Besonders eindrucksvoll sind auch die Hände des Neugeborenen, die aussehen wie die eines alten Menschen – ein Phänomen, das sich kurz nach der Geburt zurückbildet. Walter Schels hat auch die spätere Entwicklung der von ihm fotografierten Kinder verfolgt und sie mit dem Horoskop in Verbindung gebracht.
Nach seiner intensiven Beschäftigung mit dem Geburtsprozess, dieser einen Schnittstelle zwischen noch nicht sichtbarer und bereits manifest gewordener Existenz, befasste sich Walter Schels bis vor kurzem mit einem anderen Übergang, dieses Mal vom sichtbaren zum unsichtbaren Leben: dem Tod. So trägt sein neuester Fotoband – zu dem seine Partnerin, «Spiegel»-Redakteurin Beate Lakotta, die Texte verfasst hat – den Titel «Noch mal leben vor dem Tod. Wenn Menschen sterben» (DVA, 2004).
Claude Weiss hat mit Walter Schels über dessen Projekt, Sterbende vor und nach ihrem Tod zu fotografieren, gesprochen, über die Beweggründe und die gemachten Erfahrungen des Fotografen, bei dem in dieser Zeit der progressive Aszendent den unaspektierten Radix-Pluto am IC erreicht hat.