Astrologie Heute - Themen der Zeit

 

Machtspiele und Erpressungsversuche unter der Kardinalen Klimax

von Claude Weiss

3. Oktober 2013

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Fig. 1
Vertrauensabstimmung Rom
2. 10. 2013, 14:45 LT, 12:45 GT
Rom, I (12E29, 41N54)
Koch

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Fig. 2
Silvio Berlusconi
29. 9. 1936, 6:30 LT, 5:30 GT
Milano, I (9E12, 45N28)
Koch

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Fig. 3
Italien
2. 7. 1871, 12:30 LT, 11:40 GT
Rom,
I (12E29, 41N54)
Koch

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Fig. 4
USA Lynes
4. 7. 1776, 16:47 LT, 21:47:40 GT

Philadelphia, USA (75W10, 39N57)
Koch

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Fig. 5
Neumond Washington
4. 10. 2013, 20:34:31 LT, 0:34:31
GT (5.10.)
Washington, USA (77W02, 38N53)
Koch


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Fig. 6
Neumond Rom
5. 10. 2013, 2:34:31 LT, 0:34:31 GT
Rom, I
(12E29, 41N54)
Koch

Wie der Economist in seiner Online-Ausgabe vom 2. Oktober 2013 im Zusammenhang mit den Krisen in Amerika und Italien schreibt, ist es nicht gerade häufig, dass Italien das Beispiel eines demokratischen Rollenmodells abgibt. Umso bemerkenswerter ist die Vertrauensabstimmung vom Mittwoch, 2. Oktober in Rom (Fig. 1), mit welcher 235 Senatoren Ministerpräsident Enrico Letta das Vertrauen aussprechen. Die Zahl der Nein-Stimmen beträgt 70. Bei 305 anwesenden Senatoren hätten Letta bereits 153 Stimmen gereicht.

 

Staatskrisen in Italien und den USA

Noch am 30. September betitelte der Spiegel einen Artikel zur Staatskrise in Italien mit „Die Geiselnehmer“. Die Rede war dabei von Silvio Berlusconi: „Er hat Italien 20 Jahre Stillstand gebracht, jetzt führt er das Land und damit Europa in die Katastrophe: Gelingt es Silvio Berlusconi, in dieser Woche die Regierung zu stürzen, gewinnt sein blanker Zynismus. Neuwahlen könnte er damit sogar gewinnen.“

Dies ist zum Glück Vergangenheit, denn es ist ihm nicht gelungen, seine Partei auf Kurs zu bringen. Sein Zögling, Vizeministerpräsident Angelo Alfano, hat ihm nicht Folge geleistet und so viele Senatoren der an der Regierung beteiligten Berlusconi-Partei „Volk der Freiheit“ (PdL) auf seine Seite gebracht, dass Berlusconi, um einer Spaltung seiner Partei zuvorzukommen, einlenken musste. Damit scheint die eine der grossen politischen Krisen, die die westliche Welt betreffen und nicht nur Italien, sondern auch Europa in arge Nöte hätte bringen können, vorerst abgewendet und die Hoffnung ist berechtigt, dass sich Italien wieder als gültiges Mitglied der europäischen Union qualifizieren könnte. Dies erscheint umso wichtiger, als das Land vielleicht bereits im nächsten Jahr auf eine Schuldenquote von 140% des BIP zusteuert, ein Rekordwert, der in Europa nur von Griechenland und weltweit von Japan überboten wird.

Im zweiten Krisenherd, die USA, steht der Zank zwischen den rivalisierenden Parteien seit dem 1. Oktober allerdings immer noch auf dem Höhepunkt, indem die Republikaner der Regierung die Mittel für das Funktionieren der ordentlichen Staatsgeschäfte nach wie vor verweigern in der Hoffnung, auf diese Weise die Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung („Obama-Care“) zu vereiteln. Versuchte in Italien ein Einzelner – notabene ein vorbestrafter Wirtschaftskrimineller – dem der Ausschluss aus dem Senat droht, die Regierung zu erspressen, so beklagt in den USA Präsident Barack Obama, dass „eine Fraktion einer Partei in einer Parlamentskammer“ das Land wegen ihrer Ablehnung eines Gesetzes in Geiselhaft nehme und in einen Haushaltsnotstand stürze. „Erpressung“ und „Geiselnahme“ sind harte Bandagen und unübliche Begriffe in der Austragung von Differenzen zwischen verschiedenen Parteien und Gruppen in modernen Demokratien. Aber sie treffen den Kern der Sache aus der Sicht der Betroffenen recht zutreffend. Ist eine derartige Zuspitzung in der Austragung von Machtkonflikten an verschiedenen Orten der Welt aus den astrologischen Konstellationen erkennbar?

