Astrologie Heute Nr. 165 (Oktober 2013) - Editorial
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Astrologie Heute Nr. 165
Oktober 2013

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 E  D  I  T  O  R  I  A  L  

 

 

Armando Bertozzi

Venus und Mars, das Gegensatzpaar mit erotischer Anziehung, mythologisches Vorbild für menschliches Balzverhalten und duale Erfüllung, sie sind zwei sich Liebende. Das mythische Paar begegnet uns (hoffentlich) immer wieder im Leben und initiiert und inspiriert unser eigenes Liebesvermögen. Auf jeden Fall begegnet es uns mehrmals in diesem Heft, in unterschiedlicher Form. So verschieden sie sind, gehören Venus und Mars doch zusammen. Das Differente dieser beiden vielfältigen Archetypen [S. 44 ff.] zeigt sich etwa in ihrer Zuordnung zu Krieg (Mars) und Frieden (Venus). Gegensätze ziehen sich an, so die Losung hier. Ihre Unterschiedlichkeit am anderen reibend, stossen sie sich weg, um sich dann wieder in die Arme zu fallen. Vielfach beobachtet im Kampf der Geschlechter, der – so erzählt die Geschichte – seit Urzeiten tobt. Die Astrologie lehrt uns, dass wir alle alle Urkräfte in uns haben, die Frau also die männlichen Mars-Kräfte und der Mann die weiblichen Venus-Kräfte. Der Kampf tobt somit auch in uns. Wie so vieles andere, zeigen sich das Männliche und das Weibliche infolge der Verbiegungen, die Erziehung und Identifikation mit der Gesellschaft bei uns bewirken, oft in verzerrter Form. Der vielbesprochene Kampf zwischen Frauen und Männern, Venus und Mars, überall auf der Welt ist in eine neue Phase getreten, wie gesellschaftliche Veränderungen aufzeigen. Die alte Männerherrschaft ist, wenn auch noch zu weit verbreitet, in vielen Gesellschaften am bröckeln. Das Vakuum, das dadurch vielerorten entsteht, muss mit Neuem gefüllt werden. [S. 12 f.]

Auch der Mythos von Psyche und Eros beschreibt ein Liebespaar, das um sich kämpfen muss und erst durch Prüfungen und Erkennen des jeweils anderen zusammenkommt. [S. 29 ff.] Aus der Verbindung von Venus und Mars entstehen Liebe und Leidenschaft. Ein Thema, das Film, Literatur, Medien, Kunst und Klatschspalten angesichts materieller Sattheit beherrscht. Psyche, ein Schmetterling, Amor, der Gott des Sichverliebens, scheitern anfangs und bereuen dann tief. Erst die Reue macht die Liebe bewusst. Sie zeigt an, dass das Gegenüber erkannt wurde, die Projektionen abgefallen sind. Damit sind wir bei der himmlischen Liebe, über die nicht geschrieben und getratscht werden muss, da sie keine Gegensätze kennt.

Die Eroberung (Mars) der Liebe (Venus) ist im Internetzeitalter vom Liegesofa aus zu bewerkstelligen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, und so wird der Mythos immer wieder neu geschrieben. Manchmal klappt es ja auch, und aus der elektronischen Verbindung wird eine konkrete, alltagstaugliche. Oft klappt es nicht, und die Enttäuschung ist gross. [S. 18 ff.] Wäre man doch nur auf dem Sofa liegengeblieben! Es hätte wunderbar bleiben können. Doch auch Psyche musste ihrem geliebten Amor zuerst bei Licht ins Antlitz schauen, um ihn dadurch zu verlieren und dann bei sich selber nach dem Liebesvermögen, dem wahren Schatz, zu suchen. Nicht Geliebtwerden, so der Mythos, ist das Problem, sondern lieben zu können.

Armando Bertozzi
Redaktor

  


Armando Bertozzi, von 1976 bis 1981 Kurse in Astrologie, Alchemie und Kabbala; 1980 bis 1988 Redaktor und Mitherausgeber von «Essentia – Zeitschrift für evolutionäre Ideen»; seit 1989 Chefredaktor von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Armando Bertozzi)