Astrologie Heute Nr. 165 (Oktober 2013)
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Astrologie Heute Nr. 165
Oktober 2013

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 165 bestellen

 

Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 

Ab in die Schublade …!
 
von Barbara Egert
 


 

Alle Fische-Frauen sind Heulsusen. Basta! Ich frage nach, wieso Susi plötzlich so allergisch auf die reagiert. Sie verweist grimmig auf die soeben in ihr Leben getretene Schwiegermutter und steckt nun alle Frauen mit Sonne in Fische in eine Schublade, auf der «Fische = Heulsusen» steht. Aber es gibt doch auch sehr spirituelle Fische, oder? Ja klar, bei so viel Geheule gibt’s nur zwei Möglichkeiten: Spiritus oder Spiritualität. Schublade zu!

Wer sich schon etwas mit den Planeten auskennt, der speichert die entsprechenden Eigenschaften dann stolz in einer differenzierteren Schublade. Merkur/Neptun spinnt und lügt! – Ach was, sie spinnen ihre Märchenfäden, und die weiblichen Spinnerinnen lügen nicht, wie man ihnen immer unterstellt, sondern sie erfinden die Wahrheit einfach neu. Und überhaupt: Es geht doch nicht darum, ob alles stimmt, denn keiner will sich seine schöne Geschichte durch die Realität kaputtmachen lassen.

Manchem stehen schon die Haare zu Berge oder ihm gefriert das Blut in den Adern, wenn man nur schon das Wort «Skorpion» ausspricht, schlimmer noch, wenn er einem begegnet: «Hast du die Augen von dem gesehen? Die tragen alle (!) Sonnenbrillen, damit man nicht gleich das glitzernde Böse in den unheimlichen Augen erkennt. Bloss weg hier!» Wie viele Skorpione kennst du denn ein bisschen besser? Na, einen, und der reicht mir lebenslänglich. Langsam tun mir die armen Skorpione Leid. Vielleicht sollte man bei dieser Spezies «in dubio pro reo» gelten lassen. Talleyrand, ein weitsichtiger Wassermann, sagte: «Es ist nicht sehr menschenfreundlich, wenn man von einem Gegner das Schlimmste erwartet, aber es ist selten falsch.» Damit könnte er sehr wohl die Plutonier gemeint haben. Ganz nebenbei: Wir alle haben ja Pluto im Horoskop und vielleicht sogar im harten Aspekt zu unseren Achsen und unserer Sonne. Ob da nicht der eigene Schatten seine Hand im Spiel hat, wenn wir sie so diskriminieren?

Alle (!) Steinböcke sind nach den Skorpionen die schlimmsten, sie sind stur, rational und geizig, gefolgt von den Jungfrauen, die immer nur nörgeln, perfektionistisch und hypochondrisch sind. Wenn wir den schubladisierten Sternzeichen mit diesen Vorurteilen begegnen, dann sollte es uns nicht wundern, wenn sie sich genau so verhalten. Alle Frauen sind Lästermäuler, egal mit welchem Sternzeichen sie geboren wurden. All die bösen Männer sollten eins bedenken: Alle (!) Frauen sind eigentlich Engel, nur wenn man ihnen die Flügel bricht, fliegen sie auf einem Besen weiter (besonders die ordentlichen Jungfrauen …).

Ich habe gelesen, dass Vorurteile nichts mit der Realität zu tun hätten, sie seien ein Wahrnehmungsfehler. Na, na – ich zähle inzwischen an die 20 Personen mit einem Merkur/Saturn-Aspekt zu meinem Bekanntenkreis, und die sind alle mehr oder weniger gründlich, detailbesessen, grüblerisch und mit einem mentalen Schneckentempo gesegnet etc. Da haben wir’s: Alle (!) Astrologen haben eben keine Vorurteile, sondern prädestinieren sich durch ihre hohe Deutungskunst und Intuition. So, so …?!

Zurück zu den Schubladen: Ich begegne einer Bekannten, der es sehr schlecht geht. Ich höre ihr zu und versuche zu helfen. Sie sagt voller Emphase: Ich wusste gleich, dass du eine doppelte Waage bist, die sind ja alle sooo lieb und ausgeglichen. Schublade zu, auf der steht nun «Waage = lieb und ausgeglichen». Aber hallo, Waagen sind nicht ausgeglichen, sondern ausgleichend, und überhaupt, ich will nicht in die Schublade «lieb» gesteckt werden! Ich deute ihr gegenüber zwar an, dass sie meinen Mars nicht kenne, aber zu spät: Schublade geschlossen. Anderntags bin ich nicht so guter Stimmung und treffe auf jemanden, der mich nervt. Merkur und Mars lassen sich nichts gefallen und reagieren etwas schroff. Reaktion: Ich wusste ja gleich, dass die Waagen immer nur so nett tun, eigentlich sind sie nämlich fies. Schublade auf und zugeknallt: «Waage = lieb und fies».

Und was sagt man zu jemandem mit Sonne und weiteren drei persönlichen Planeten im Stier?
Klar, derjenige hängt an seinem Besitz und Eigentum, ist absichernd und besonnen, vorsichtig und bewahrend, wäre da nicht Uranus in enger Konjunktion zur Sonne, der ihn zu heiklen Transaktionen verleitet. Jürgen investierte in argentinische Aktien und verlor, die Pleite von Detroit war auch seine Pleite, und der erzwungene Rückzug aus einem der Steuerparadiese wird seinen Besitz weiter reduzieren. Es gibt eben auch Schubladen, die klemmen und auf der neben Vorsicht und Bewahren auch «im letzten Hemd ist keine Tasche» steht.

Ob wir alle nun lieb, fies, abgründig, streitbar, aggressiv, Astrologen oder Spinner und, und … sind, es gibt eine schöne indianische Weisheit: «Bevor du urteilen willst über mich oder mein Leben, ziehe meine Schuhe an und laufe meinen Weg, durchlaufe die Strassen, Berge und Täler, fühle die Trauer, erlebe den Schmerz und die Freuden ... und erst dann kannst du urteilen.» Wie wahr!


Barbara Egert, geprüfte Astrologin DAV; jahrzehntelange Astrologieerfahrung; astrologische Beratungen und Kurse in Berlin; diverse Fachpublikationen; Autorin von Galiastro-Texten; Bücher: «Hochsensibilität im Horoskop» (2012), «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Barbara Egert)