Das Horoskop der italienischen Vertrauensabstimmung ist in dieser Hinsicht vielsagend: Die allgemeine Kulisse beinhaltet für die Tage vom 2.-6. Oktober die Auslösung eines zur Zeit vorhandenen Spannungsdreiecks zwischen Uranus, Lilith und Pluto (mit angehängtem Jupiter) durch die laufende Sonne. Am 2. Oktober macht die Sonne ein Quadrat zum Pluto, am 3. eine Opposition zum Uranus und am 6. ein Quadrat zur Lilith. Zu dieser Konstellation gesellt sich am 5. Oktober zusätzlich noch der Mond, der am frühen Morgen in Konjunktion mit der Sonne einen Neumond bildet. Wie lässt sich nun die Spannungsfigur zwischen Uranus im Widder, Lilith/Jupiter in Krebs und Pluto im Steinbock deuten, die in diesen Tagen ausgelöst wird und ansonsten für die Zeit von September-Oktober Gültigkeit hat – flankiert von genauen Uranus/Pluto-Quadraten vom 20. Mai auf 11° und vom 1. November auf 9° Widder/Steinbock und Jupiter-Spannungsaspekten zum Pluto vom 7. August (9°), zum Uranus vom 21. August 2013 (12°) und wieder zum Pluto am 31. Januar 2014 (12°), zum Uranus am 26. Februar (10°) und am 20. April (13°) sowie erneut zum Pluto, ebenfalls am 20. April, worauf dann am 21. April 2014 das nächste Uranus/Pluto-Quadrat auf 13° stattfindet. (In Anbetracht der länger dauernden Präsenz des Jupiter in der Figur, lohnt es sich, auch diesen in die Deutung einzubeziehen).

 

Jupiter und Lilith im Krebszeichen: emotionale Erpressung

Jupiter/Lilith im Krebszeichen signalisiert Gruppen oder Einzelspieler, die sich auf alte Volks- oder familiäre Rechte berufen, um irrationale Forderungen zu stellen. Sie sind in ihrer Argumentation logisch nicht ansprechbar, denn das, was sie vertreten, entspringt einem ganz eigenen „Bauchgefühl“ von richtig oder falsch. In dieser Rolle befindet sich Silvio Berlusconi (Fig. 2), der mit seinem MC auf der Sonne/Jupiter-Konjunktion (9-10° Krebs) Italiens (Fig. 3) sich als Landesvater von „roten Richtern“ verfolgt wähnt und dabei alle Register machtpolitischer und emotionaler Erpressung zieht. So konnte man ihn an seinem kürzlichen 77. Geburtstag erleben, als er vor Rührung über einen Brief seiner Kinder weinte, die ihm ewige Treue versicherten. Der Spiegel dazu: „Und immer, wenn Silvio Berlusconi weint, darf das Land zittern. Vor 20 Jahren hat er sehr viel geweint. Sogar unter der Dusche, wie ein enger Gefolgsmann später erzählte. ‚Sie werden mich fertig machen!’, hat er gegreint. Aber dann hat der zwielichtige Unternehmer alles auf eine Karte gesetzt, und sich, um sein rechtlich wie ökonomisch fragiles Unternehmen zu retten, in die politische Schlacht geworfen. Und gewonnen.“ Es heisst, Berlusconi weine auch jetzt wieder viel. Über die „halbierte Demokratie“ und„er träume davon, wie die Schergen der Justiz ihn in Handschellen abführen, aber das Volk sich auf den Plätzen zusammenrottet, um Widerstand zu leisten.“ (Der Spiegel)

In seinen Albträumen dürfte inzwischen auch Ziehsohn Alfano auftauchen, für den er so viel getan hat und der dennoch als Treuloser zum „Vatermord“ ansetzt – im Einklang mit einer Spannungsfigur zwischen Sonne, Mars und Saturn im Horoskop Italiens (Fig. 3) ein Skriptthema des Landes, dem sich bei ähnlich langer Führungsdauer von gut 20 Jahren wohl auch schon Mussolini ausgesetzt sah, als er 1943 als Ministerpräsident abgesetzt und auf Befehl des italienischen Königs verhaftet wurde, damit Italien mit den Amerikanern einen Waffenstillstand abschliessen konnte.[1]

Wer sich zur Zeit rückwärts gewandt und narzisstisch-sentimental mit dem Krebs-Pol identifiziert, hat es mit den gegenwärtigen Konstellationen nicht leicht. Jupiter in Konjunktion mit Lilith kann den klaren Blick trüben und dazu geneigt machen, die eigenen Absichten zu idealisieren, was im Falle Berlusconis darin zum Ausdruck kommt, dass er sich gemäss eigenen Angaben gerne aus der Politik zurückziehen würde, wenn es nur „zum Wohle der Bürger“ und „für das Land“ nützlich wäre, jedoch der Überzeugung ist, dass es ihn weiter brauche. Glaubt er das tatsächlich? Oder handelt es sich bei solchen Aussagen um blanken Zynismus? Für das streng katholische Blatt „Famiglia Cristiana“ (Christliche Familie) - man beachte die Entsprechung des Namens zum Krebszeichen - ist der Fall allerdings klar. In der neusten Ausgabe heisst es, Berlusconi habe „jegliche Würde verloren“.

 

Tea-Party: Rückgriff auf die Ursprungsgeschichte der USA

Ähnliches scheint sich in den USA mit der republikanischen Partei und ihrem nun Ton angebenden rechten Flügel, der „Tea Party“, abzuspielen. Unter Umgehung demokratischer Regeln und unter Missachtung der Volksmeinung versucht sie, das Rad zurückzudrehen und durch finanzielle Erpressung den demokratisch legitim zustande gekommenen Entscheid für die Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung zu Fall zu bringen. Ihre Legitimation definiert sie durch einen Rückgriff auf die Geschichte, indem sie an die Ursprungsgeschichte der USA anknüpft, als die damalige „Boston Tea Party“ zum wichtigen Symbol für die Auflehnung gegen die englische Kolonialherrschaft wurde. Übertragen heisst dies für die Anhänger des rechten republikanischen Flügels – in Anlehnung an damals – den Kampf gegen eine als illegitim wahrgenommene Regierung zu führen. Dazu gehören sämtliche seit Jahren laufenden Versuche, Barack Obama als unrechtmässigen, nicht in den USA geborenen Präsidenten muslimischer Herkunft hinzustellen, der den Wehrwillen des Landes untergräbt und die Gefahr einer Fünften Kolonne herausbeschwört. Alles ist recht, um ihn anzuschwärzen und die Welt kann erst dann besser werden, wenn Obama weg ist.

In dieser Bockigkeit und Ablehnung jeglicher rational geführter Diskussion gibt es Parallelen zur Haltung Berlusconis. Beiden gemeinsam ist die grundsätzliche Ablehnung der Gegenseite und die Idealisierung der eigenen Wurzeln, Vergangenheit und Herkunft. Da die eigenen Standpunkte in einer sachlichen Diskussion nicht bestehen könnten, wird der Dialog abgelehnt und es wird auf stur geschaltet. Dies kann allerdings, wie zur Zeit in Italien geschehen, dazu führen, dass man mit seinen verbohrten Ansichten allein zurückbleibt, weil auch bisher wohl Gesonnene sich vom verfolgten extremen Kurs abwenden.

 

Es wird hoch gepokert

Mit Uranus und Pluto in Spannung zu Jupiter/Lilith in Krebs kann allerdings recht hoch gepokert werden, insbesondere wenn die Verbohrtheit so weit geht, dass auch der Niedergang des eigenen Staates in Kauf genommen wird. So wissen wir im Falle der USA noch nicht, wie das Machtspiel ausgehen wird. Da im Falle Italiens (2. Juli 1871) bereits sämtliche Transite von Uranus und Pluto zur Sonne des Landes stattgefunden haben, könnte es sein, dass der entscheidende Machtkampf in diesem Falle schon stattgefunden hat. Mit der Entstehung der USA am 4. Juli 1776 – was eine Sonne auf 13.18° Krebs ergibt (s. Fig. 4) – haben die exakten Transite der beiden Langsamläufer Uranus und Pluto noch nicht stattgefunden, sondern sie ereignen sich erstmals im Jahre 2014. So ist es denkbar, dass der Kampf um die Führung und Ausrichtung des Landes sich noch mindestens bis 2014 erstreckt. Auch die angereihten Aspekte mit einer Sonne/Saturn-Quadratur, die bis knapp 15° kardinal reicht, könnte dies nahelegen und möglicherweise gar eine Fälligkeit bis 2015 suggerieren.

Dass die Zeit um den Neumond vom 4./5. Oktober 2013 für beide Standorte, Rom und Washington, von besonderer Bedeutung ist, zeigen aber die entsprechenden Konstellationen. Der Neumond, der sich in den USA am späten Abend des 4. Oktober und in Europa am frühen Morgen des 5. Oktober ereignet, findet in auf 2-3° genauer Spannung zum laufenden Uranus/Pluto-Quadrat statt. Gleichzeitig gilt eine Venus/Mars-Quadratur, die an beiden Orten, Washington und Rom, in den kardinalen Häusern stattfindet und von den involvierten Zeichen her (Skorpion und Löwe) einen Kampf um die Herrschaft anzeigt. Im einen Fall (Washington, Fig. 5) steht der Mars im Quadrat zur AC/DC-Achse und im andern Fall (Rom, Fig. 6) im ersten Haus. Zusammen mit der starken Besetzung des Skorpionzeichens, inklusive einer Konjunktion zwischen Saturn und aufsteigendem Mondknoten, geht es in der Zeit um Anfang Oktober um grundlegende Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit Dingen, die von langfristiger, schicksalhafter Bedeutung sind.

 


[1]Auch damals stand die Lilith in Konjunktion mit Jupiter - auf Mussolinis Sonne im Löwezeichen (Absetzung Mussolinis am 25. Juli 1943). Dramatisch war aber auch die Entführung und Ermordung des langjährigen Ministers und zeitweiligen Ministerpräsidenten Aldo Moro, ein Drama, welches sich zwischen dem 16. März und dem 9. Mai 1978 abspielte, mit einer Lilith/Jupiter-Konjunktion auf der Sonne Italiens im Krebszeichen zum Zeitpunkt der Feststellung des Todes Moros. Man könnte daraus schliessen, dass im Abstand von 35-36 Jahren mit dannzumal jeweils stattfindenden Jupiter/Lilith-Konjunktionen in den Zeichen Krebs und Löwe (drei Jupiter- und vier Lilith-Umläufe von jeweils etwas weniger als zwölf bzw. neun Jahren) in Italien häufig ungewöhnliche Dinge im Zusammenhang mit Führungspersönlichkeiten passieren.


 
Claude Weiss, beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit Astrologie; Herausgeber der Zeitschrift ASTROLOGIE HEUTE; gründete 1978 die Astrodata AG, welche astrologische Textanalysen anbietet; Präsident des Schweizer Astrologenbundes (SAB); gefragter Referent an internationalen Kongressen; Bücher: «Horoskopanalyse» Bd. 1 & Bd. 2 (Bd. 2 ist in einer überarbeiteten und stark erweiterten Neuauflage erhältlich), «Karmische Horoskopanalyse», Bd. 1 & Bd. 2, Mitautor der Bücher «Pluto – Eros, Dämon und Transformation», «Die Lilith-Fibel», «Wendezeit 2010–2012», «Visionen einer neuen Zeit», E-Mail: Claude Weiss